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Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test

Die Les Paul wird 65! Kaum zu glauben, aber 2017 erreicht das Gibson Erfolgsmodell eigentlich das Rentenalter. Dass sie den Ruhestand nach einem überaus turbulenten und erfolgreichen Arbeitsleben im Scheinwerferlicht verdient hätte, steht außer Zweifel. Aber die junggebliebene Diva macht weiter, wie die brandneue Les Paul Traditional 2017 T beweist. Natürlich sahen die ersten Paulas, wie sie auch liebevoll genannt werden, im Entstehungsjahr 1952 noch etwas anders aus als die Generationen von Nachfolgemodellen, die man mittlerweile kennt: Die ersten goldlackierten Typen waren nämlich noch mit P90 Tonabnehmern und einem Trapez-Saitenhalter ausgestattet.

Auf den Mahagonikorpus wurde eine sehr schön gemaserte AA-Grade Ahorndecke aufgeleimt und tadellos lackiert.
Auf den Mahagonikorpus wurde eine sehr schön gemaserte AA-Grade Ahorndecke aufgeleimt und tadellos lackiert.


Die 2017er Les Paul Traditional geht mit der Rückbesinnung auf die Tradition zwar nicht vollkommen zum Entstehungsjahr der Les Paul zurück, versucht allerdings dennoch, den Geist der späten 50er Jahre (die erste Les Paul Standard entspringt dem Jahr 1958) in einem neuen Modell einzufangen. Wir haben es uns nicht nehmen lassen und wollten überprüfen, ob Gibson dieses Vorhaben geglückt ist!

Details

Korpus

Die Les Paul Traditional erscheint mit einem Mahagonikorpus, auf den eine AA-Grade Ahorndecke aufgeleimt ist. Die Gitarre ist optisch ein wahrer Leckerbissen, denn sowohl Lackierung wie Maserung und die cremefarbenen Bindings verleihen diesem Modell eine gewisse Exklusivität, zumal alle Arbeiten fehlerfrei und tadellos bewerkstelligt wurden. Beim ersten Umhängen der Traditional fällt sofort auf, dass hier keine Weight-Relief-Techniken wie Hohlkammern oder sonstige Fräsungen zur Anwendung kamen: Die Paula ist vollmassiv, mit allem, was dieses Attribut an Soundqualität, aber auch an Gewicht mit sich bringt.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf den Mahagonikorpus wurde eine sehr schön gemaserte AA-Grade Ahorndecke aufgeleimt und tadellos lackiert.

Auf dem Korpus finden wir, abgesehen von den Pickups und der Elektrik, auf die wir später eingehen werden, den klassischen Tune-o-matic Steg plus Stopbar Tailpiece.
Wird bei günstigen Modellen eher zu Aluminium gegriffen, kommt jenes bei der Traditional nur am Tailpiece zum Einsatz, wohingegen die Brücke eine hauseigene Wired ABR -Variante ist.
Ab Werk befindet sich übrigens an diesem Modell kein montiertes Schlagbrett, das allerdings zur Selbstmontage mitsamt Schrauben und Winkel dem Lieferumfang beigefügt wurde. Die Rückseite offenbart eine schöne Mahagonimaserung und die Plastikabdeckung für die Elektrik, die mit einem tolexartigen Bezug versehen ist. Die chromfarbenen Gurtpins wurden am unteren Zargenende sowie an der Zarge oberhalb des Hals-Korpusüberganges angebracht. Gemäß Produktblatt ist die 2017er Traditional ebenso in Heritage Cherry Sunburst und Antique Burst erhältlich.

Never change a winning team - der klassische Tune-o-matic Steg plus Stopbar Tailpiece hat sich bewährt.
Never change a winning team – der klassische Tune-o-matic Steg plus Stopbar Tailpiece hat sich bewährt.

