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Gretsch G6229 Players Edition Jet BT Test

Die Gretsch G6229 Players Edition Jet BT erinnert von ferne an eine Les Paul, gehört aber fest in die Tradition des amerikanischen Herstellers, der seine eigene Klangphilosophie umsetzte und bereits in den Fünfziger Jahren Solidbody-Gitarren mit Resonanzkammern herstellte. Die Erfolgsgeschichte von Gretsch begann bereits 1883, als der deutscher Auswanderer Friedrich Gretsch in der Middleton Street 128 in Brooklyn sein Musikgeschäft eröffnete. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis im Jahr 1927 schließlich die ersten Gitarren im Sortiment auftauchten.

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Der spezielle Sound und der einzigartige Twäng, der irgendwo in einer Zwischenwelt von Fender und Gibson angesiedelt ist, zogen eine ganze Generationen von Gitarristen in ihren Bann. Hier tummelt sich im Grunde alles, was im Haifischbecken des Rock’n’Roll ganz weit oben schwimmt oder geschwommen ist. Darunter auch Chris Cornell, Steve Hunter, George Harrison, Billy Gibbons, Malcom Young, Chat Atkins, Duane Eddy und Brian Setzer, um nur wenige zu nennen.

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Details

Konzept und Aufbau

Mit Gretsch-Gitarren verbinden viele die klassischen Archtop-Modelle wie die Country Gentleman oder die White Falcon. Aber seit Generationen gehören auch Gitarren mit massivem Korpus zum Sortiment des Gitarrenbauers, der mit ihnen eine etwas andere Klangvorstellungen umsetzte als mit seinen halbakustischen Modellen. Schon damals setzte man, wie bei der Testgitarre, auf das Prinzip des sogenannten Chamberings. Dabei wird der Body wie ein Schweizer Käse mit großen Löchern versehen, die man nach dem Aufleimen der Decke nicht mehr sehen kann. Das spart nicht nur Gewicht, sondern verleiht der Gitarre auch einen dezent semiakustischen Ton. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Gretsch G6229 Players Edition Jet BT kommt in einer ausgefallenen Optik mit Retro Silver Sparkle Lackierung.

Wenn das Ganze gut gemacht ist und anständig getrocknete Hölzer verwendet werden, ist der Primärklang von gekammerten Gitarren lauter und perkussiver als der von Instrumenten aus Massivholz. Bei unserer Kandidatin wurde eine Decke aus laminiertem Ahorn auf den gekammerten Mahagonikorpus geleimt und in Retro Silver Sparkle lackiert. Rein äußerlich erinnert die G6229 an eine Gibson Les Paul mit leicht geänderten Maßen. So ist sie insgesamt etwas größer und fetter als der Klassiker aus Nashville. Umso erstaunter war ich deshalb über ihre rückenfreundlichen 3,4 kg, mit denen sich die Gitarre als wahres Fliegengewicht entpuppt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Brücke besteht aus zwei Elementen, ähnlich wie man es von Tune-o-matic Konstruktionen kennt.

Wem übrigens die Lackierung zu feierlich ist, kann die Instrumente der Jet-Familie auch in vielen anderen Farben erhalten. Rückseitig ist die Gitarre klar lackiert, wodurch die Mahagoni-Maserung gut zu erkennen ist. Von hier aus ist die Schaltung durch insgesamt drei Elektrofächer zugänglich. Die Gitarre ist mit zwei Gretsch Broad’Tron BT65 Humbucker in Hals- und Steg-Position bestückt. Entwickelt wurden sie vom legendären Pickup-Designer Tim Shaw. Auch wenn die beiden Doppelspuler optisch an die guten alten Filtertrons erinnern, hat man es hier mit etwas rockigeren und leistungsstärkeren Exemplaren zu tun. Die Pickups werden mit einem Dreiweg-Kippschalter angewählt. Jeder Pickup hat seinen eigenen Volume-Regler, während sich beide ein gemeinsames Tone-Poti teilen. Ein weiterer Regler fungiert als Mastervolume, wodurch das Gitarrensignal leider nochmal durch ein Poti geschleust wird. Die Saiten werden über die Anchored Adjusto-Matic-Brücke zu einem stilvollen “V” Tailpiece geleitet. Die gesamte Hardware der Gitarre ist verchromt und passt perfekt zur Lackierung und dem gesamten Erscheinungsbild des Instrumentes.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Gitarre ist mit zwei Gretsch Broad’Tron BT65 Humbucker in Hals- und Steg-Position bestückt.

