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German Maestro GMP 400 und GMP 450 Pro Test

German Maestro bietet mit dem GMP 400 einen offen und mit dem GMP 450 Pro einen geschlossenen Kopfhörer für die Studiosektion an.

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Dröselt man den näheren Verwendungszweck vor dem Hintergrund der physikalischen Eigenschaften etwas feiner auf, ergeben sich verschiedene mögliche Anwendungsbereiche für unsere beiden Testprobanden nach klassischem Muster: Der 400er soll als Referenz für den Toningenieur während der Recording- und Mixsessions dienen, wohingegen der 450 Pro reine Monitoring-Aufgaben übernehmen soll, sprich der einspielenden Zunft während der Aufnahmen und Proben auf die Ohren gesetzt wird. Für die Studiogenossen ruft der in Obrigheim ansässige Hersteller stattliche Preise auf, die jenseits der 200-Euro-Mauer liegen und setzt somit die Messlatten automatisch adäquat auf Höhe. Der offene Mix-Hörer GMP 400 schlägt derzeit mit 225 Euro UVP zu Buche und sein jüngerer Bruder GMP 450 Pro mit 10 Euro mehr. Beide Straßenpreise liegen aber aktuell (Jan. 2016) bei etwa 200 Euro. Der “deutsche Meister” macht auf seiner Homepage (www.german-maestro.de) keinen Hehl daraus, dass der GMP 400 die technische Grundlage für die Entwicklung des GMP 450 Pro war, warum sollten er auch.
German Maestro entwickelt und fertigt seine gesamte Angebotspalette ausschließlich im Einzugskreis des Kennzeichen “D”, was sie auch meiner Meinung nach zu Recht für ihr Marketing nutzen. Dass sich ein großer Teil der Belegschaft der badischen Company aus der ehemaligen Mitarbeiterschaft des Herstellers MB Quart speist, ist mir allerdings erst seit kurzer Zeit geläufig. Die gute deutsche Marke aus den 60er Jahren ist hier in Deutschland nicht mehr zu finden, denn der „Investor” nutzt sie in den USA und in Asien noch für Car Hi-Fi. Bleibt zu hoffen, dass die sympathische Firma im Preiskampf auch weiterhin bestehen und ihren ganz individuellen Weg durch den globalen Markt gehen kann. Genau der Weg auch, der uns wiederum zurückführt auf die konkrete Überprüfung des Preises oder vielmehr der Preise des GMP 400 und 450 Pro vor dem Hintergrund des hier Gebotenen. Und los geht´s!

Details

Lieferumfang

Ein Kapitel, was sich in diesem Fall schnell erledigen lässt, obwohl ich hier ja zwei Geräte anstatt eines abhandeln werde. Doch alles was ich bei beiden aus den schlichten Kartonagen hervorhole, sind der GMP 400 und der GMP 450 Pro. Die Kopfhörer gibt´s schnörkellos am Stück ohne abnehmbares Kabel oder sonst irgendwas. Die Verpackung ist stylisch und dennoch schlicht. Kein bisschen Kunststoff, sehr sympathisch und umweltfreundlich zugleich. Die beiden Modelle gleichen sich fast aufs Haar, auch hinsichtlich der Ausstattung gibt es auf den ersten Blick bis auf die Rückwände der Hörsysteme keine Unterschiede zu vermelden. 

Fotostrecke: 2 Bilder GMP 400 und seine Verpackung

Beim ersten Aufsetzen hingegen wird schnell das zweite Unterscheidungsmerkmal bei den vorliegen Modellen klar: Die Ohrpolster. Der offene Genosse (GMP 400) ist mit einem aus Schaumstoff gefertigten im Durchmesser 102 Millimeter betragenden weichen Polster ausgestattet, das ohrumschließend sitzt und das Außenohr mit schwarzem Samtvelours umschmeichelt, was gut gefällt und durchgehend locker auszuhalten ist. Der 450 Pro kommt ebenfalls mit einem umschließenden weichen Schaumstoffpolster, welches aber von einem glatten Lederimitat überzogen ist, das auf Dauer der Ohratmosphäre ein wärmeres und dann irgendwann auch feuchteres Klima beschert. Das freie Oval für das Ohr im Inneren des Schaumstoffpolsters ist 35 mal 55 Millimeter groß, was in der Tat bei mancher Ohrausprägung knapp werden könnte.

