Heil Sound The Fin Test

Heil Sound The Fin: Vom amerikanischen Hersteller der Talkbok ist ein dynamisches Mikro im Art-Deco-Stil erhältlich, welches in unserem Testmarathon der „Elvis“-Mikros mitmachen darf.

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Nun darf man sicherlich der Meinung sein, dass das Stromliniendesign für eine Verbindung zu Herrn Presley noch nah genug an Shures 55ern ist, doch ist es optisch eindeutig in den 1940ern und 50ern beheimatet. Der eigentliche Korpus mit den auffälligen, umlaufenden Stegen entstammt eher den späten 30ern. Elemente wie die stilisierte Rückenflosse jedoch, die dem Mikrofon nicht nur einen Spitznamen, sondern direkt die Produktbezeichnung The Fin eingebracht haben, sind eigentlich ein Merkmal der frühen 50er. Man denke nur an die vielen Raketen- und Flugzeug-Zitate im Automobilbau jener Zeit!
Nun ist bonedo nicht das turnusmäßig erscheinende Fachmagazin für Retro-Produktdesign, sondern für Musiker, Tontechniker und DJs. The Fin muss sich daher primär nicht als Kunstobjekt, sondern als technisches Werkzeug im Praxistest beweisen. Sicher wird es oftmals aufgrund seines Äußeren ausgewählt werden, doch das alleine reicht nicht für eine positive Bewertung.

Details

Turner, nicht Shure

Als Pate für das Design des Heil Sound The Fin stand nicht das Shure Unidyne, sondern ein Turner S34X. Turner ist, genau wie Astatic, auf dem deutschen Markt nie wirklich „auffällig“ geworden. Wie auch: Vor einem guten Jahrhundert war von den heutigen Ausmaßen der Globalisierung noch nicht viel zu spüren, nicht nur, was den Handel angeht, sondern auch bezüglich technischer Normen. Und vor allem Sennheiser hat schließlich den hiesigen Markt gut mit dynamischen Mikrofonen versorgt, in Frankreich LEM, in Großbritannien unter anderem STC.

Fotostrecke: 4 Bilder Markante Rückenflosse – die wohl der Namensgeber ist.

Varianten auf ein klassisches Thema

Der Fuß des Fin nimmt sowohl XLR-Stecker als auch Stativgewinde auf, der eigentliche Korpus ist über eine Neigungsvorrichtung verbunden – eine Aufgabe, die heutzutage ja oft auf die Mikrofonklemmen ausgelagert wird. Eine der wichtigsten Variationen im Mikrofonprogramm von Heil Sound scheint die Optik zu sein. So ist das Allround-Mikrofon PR30 in Silber oder Schwarz erhältlich, The Fin aber in deutlich mehr Ausführungen: Das Gehäuse kann entweder wie bei meinem Testmikro schwarz lackiert sein oder aber in klassischer Chromoptik daherkommen. Die Schaumstoffauskleidung kann wahlweise in Rot, Blau oder Weiß gewählt werden. Wer jetzt denkt, dass das für die Optik nicht allzu wichtig sei, der kennt das „Gimmick“ des Mikrofons noch nicht: Sobald Phantomspeisung anliegt, wird das Mikro von innen per LED beleuchtet. Wer jetzt „Pfui, Spinne!“ ruft, der lässt die 48 Volt eben einfach aus, dann leuchten auch die vier Dioden nicht. 

Fotostrecke: 6 Bilder Das Mikrofon macht aus jeder Perspektive ordentlich was her.

Nierencharakteristik

The Fin verwendet eine dynamische Tauchspulenkapsel mit Nierencharakteristik. Wohl aufgrund des „Rückgrats“ des Metallgehäuses und der Beugungseffekte ist die rückwärtige Dämpfung nicht sehr gleichmäßig und absolut typisch für eine Niere, liegt aber immerhin bei ungefähr 30 Grad. Der grafische Frequenzgang zeigt übliche Eigenschaften eines Mikrofons dieses Bautyps, also mit Grenzfrequenzen von 50 Hz und 18 kHz. Allerdings sind die 18 kHz nicht mit -3 dB Pegelabfall angegeben, denn dann wären es etwas weniger als bei den Shure-55er-Designs. Das Heil-Mikrofon erscheint auf der Achse besprochen etwas linearer als die anderen Elvis-Mikros, besonders die Senke zwischen 500 Hz und 1 kHz ist nur angedeutet, die wellig erhöhten Bereiche zwischen 2 und 10 kHz etwas moderater.

Umlaufende Stangen des Mikrofongrills.
Umlaufende Stangen des Mikrofongrills.

Hohe Impedanz

1,78 mV/Pa sind ein üblicher Übertragungsfaktor für dynamische Tauchspulenmikrofone, die Impedanz ist es nicht: Liegt sie bei den meisten modernen Mikrofonen deutlich unter 200 Ohm, um die angestrebte fünffache Anpassung an den Mikrofonvorverstärker zu gewährleisten, ist sie beim Heil Sound The Fin mit 600 Ohm ziemlich hoch. Selbst viele Vintage-Bändchen haben meist höchstens 300 Ohm. Einerseits ist es möglich, dass man an manchen Amps klangliche Einbußen hinnehmen muss, andererseits kann es auch eine willkommene Abwechslung sein, besonders, wenn der Preamp eine Umschaltung der Eingangsimpedanz zulässt.

