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Faderfox DJ4 Test

Ob Live-, Traktor- oder Custom-Build-Controller, das Portfolio des Mathias „Faderfox“ Fuchß, der uns heute den DJ4 für einen Test überlassen hat, gibt einiges her. Bekannte Acts wie Moonbootica, Magda und Nyma haben dort bereits Unikate in Auftrag gegeben und vor etlichen Jahren bereits zogen DJs mit Faderfox-Geräten durch die Lande. Fürwahr, der Laborcharme der Controller sucht heute noch seinesgleichen. Nach nunmehr fast 6 Jahren tritt also der Faderfox DJ4 die Nachfolge des in 2010 von uns getesteten DJ3 an. Was hat sich getan?

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Details

Beim Auspacken des Faderfox der vertraute Look: Ein Miniaturmischpult für den „MIDI-Consollero“ mit Fadern und Knöpfen, genau da, wo man sie bei einem solch kompakten Gerät erwarten würde, allerdings ist das Finish nach zwei silbernen Editionen wieder schwarz wie die erste Generation. Aluminium-Frontplatte und Alps Fader/Pots wie gehabt. Was hat sich sonst noch getan?
An der Rückseite finden sich neben dem USB-Anschluss je ein MIDI Ein- und Ausgang im Miniklinkenformat ein, obendrauf sind vier zusätzliche Buttons für das Filter und die Kill-Funktion dazu gekommen. Die Tasten (vormals schwarz) im Kopf-Bereich sind nun farbcodiert, das Filter-Poti zur besseren Übersicht grau und laut Hersteller wurden verbesserte Encoder verbaut. Außerdem ist die Firmware nun änderbar und es gibt vier Programmieroberflächen oder besser gesagt System-Modes, derer 2 und 3 dem Nutzer vorbehalten sind, Modus 1 für Traktor steht und Nr. 4 für Ableton Live.
Mappings, PDFs und Quickstart-Guides finden sich auf der Hersteller-Website. Faderfox DJ 4 misst 180 x 105 x 70 Millimeter und wiegt 350 Gramm, ist also in puncto Gewicht und Größe ein waschechter Westentaschenmixer.

Fotostrecke: 3 Bilder Faderfox DJ4 setzt wieder auf Schwarz statt auf die alufarbene Labor-Optik. Das Layout kommt einem grundsätzlich bekannt vor.

Analog zum DJ3 findet sich unten die Transportsektion für Deck 1-4 mit FX-Zuweisung, Sync, Pitch-Bend  und Co, außen der Dreiband-EQ mit Kill-Funktion (für Hi und Low), Vorhöre und Filter, in der Mitte der Mixer mit Line- und Crossfader, allesamt 30 Millimeter lang. Oben thront die mehrfach belegte Encoder-Sektion, die für folgende Aufgaben zuständig ist:

  • Browsing
  • Monitormix und Master/Cue-Pegel
  • Seek, Cues
  • Pitch und Key
  • Loop
  • FX
  • Globale Einstellungen

Damit kommt der Faderfox auf insgesamt 18 Tasten, 8 Knobs, 4 Encoder und 3 Fader, die sich in der Lage sehen, über 250 MIDI-Befehle abzufeuern, so auf Traktor, Ableton Live und auch Apps, die über eine MIDI-Learn-Funktion verfügen.

Fotostrecke: 3 Bilder Je sechs Tasten widmen sich dem Starten, Cuen, Syncen und Pitch-Benden von zwei Decks und der Effektaktivierung.

Der mir entgegengebrachte Widerstand der Drehregler ist angenehm bestimmt und die Fader gleiten sanft über die Leiterbahn, sind allerdings etwas wackelig. Beim Cutten und Faden, ja auch beim Schrauben, sollte man nicht zu impulsiv vorgehen, denn der kleine Controller mag heftige Schubser nicht so gern, da er auf seinen vier winzigen Plastikplättchen nicht so sicher steht, als wären es daumengroße Gummilaschen. Das kommt besonders beim Crossfaden zum Tragen, wo ich den Faderfox auf dem Schreibtisch als Unterlage zum Teil festhalten muss. Überhaupt heißt es beim DJ4 treffsicher, filigran und mit Bedacht vorzugehen, was die Maße und das Layout der Mikrotaster (nur 8 mm Durchmesser) besonders in der Transportsektion verdeutlichen. Typen wie Potters Kumpel Hagrid hätten hier sicher kein leichtes Spiel. Zwischen den Pots und Encodern herrscht – Riesenpranken auch hier ausgenommen – hinreichend Freiraum, um nicht mit den Fingerspitzen drehen zu müssen.

