Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test

Die Scarlett Serie von Focusrite beinhaltet hochwertige USB-Audiointerfaces der Budget-Klasse in verschiedensten Ausstattungsvarianten. Die roten Kästen sind über die Jahre zum Quasi-Standard im Home-Recording-Bereich avanciert. Bereits seit 12 Jahren im Angebot, hat das Unternehmen nun die vierte Generation von Scarlett vorgestellt. Stellvertretend für die Serie nehmen wir uns den „neuen Klassiker“, das Focusrite Scarlett 2i2 (4th Gen.), zum Test vor und schauen, was es alles Neues gibt!

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test
Focusrite Scarlett 2i2 – jetzt als 4th Gen zum Test bei bonedo!

Checkliste zum Kauf von Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test

  • 2-In/2-Out USB-2 Audiointerface mit USB-C Anschluss, Class-Compliant & Buss-Powered
  • zwei Preamps mit 69 dB Gain, Auto-Level, Safe und zweifachen AIR
  • Halos um Regler für die Anzeige von Signalpegel
  • Kopfhörerausgang und Direct-Monitoring

DETAILS

Never Change a Winning Team

Hinter dem Scarlett 2i2 (4th Gen) steckt ein kompaktes USB-2-Audiointerface mit USB-C-Anschluss für Auflösungen von bis zu 192 kHz und 24 Bit – ein Dauerbrenner „made in China“, dessen dritte Generation bereits vier Jahre gedient hat. 

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Frontal Ansicht
Cleane Optik = simple Bedienung. Focusrite macht alles richtig!

Die vierte Iteration günstig-roter Kapseln hält folgende Konstellationen bereit: Solo, 2i2 und 4i4. Außerdem gibt es Studio-Packages mit Mic und Kopfhörer im Sparpaket. Scarletts sind allesamt class-compliant, funktionieren mit Mac- und Windows-Computern und via USB-C bzw. Camera-Connection-Kit auch am iPad. Scarlett ist produktpolitisch unter Clarett positioniert, was etwa dreimal so viel kostet.

Focusrite Studio Package
Die typischen Studio-Bundles gibt es auch wieder mit den neuen Scarletts!

Kommt noch was?

Was aus dem alten Scarlett 8i6 und Scarlett 18i8 wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Fakt ist: Die erste Zahl beschreibt die Anzahl der physischen Eingänge, die Zahl nach dem „i“ die der Ausgänge. 

Das von uns getestete Scarlett 2i2 (4th. Gen) verfügt demnach über zwei Mono-Aus- und zwei Mono-Eingänge mit Preamp. Anders gesprochen: Stereo rein und Stereo raus. Hinzu kommt ein Loopback-Channel, der auch Software-Applikationen mischt – für Podcasts und Streaming und so. 

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Anschlüsse hinten
Die Ausgänge R und L sowie die Eingänge 2 und 1 sind “vertauscht”, sodass sie, von der Vorderseite aus gesehen, auf der richtigen Seite sind und gesteckt werden können.

Fette Preamps mit Halo

Mit 69 dB max. Gain haut das Focusrite Scarlett 2i2 ordentlich auf den Features-Tisch und hinterlässt in dieser Preisklasse ein Statement. Zu diesem Budget bekommt man in Regel eher unter 60 dB und selbst der dicke RedNet MP8R kommt „nur“ auf 65 dB. Auch wenn maximaler Gain allein kein Garant für tollen Sound ist, reduzieren kräftige Reserven auch das Rauschen im Arbeitsbereich.

Der Gain der Preamps ist mit den beiden Potis gut einstellbar und über einen schönen LED-Ring bzw. Halo gut visualisiert. Die Pegel kann man so detailliert ablesen und auch für den Main-Out gibt es einen Halo für den Ausgangspegel. Ein Low-Cut fehlt in den Preamps, dafür gibt’s Phantomspannung und auch Preamp-Link.

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Preamps
Die Ringe leuchten nicht nur auf, sondern “laufen” um die Potis herum, was echt cool und informativ ist. Clipped es, blinken sie vollständig rot!

Statt Combos finden wir nun vorn und hinten getrennte XLR und T(R)S Buchsen von Neutrik. Die beiden rückseitigen XLR sind dabei für Mic-Signale gedacht, die Klinken an der Front für Line- oder Instrumenten-Signale. Alles sowohl symmetrisch als auch unsymmetrisch verwendbar.

Mikrofone können also rückseitig angeschlossen bleiben, da die Front-Ins erst beim Einstecken von Kabeln aktiv werden. So muss man im Alltag nicht so oft umstecken und hat eine cleane Verkabelung nach hinten.

Neu sind auch Auto-Level und Safe: Auto-Level ermittelt über ein kleines Analyse-Zeitfenster den optimalen Gain, die Safe-Funktion wiederum dreht den Gain runter, kurz bevor es clippen würde. Das sind schon ziemlich gute Dreingaben für Anfänger, mir persönlich dauert Auto-Level mit zehn Sekunden aber doch zu lang und safe ist auch nicht zu 100 Prozent safe.

