Fredenstein Artistic Leveler

Es soll ja Leute geben, die meinen, dass beim Einsatz von Kompressoren alles totkomprimiert wird und die Kunst den Bach hinunter geht.

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Nichtsdestotrotz sind Kompressor, Limiter und Leveler für die Bearbeitung von Audiomaterial extrem wichtige Werkzeuge, und mancher Kompressortyp drückt dem Signal einen starken eigenen Soundstempel auf.
Dass die Kompression von Audiomaterial auch behutsam erfolgen kann, ohne mit dem großen Hammer das Signal plattzuklopfen, das beweisen verschiedene Kompressoren, und zu diesen zählt auch der Artistic Leveler von Fredenstein. Dieser Kompressor ist als Modul für den Einbau in das beliebte API-500er-System ausgelegt, das sich sowohl im Profi-, als auch im Homerecording-Bereich immer stärker durchsetzt. 

Details

Optokompressor

Der Artistic Leveler ist ein optischer Kompressor, dessen Regeleinheit aus einer Leuchtdiode und einem Fotowiderstand besteht. Wenn sich die Helligkeit der Leuchtdiode ändert, verändert der Fotowiderstand den Durchlass und regelt so die Ausgangsspannung des Audiosignals. Da dieser Prozess Zeit beansprucht, ist das Regelverhalten eines Optokompressors prinzipbedingt relativ träge. Dadurch wird das Audiosignal druckvoll komprimiert, aber die Transienten und Obertöne bleiben weitgehend erhalten. Aus diesem Grund sind Optokompressoren für ihren musikalischen Klang beliebt.

Leuchtdiode und Fotoelement aufeinandergeklebt ergeben einen Optokoppler – und dieser kommt im Artistic Leveler zum Einsatz.
Leuchtdiode und Fotoelement aufeinandergeklebt ergeben einen Optokoppler – und dieser kommt im Artistic Leveler zum Einsatz.

Kein Threshold, sondern Input Gain

Der Fredenstein Artistic Leveler gibt mit seiner schwarz eloxierten Frontplatte und den Drehreglern in Blaumetallic ein edles Bild ab. Auf der Frontplatte sind die Regler zum Einstellen von Input Gain, Compression Ratio, Release Time, Output-Makeup und Wet-Dry-Mix angeordnet. Wie bei vielen Optokompressoren üblich, ist die Ansprechschwelle, ab welcher der Kompressor zu arbeiten anfängt, fest eingestellt. Es gibt also keinen einstellbaren Threshold. Mit dem Input-Poti wird die Verstärkung des Eingangssignals geregelt – und somit auch, wie weit das Eingangssignal den Schwellwert überschreitet.

Fotostrecke: 3 Bilder Threshold gibt es nicht – Input Gain regelt das.

Attack ist ein dreistufiger Kippschalter

Die Kompressionsrate Ratio des Fredenstein lässt sich von 2:1 bis 7,5:1 stufenlos verändern, wodurch sich das Maß der Pegelreduktion entscheidend beeinflussen lässt. Die Attacktime wird mit einem dreistufigen Kippschalter verändert, wobei man zwischen 0,5, 5 oder 25 Millisekunden wählen kann. Das ist ein wenig grob. Mit Hilfe des Release-Time-Reglers kann die Abklingzeit des Artistic Leveler in einem Bereich von 70 Millisekunden bis 2,5 Sekunden eingestellt werden. Mit dem Output-Makeup-Regler wird das Ausgangssignal im Gesamtpegel angehoben und der Dry-Wet-Mix-Regler erlaubt das Mischen aus unkomprimierten und komprimierten Signalanteilen. Mit Hilfe der Mix-Funktion ist es möglich, mit dem Artistic Leveler auf einfache Weise eine Parallelkompression durchzuführen. Auf diese Weise wird das komprimierte Signal dem Originalsignal beigemischt, wodurch das natürliche Klangbild erhalten bleibt. Wer schon einmal das umständliche Routing im Mischpult durchgeführt hat, um eine Parallelkompression auf herkömmlichem Weg durchzuführen, der weiß den Wet-Dry-Regler zu schätzen! 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Gehäuse ist verwindungssteif, aber nicht ganz geschlossen.