Fotostrecke: 2 Bilder Samtvelours als Ohrpolsterüberzug ist immer wieder ein echter Ohrschmeichler!

Konstruktion

Beide Kopfbügel sind 24 Millimeter breit und an beiden Enden an die Rundrahmen, in denen die Muscheln hausen, mit Hilfe einer sichtbaren kleinen Schraube fixiert. Die individuelle Ohranpassung funktioniert über die nach allen Seiten hin federnde Aufhängung der Gondeln in den Rundrahmen. Die bügelseitige Kopfgrößenanpassung ist fein gerastert und beträgt auf beiden Seiten etwa zwei Zentimeter, was nicht viel ist, aber in diesem Fall reichen sollte. Die Anpassung an den Kopf geschieht über ein Kopfband, das genügend Abstand des Kopfes zum Bügel hin gewährleistet, um keine Druckstellen aufkommen zu lassen. Die Größenanpassung stellt sich allerdings nach Absetzen des Deutschmeisters nicht von allein wieder zurück, da hier keine Gummibänder o.ä. installiert sind, die für den nötigen Zug nach unten sorgen. Deswegen halbautomatisch. Das Kabel wird beidseitig nach unten aus den Muscheln geführt und ist dort fest installiert, was eher mäßige Reaktionen meinerseits zur Folge hat, schließlich führt das bei Defekt des Kabels direkt in einen Servicefall. Das Kabel selbst allerdings wirkt zwar ein wenig roh, aber eben auch robust, wie auch beide Kopfhörer insgesamt diesen Eindruck vermitteln.

Fotostrecke: 2 Bilder Die halbautomatische Kopfgrößenanpassung ist sowohl beim GMP 400…

Beide Enden jenes Kabels werden in einem Y-Stück aus gegossenem PE-Kunststoff vereint, woraufhin drei Zentimeter gerades Kabel und anschließend vier Zentimeter Spiralanteil folgen. Die hochwertig gegossene Wendel kann bis auf die zehnfache Länge auseinandergezogen werden, was erstaunlich ist und trotzdem besser nicht allzu häufig ausprobiert werden sollte. Insbesondere an jener Stelle ein sehr elastisches Element in das Kabel zu integrieren, ist schlau und genau die Art von Zugentlastung, die nötig ist, um aus den vorliegenden Modellen keine dauerhaften Service-Besucher zu machen. Der PVC-Schlauch ist rund gegossen und beträgt 3,5 Millimeter im Durchmesser. Es kommt auf eine Länge von 2,60 Metern und kann (wenn auch nicht oft) drei Meter lang werden. Das geräteseitige Kabelende mündet in einem geraden und massiv gegossenen, vergoldeten 3,5 Millimeter großen Klinkenstecker, auf den bei Bedarf der mitgelieferte 6,35-Millimeter-Adapter geschraubt werden kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Das hier verwendete Kabel ist ebenfalls…

Techspecs

In den Muscheln der beiden GMPs arbeiten dynamische Treiber, über deren Durchmesser man nur mutmaßen kann und auch der Hersteller nichts preisgibt. Der Übertragungsbereich wird seitens des Herstellers hingegen mit 14 bis 24.100 Hertz angegeben. Wie groß hier die maximale Abweichung ist, wird aber wiederum nicht genannt. Die Anschlussimpedanz beträgt 300 Ohm und die maximale Nennbelastbarkeit 100 Milliwatt, was zugegebenermaßen nominell erst mal nach nicht so viel klingt. Der Klirrfaktor liegt bei 0,07 Prozent (bei 1mW und 1kHz gemessen) für den GMP 400 und bei 0,06 Prozent (ebenfalls bei 1mW und 1kHz) für den GMP 450 Pro. Der von German Maestro gemessene Schalldruckpegel beträgt bei 1 mW Leistungsaufnahme bei 1 kHz beim geschlossenen Modell 100 dB und beim offenen Hörer 98 dB. Auch hinsichtlich des Gewichts kommt es nur zu einem winzigen Unterschied von in Relation kaum spürbaren 15 Gramm; der 400er bringt 247 Gramm und der 450er 232 Gramm auf die Waage.

