Gretsch New Classic Maple Snare Test

DETAILS
Na klar, die Optik macht den ersten Eindruck. Und der ist auf Anhieb klasse. Ob man nun die hier abgebildete Black-Fade-Lackierung favorisiert oder eines der anderen Finishes, bleibt jedem selbst überlassen. In den helleren Teilen dieser Lackierung kann man die sanft gewellte Ahorn-Holzmaserung sehr schön erkennen. Schon im Gretsch-Produktkatalog von 1958 kann man Snares und Drumsets in dieser Lackierung finden, und dieses gute Stück hier bewegt sich tatsächlich irgendwo zwischen Moderne und altehrwürdigem Klassiker. Zehn Vintage Style Tube-Lugs sorgen maßgeblich für den gewissen Retro-Look.

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Ein weiteres Relikt ist das Gretsch-Round-Badge-Logo aus den Produktionsjahren 1920-1971, welches in voller Pracht auf dem Holzkessel prangt, allerdings leicht abgewandelt: Anstelle der berühmten Phrase „Drum Makers Since 1883“ steht dort schlicht und einfach der Name der Serie: New Classic Maple. Nichts desto trotz ein schöner, nostalgischer Hingucker, dessen Vorgänger vor fast 40 Jahren zum letzten Mal das Werk verließ. Insgesamt fällt die 14 x 5,5 Zoll große Snare optisch angenehm auf, edel und dennoch erdig charaktervoll, ohne überflüssige Schnörkel oder klimperige Verzierungen. Auch im Bereich der Felle hat sich Gretsch nicht lumpen lassen. Man verzichtet auf Billig-Schmörres und tut damit dem Snare-Sound und dem Kunden einen großen Gefallen. Die Snare klingt mit einem Evans-Schlagfell (G1 coated) und Reso (Hazy 300) auf Anhieb gut, obwohl frisch aus dem Karton und noch ungestimmt. Nach einem minimalen Tuning und einer halben Stunde spielen fällt auf: “Cool – keine dunklen Stickmarks.“ So wie das Teil aussieht könnte ich sie wieder zurück ins Schaufenster stellen.

Ich löse die zehn Schrauben, welche – jeweils mit einer Scheibe aus Kunststoff unterlegt – den Die-Cast-Hoop an den Fellrahmen pressen. Die Schrauben lösen sich butterweich und geräuschlos aus den gefetteten Triple-plated-highly-polished-chrome-Böckchen (geile deutsch-englische Wort-Wurst!), wobei auffällt, dass sich manche leichter und manche etwas behäbiger schrauben lassen. Da haben scheinbar manche Schrauben im wahren Sinne ‚ihr Fett nich weg gekricht‘. Beim Abnehmen des Schlagfelles fällt mein Blick sofort auf die Kantung der Snare. Zehn Holzlagen kann ich hier deutlich erkennen, sauber gearbeitet mit einer 30° Kantengratung und leicht abgerundeter Außenkante.

Diese taste ich dort, wo das Fell aufliegt, mit dem Finger ab: glatt wie ein ‚Kinder-Bobbes’ (wie man hier in Frankfurt zu sagen pflegt), nirgends rau oder uneben. Insgesamt ist der Ahornkessel 10 mm stark. In einer der Holzlagen erkenne ich kleine Macken, allerdings sind diese so nah am Inneren des Kessels, dass keine Gefahr für das Fell besteht. Ansonsten ist der Kessel erstklassig verarbeitet.
Die Vintage-Style-Lugs sind durch dünne Kunststoffscheiben vom Kessel isoliert, so dass die Lugs keinen direkten Kontakt mit dem Holzkessel haben. Innen werden sie von jeweils zwei Schrauben mit Unterlegscheibe am matt silber lackierten Kessel fixiert. Das sieht nach einer Schutzlackierung aus – falls man mit dem Tourbus mal irgendwo stecken bleibt: Snare raus, Fell ab, Suppe kochen! Da wird nichts tropfen, dufte! 


Die Kesselnaht ist perfekt verarbeitet und beim Darüberstreichen ist nichts von ihr zu spüren. Von außen ist sie nur im hellen Teil der Lackierung hauchdünn sichtbar. 
Die Gretsch-eigene Throw-Off-Snareabhebung mit justierbarer Butt-Plate macht spontan einen guten Eindruck und passt sich auch optisch den spartanisch verzierten Spannböckchen gut an. Ebenfalls wie die Böckchen ist die Abhebung mit Kunststoff unterlegt. Die Handhabung ist wie sie sein sollte: Nichts wackelt, eiert oder knackst, sondern die Mechanik funktioniert einwandfrei im Zusammenspiel mit dem Snareteppich. Beim nun folgenden ‚Zusammenschrauben‘ taucht oben erwähntes Phänomen wieder auf: Manche Schrauben lassen sich nur schwerfällig in die Böckchen drehen. Sie reiben leicht am Hoop noch bevor der Schraubenkopf ihn berührt. Ich bin gezwungen, den Stimmschlüssel zu benutzen, obwohl die Schraube noch keine vier Umdrehungen im Böckchen sitzt. Unter diesen Umständen ist es natürlich schwer (bis unmöglich) den Moment zu ‚erspüren‘, in dem die Schraube zum ersten Mal Druck auf den Hoop ausübt und man die Snare gleichmäßig stimmen kann. Ich muss den Spannreifen ein Stückchen in Richtung des Böckchens ziehen, damit die Schraube nicht am Hoop reibt und leichtgängig eingedreht werden kann. Nachdem ich alle zehn Schrauben mittels dieses Verfahrens am selben Punkt habe, kann ich mit dem Stimmen loslegen.

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