Anzeige

Fredenstein Artistic Mic Pre SE / Plus Test

Fredenstein Artistic Mic Pre SE und Artistic Mic Pre Plus im Test: Den Namen Fredenstein findet man viel in Racks, hauptsächlich, weil die API 500er-Housings, die der Hersteller baut, gut und billig sind. Der Name selbst leitet sich vom Spitznamen des Firmengründers ab, der, so sagt die Story, aufgrund seiner guten Beziehungen nach Taiwan die geniale Idee hatte, hochwertige deutsche Ingenieursarbeit mit günstiger Fertigung in Fernost zu verbinden. Das ist nun kein neues Konzept. Man bemüht sich aber, den edlen Charme von Boutique Gear auszustrahlen, zu Preisen, die für dieses Segment unerhört niedrig anmuten. Ob dieser Charme sich in tatsächlicher Qualität widerspiegelt, lässt sich natürlich prüfen – dazu sind Testberichte wie dieser hier da.

Artistic Plus und Artistic SE


Nun stehen sie also auf meinem Tisch: ein Fredenstein Artistic Mic Pre Plus, ein Artistic Mic Pre SE, und weil man dort so schöne Housings baut, gleich noch ein Housing und eine Extension. Nette Sache übrigens, dass man so ein Housing mal eben erweitern kann, ohne gleich ein zusätzliches Netzteil mitbezahlen zu müssen.

Quick Facts zu Fredenstein Artistic Mic Pre SE und Artistic Mic Pre Plus

  • Transistor-Preamps für Mikrofonsignale
  • Für API 500er Rahmen
  • Artistic Mic Pre SE: übertragerlos
  • Artistic Mic Pre Plus: mit Op-Amp OPA2 und Edcor-Übertrager

Details

​Unterschied zwischen Artistic Plus und Artistic SE 

Die hier untersuchten Mikrofonvorverstärker basieren beide auf dem Design des Fredenstein V.A.S. Pre in jeweils abgespeckter Form. Dabei wiederum handelt es sich offenbar um ein ähnliches Konzept wie bei den allseits beliebten API x12 (wie zum Beispiel dem 3124 oder 512), der um den Operationsverstärker 2520 aufgebaut ist. Rein äußerlich erinnert der hier verbaute Op-Amp stark an das Original, ist aber weder baugleich noch kompatibel. 
Der Artistic Mic Pre Plus ist wie sein Vorgänger, der Artistic Mic Pre, ebenfalls mit einem OPA2 und einem Übertrager von Edcor ausgestattet. Der Artistic Mic Pre SE kommt ohne separaten Operationsverstärker und ohne Übertrager aus. Daraus erklären sich auch die unterschiedlichen Möglichkeiten wie der Color-Regler, aber das erläutere ich gern weiter unten.

Artistic Plus mit OP Amp und Transformer
Die wichtigsten Hingucker beim Plus sind der Übertrager und der Operationsverstärker.
Übertragerloses Vorverstärker: Fredenstein Artistic TL
Der SE ist dagegen sparsamer bestückt – und preiswerter.


Beide Module sind für das API 500er Format konzipiert, kommen also ohne eigenes Netzteil und benötigen jeweils einen freien Slot im erwähnten Fredenstein 500er-Rack. Natürlich kann auch ein Rack eines anderen Herstellers verwendet werden.

​Aufbau des Fredenstein Artistic Mic Pre Plus


Die Vorderseite des Artistic Mic Pre Plus bietet im Unterschied zu seinem Vorgänger (ohne „Plus“) zuoberst einen Color-Regler, der hier das ermöglicht, was dort noch fehlte: Der Übertrager lässt sich übersteuern, ohne dass der Ausgangspegel unbrauchbar laut gerät. Rechts daneben ist ein kleines Lämpchen angebracht, das sofort anfängt zu leuchten, sobald das Poti nicht ganz links steht. Eine Etage weiter unten befindet sich der Regler für die Verstärkung, die zwischen 20 und 65 dB eingestellt werden kann. Darunter folgen Druckknöpfe für Standardfunktionen wie Phasenumkehrung, ein 20 dB Pad, die zuschaltbare Phantomspeisung und außerdem ein Knopf für die Änderung der Eingangsimpedanz des Mikrofoneingangs. Das soll insbesondere bei dynamischen Mikrofonen für mehr klangliche Optionen sorgen.

