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Fredenstein F609 Test

Der F609, Fredensteins Röhren-Mikrofonvorverstärker für den API–500-Standard, ist im bonedo-Test. Besonders daran ist nicht, dass wir etwas im Review behandeln, es sich um einen Preamp handelt oder dass es ein Einschub für das beliebte 500er-Modulformat ist – sondern dass der F609 ein Tube-Preamp ist.

Fredenstein_F609_Series_500_Tube_Preamp_2

In den kleinen Kassetten im Series-500-Format ist bekanntlich nicht sonderlich viel Platz, ein Valve-Preamp benötigt aber genau diesen. Nun ist Fredenstein mit seinem F609 nicht der erste Hersteller, der die Elektronik in einen Rackslot presst, LaChapell, Roll, Triton, Radial und Crane Song etwa machen das ebenfalls.  
Ein Röhrengerät ist per Definition dann eines, wenn es a) ein Gerät ist und b) irgendwo eine Röhre verbaut ist. Es gibt ja Beispiele, in denen die eigentliche Verstärkung durch OP-Amps erfolgt und eine Röhre im Signalweg lieb vor sich hin wärmen darf, aber nicht das tut, was man klanglich eigentlich gerne hätte. So viel schon mal im Voraus: Beim Fredenstein ist das nicht so. Und der Test des V.A.S.-Preamps hat ja schon gezeigt, dass Fredenstein preisgünstig hervorragend klingende Vorverstärker zu bauen in der Lage ist. Es ist also eigentlich nicht zu erwarten, dass der F609 da eine Ausnahme macht.

Details

Eigentlich hohe Spannungen nötig

Ein Röhrenmikrofonvorverstärker benötigt hohe Spannungen. Zwar lassen sich Röhren oft auch im Niedervoltbetrieb fahren, doch bleiben dann viele klangliche Eigenschaften außen vor, die man durch Hinaufklettern der Kennlinie erreicht – gezielte Generierung von Obertönen beispielsweise. 

Müssen nicht am langen Arm verhungern, sondern bekommen Hochspannung: die beiden Doppeltrioden des F609.
Müssen nicht am langen Arm verhungern, sondern bekommen Hochspannung: die beiden Doppeltrioden des F609.

Vollausstattung

Unter den Bedienelementen des Fredenstein F609 findet man eigentlich alles, was man von einem Tube-Preamp erwartet. So kann die klassische 48V-Phantomspeisung auf den Signaleingang geschaltet werden, eine Tiefensperre greift bei Bedarf bei 50 oder 100 Hz und das Signal lässt sich mit dem Polaritätsschalter invertieren. Mit 20 dB Dämpfung geht das Pad kräftig zur Sache.

Fotostrecke: 3 Bilder Auffallend ist das große VU-Meter des Vorverstärkers

Platine

Das Modul ist nicht offen, was bezüglich der Immissionen und Emisionen von Einstreuungen eine gute Nachricht ist. Die notwendige Luftzirkulation erfolgt durch Gitter. Auf der Platine fallen die beiden Röhren auf Sockeln auf, die beiden Übertrager und das tief bauende Zeigerinstrument. Den wenigen verbleibenden Platz dazwischen bevölkern vornehmlich SMD-Bauteile.

Fotostrecke: 4 Bilder Keine offene Platine, sondern ein Metallgehäuse: gut!
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Praxis

Kein Wannabe

Ist der Fredenstein F609 in das System-500-Rack hineingefummelt und in Betrieb genommen, begrüßt einen das auffällige VU-Meter mit grün-gelber Beleuchtung. Das sieht in meinen Augen nicht so edel aus wie das klingt, was der Röhren-Preamp an der Rückseite meines Housings ausspuckt. Denn wer glaubt, dass der Preamp im API-Format einer dieser „Röhren-Wannabe-Preamps“ ist, der liegt falsch. Schon nach den ersten Schwingungen wird deutlich, dass der Fredenstein Signalen diese gewisse Größe, Dreidimensionalität, Nähe und Griffigkeit verleiht, die man von anderen Tube-Pres kennt. Zunächst einmal sind die Mikrofonsignale sehr lange detailliert. Und auch wenn man sich mit der Verstärkung im oberen Bereich befindet und „die Kennlinie hinaufklettert“, bleibt das zunächst so. Es ist bekanntlich ein Sweet-Spot ordentlicher Röhren-Mikrofonvorverstärker, wenn die Kompression einzusetzen beginnt und die Röhre fleißiger Harmonische anzureichern beginnt. Manch ein Design beginnt dann, dick und fett zu werden, aber eben auch schnell breit und leicht breiig. Ich denke dabei an die 610er-Preamps, die bezüglich ihrer „Fattyness“ ihren ganz klaren Reiz haben. Der F609 rückt beispielsweise Stimmen in diesem Bereich ein wenig nach vorne, zerdrückt sie aber nicht gleichzeitig. Dies ist auch etwas mit der tonalen Abstimmung geschuldet, denn allzu warm und boomy ist der Preamp nicht. Eher präsent und durchsetzungsfähig. Diese Eigenschaften wiederum würde ich klanglich klar den Übertragern zuordnen. Dank Output-Gain kann man den Amp auch sehr heiß fahren – das macht gehörig Spaß. 

Der F609 macht direkt klar, dass er ein waschechter Röhrenpreamp ist, der ernstgenommen werden will.
Der F609 macht direkt klar, dass er ein waschechter Röhrenpreamp ist, der ernstgenommen werden will.

Klarheit

Um allzu brave Aufgaben zu erledigen, lässt sich das API-Modul nicht weit genug zähmen, für sehr cleane Aufnahmen, etwa mit Kleinmembranern, greift man wohl eher zu anderen Amps. Das finde ich auch nicht tragisch: Es kitzelt einen sowieso in den Fingern, mit viel Gain dem kleinen Amp etwas Auslauf zu gönnen oder ihn sogar richtig zu entfesseln. Dennoch: Die Raubeinigkeit hält sich in Grenzen, das Signal bleibt über den Regelweg auch bei immer stärker einsetzender Zerrung und Kompression lange detailliert und klar.

Audio Samples
0:00
F609, M88 F609, MD 421 F609, MD 421, hot F609, MA-201FET F609, MA-201FET, HPF F609, 4038 True Systems P-Solo Ribbon, MD 421 True Systems P-Solo Ribbon, 4038

Viele Elemente auf der kleinen Frontplatte

Zunächst fand ich es ein wenig merkwürdig, dass nicht alle Schaltfunktionen in gleicher Ausrichtung erfolgen. Im Betrieb ist das aber sofort schnurzpiepe. Und auch trotz der vollgestopften Frontplatte lässt sich der Fredenstein F609 vernünftig bedienen, obwohl der Platzfresser VU-Meter einiges an Raum beansprucht. Bei gestecktem DI-Input wird es freilich schnell einmal etwas enger, bei ausladenden Nachbarmodulen rechts des Preamps kann mal ein Schalter versehentlich umgelegt werden. Aber das ist ein typisches  Problem des System 500. 

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Fazit

Fredenstein ist mit dem F609 ein stimmiger Tube-Preamp für das API-500-Format gelungen. Stimmig deshalb, weil er umfangreich ausgestattet ist, aber eben auch, weil er wirklich gut klingt. Charakterlich ist er deutlich griffig, präsent und groß, aber gleichzeitig sehr detailliert – also genau so, wie man es von einem hochwertigen Röhrenmikrofonvorverstärker erwartet – die Übertrager passen klanglich hervorragend ins Gesamtkonzept. Wirklich erfreulich ist, dass der Preamp preislich auf dem Boden bleibt: Er ist deutlich billiger als die Boutique-Lösungen, aber nicht so preiswert, dass einem irgendetwas spanisch vorkommen müsste. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • edler Röhrensound
  • preiswert
  • Standby
Contra
Artikelbild
Fredenstein F609 Test
Für 499,00€ bei
F609: Guter Sound für wenig Mücken – und bei kleinem Fußabdruck!
F609: Guter Sound für wenig Mücken – und bei kleinem Fußabdruck!

Features und Spezifikationen

  • Röhren-Mikrofonvorverstärker für das API 500 Lunchbox-Format
  • Röhren: 1x ECC802S, 1x ECC803S
  • Ein- und Ausgangsübertrager
  • Gain: 34 bis 70 dB
  • Output Volume: -20 bis 0 dB
  • Pad: 20 dB
  • HPF: 50 Hz, 100 Hz
  • Polarity-Switch
  • Phantomspeisung
  • VU-Meter
  • DI-Input
  • Frequenzgang: 20 Hz bis 20 kHz (+/- 1 dB)
  • EIN: -127 dB
  • Max. Output Level : + 26 dBu
  • Preis: € 639,– (UVP)
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