In der Bento-Box kommt der Sidechain zur Geltung

Wenn der Leveler mit dem Einschubrahmen Bento 6 oder Bento 10 von Fredenstein betrieben wird, kann der Sidechain-Eingang mit Hilfe der Aux-In-Buchsen genutzt werden. Ein Kippschalter aktiviert den Sidechain-Modus – in diesem Fall wird das Steuersignal nicht mehr vom Audio-Eingang, sondern vom Aux In generiert. Das Steuersignal kann durch Zuschalten eines Hochpassfilters auf den relevanten Frequenzbereich begrenzt werden. Der Kippschalter rastet auf drei Positionen ein, so dass neben der Bypass-Funktion die Eckfrequenzen 150 und 300 Hz gewählt werden können. Durch das Absenken der Bässe gelangen die tiefen Signalanteile nicht mit in den Steuerkanal und regen somit auch den Kompressionsvorgang nicht so stark an. Auf diese Weise kann der Artistic Leveler auch für den Summenmix eingesetzt werden, ohne dass jeder Bassdrum-Schlag die Kompression der Stereosumme auslöst. Der Kompressor pumpt weniger und das Klangbild bleibt rund und voluminös. Ebenfalls auf der Frontplatte angeordnet ist die Anzeige der Gain Reduction , die aus einer 12-Segment-LED-Kette besteht. Der Bereich von 1 bis 8 dB wird sehr genau in 1dB-Schritten angezeigt, während der Bereich von 10 bis 16 dB in 2dB-Schritten dargestellt wird. Ein Bypass-Schalter nimmt den Artistic Leveler aus dem Signalweg, mit der Link-Funktion können mehrere Module synchronisiert werden, wobei dann alle Kanäle identische Pegelreduktionen ausführen.

Praxis

Transienten und Obertöne bleiben erhalten

Die Platine des Fredenstein Artistic Leveler ist sehr stabil verbaut und wird durch eine fest verschraubte Metallplatte gegenüber Verwindungen gut geschützt. Dementsprechend leicht war der Einbau des Kompressor-Moduls in einen 500er-Rahmen. Der 500er-Rahmen für den Test war ein V4 Roadster von Tonelux. Auch der Anschluss ans Mischpult per Insertkabel ging leicht von der Hand und ich konnte den Artistic Leveler bei einer Studio-Session als Kompressor für die Akustikgitarre nutzen. Dieses Instrument durch Kompression im Mix präsent zu bekommen, ist nicht immer ganz einfach. Die Obertöne der Gitarre klingen bei zu harter Kompression manchmal etwas schrill und der seidige Klang geht verloren. Und genau diesen Effekt bekommt man häufig, wenn man einen VCA-Kompressor verwendet, der mit einem spannungsgesteuerten Verstärkerelement arbeitet. Nicht so beim Fredenstein Artistic Leveler: Der Optokompressor packt wesentlich sanfter zu, wodurch die für den Gitarrenklang wichtigen Transienten und Obertöne erhalten bleiben. Ein weiterer großer Vorteil beim Einsatz eines Optokompressors ist darüberhinaus, dass man bei der Einstellung nicht ganz so viel verkehrt machen kann. Falsche Kompressor-Einstellungen, wie zum Beispiel eine zu hohe Ratio oder eine zu kurze Release-Zeit bewirken bei VCA-Kompressoren häufig, dass der Kompressionsvorgang zu deutlich hörbar wird. Optokompressoren, wie der Artistic Leveler sind durch die trägen Reaktionszeiten von vornherein auf eine sanftere Kompression hin ausgelegt, wodurch sich Bedienfehler weniger krass auswirken.

Fotostrecke: 3 Bilder Oben rechts erkennt man den OP-Amp und den Ausgangsübertrager.