SE vs. Plus
Oberer Bereich der Frontplatten

​Fredenstein Artistic Mic Pre SE mit Bassabsenkung


Der Artistic Mic Pre SE bietet wie gesagt keine Möglichkeit zur gezielten Sättigung des Signals, dafür wartet er mit acht kleinen Lämpchen auf, die den Pegel anzeigen. Darunter liegt das Gainpoti und unter diesem wiederum Phasenumkehr, Pad und Phantomspeisung. Anstelle der Impedanzwahl befindet sich hier eine zuschaltbare Bassabsenkung bei 120 Hz. Beide Module bieten unter den Bedienelementen einen DI-Eingang.

DI Inputs
Die DI-Eingänge sind zwar nicht besonders hochohmig, aber vergoldet.


Wertiger Eindruck

Die Potis und Taster machen insgesamt einen wertigen Eindruck, die Buchsen sind vergoldet. Positiv fällt auf, dass die Taster mittels einer hellen eingebauten LED in unterschiedlichen Farben ihren Status weithin erkennbar zeigen.
Beide Geräte zeigen ein äußerst aufgeräumtes Innenleben und sind weitgehend mit winzigen SMD-Bauteilen gefertigt. 

​Fredenstein Bento2 Series-500-Housing mit Expansion


Das Bento2 „Pure Analog“ Housing bietet Platz für zwei Module und ein Netzteil mit jeweils einer LED für jede ausgegebene Spannung und ist ebenso wie die Module in dezentem schwarz gehalten. Das Bento2 lässt sich durch ein weiteres Gehäuse auf vier Steckplätze erweitern, beide sind klassische Lunch Boxes, also für’s Handgepäck und nicht für 19-Zoll Racks konzipiert. Bei beiden Gehäusen lässt sich sowohl Audio linken (so dass der Audio-Ausgang des ersten Moduls direkt den Eingang des zweiten speist) als auch das Side-Chain-Signal verbinden, um ein Stereo-Setup zu ermöglichen – beides recht übliche, aber nicht unbedingt selbstverständliche Features.

500er-Preamps im Housing
Fotostrecke: 3 Bilder Die Extension lässt sich schnell an das Bento2 andocken.
Anzeige

Praxis

​Verwirrung vor dem Test

Nun bin ich aber gespannt. Da haben wir ein Gerät, das Ähnlichkeit mit einem API x12 verspricht, aber nur einen Bruchteil dessen kostet. Ein weiteres Gerät, das Ähnlichkeit mit ersterem verspricht, kommt ganz ohne dessen wesentliche Bauteile aus. Verwirrend! Nun denn: Wie klingt das eine im Vergleich mit dem großen Vorbild, wie das andere im Vergleich mit dem einen? Wie klingen beide Module im Vergleich mit anderen preiswerten Vorverstärkern? 
Als Testmaterial verwende ich Aufnahmen, die ich mit einem digitalen System erstellt habe, das ganz ohne Vorverstärker auskommt. So kann ich den Charakter der jeweiligen Preamps gut vergleichen.
Das Wichtigste heute mal zuerst. Ich möchte sofort wissen, wie die Dinger mit einer Stimme umgehen. Hier ist es eine Frauenstimme über ein Sennheiser 421, wie gesagt direkt ohne Preamp digitalisiert.

Studio Nord Bremen – Fredenstein
Fredenstein-Setup während des Tests im Studio


Wie klingen Artistic Plus und Artistic SE mit Vocals?

Beide Artistic Mic Pres liefern ein sehr klares Bild mit einer leichten Verengung, man könnte auch sagen, einer leichten Härte in den Höhen, wodurch die Stimme ein bisschen ausgehöhlt anmutet. All das spielt sich aber im Kleinklein-Bereich ab und fällt hauptsächlich im Vergleich mit dem viermal so teuren API 3124 auf. Insgesamt finde ich, dass die beiden Preamps ein ordentliches Resultat liefern.