Der Hals

Der aus Mahagoni gefertigte und eingeleimte Hals ist mit einem Palisandergriffbrett ausgestattet, auf dem gealterte Block-Griffbretteinlagen aus Pearloid der Orientierung dienen. Auf der dem Spieler zugewandten Halskante befinden sich zusätzliche kleine Dots. Das Griffbrett beherbergt 22 Medium-Jumbo-Bünde, die perfekt eingesetzt und abgerichtet wurden und das verwendete U-Pofil beschert der Gitarre eine sehr gute Bespielbarkeit. Aber nicht nur die Verarbeitung der Halskonstruktion, sondern die der gesamten Gitarre ist allererste Sahne. Dazu kommt eine insgesamt gute Werkseinstellung, bei der ich nur eine Feinjustierung der Bundreinheit vornehmen musste. Die Halsrückseite ist hochglänzend lackiert, die Vorderseite der Kopfplatte in Schwarz gehalten. Die Saiten werden über den TUSQ XL-Sattel zu den Gotoh-Klemmmechaniken geführt, die einen ausgezeichneten Job machen und der Gitarre eine hohe Stimmstabilität geben.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Cutaway erleichtert das Spielen in den hohen Lagen.
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Praxis

Dank der guten Werkseinstellung und der wirklich exzellenten Verarbeitung lässt sich die Gitarre butterweich bespielen. Sie klingt rein akustisch ausgeglichen und erstaunlich laut. Die Resonanzkammern machen die Gitarre also nicht nur leichter, sondern sorgen außerdem dafür, dass der Klang dezente Anleihen an eine semiakustische Konstruktion erhält.
Was das allgemeine Spielgefühl angeht, so kann man es durchaus mit dem einer Les Paul vergleichen. Einziger Kritikpunkt ist das leichte Rasseln einiger Schräubchen der Brücke, was man leider bei vielen ABR-1 Stegen hören kann.
Kommen wir zu den Klangqualitäten am Gitarrenamp. Wegen der kräftigen, aber nicht zu knalligen Pickups hat die Gitarre trotz ihres Sechziger-Jahre-Looks einiges mehr auf dem Kerbholz, als man es von Vintage-Gitarren gewohnt ist. Hier die Gitarre am cleanen Amp in der Bridge-Position.

Audio Samples
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Bridge Pickups – cleaner Amp

Bei der Gretsch G6229-PE-SLV wurde der Tone-Regler so abgestimmt, dass man den Sound nicht nur leicht entschärfen kann, sondern so etwas wie einen dezenten Wah-Wah-Effekt erhält, wenn man ihn komplett zurückdreht. Das Ganze demonstriere ich euch in den beiden folgenden Soundbeispielen, die aus je drei Teilen bestehen. Im ersten Drittel ist das Tone-Poti komplett aufgedreht, sodass alle Höhen durchkommen. Im zweiten Drittel steht er auf Halbgas und im letzten Teil habe ich ihn komplett zugedreht.

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Bridge Pickups – Cleaner Amp – Tone-Regler zuerst weit auf, dann Halbgas, dann komplett zugedreht)

Beide Pickups in Kombination bringen einen twängigen und offenen Sound, der aber im Gegensatz zu Gitarren ohne Resonanzkammern mittig und kehliger daherkommt. Es klingt hier also nicht nach einer fetter Telecaster, wie man es von massiven und gut abgehangenen Les Pauls kennt. Stattdessen geht hier die klangliche Reise eher in Richtung 335.

Audio Samples
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Beide Pickups – Cleaner Amp
Ein moderner, aber nicht überzüchteter Sound beschert der Gretsch G6229 Players Edition Jet BT Allroundfähigkeiten.
Ein moderner, aber nicht überzüchteter Sound beschert der Gretsch G6229 Players Edition Jet BT Allroundfähigkeiten.

Auch mit dem Halstonabnehmer klingt die Gitarre ausgewogen und harmonisch. Dank des knackigen Anschlages bleibt der Sound immer definiert, während man jeglichen Anflug von Mulm vergebens sucht. Hier können selbst beinharte Jazzer weich werden.

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Neck Pickup – cleaner Amp

Verzerrt überzeugt unsere Kandidatin ebenfalls. Die Tonabnehmer sind weder zu schlapp noch zu kräftig gewickelt. Klar haben sie nur wenig mit den klassischen Filtertron-Pickups zu tun, aber sie überzeichnen den Primärklang nicht zu stark. Vom Bridgepickup gibt es diesmal gleich zwei Audios, eines mit einem Riff und ein zweites mit einer kleinen solistischen Einlage. In beiden Soundbeispielen ist der Tone-Regler in der ersten Hälfte komplett auf- und in der zweiten Hälfte komplett zugedreht.