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Praxis

Traktor-Fox

Das Traktor-tsi von der Faderfox-Website wandert in meinen Mappings-Ordner und gelangt dann über den Controller-Manager in die Software, wo die MIDI-I/Os einzustellen sind – und schon darf die Fahrt beginnen. Sprich: Titel werden selektiert, in die Decks befördert, eingestartet, geloopt und gemixt. Sicherlich tut man als Einsteiger gut daran, bevor es in den nächsten Partykeller zum Abfeiern geht, ein paar Proberunden zu drehen, um sich mit dem Gerät vertraut zu machen und nicht in den blauen Dunst hinein loszulegen. Das Handling geht aber schnell in Fleisch und Blut über, da es einerseits ja nicht soooo viele Bedienelemente gibt, wie bei einem Sample-, Slice- und Fingerdrumming-Pendant und es der Hersteller andererseits gelungen ist, die ganzen Funktionen auf der Oberfläche unmissverständlich kenntlich zu machen.
Auch bei den Effekten habe ich nichts zu kritteln. Die Encoder arbeiten in der Traktor-Effektsteuerung bei grazilen Drehungen mit einem Prozent pro Schritt, lassen sich aber gleichfalls mit einem flotten Turn „voll aufreißen“. Die EQs regeln mit guten 2 Prozent. Bei einem Deck-Wechsel stellt ein Pickup-Modus sicher, dass ihr erst den alten Wert abholt, damit es nicht zu Wertesprüngen kommt. Auf welchem Deck gerade gearbeitet wird, ist jederzeit ersichtlich. Die Status-LEDs sorgen auch beim Filtern, Cueing und den FX für Überblick.

Ableton-Fox

Wer mit Ableton Live auflegen möchte, für den hat Mathias Fuchß ein maßgeschneidertes Setup angefertigt: Dies umfasst mehrere Tracks (A-D) mit Clip und Scene Launcher, Track Mute, Channel und Crossfading mit EQs und Filter, Temporegelung und Monitoring. Dazu gibt’s Loops und Effekte. Vor dem Auflegen mit Live gilt es hier, die richtige Programmieroberfläche des Faderfox zu selektieren. Das führt mich zum System Mode. Der System Mode, zugänglich über die Tastenkombination Shift+Global (Sys-LED leuchtet), bietet vier Setups, anwählbar über die grünen FX-Tasten. Setup 1 ist auf Traktor ausgerichtet, Setup 4 auf Ableton Live, 2 und 3 sind für eigene Konfigurationen bestimmt. Er bietet sich für „Experten-Tweaks“ an. So gibt es die Möglichkeit, zwischen den Encoder-Modi absolut und relativ umzustellen, für das Filter den „spreaded“ Mode für eine feinere Auflösung um die Mittelposition in Traktor zu selektieren. Dazu kommt „double command“, um zwei Ableton-Filter ähnlich dem bipolaren Traktor-Filter zu dirigieren. Es gibt diverse MIDI-Routings (MIDI-In zu Out, MIDI-In zu USB, USB zu MIDI-Out) und einiges mehr. Detaillierte Informationen hierzu liefert das Handbuch.

Fotostrecke: 3 Bilder Faderfox DJ4 ist optimiert für Traktor …

Tablet-Fox

Die Kontaktaufnahme mit iMect DJ Player Pro für  iOS, eines der wenigen DJ-Tools, das über MIDI-Mapping-Funktion verfügt, gestaltet sich mit Camera Connection Kit und meinem zwischengeschalteten Powered Hub nicht kompliziert. Dort wurde außer dem hanseatischen Kommandogeber auch gleich das Griffin DJ Conect Audiointerface angeklemmt. Beide Gerätschaften akzeptiert das Programm ohne zu murren und man kann mit der Zuweisung der Steuerbefehle beginnen. Bis alles gemappt ist, dauert es natürlich seine Zeit, doch es lohnt sich, denn die Kombination Tablet und Controller hat was für sich.