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Praxis

Tragekomfort und Handling

Das bloße Tragen der beiden GMP-Brüder erweist sich als wahre Freude, denn die Teile drücken nirgendwo zu fest, die Muscheln um die Ohren wirken zu keiner Zeit wirklich unangenehm, auch Wärmestaus konnte ich überraschenderweise auch beim 450 Pro nicht feststellen. Allerdings ist der Anpressdruck wirklich bei beiden kaum spürbar, was beim Schüttel- respektive Abwurftest nicht zu Bestnoten führt. Im Gegenteil: Im Grunde muss bei schnellen Drehungen des Kopfes immer mal wieder der Sitz angepasst werden. Die Größenanpassung an den Kopf geschieht automatisch seitens des Bügels als Reaktion auf den Zug des Kopfbandes.
Will jemand anders nach der Anwendung das Headphone aufsetzen, muss die Größenanpassung wieder rückgängig gemacht werden, indem man die Adaption an beiden Seiten wieder zurücksetzt, was ich weder als lästig noch als unkomfortabel empfunden habe. Das beidseitig geführte Kabel ist zwar nicht verwicklungsfrei, aber auch nicht so wahnsinnig widerspenstig und erfüllt die Ansprüche im Studioalltag locker. Der Minispiralanteil erweist sich als sehr praktisch und könnte auch für DJ-Headphones anstelle eines Vollspiralkabels Schule machen.
Einzig das Ohrpolster des GMP 450 Pro bietet einen nachvollziehbaren Grund für potentielle Beschwerden, denn wie vermutet bietet das offene Oval im Inneren des Ohrpolsters mit einer Grundfläche von 35 mal 55 Millimetern meinem Ohr wenig Platz und insbesondere mein rechtes Ohr rutscht hier und da mal heraus. Ein Freund, der den 450er ebenfalls aufgesetzt hat, schilderte mir ähnliche Ohr-rutscht-raus-Effekte. Hier sollte German Maestro vielleicht in Zukunft Ohrpolster mit verschieden großen Ovalen anbieten, um auch die potentiellen Käufer vom 450er überzeugen zu können, die mit größeren Außenohren als der Durchschnitt ausgestattet sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Bei beiden GMPs geschieht die Ohranpassung über die federnde Aufhängung.

Klang

Der Sound des GMP 400 ist ausgewogen und sehr angenehm. Er klingt insgesamt transparent mit angenehmen Höhen, gut aufgelösten Mitten und trockenen Bässen. Der von mir wahrgenommene Übertragungsbereich weist keinerlei Überbetonungen auf. Der Bassanteil geht für einen offenen Kopfhörer absolut in Ordnung. Die Stereodarstellung ist klar und die räumliche Abbildung ist gut, wenn auch gesagt werden muss, dass der Raumeindruck besser geht. Doch fehlt es ihm an etwas anderes, was ich noch nicht so genau benennen konnte. Eine kurze Höreinheit mit meiner offenen Studioreferenz, dem AKG K-702, lässt dann deutlich werden, was ich bis gerade eben noch vermisst hatte: die hohe Auflösung im Hochton, die beim AKG wirklich phänomenal gut ist. Es ist nicht allein der Pegel des hohen Spektrums an dieser Stelle, sondern mir geht es um die Fähigkeit, die hochfrequenten Schwingungen mit sämtlichen Feinheiten exakt wiederzugeben. Und da hat der AKG, auch objektiv betrachtet, die Nase vorn, hier geht es nicht ums Gefallen. Auch der Bass erfuhr in Sachen Körperlichkeit, sprich Zeichnung, mit dem Aufsetzen des K-702 ein (wenn auch kleineres) Upgrade. Dennoch muss ich sagen (und nun geht es um Subjektivität), dass ich selten einen homogeneren Kopfhörer gehört habe. Und das ist meiner Meinung nach wirklich eine große Stärke, was ich für mich auch bestätigt sehe, denn einen Abend lang hatte ich ihn auf (nahezu den ganzen Abend) und hatte ganz vergessen, dass es nicht mein AKG war, der auf meinem Schädel saß, sondern der deutsche Meister, ganz zu meiner Überraschung in jenem Augenblick.
Das geschlossene Modell soll mir vor den ersten Hörversuchen erst mal einen Eindruck von seiner Fähigkeit zur Außenabschirmung verschaffen. Und der ist klar und unmissverständlich: selten (oder womöglich gar nicht) habe ich einen geschlossenen Hörer aufgehabt, der mich so wenig akustisch abgekapselt hat wie dieser. Auf meiner heimischen Anlage lief gerade ein deftiger House-Mix auf Deep Mix Radio Moscow und obwohl ich den Hörer bereits aufgesetzt hatte, gewann ich nicht den Eindruck, einer Unterhaltung nicht mehr folgen zu können. Auch konnte ich noch alle Feinheiten der Musik locker wahrnehmen.
Für Monitoranwendungen im Studio, bei denen eine ganze Rock Band einspielt, wird der 450er folglich nicht herhalten können, dafür fehlt es ihm einfach zu deutlich an der Fähigkeit der Außenabschirmung und damit letztlich auch wieder an Pegel. Denn der lauteste ist er ja eh schon nicht und mit 300 Ohm zudem relativ anspruchsvoll hinsichtlich des Kopfhörerverstärkers. Wo ich ihn aber durchaus sehe, ist in Projektstudios, in denen vornehmlich elektronische Musik produziert und kaum akustische Aufnahmen gemacht werden. Der Klang des GMP 450 Pro ist soweit von dem des GMP 400 nicht entfernt, was auch so zu erwarten war. Er klingt trocken und fest mit angenehmen Höhen, gut aufgelösten aber etwas weniger durchsichtigen Mitten und trockenen Bässen, die eine gute Zeichnung aufweisen. Die räumliche Abbildung ist beim 450er aufgrund des geschlossenen Prinzips weniger luftig und auch längst nicht so ausgeprägt wie beim offenen Modell von German Maestro.
Um mich auch hier wieder kurzfristig hinsichtlich des Sounds „einzunorden”, setzte ich für kurze Zeit den MSR7 von Audio-Technica auf, der für einen geschlossenen Kopfhörer eine gute räumliche Darstellung verfügt und aktuell für etwa 200 Euro Straßenpreis zu haben ist. Auch hier belegt mir meine heimische Hör-Referenz meinen ersten Eindruck. Der 450er ist zu wenig effektiv hinsichtlich der Außenabschirmung, könnte räumlicher klingen und sollte weniger kosten. Letzteres gilt auch für den GMP 400, wenn dieser mir auch ein wenig besser gefallen hat, was uns unweigerlich zum Fazit dieses Reviews führt.