Praxis

Leuchtsache ist Geschmackssache

Das Heil Sound The Fin an den Mikrofonvorverstärker angeschlossen, für die interne Illuminierung die Phantomspeisung aktiviert… Grundgütiger! Naja: Man muss schon drauf stehen, auf diese Optik. Ich persönlich finde es reichlich gruselig, wie auch schon beim Horch RM3, wen im Inneren eines Mikrofonkorbs etwas herumleuchtet. Selbst als Status-LED, wie beim Lewitt DGT-650. Gut, naja, Geschmackssache. Allerdings finde ich es schade, dass die Beleuchtung nicht gleichmäßig erfolgt, sondern sich die verbauten LEDs durch den Schaumstoff hindurch zählen lassen. Ich habe aber meine Vorgehensweise für den weiteren Verlauf des Tests schnell entschieden: Das Gefunzel bleibt aus.

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Fotostrecke: 3 Bilder Bei anliegender Phantomspeisung gibt es Beleuchtung.

Außen retro – innen eher modern?

Man bekommt mit dem The Fin nicht die absolute Retro-Packung um die Ohren gehauen, das Mikrofon klingt streckenweise durchaus modern. Das verwundert nicht, wenn man es mit anderen Mikrofonen des Herstellers vergleicht, die für ihre brillant wirkenden Tauchspulen bekannt sind. Besonders mit etwas Abstand besprochen, ist The Fin sehr klar und ausgewogen, wenngleich die Grillkonstruktion für einige Artefakte sorgt. Dass die ausladenden Stäbe im Höhenbereich für deutliche Unruhe und Phasigkeit sorgen, ist verständlich, logisch, und sollte von jedem bedacht werden, der ein derartiges Retro-Mikrofon kaufen will. Gleichzeitig ist es aber auch das, was den Klangcharakter eines Fifties-Mikros prägt. Erstaunlich sind die Natürlichkeit in den Tiefmitten-/Mitten und die hohe Präsenz im Mix – beides Eigenschaften, die bei den meisten Heil-Mikros zu beobachten sind. Allerdings resoniert es mir ein manchen Stellen der Hochmitten zu stark, es gibt einen deutlichen „Blechbüchsen-“Soundanteil.

Audio Samples
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30 cm, axial 30 cm, 45 Grad 2 cm im Kontext

Breite, konstante Niere

The Fins Polar-Pattern ist in der Front über einen weiten Bereich sehr konstant. In manchen Bühnensituationen würde man es sich ein wenig schmaler wünschen, besonders dann, wenn ein etwas weiterer Abstand gewählt wird. Nicht, dass die Bassanhebung durch den Proximity-Effekt schlecht klingen würde, aber dadurch ist der Klang ausgewogener, Popps werden verringert. Die Anfälligkeit für Feedbacks dürfte generell etwas geringer sein, ist aber nicht zuletzt dem Gehäusedesign geschuldet. Die befürchteten Probleme durch die hohe Impedanz blieben im Test interessanterweise aus. Unauffällige Preamps unterstützen gut die Art des Mikros, aber auch ein Neve und ein Röhren-Preamp sind interessante Begleiter.

Allrounder

Auch wenn es als Mikrofon, das die Blicke auf sich zieht, besonders für Bühne, Video und eventuell die Vitrine geeignet scheint: Auch als Allrounder ist es denkbar. Es unterscheidet sich klanglich von den verbreiteten Standard-Mikrofonen, aber nicht so stark, dass es als Spezialist und Exot oft im Mikrofonschrank bleiben würde. Blechbläser, Gitarrenlautsprecher, sogar Snare-Top, alles ist denkbar.

Fazit

Ich finde das The Fin von Heil Sound optisch ziemlich übertrieben. Das ist natürlich nur mein Problem, denn gegen ein traditionelles Design, das seine Fans hat, kann ich nicht anstinken. Gegen die LEDs im Mikrofonkorb vielleicht schon… Aber um zum Kern dieses Tests zu kommen: Das Mikrofon im klassischen Turner-Design macht einen ordentlichen Job und ist nur zu einem Teil so retro, wie es aussieht. Klanglich erinnert es eher an neuere dynamische Bühnenmikrofone, lediglich die Resonanzen, die Phasigkeit in den Höhen, leider auch die im Vergleich etwas stärkere Popp- und Rückkopplungsanfälligkeit verknüpfen Aussehen und Sound. Wer auffällige alte Optik und eher frischen Sound sucht, der findet im The Fin aber einen guten Compagnon.

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Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • klassisches Turner-Design
  • klare Höhen
  • durchsetzungsfähige Hochmitten
  • vielseitig
Contra
  • etwas blechern und resonierend
  • dürfte weniger anfällig für Popp und Feedback sein
Artikelbild
Heil Sound The Fin Test
Für 319,00€ bei
Heil_Sound_The_Fin_Turner_Mikrofon_14

Features und Spezifikationen

  • Wandlertyp: dynamisch (Tauchspule)
  • Empfängertyp: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 50 Hz – 18 kHz
  • Übertragungsfaktor: 1,78 mV/Pa
  • Metall-Druckgussgehäuse mit Neigungsvorrichtung
  • vier LEDs im Korpus (Phantomspeisung nötig)
  • verschiedene Finishes erhältlich
  • Preis: € 367,– (UVP)
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