Audio Samples
0:00
Vocals ohne Preamp Vocals Artistic Mic Pre SE Vocals Artistic Mic Pre Plus Vocals Artistic Mic Pre Plus, Color 5 Vocals Artistic Mic Pre Plus, Color 10 Vocals API 3124

Während der SE damit schon umfassend beschrieben ist, klingt der Plus etwas, nun ja, irgendwie schon „fetter“. Mein Eindruck ist, dass sowohl die Höhen etwas breitgetretener wirken als auch eine Art Pseudo-Wärme bei etwa 200 Hz hinzukommt, die sich nicht so recht als Teil des Signals wahrnehmen lässt, eher wie ein ungebetener Gast. Anstatt den ohnehin leicht schwächelnden tonalen Kern der Aufnahme zu stärken, arbeitet dieser Effekt bei unserer Beispielstimme tatsächlich ein bisschen dagegen.

​Piano- und Bassrecording mit den Fredensteins


Beim Bass ist dieser Effekt klarer zu erkennen. Hier klingt der SE im Vergleich zum Plus zwar etwas enger, der Op-Amp und der Übertrager scheinen also im unteren Bereich durchaus etwas mehr Pfund zu bringen. Beide klingen aber im Vergleich mit den API 3124 eher so, als hätte jemand die Handbremse nicht gelöst. Der Druck, der hier aufgebaut wird, hat also eine Art „durchs-Nadelöhr“-Komponente. Dieser Eindruck verstärkt sich entsprechend, wenn Color aufgedreht wird: die Dynamik schwindet noch ein bisschen, ein bisschen Gebrutzel kommt dazu, hauptsächlich klingt es aber dann ziemlich gedrungen, im Extremfall gequetscht. Die tonale Ortbarkeit ist dann am Ende beim SE doch ein bisschen besser.

Audio Samples
0:00
Bass ohne Preamp Bass Artistic Mic Pre SE Bass Artistic Mic Pre Plus Bass Artistic Mic Pre Plus, Color 5 Bass Artistic Mic Pre Plus, Color 10 Bass API 3124


Audio Samples
0:00
Klavier ohne Preamp Klavier Artistic Mic Pre SE Klavier Artistic Mic Pre Plus Klavier API 3124 Klavier Behringer Xenyx502


Am Beispiel Klavier tritt der Unterschied beider Preamps zueinander (und zum deutlich teureren API) am Klarsten zutage.
Das Ergebnis ist recht hell, der Plus verdickt im Vergleich zum SE das Signal etwas, beide zeichnen die Melodie aber nicht optimal mit: Der Daumen der rechten Hand beim C#maj7 ist bei dieser Aufnahme sowieso eine problematische Stelle und wird nur vom API 3124 annähernd gut wiedergegeben. Ebenfalls die Transienten werden von 3124 wesentlich besser gezeichnet, was aufgrund des Preisunterschiedes verschmerzbar wäre. Aber sogar dem deutlich billigeren Behringer XENYX502 gelingt das etwas besser. Dort wo der Behringer dann etwas giftig wird, tun die Fredensteins etwas durchaus Vergleichbares, nur eben wegen der schwächeren Transienten gebremst.