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Fazit

Der deutsche Hersteller German Maestro bietet mit dem GMP 400 und dem GMP 450 Pro zwei gut verarbeitete dynamische und ohrumschließende Studiokopfhörer “Made in Germany” an. Der Tragekomfort und der unaufgeregte Sound gereicht bei beiden, insbesondere aber beim 400er für lange Hörsessions. Der Anpressdruck der einfachen Bügel-Band-Kombination ist wenig ausgeprägt, was bei beiden in einem etwas zu lockeren Sitz resultiert und dem 450er zudem keine guten Noten bei der Disziplin “Außenabschirmung” beschert. Das leider fest in der Muschel arretierte Kabel erweist sich oft als sehr praktisch wegen der idealen Länge von etwa 2,50 Meter und dem kleinen Spiralanteil, der exakt an der richtigen Stelle sitzt. Dem GMP 450 Pro fehlt es hier und da einfach an räumlicher Tiefe, was prinzipiell eine Schwäche geschlossener Kopfhörer ist, dennoch gibt es aktuell Modelle anderer Hersteller, die da ein wenig die Nase vorn haben. Beiden ist gemein, dass sie mit einer für diese Preisklasse zu geringen Hochtonauflösung auskommen müssen und dass sie beide aktuell einfach noch ein bisschen zu teuer sind. Der GMP 400 wird eine Fangemeinde für sich gewinnen, die sich aus Tonleuten speist, die gerne lang und unaufgeregt hören oder gelegentlich für Studio-Recordings eine neutrale mobile Referenz benötigen. Den GMP 450 Pro hingegen sehe ich eher bei Monitoranwendungen in Projekt- oder elektronischen Musikstudios.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • hochwertiges Kabel mit kleinem Spiralanteil
  • angenehmer Tragekomfort für lange Hörsessions
  • ausgewogener Sound für lange Hörsessions
  • gute Stereoabbildung
Contra
  • etwas zu lockerer Sitz
  • Kabel nicht austauschbar
  • ein wenig mehr Hochtonauflösung
  • weniger Räumlichkeit beim 450 Pro
  • geringe Außenabschirmung beim 450 Pro
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German Maestro GMP 400 und GMP 450 Pro Test
Für 209,00€ bei
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