Auch das AIR-Feature findet den Weg in das Focusrite Scarlett 2i2, dieses Mal sogar in zwei verschiedenen Abstufungen: Als klassischen Presence Boost (Green) und als Presence Boost mit Harmonics (Amber) – Letzteren allerdings nur bis zu 96 kHz, was den digitalen Ursprung bezeugt.

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Software
Focusrite Control 2 erlaubt die Fernbedienung der Preamps.

Studioboxen direkt anschließen

Die Ausgänge auf der Rückseite des Focusrite 2i2 hat der Hersteller mit symmetrischen Klinkenbuchsen (TRS) realisiert, was auch typisch für diese Klasse ist und grundsätzlich für das Design mit frontaler Bedienung gilt. Desktop-Interfaces höherer Klassen haben ihre Bedienelemente mittlerweile oben, was oftmals ergonomischer ist. Dennoch: Die Lautstärke passt man über den großen Volume-Regler geschickt an und präzise an, wodurch ihr auch Studio-Monitore direkt anschließen könnt. 

Einen Kopfhörerausgang mit Stereo-Klinke und eigenem Lautstärkeregler bringt das Scarlett 2i2 auch mit, ihre findet beides vorn. Der HP-Ausgang teilt sich den Wandler mit dem Main-Ausgang sowie das Direct-Monitoring. Auf dem Speaker- und dem Kopfhörerausgang hört man demnach immer dasselbe. Das dürfte die meisten Solo-Künstler aber auch nicht stören.

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test
Das Direct-Monitoring ist simpel aber funktional: Stereo, Dual-Mono oder Off – für Kopfhörer und Main-Output aber immer identisch!

Gut vorhören

Die DIRECT-Monitoring-Funktion ermöglicht es grundsätzlich, Eingänge mit den Ausgängen zu mischen, sodass man sich bei der Aufnahme „selber besser“ hören kann. Das Ganze geht also ohne Verzögerung durch den Computer, wodurch man sich gerne mal „doppelt hört“. 

Die Eingänge könnt ihr in Dual-Mono oder Stereo abhören. Das definiert der kleine Taster zwischen OUTPUT und Kopfhörer-Lautstärkeregler, dessen leuchtende Beschriftung in Grün die entsprechende Aktivität verkündet und den Computersound auch etwas “dimmed”. Tiefergehenden Einfluss auf das Mischverhältnis hat man mit der Focusrite Control 2 Software.

PRAXIS: Scarlett 2i2 – Cleane Optik, simple Nutzung

Die Optik der Focusrite Scarlett 2i2 ist cleaner geworden und damit übersichtlich. Da ist vor allem ideal für Anfänger, weil sie so keine Verwirrungen stiftet! Verbunden wird sich auch ganz unkompliziert per USB-C, bus-powered bis 900 mA. Ein weiterer USB-C Anschluss unterstützt ggf. mit zusätzlichen Netzteil-Betrieb. Mitgeliefert wird allerdings nur ein USB-C- auf USB-A-Kabel.

Grundsätzlich braucht man für das Focusrite 2i2 keine Treiber, weil es class-compliant arbeitet. Die Latenz-Werte sind dabei typisch für ein CC-Interface. Es ist trotzdem eine gute Idee, Focusrite Control 2 zu installieren, weil man so Funktionen fernsteuern und ggf. Firmware-Updates installieren kann. Auch Samplerates jenseits der 48 kHz funktionieren erst mit Installation von Control 2.

Funktionale Optik-Updates

Die Preamp-Optionen werden auch mit Tastern aktiviert. Über SELECT wählt man, die erste oder zweite Beschriftung der Preamps leuchtet entsprechend grün. 48V,  INST. (Impedanz), AUTO, SAFE und AIR könnt nun für den aktiven Input anschalten. Langes drücken von Select linked die Preamps – allerdings nur mit identischen Gain.

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test
Die gesamte Beschriftung ist gut beleuchtet und signalisiert sehr klar, welche Funktion gerade aktiv ist.

Guter Klang

Klanglich überzeugt mich das Focusrite Scarlett 2i2 – besonders für seine Preisklasse. Die Preamps sind kräftig und lange rauschfrei, lösen präzise auf und lassen so Raum für den Charakter der Mikros. Safe und Auto-Level sind gute Dreingaben, die besonders Anfängern helfen, den richtigen Pegel zu finden. Ich persönlich empfand den Auto-Level-Zeitraum von 10 Sekunden etwas zu lang und Safe konnte mir in besonders kritischen Szenarien auch nicht helfen. Trotzdem gut, dass beides erstmal dabei ist.

Audio Samples
0:00
FET47 – Air 0 FET47 – Air 1 FET47 – Air 2 SM57 – Air 0 SM57 – Air 1 SM57 – Air 2 Stereo – Air 0 Stereo – Air 1 Stereo – Air 2

Ähnliches gilt auch für die AIR-Funktion, die mehr „Luft nach oben“ verspricht, weil sie einen leichten Presence-Boost nach sich zieht. Mir fehlt der Vergleich zum Vorgänger, ich bilde mir aber ein, dass der Effekt hier noch etwas stärker geworden ist. Hinzu kommt die etwas nervige Gain-Erhöhung bei Aktivierung, was ich in den Aufnahmen manuell mit ca. 2,5 dB kompensiert habe. 