Übertrager nach amerikanischem Vorbild

Seinen druckvollen und zugleich detailreichen Sound verdankt der Artistic Leveler unter anderem dem Einsatz eines vollständig diskret aufgebauten Operationsverstärkers mit dem Namen OPA2. Der OPA2 ist im Industriestandard-Pin-Out verbaut und kann durch die von Fredenstein eingesetzte Steckverbinder-Technologie ohne Werkzeuge ausgewechselt werden. Der OPA2 nutzt integrierte und gepaarte Eingangstransistoren – die Schaltung ist vollständig in SMD-Technologie gefertigt. Der Audio-Ausgang wird mit einem Übertrager symmetriert, der dem Vorbild berühmter amerikanischer Kompressorlegenden nachempfunden ist und einen entscheidenden Anteil an der Klangformung des Artistic Leveler hat. Auch die Reverse-Mancini-Schaltung, in der das Dynamikgerät betont den weichen, etwas vintage-mäßigen Sound des Artistic Leveler und verhindert, dass die Transienten des Signals plattgemacht werden. 

Audio Samples
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Akustikgitarre Original Akustikgitarre Artistic Leveler Akustikgitarre dbx 1066

Wet-/Dry-Regler sehr praktisch

Neben der oben beschriebenen Kompression der Westerngitarre habe ich den Fredenstein für den E-Bass eingesetzt. Bei der Aufnahmesession schickte ich den Bass via DI-Box direkt ins Mischpult und insertierte den Artistic Leveler in den Aufnahmeweg. Obwohl eine Mikrofonabnahme des Bassamps meist das druckvollste Signal ergibt, waren hinterher alle Beteiligten begeistert von dem satten, punchigen Bass-Sound. Durch die vielfältigen Regelmöglichkeiten und die Wet-Dry-Mix-Option gelang es in kürzester Zeit, den direkt ins Mischpult gespielten Bass fett und durchsetzungsfähig zu bekommen, so dass Bassist und Band mit dem Ergebnis vollauf zufrieden waren.

Fazit

Der Artistic Leveler von Fredenstein hält, was sein Name verspricht: Immer dann, wenn es um das Veredeln von Audiomaterial mit komplexer Struktur geht, ist der Artistic Leveler das perfekte Tool. Ob behutsame Parallelkompression der Schlagzeugsumme oder vorsichtiges Aufpeppen der Akustikgitarre – das Signal wird druckvoller und fetter, ohne dass die filigranen Klanganteile verloren gehen. Die Einstellung des Optokompressors geht leicht von der Hand, da die Bedienelemente sinnvoll angeordnet sind. Der Kompressor arbeitet eher gutmütig, wodurch sich falsche Einstellungen nicht allzu krass auswirken. Der Artistic Leveler verfügt über eine professionelle Ausstattung, klingt dabei eher neutral als färbend und bietet, gemessen an seinen Features, ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • druckvoller, detailreicher Sound
  • leicht einzustellen
  • solide Verarbeitung
Contra
  • Attacktime nur dreistufig reinstellbar
Artikelbild
Fredenstein Artistic Leveler
Fredenstein_Artistic_Leveler_8

Features und Spezifikationen

  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Make-Up Gain: +20 dB
  • Klirrfaktor:
  • Signal-Rausch-Abstand:
  • Eingangsimpedanz: > 5kΩ
  • Maximaler Eingangspegel: +26 dBu
  • Ausgangsimpedanz: 600 Ω
  • Maximaler Ausgangspegel: +26 dBu
  • Clip Indicator: +24 dBu
  • Eingangspegelverstärkung: -10 dB bis +20 dB
  • Sidechain Filter: Eckfrequenz 150 oder 300 Hz (schaltbar)
  • Attacktime: 0,5; 5 oder 25 ms (schaltbar)
  • Releasetime: 70 ms bis 2,5 s
  • Kompressionsrate: 2:1 bis 7,5:1
  • Stromversorgung: ±16V
  • Preis: € 329,– (UVP)
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Leuchtdiode und Fotoelement aufeinandergeklebt ergeben einen Optokoppler – und dieser kommt im Artistic Leveler zum Einsatz.

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Profilbild von Alex Abedi

Alex Abedi sagt:

#1 - 18.06.2017 um 05:02 Uhr

0

so klingt eine vergewaltigte gitarre...

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