Horch FM2J Test

Praxis

Vocals: warm und organisch

Die äußerliche Betrachtung hat es bereits nahegelegt, der Klang bestätigt es: Das Horch FM2J hat mit dem Neumann U47 FET nicht viel mehr als die Bauform des Gehäuses und technische Eigenschaften gemein. Das bedeutet allerdings nicht, dass es nicht gut klingen würde. Im Gegenteil! Bei der Aufnahme von Gesang liefert das Mikrofon einen ausgesprochen hochwertigen und edlen Sound, der eindeutig an das Klangideal der Vintage-Ära angelehnt ist. 

Das Horch FM2J im Aufnahmeraum.
Das Horch FM2J im Aufnahmeraum.

Der Grundtonbereich beeindruckt mit einem ausgeprägten und wohlig warmen Fundament, das auch beim Besprechen aus größerer Entfernung erhalten bleibt. Der gesamte Bereich der Mitten wirkt wunderbar sauber und ausgewogen, während sich die Höhen in vornehmer Zurückhaltung üben. Ein Mikrofon, das in irgendeiner Form aufdringlich wirken würde, ist das FM2J damit ganz sicher nicht. Wird der Vocal-Mode aktiviert, dann erhöht sich die ohnehin schon recht hohe Empfindlichkeit des Schallwandlers noch einmal deutlich, was sich beim direkten Vergleich vor allem durch einen erhöhten Output bemerkbar macht. Wenn man dies am Gain des Preamps kompensiert, bleibt eine sanfte Betonung der Höhen übrig. Das Signal wird dabei mit etwas Luft angereichert, die hohen Mitten bleiben dabei jedoch weitgehend unangetastet. Bei der Aufnahme von Vocals kann dies keinesfalls schaden, und auch in vielen anderen Fällen wird die leichte Öffnung nach oben Wirkung zeigen. Die Richtcharakteristik liegt im Vocal-Mode fest bei Niere und wird von der Einstellung am entsprechenden Rädchen nicht weiter beeinflusst.

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Vielseitig einsetzbar

Ob eine Auswahl an mehreren fixen Richtcharakteristiken nicht ausgereicht hätte, ist eine Frage, die man sich bei Mikrofonen mit stufenlosem Konzept immer stellen kann. Der Reproduzierbarkeit würde dies sicher zu Gute kommen, andererseits ginge es auf Kosten der Flexibilität. Dass das Horch FM2J ganz abgesehen davon ein in der Tat flexibles Mikrofon ist, zeigt sich beim Test als Shoulder-Mic an den Drums. Das Mikrofon reagiert durchaus schnell und bildet die Transienten sehr natürlich ab, wobei sich der klangliche Einfluss der unterschiedlichen Patterns auf den Gesamtklang in etwa so verhält, wie man es in der Regel erwarten würde. 

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Während die Niere für die linearsten Ergebnisse sorgt, fängt die Acht einen schwächeren Tiefbass, kräftigere Tiefmitten und mehr Präsenz ein. Bei der Kugel findet man dagegen einen ausgesprochen kräftigen Tiefbass, der mit einem Boost in den Höhen einhergeht – und natürlich transportiert sich hier auch weit mehr Raumklang als bei den anderen Charakteristiken.

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Ein Königreich für ein Pad!

Dass das Horch FM2J in Bezug auf den Klang nahezu keine Gemeinsamkeiten mit dem Neumann U47 FET hat, zeigt sich bei der Nahabnahme einer Bassdrum. Es handelt sich hier um eine der Situationen, in denen sich das geschichtsträchtige Mikrofon aus Berlin besonders wohlfühlt, und das hängt unter anderem mit seiner hohen Schalldruckverträglichkeit zusammen. Während das FM2J aus einiger Entfernung noch entspannt mit der Schallkraft eines Drumsets umgehen kann, zeigt es sich für das Close-Miking allerdings als zu empfindlich. Bereits im Linear-Mode treten bei der Positionierung direkt vor dem Resonanzfell leichte Verzerrungen auf, die im Vocal-Mode noch weit deutlicher zu Tage treten. Eine Vordämpfung hätte das Mikrofon noch flexibler gemacht.

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