Mir persönlich hat der pure Klang ohne Air ausnahmslos besser gefallen. Für Podcaster bzw. Sprecher, die direkt streamen wollen und keine Nachbearbeitung wünschen, ist es trotzdem ein gutes Add-On, um die Sprachverständlichkeit instant zu erhöhen. Dennoch, so ein kleiner Compressor wie bei den teureren Volts von UA ist dann noch besser.

Der Kopfhörerausgang ist wirklich gut und liefert auch “leisen” Exemplaren ausreichend Dampf bei lauten Basis. Er bleibt dabei auch weitestgehend verzerrungsfrei. Besonders laut ist er dennoch nicht, was bei leisen Signalen stören könnte. Man kann das Mischungsverhältnisse aber eventuell in der Foscurite Control 2 Software noch weiter nach oben zwirbeln – lässig. Zumal das selbst bei teureren Interfaces, wie beispielsweise Volt von UA, nicht besser gelöst ist.

Focusrite Solo – das sind die Alternativen

Scarlett SoloScarlett 2i2Scarlett 4i4
Mic-Preamp1x AIR2x AIR2x AIR
Line In1x Mono1x Stereo2x Stereo
Line-Out 1x Stereo1x Stereo3x Stereo
ExtrasMIDI-IO
Direct MonitoringJaJaJa
Preis138 €205 €299 €
TestLINKLINKfolgt …
Thomann-AffiliateFocusrite SoloFocusrite 2i2Focusrite 4i4

Name Dropping

Laut eigener Aussage nutzt Scarlett die selben Wandler wie die teure Rednet-Serie. Und das mag richtig sein, allerdings sind die „Chips“ – egal ob ESS oder AKM – nur die halbe Miete, die analoge Implementierung drumherum – die macht am Ende das audiophile Aha-Erlebnis!

Ohne nun allzu philosophisch zu werden, klingt die „alte“ und teure Clarett Serie schon hinsichtlich der D/A Wandlung sortierter, wärmer und insgesamt musikalischer. Das Scarlett bleibt in den Höhen harscher und hat nicht ganz so straffe und tiefen Base, auch klingt das Stereofeld etwas künstlicher.

„Normale“ Menschen hören sicherlich gar kein Unterschied und einen Hit vom Flop hat das auch noch nie getrennt. Insofern lehrt uns das mal wieder: Zahlen sind schön, Hören ist besser. Und wer was richtig Geiles will, zahlt locker das 10-fache. 

FAZIT: Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test

Mit dem Scarlett 2i2 hatte Focusrite schon immer ein tolles Einsteiger-Interface im Angebot, was sich klanglich nicht vor teureren Interfaces verstecken musste. Über die Jahre haben aber auch andere Hersteller nachgezogen. Deswegen ist es schön zu sehen, dass Focusrite mit Version 4 nochmal einen drauflegt und auch an den inneren Werten geschraubt hat. Nur dezent hat der Hersteller das Äußere optimiert – und somit keine unnötigen Marketing-Features erfunden, die am Ende keiner nutzt. Die Preamps sind gut und die Zahl 69 dB beeindruckend, dennoch darf man bei dem Preis keinen audiophilen Wunder erwarten. Der Formfaktor ist fantastisch, die Verarbeitung solide und das Softwarepaket mit Ableton Live Lite und Avid Pro Tools Artist sowie dem Software-Paket Hitmaker Expansion ebenfalls üppig. Das perfekte Einsteiger-Interface wie ich finde, machste absolut nix mit verkehrt!

Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test

Features

  • USB2 Audiointerface mit USB-C Anschluss
  • 2 Line Ausgänge mit Monitor-Regler für den direkten Anschluss von Monitoren
  • 1 zusätzliche Kopfhörerausgang mit eigener Lautstärke-Regelung
  • 2 Preamps mit XLR, Line und Instr. Eingang, Phantomspannung, Air-Modus, Auto Gain und Clip-Safe
  • Gleichzeitig nutzbare Ein- und Ausgänge: 4 x 2 (einschließlich Loopback-Eingänge)
  • A/D-Auflösung: 24 Bit/192 kHz
  • Buspower-Betrieb 900 mA
  • PREISE
  • Scarlett Solo: € 139,- (Straßenpreis am 31.8.23)
  • Scarlett 2i2: € 209,- (Straßenpreis am 31.8.23)
  • Scaelett 4i4: € 279,- (Straßenpreis am 31.8.23)
  • Scarlett Solo Studio Package: € 249,- (Straßenpreis am 31.8.23)
  • Scarlett 2i2 Studio Package: € 299,- (Straßenpreis am 31.8.23)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Solides Allrounder-Interface
  • Gute Preamps mit üppigem Gain
  • Einfach Bedienung, gute Verarbeitung
Contra
  • Mischverhältnis des Direct-Monitoring nicht regelbar
  • kein MIDI I/O
Artikelbild
Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen Test
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Scarlett 2i2 4thGen Test Bild

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