Kein Wow-Effekt bei den DI Inputs von Artistic Plus und Artistic SE

Die schaltbare 300-Ohm-Impedanz übrigens sorgt hauptsächlich dafür, dass der Klang bei dynamischen Mikrofonen etwas enger wird und die Details am oberen und unteren Ende des Frequenzspektrums etwas auf der Strecke bleiben. Ich konnte diesem Feature nicht besonders viel abgewinnen, aber es mag durchaus Fälle geben, wo das nützlich ist.
Zur Low-Cut-Funktion des Artistic Mic Pre SE kann ich an dieser Stelle leider nichts Verlässliches sagen, da das Testgerät hier offenbar einen Defekt aufwies. Bei gedrückter Low Cut Taste war der Gesamtpegel des Signals 2,5 dB niedriger, außerdem betrug die Absenkung bei 30 Hz nur 6 dB, was für einen Low Cut auf jeden Fall zu wenig ist. Der Hersteller versicherte auf Nachfrage, dass das eigentlich ordnungsgemäß funktionieren sollte, konnte mir aber auf die Schnelle kein Ersatzgerät schicken. Deswegen wird dieser Testbericht mit diesem Hinweis veröffentlicht. 
Als DI-Eingang tun beide Preamps ganz gute Dienste, ein Wow-Effekt stellt sich hier aber nicht direkt ein. Wer bereits über einen halbwegs hochwertigen DI-Input verfügt, wird hier vermutlich keinen Mehrwert finden.

Artistic SE vs. Plus
Der Op-Amp Fredenstein OPA2 sieht so aus wie ein 2520-Klon, ist aber keiner.

Alternativen zu Fredenstein Artistic Mic Pre Plus und Artistic Mic Pre SE

Anzeige



Fazit

Fredenstein bietet mit dem Artistic Mic Pre SE und dem Artistic Mic Pre Plus zwei Mikrofonvorverstärker an, die einen klaren Klang liefern und sich im Grundcharakter recht ähnlich sind. Eine für beide typische leichte Verdichtung (im ungünstigen Fall Verengung) des Materials wird beim Artistic Mic Pre Plus durch eine Färbung ergänzt, die sich allerdings nicht immer gut mit dem Charakter der Quelle verbindet.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die beiden hier getesteten Mikrofonvorverstärker ganz und gar nicht übel sind, und das bei einem phänomenal niedrigen Preis. Die Frage, für wen sie eine sinnvolle Anschaffung sein könnten, ist indes nicht ganz so leicht zu beantworten. So klingen sie zwar, je nach Geschmack, eine Spur besser als manche Preamps, die in Wandlereinheiten oder Achterblöcken feilgeboten werden. Wer also über ein Interface mit einem halbwegs tauglichen Vorverstärker verfügt, mag sich den Spaß gönnen, diesem einen weiteren Preamp zur Seite zu stellen und damit etwas mehr Abwechslung in die Bude zu zaubern. Wer aber etwas sucht, das sich deutlich von dem abhebt, was eh‘ schon überall herumliegt, wird hier nicht fündig. Allerdings muss man dafür dann ja auch tiefer in die Tasche greifen.

500er-Preamps im Housing

Fredenstein Artistic Mic Pre Plus

  • diskret aufgebauter Operationsverstärker OPA2
  • Edcor Übertrager
  • hochohmiger Instrumenteneingang
  • umschaltbare Eingangsimpedanz 1500 Ohm / 300 Ohm
  • Phantomspeisung schaltbar
  • Pad (-20dB)
  • Color Funktion zumischbar
  • GAIN von 20dB bis 65 dB
  • LED für Output Peak Level (+20 dB) / Output Level (>-30 dB)
  • LED für Color Funktion
  • Schalter zum Invertieren der Polarität
  • Preis: € 219,– (Straßenpreis vom 14.12.2022)

Fredenstein Artistic Mic Pre SE

  • hochohmiger Instrumenteneingang
  • schaltbarer 120 Hz Low Cut
  • Phantomspeisung schaltbar
  • Pad (-20dB)
  • GAIN von 20dB bis 65 dB
  • achtstufige LED-Kette für Pegelanzeige
  • Schalter zum Invertieren der Polarität
  • Preis zum Testzeitpunkt nicht genau bekannt, laut Hersteller um die 100 Euro
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • solide Qualität
  • günstiger Preis
Contra
  • -
Artikelbild
Fredenstein Artistic Mic Pre SE / Plus Test
Für 219,00€ bei
Hot or Not
?
Artistic Plus und Artistic SE

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Your wireless studio with the AIAIAI TMA-2 headphone
  • Headrush VX-5 AutoTune Pedal – Demo ( no talking, just singing)
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone