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Gibson J-35 30s Faded Test

Mit der Gibson J-35 30s Faded lässt der Hersteller im Rahmen seiner aktuellen Faded-Serie eines seiner frühen Dreadnought-Modelle aus den 30er-Jahren wiederaufleben. Die J-35 wurde erstmals von 1936 bis 1942 produziert und anschließend von der J-45 abgelöst. Letztere setzt auf die gleichen Proportionen und Hölzer, schlägt aber bei der Beleistung des Korpus einen etwas anderen Weg ein, was sich natürlich auf den Klang auswirkt.

Gibson J-35 30s Faded Test

Gibson J-35 30s Faded – das Wichtigste in Kürze

  • Wiederauflage der berühmten Pre-War-Dreadnought
  • Fichtendecke und Mahagonikorpus
  • dünne Satin-Nitro-Lackierung
  • LR Baggs VTC Piezo-Pickup-System
  • Made in USA

Erster Eindruck zur Gibson J-35 30s Faded

Schon zu ihrer Geburtsstunde war die J-35 die günstigere Alternative zur damals alternativ erhältlichen Advanced Jumbo des Herstellers und zeigte sich dementsprechend in einem zurückhaltenderen Look. Bei der neu aufgelegten Gibson Faded-Serie gehört eine gewisse Schlichtheit im Aussehen hingegen ganz allgemein zu den Grundeigenschaften. In der Preisrange macht die neue J-35 unter den drei Faded-Acoustics ansonsten aber nach wie vor den Anfang.

Gibson J-35 30s Faded Koffer
Fotostrecke: 6 Bilder Die Lieferung der Gibson J-35 30s Faded erfolgt in einem passenden Formkoffer,…

Unsere Kandidatin wird in einem Formkoffer geliefert, der neben dem Instrument einen zweiten Gurtpin, ein Reinigungstuch und das Werkzeug zum Nachstellen der Halsneigung beinhaltet. Außerdem dabei ist praktischerweise auch ein D’Addario Humidipak zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit bei der Lagerung des Instruments. Auch wenn ein schlichtes Erscheinungsbild generell zur DNA der Gibson Faded-Acoustics gehört, hält sich die  Gibson J-35 30s Faded noch etwas mehr mit ihren äußeren Reizen zurück und wirkt mit ihrer Satin-Nitro-Lackierung gleichzeitig sehr naturbelassen. Bei einem genaueren Blick auf das Decken-Binding zeigen sich aber leider ein paar Unsauberkeiten und auch der Sattel hat bei der Lackierung schwarze Farbspritzer abbekommen. Das geht definitiv besser! Davon abgesehen ist die sonstige Verarbeitung dem ersten Eindruck nach sehr solide und strahlt, ähnlich wie bei der J-45, einen puristischen Charme aus. Die Gibson J-35 30s Faded wird standardmäßig mit einem LR Baggs VTC Piezo-Pickup-System ausgeliefert.

Gibson J-35 30s Faded Saitenhalter
Fotostrecke: 7 Bilder Auf der Decke klebt ein klassischer Saitenhalter, wie man ihn auch von anderen Modellen kennt.

Bewährte Zutaten für Decke und Korpus

Wie schon einleitend angedeutet, sind sich die J-35 und ihre Nachfolgerin, die J-45, sehr ähnlich. Da die neuen Faded-Modelle außerdem zur Original Collection gehören, macht der Hersteller selbstverständlich keine Experimente, sondern setzt wie schon beim Urmodell auf eine Fichtendecke in Kombination mit einem Korpus aus Mahagoni. Den Übergang zwischen Boden und Zargen ziert ein cremefarbenes einlagiges Binding, gegenüber auf der Decke geht es mit einem mehrlagigen Binding etwas aufwendiger zu. Insgesamt schlicht fällt ansonsten auch die Schalllochverzierung aus und für einen optischen Akzent sorgt das sogenannte Advanced-Jumbo-Pickguard mit Tiger-Optik.