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High Gain – Riff mit Bridge-PU – Tone-Regler zuerst auf Maximum, dann auf Minimum High Gain – Solistisch mit Bridge-PU – Tone-Regler zuerst auf Maximum, dann auf Minimum

Hier nochmal dieselbe High-Gain-Einstellung im Zusammenspiel mit beiden Pickups. Auch in dieser Einstellung bleibt der Sound dank der guten Saitentrennung offen. Dadurch kann man mit viel Verzerrung nicht nur gut solieren, sondern auch Akkorde spielen, wobei die Intervalle klar durchscheinen.

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High Gain – Beide Pickups

Wenn man vom Bridgepickup auf den Halstonabnehmer umschaltet, bleibt das Verhältnis von Twäng und fettem tonalen Unterbau weitestgehend erhalten. Besonders Mainstream- und Blues-Rocker könnten hier auf ihre Kosten kommen. In Kombination mit Marshall-Amps und einer guten Schippe Gain gibt der knackige Anschlag dem Ton immer Definition.

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High Gain – Neck Pickup
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Fazit

Die Gretsch G6229 Players Edition Jet BT ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Synthese aus Tradition und Moderne. Der 60er-Jahre-Look in Verbindung mit einem modernen, aber nicht überzüchteten Sound beschert der Gitarre Allroundfähigkeiten. Sie kann sowohl clean wie verzerrt überzeugen und eignet sich gleichermaßen für Jazzgitarristen und Blues/Rocker. Die Bespielbarkeit sowie die gesamte Verarbeitung sind jenseits von Gut und Böse. Dazu kommt das rückenfreundliche Gewicht von gerade einmal 3,4 kg.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • ausgewogener lauter Primärklang
  • gute Abstimmung der beiden Pickups
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • geringes Gewicht
Contra
  • einige Schräubchen der Bridge rappeln
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Gretsch G6229 Players Edition Jet BT Test
Für 1.799,00€ bei
Die Gretsch G6229 Players Edition Jet BT kann sowohl clean wie verzerrt überzeugen und mit guter Bespielbarkeit und Verarbeitung punkten.
Die Gretsch G6229 Players Edition Jet BT kann sowohl clean wie verzerrt überzeugen und mit guter Bespielbarkeit und Verarbeitung punkten.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gretsch
  • Bezeichnung: Gretsch G6229 Players Edition Jet BT
  • Serie: Professional Collection
  • Herkunft: Japan
  • Farbe: Silver Sparkle
  • Body: Mahagonikorpus mit Resonanzkammern
  • Decke: Ahorn laminiert
  • Hals: Mahagoni (eingeleimt)
  • Halsprofil: U
  • Griffbrettradius in Zoll: 12
  • Griffbrett: Palisander (Dalbergia latifolia)
  • Griffbretteinlagen: gealterte Pearloid Block-Griffbretteinlagen
  • Bünde: 22 Medium-Jumbo
  • Sattelbreite: 42,90 mm
  • Mensur: 625 mm
  • Tonabnehmer: 2 Gretsch Broad’Tron BT65
  • Regler: Vol.1, Vol. 2, Master-Volume, Master.Tone
  • Pickup-Schalter: Dreiweg-Kippschalter
  • Sattelmaterial: TUSQ XL
  • Bridge: Anchored Adjusto-Matic Steg
  • Saitenaufhängung: Gretsch V-Stoptail Tailpiece
  • Saitenstärke ab Werk: .010 – .046
  • Gewicht: 3,4 kg
  • inkl. Deluxe Koffer
  • Ladenpreis: 2068,00 Euro (Juli 2019)
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Bei unserer Kandidatin wurde eine Decke aus laminiertem Ahorn auf den gekammerten Mahagonikorpus geleimt.

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Jan Eustergerling sagt:

#1 - 15.01.2020 um 09:32 Uhr

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Es gibt eine schöne Geschichte zu der Glitter-Lackierung: bei Gretsch wurden seinerzeit die Gitarren und Schlagzeuge in der gleichen Halle produziert. Angeblich machten sich in einer Pause Mitarbeiter einen Spaß und überzogen eine Gitarre mit dem für die damalige Zeit angesagten Glitzerlack für Schlagzeuge. Es war ja alles verfügbar in der Produktionshalle. Das Ergebnis gefiel dann so gut und kam gut an, das es zu einem Serienmodell geführt hat. Also: der Lack ist eigentlich ein Drumset-Lack.

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