Hals

Den einteiligen Mahagonihals ziert ein Palisandergriffbrett mit 22 Bünden. Hals und Bünde sind perfekt abgerichtet und verarbeitet, wobei die Sattelbreite die für Les Pauls üblichen 43 mm beträgt. Die Halskanten sind mit einem cremefarbenen, sogenannten “rolled”-Binding eingefasst, das auch die Enden der Bundstäbchen einschließt. Der Name Traditional lässt bereits darauf schließen, dass man hier auf die Rounded-Halsprofilmaße der 50 Jahre treffen muss. Diese sind zwar etwas kräftiger als das 60er Jahre Slimtaper-Profil, aber immer noch traumhaft zu bespielen. Ansonsten weist der Hals einen 12″ Radius und eine 628 mm Mensur auf.
Auf der Kopfplatte schimmert ein perlmuttfarbenes Gibsonlogo sowie der geschwungene “Les Paul Model”-Schriftzug in Creme. Falls man das Bedürfnis hat, die Halsneigung zu justieren, führt eine Plastikabdeckung am Kopf mit dem Aufschrift “Traditional” direkt zum Halsstab. An Stimmmechaniken kommen bei unserer Kandidatin Vintage Keystone Tuner zur Anwendung, die sich traditionell in der symmetrischen “3+3” – Anordnung an der Kopfplatte befinden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Palisandergriffbrett ist mit 22 Bünden und Block-Inlays ausgestattet.

Pickups und Elektrik

Auch hinsichtlich der Pickups beruft man sich, wie der Name vermuten lässt, ganz auf die Tradition und setzt die Gibson Burstbucker ein. Wollte Gibson doch bereits mit den Classic 57er Tonabnehmern einen direkten Nachbau des legendären, von Seth Lover gewickelten PAFs realisieren, so wirken die Burstbucker durch die unterschiedlichen Wicklungszahlen auf beiden Spulen noch einen Hauch authentischer als die maschinengewickelten 57er Modelle. Auf unserem Modell kommt für den Steg die #2er Version und als Halstonabnehmer die #1er Version zum Einsatz, die sich primär darin unterscheiden, dass der Burstbucker #1 etwas mehr Wicklungen besitzt. Die Elektrik, die komplett handverdrahtet wurde, umfasst die beiden Tone- und Volume-Regler, wobei letztere zusätzlich mit “Orange Drop”-Kondensatoren anstelle der üblichen Keramik-Kondensatoren bestückt sind. An Potiknöpfen kommen die “Gold Tops” mit Alu-Pointer zum Einsatz. Das Umschalten der Tonabnehmer wird mit einem Dreifach-Kippschalter oberhalb des Griffbrettansatzes realisiert.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Les Paul Traditional ist traditionsgemäß mit zwei Humbuckern bestückt.

Zum Lieferumfang unserer Edelpaula gehört ein brauner Traditional Gibson-Koffer mit roter Innenauskleidung, ein Gibson Premium-Gurt, ein edler kleiner Samtbeutel für das Poliertuch, ein Manual und die erforderlichen Schlüssel.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Paula kommt mit eigener Behausung in Form eines braunen Gibson-Koffers mit roter Innenauskleidung.
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Praxis

Für die Soundbeispiele kommt ein Laney L5 Lionheart über eine 4×12″ Marshallbox mit V30 Speakern zum Einsatz, die mit einem SM57 abgenommen wird.
Das unverstärkte Anspielen der Traditional offenbart gleich einen Klangeindruck, bei dem mir ganz spontan das Wort “mächtig” einfällt. Der Korpus zeigt ein sehr lebendiges Schwingungsverhalten und bereits trocken spürt man dem Instrument seine Ausgewogenheit an. Sowohl Saitenlage als auch Bundreinheit sind tadellos eingestellt und ich habe sofort das Gefühl, diese Gitarre bereits seit Jahren gespielt zu haben.
Zunächst hört ihr ein 16tel Funkriff mit den drei Pickupkombinationen, beginnend mit dem Steghumbucker. Die Cleansounds klingen in allen Positionen sehr kräftig und “schmatzen”, wie ich es von einer Les Paul erwarte. Dabei werden die Saiten sehr gut getrennt und man erhält ein sehr ausgewogenes Frequenzbild. Für diejenigen, die auf den etwas “tele-artigen” Sound stehen, den manche Les Pauls auch in sich tragen, wird dieses Modell aufgrund seiner massiven Bauweise möglicherweise nicht erste Wahl sein. Wer auf fette Paulasounds steht, ist hier jedoch goldrichtig!