Bei der J-35 macht das Bracing den Unterschied

Neben einem kürzeren Griffbrett mit nur 19 statt 20 Bünden liegt der Unterschied zur J-45 besonders bei der Korpusbeleistung. Zwar setzt die J-35 laut Herstellerinfos auch auf das typische Scalloped X-Bracing, im Detail kommt aber die X-förmige Verstrebung der damaligen Advanced-Jumbo-Modelle zum Tragen, die einen etwas breiteren Winkel als bei der J-45 aufweist. Weiterhin fällt auch die Querstrebe oberhalb des Schalllochs schlanker aus. Selbstredend wirken sich diese Unterschiede auf das Klangverhalten aus, wie wir später hören werden. Nicht unerwähnt soll aber an dieser Stelle auch bleiben, dass die historische J-35 in ihrer ersten Produktionsphase mit verschiedenen Bracing-Pattern gefertigt wurde. Heutzutage haben wir es an dieser Stelle also mit einer gewissen Normung zu tun.

Gibson J-35 30s Faded Halsansatz
Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals sitzt fest und wackelfrei in der Halstasche.

Die J-356 30s Faded hat einen Hals zum Zupacken

Der Mahagonihals offenbart ein tendenziell kräftigeres Rounded-Profil und beherbergt ein Griffbrett aus Palisander mit einem 12-Zoll-Radius, einfachen Punkteinlagen und 19 Standard Small Crown Bünden. Die Mensur beträgt 628,65 mm und die Saiten laufen auf ihrem Weg zur Kopfplatte über einen 43,815 mm breiten Knochensattel, wo sie anschließend von offenen Mechaniken aus dem Hause Grover in Stimmung gebracht werden. Als Hommage an die frühen Gibson-Instrumente präsentiert die Kopfplatte der J-35 30s Faded außerdem den alten Schriftzug des Herstellers.

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A Flatpickers Dream – in der Praxis zeigt die J-35 ihre Stärken

Beim ersten Anspielen offenbart die Gibson J-35 30s Faded ein ordentliches Setup, das eine gute Bespielbarkeit ermöglicht. Da der zweite Gurtpin noch nicht montiert ist, spiele ich die Gitarre ausschließlich im Sitzen. Wie anfangs erwähnt, sind die Maße der Gitarre identisch zur J-45 und so verwundert es mich dann auch nicht, dass die J-35 ein sehr ähnliches Spielgefühl wie ihre berühmtere Schwester offenbart. Mit ihrem kräftigen Hals und ihrem kernigen und etwas ungeschliffenen Sound hat man demzufolge auch bei der J-35 den Eindruck, ein richtiges Arbeitsgerät in der Hand zu haben. Dabei wird der Einsatz, den man mit dem Plektrum hineingibt, auch entsprechend belohnt. Demzufolge hat also auch diese Round Shouldered Dreadnought ihre Stärken bei Flatpicking- und Strumming-Spielweisen. Fingerpicking und Solospiel haben ebenfalls ihren Charme, auch wenn kleinere Bauweisen hier naturgemäß eine Nasenlänge voraus sind. Wer auf der Suche nach einer Gitarre dieser Art ist, weiß in der Regel, dass man hier keine eierlegende Wollmilchsau bekommt. Die J-35 gehört eher zu den Instrumenten, die in einem bestimmten Metier besonders charakterstark auftreten.

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Mehr Informationen

Gibson J-35 vs. J-45

Da ich die kürzlich getestete Gibson J-45 50s Faded ebenfalls noch im Studio habe, liegt es natürlich nahe, beide Instrumente einander direkt gegenüberzustellen. Übrigens habe ich in diesem Zusammenhang bei den Aufnahmen auf quasi identisches Material zurückgegriffen, sodass man die beiden Gitarren besser vergleichen kann. Wie schon angedeutet, geht die Reise mit der J-35 in eine ähnliche Richtung. In den Höhen klingt sie eine Spur weniger gedeckt und damit etwas brillanter, gleichzeitig aber auch nicht ganz so warm in der Gesamterscheinung. Da ich die J-45 bewusst und auch unbewusst schon deutlich häufiger gehört habe, wirkt sie auf mich beim Vergleichen stets vertrauter und mit ihren so typischen Mitten auch etwas prägnanter. Gleichzeitig ist die J-35 aber ohne Frage eine interessante Alternative. Hier hilft am Ende also mal wieder nur ein persönlicher Test.

Das Merkmal der Gibson J-35 30s Faded ist ihr kerniger Grundsound, der vor allem beim Plektrumeinsatz sehr schön zur Geltung kommt.

Das LR Baggs VTC der J-35 bietet solide Performance

In Bezug auf das LR Baggs VTC Tonabnehmersystem kann ich mich nur wiederholen. Der verbaute Piezo-Pickup macht einen gewohnt soliden Job und sorgt für eine unproblematische Verstärkung des Instruments auf der Bühne, kann aber natürlich mit dem Naturklang der Gitarre nicht mithalten.

Die Gibson J-35 30s Faded im Studio

Hier kommen abschließend noch ein paar Beispiele mit unterschiedlichen Spielweisen. Abgenommen wird die J-35 dabei über ein Neumann TLM 103 Mikrofon. Bei zwei Beispielen habe ich außerdem das Tonabnehmersignal mit aufgezeichnet.

Audio Samples
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Strumming Folk Flatpicking Fingerpicking 1 (Mikrofon) Fingerpicking 1 (Tonabnehmer) Blues Flatpicking Fingerpicking 2 (Mikrofon & Tonabnehmer) Melody & Chords
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Die Gibson J-35 30s Faded ist eine aktuelle Neuauflage des Originals aus den 30er-Jahren und entpuppt sich im Test als interessante Alternative zur berühmten J-45.  Ihr Merkmal ist ein kerniger Grundklang, der mit dem Plektrum besonders schön zur Geltung kommt. Auch wenn die J-35 sich schon bei ihrer Einführung nicht um aufwendige Designmerkmale scherte, wirkt die aktuelle Faded-Variante noch etwas schlichter. Der aufgerufene Preis von aktuell knapp 2000 Euro erscheint daher recht hoch, wobei hier natürlich auch die aktuell sehr spürbare Teuerung auf dem Markt nicht außer Acht gelassen werden darf. Die im Test erwähnten kleinen Unsauberkeiten sollten bei einem Instrument dieser Preisklasse aber in jedem Fall kein Thema sein. 

Mit der Gibson J-35 30s Faded bietet der Hersteller eine interessante Alternative zur berühmten J-45 an.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • solide Verarbeitung (mit Abstrichen -> Siehe Contra)
  • gute Bespielbarkeit
  • klanglich eine interessante Alternative zur J-45
  • solides Tonabnehmersystem
Contra
  • kleine Unsauberkeiten in der Verarbeitung
Artikelbild
Gibson J-35 30s Faded Test
Für 2.049,00€ bei
  • Hersteller: Gibson
  • Serie: Original Collection
  • Modell: J-35 30s Faded
  • Herkunftsland: USA
  • Finish: Faded Natural (Satin Nitrocellulose Lacquer)
  • Decke: Sitka Fichte
  • Boden & Zargen: Mahagoni
  • Steg: Palisander
  • Stegeinlage: Knochen
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrettradius: 12″
  • Sattel: Knochen
  • Halsprofil: Rounded
  • Bünde: 19 Standard Small Crown
  • Mensur: 628,65 mm / 24.75“
  • Sattelbreite: 43,815 mm / 1.725″
  • Tonabnehmer: LR Baggs VTC
  • Bedienung: Volume & Tone
  • Stimmmechaniken: Grover Open Back
  • Gewicht: 1,83 kg
  • Zubehör: Koffer
  • Ladenpreis: 1.999 Euro (Dezember 2022)
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Gibson J-35 30s Faded Korpus

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