Faderfox am iPad mit DJ Player Pro.
Faderfox am iPad mit DJ Player Pro.

Über die Jahre hinweg …

Faderfox DJ – das Gerät hat so manche Wandlung in den letzten Jahren vollzogen. Vom 5-Pol-MIDI mit Netzteil-Speisung, Batteriebetrieb und Steuer-Joystick über die USB-Schnittstelle, die Standard-MIDI und die Batterie verdrängte bis hin zur aktuellen Generation mit Miniklinken-MIDI und USB, folglich auch mit USB-Besaftung. Dabei darf man hinsichtlich der Bedienoberfläche durchaus von einer stetigen Optimierung sprechen. Muss man also zum Faderfox DJ4 greifen, wenn man eines der Vorgängermodelle besitzt? Meiner Meinung nach muss das nicht unbedingt sein, es sei denn, man kann auf die Neuerungen partout nicht verzichten. Und eine Neuanschaffung? Nun, kompakter und auf die elementaren DJ-Funktionen von Traktor zugeschnittener, geht es kaum. Jedoch frage ich mich auch, warum es auf der Faderfox Website eigentlich noch keine Mappings für weitere DJ-Software gibt, verfügen viele doch über MIDI-Learn und die Möglichkeit, Konfigurationsdateien zu exportieren. Nicht jeder potenzielle Käufer hat schließlich Lust, selbst Hand anzulegen.
Dass ab Werk keine MIDI- oder iOS-Kabel beiliegen, sondern zumindest erstgenannte für ´nen Zehner geordert werden müssten, kann ich verstehen, denn Kleinauflegen wie der Faderfox gehen natürlich anders an solche Dinge heran als NI, Reloop und Co. Dennoch muss erwähnt werden, dass 6 Jahre ins Land gezogen sind und es mittlerweile für die gleiche Kohle schon Geräte mit komplettem Kabelsatz für iOS, Android und MAC/PC, ausgestattet mit Pad-Sektionen, Pegelanzeigen, Audiointerface, ja sogar Phono-Inputs für DVS-Anwendungen gibt. Dies bestärkt einmal mehr den Eindruck, dass Faderfox Produkte, so auch DJ4, Tools für DJs mit einem Hang zum Speziellen sind.

Version 2 mit Joystick ...
Version 2 mit Joystick …
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Fazit

Der kompakte Faderfox DJ4 weiß in den Punkten Layout, Flexibilität und Build-Quality zu gefallen. Konfigurationsdateien für Traktor und Ableton werden gleich mitgeliefert. iOS Apps wie iMect DJ Player bindet ihr via Camera Connection Kit ein. Zugegebenermaßen mögen die Mehrfachbelegungen der Bedienelemente nicht jedermanns Ding sein und in Zeiten von Fingerdrumming und Slicing-Tools mutet das klassische Pult-Layout des DJ4 fast unspektakulär an. Aber lasst euch davon nicht täuschen, denn durch intelligente Doppelbelegungen habt ihr sämtliche vier Softwaredecks, den Browser und die Effekteinheiten von Traktor im Griff. Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren allerdings auch im Segment der Schmalformat-Controller gewachsen und so vermisse ich neben den “Bells” ein wenig die “Whistles“ und Unterstützung weiterer DJ-Softwares. Am Schluss reicht es unterm Strich für knappe 4 Sterne.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Kompakter, leichter Controller
  • USB- und Standard-MIDI
  • Solide Verarbeitung
  • Zweckdienliches Pult-Layout
  • Über 250 Steuerbefehle
  • Wählbare System-Setups
Contra
  • Etwas enges Layout
  • Leicht wackelige Fader
Artikelbild
Faderfox DJ4 Test
Faderfox DJ4, MIDI-Controller
Faderfox DJ4, MIDI-Controller
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