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16tel Funkriff mit allen drei Pickupkombinationen

Im folgenden Beispiel hört ihr offene, gepickte Akkorde in allen Tonabnehmerpositionen. Auch hier offenbart die Gitarre ein sehr organisches Verhalten und eine tolle Balance über alle Saiten und Bünde. Mich erfreut es persönlich immer, wenn die Pickups den Natursound der Gitarre durchlassen und man das Gefühl bekommt, das Holz und die Finger zu hören – all das ist hier gegeben.

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Akkord-Picking, alle drei Tonabnehmerpositionen
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Crunchriffs klingen durch den vollmassiven Korpus sehr fett, haben jedoch ihren eigenen Charme und Charakter.

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Crunch Sound

Wie der trocken gespielte Eindruck bereits vermuten lässt, klingen rockige Powerchordriffs sehr mächtig auf der Traditional, jedoch ohne zu matschen, denn selbst bei solchen Gainsettings bleibt das Frequenzbild sehr ausbalanciert und definiert.

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High Gain: Powerchords

Nun ein paar kurze Sololicks in allen erdenklichen Pickupkombinationen, mit diversen Volume-Settings und anschlagsdynamischer Spielweise. Die Traditional nimmt die Änderung in meinem Spiel sehr musikalisch auf und die Pickups reagieren organisch auf das Spiel mit dem Volume-Regler, was sicherlich nicht zuletzt auch den Orange-Drop-Kondensatoren zu verdanken ist.

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Solo-Sound: alle drei Pickupkombinationen
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Fazit

Die Les Paul Traditional weiß in allen Punkten zu überzeugen. Hinsichtlich der Verarbeitung und Werkseinstellung gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Hier wurde makellose Arbeit verrichtet und die Bespielbarkeit der Paula ist ein Traum. Auch klanglich überzeugt das Modell in allen Bereichen, nicht zuletzt dadurch, dass man, wie ich finde, mit den Burstbuckern eine sehr gute Pickupwahl getroffen hat.
Wie oben bereits erwähnt, ist der knackige, twangige Anteil bei dieser Traditonal etwas weniger stark ausgeprägt, sondern eher das Mächtige, Fette, was viele an der Paula so schätzen. Demzufolge sollte man natürlich seine geschmacklichen Vorlieben kennen, bevor man eine Kaufentscheidung trifft. Sicherlich sind über zwei Mille Thekenpreis kein Pappenstiel, ob der gebotenen Qualität und Ausstattung halte ich ihn jedoch für angemessen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • makellose Verarbeitung
  • fetter, voller Sound
  • sehr gute Dynamik und Ansprache
  • attraktive Optik
Contra
  • keins
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Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test
Für 1.750,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gibson
  • Modell: Les Paul Traditional 2017 T
  • Farbe: Honey Burst (auch als Heritage Cherry Burst und Antique Burst erhältlich)
  • Herstellungsland: USA
  • Korpus: Mahagoni mit Ahorndecke
  • Hals: Mahagoni
  • Halsprofil: Rounded
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22
  • Mensur: 628 mm
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Tonabnehmer: Burstbucker #1 und #2
  • Elektrik: Dreiwege-Toggle-Switch, 2 Volume-Regler, 2 Tonregler
  • Hardware: Aluminium-Saitenhalter, Wired ABR-Steg
  • Lieferumfang: Koffer, Poliertuch, Gibson-Gurt. Cruz Tools
  • Preis: 2214,00 Euro
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