Anzeige

Warwick RockBass Artist Line SklarBass I Test

Leland “Lee” Sklar muss man der Bassgemeinde wohl kaum noch einmal explizit vorstellen. Der 1947 in Milwaukee (USA) geborene weltbekannte Session-Bassist hat sich im Laufe seiner Karriere auf mehr als 800 Alben verewigt und gehört zweifellos zu den renommiertesten Tieftönern unseres Planeten. Zu seinen Auftraggebern zählen jede Menge Schwergewichte der Musikbranche, darunter Phil Collins, Rod Stewart, James Taylor oder Toto, um nur einige zu nennen. Seit einiger Zeit spielt Lee Sklar – neben seinem fünfsaitigen Signature-Bass von Dingwall – auch Instrumente von Warwick und ist nach eigenem Bekunden insbesondere hoch angetan vom halbakustischen Star Bass der deutschen Bassschmiede. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis Warwick gemeinsam mit dem Altmeister eine personalisierte Version dieses Modells entwickeln würde. Das erste Ergebnis dieser Kooperation ist der Warwick Sklar Bass I Signature, der bereits 2017 als edle Custom-Shop-Variante das Licht der Welt erblickte. Damit aber auch weniger gut betuchte Bassisten in den Genuss des schicken Basses kommen, bietet Warwick den Sklar Bass inzwischen auch als “Made in Germany”-Teambuilt-Modell sowie auch als preisgünstige Rockbass-Version an. In diesem Test knöpfen wir uns den in China gefertigten Sklar Bass I aus der Rockbass Artist-Line vor und ich bin wirklich gespannt, ob die Handschrift des Meisters auch bei seinem günstigsten Signature-Modell zu erkennen ist.

Warwick_Sklar_Bass_I_VI_SBST_CHR_006_FIN

Details

Auf den ersten Blick sieht der Signature Skar Bass aus der Rockbass-Serie wie ein ganz normaler Warwick Star Bass aus – in der Tat unterscheiden sich beide Modelle lediglich durch sehr wenige Features. Lee Sklar fand also offensichtlich schon das Standardmodell ziemlich klasse. Für sein Signature-Modell hat sich der legendäre Bassist allerdings eine normale 34-Zoll-Mensur (Long Scale), ultra schmale Mandolinenbünde, sowie eine aktive Elektronik mit Zweiband-Equalizer gewünscht.
Der Sklar Bass wird klanglich durch die Rockbass-Elektronik also vermutlich noch etwas flexibler sein als der Standard Star Bass, der ein klassisches Passiv-Setup mit zwei Tonblenden an Bord hat. Ohne Strom geht beim Artist-Line-Modells allerdings nichts, denn die Rockbass-Elektronik benötigt zum Betrieb eine 9V-Batterie und Passivbetrieb ist leider nicht möglich. Dafür gibt es bei den Tonabnehmern keinerlei spezielle Anpassungen; auch beim Sklar Bass kommen zwei passive MEC Vintage Singlecoils zum Einsatz.

Fotostrecke: 7 Bilder Vom herkömmlichen Star-Bass-Modell ist der Sklar Bass …

Ein weiteres Feature, für das Lee Sklar in der Szene bekannt ist, darf allerdings bei keinem seiner Signature-Bässe fehlen und findet sich deshalb selbstverständlich auch beim preisgünstigsten Sklar Bass: Die Rede ist vom allseits bekannten “Producer Switch”, der zwar drei Schaltpositionen, aber tatsächlich keinerlei Funktion aufweist. Lee Sklar erzählt dazu in Interviews, dass er unzufriedenen Produzenten im Studio gerne einen anderen Sound vorgaukelt, indem er den Kippschalter demonstrativ umlegt. In Wahrheit verändert er aber lediglich die Position der rechten Hand ein wenig, um einen anderen Sound zu erzeugen – tja, wenn’s funktioniert …

Von diesen Features abgesehen handelt es sich beim Sklar Bass aus der Rockbass Artist-Line prinzipiell um einen ganz normalen halbakustischen Star Bass: Der Korpus besteht aus Mahagoni (Boden und Zarge), und als optisches Schmankerl kommt eine schöne Riegelahorndecke in AAA-Qualität zum Einsatz. Für den eingeleimten Hals hat Warwick eine dreiteilige Konstruktion aus Ahorn und schmalen Ekanga-Furnierstreifen gewählt, und das Griffbrett besteht auch bei der preisgünstigen Rockbass-Version aus Tigerstripe Ebony (Ebenholz mit einer hellbraunen Marmorierung).

Fotostrecke: 3 Bilder Ein reiner Plazebo: Lee Sklars witziger “Producer Switch” findet sich auch auf diesem preisgünstigen Modell!

Bei der Hardware für den in China gefertigten Sklar Bass bedient sich Warwick logischerweise aus dem eigenen Portfolio und verbaut die überaus solide zweiteilige Warwick-Brücke und vier gekapselte Stimmmechaniken – die Komponenten haben sich mittlerweile tausendfach bewährt und funktionieren wirklich hervorragend. Auch der praktische “Just A Nut III”-Tedursattel kommt natürlich zum Einsatz – die Höhe der Saiten lässt sich somit bequem mit kleinen Inbussschrauben justieren. Ich finde dieses Feature extrem clever und werde wohl nie verstehen, warum nicht längst alle Basshersteller einen höhenverstellbaren Sattel verbauen, damit das lästige Feilen der Kerben endlich ein Ende hat!

Fotostrecke: 4 Bilder Warwicks zweiteilige Brücke ist weltbekannt und erlaubt …

Viel Lob muss ich Warwick zudem für die wirklich tolle Verarbeitungsqualität des Rockbass-Modells aussprechen. Die Holzkonstruktion wirkt total solide und weist keinerlei Fehler auf, an der Lackierung gibt es absolut nicht auszusetzen, und die Bundierung fühlt sich sehr geschmeidig an und ist perfekt abgerichtet. Wirklich überraschend ist das allerdings nicht, denn ich hatte in meiner Laufbahn als Tester tatsächlich noch nie einen schlampig verarbeiteten Warwick-Bass in den Händen.

Hach, ist dieses hübsche Modell nicht ein echter Blickfang?
Hach, ist dieses hübsche Modell nicht ein echter Blickfang?
Anzeige

Praxis

Wer vermutet, dass ein halbakustischer Bass per se deutlich leichter als ein herkömmlicher E-Bass sein müsse, der irrt: Mein heutiger Testkandidat bringt knappe 4,2 kg auf die Waage und liegt damit durchaus beim durchschnittlichen Gewicht eines Solidbody-Viersaiters. Der Korpus des Sklar Bass ist eben relativ groß und ein massiver Holzblock im Korpus trägt zusätzlich einen beträchtlichen Teil zum Gesamtgewicht des Basses bei.
In der Handhabung zeigt sich der preisgünstige Sklar Bass dennoch sehr unproblematisch. Eine leichte Kopflastigkeit ist bei Bässen dieser Art allerdings unvermeidlich, weil der vordere Gurtpin nicht – wie im Idealfall – auf Höhe des 12. Bundes liegt, sondern deutlich weiter rechts. Mit einem breiten rutschsicheren Gurt kann man dieser Problematik aber wirksam entgegentreten.

Trotz einer leichten konstruktionsbedingten Kopflastigkeit ist das Handling des Sklar-Basses ausgezeichnet!
Trotz einer leichten konstruktionsbedingten Kopflastigkeit ist das Handling des Sklar-Basses ausgezeichnet!

Scharfe Kanten am Korpus sind ein weiteres konstruktionsbedingtes Thema, dass den Spielkomfort bei halbakustischen Bässen häufig negativ beeinträchtigt. Beim Sklar Bass wurde die Korpusoberseite hingegen lobenswerterweise leicht abgeflacht, sodass der rechte Unterarm relativ komfortabel auf dem Bass liegt und auch nach längerer Spielzeit nicht ermüdet oder gar schmerzt.
Auch beim Halsprofil für den Sklar Bass hat Warwick für meinen Geschmack alles richtig gemacht. Man hat das Gefühl auf einem wendigen Jazz-Bass-Hals zu spielen und selbst die dicke Lackierung auf dem Halsrücken empfinde ich in keiner Weise als unangenehm: Der Hals fühlt sich in keiner Weise “klebrig” an und die Lagenwechsel gehen absolut geschmeidig von der Hand.

Ein wichtiger Grund, warum sich der Rockbass Artist-Line Sklar Bass derart angenehm spielen lässt, hat aber weniger mit der Konstruktion, sondern vielmehr mit dem sehr guten Setup des Basses zu tun. Mein Testexemplar besitzt eine sehr niedrige Saitenlage und die Halskrümmung ist perfekt eingestellt, sodass sich der Bass wirklich kinderleicht bespielen lässt. Selbst in den tiefen Lagen ist nur minimaler Kraftaufwand nötig, weil sich die Saitenhöhe am Sattel mit dem cleveren “Just A Nut”-Sattel perfekt justieren lässt.

Das Setup des Sklar-Basses muss man als perfekt einstufen!
Das Setup des Sklar-Basses muss man als perfekt einstufen!

Trocken gespielt ist der halbakustische Rockbass nicht wirklich lauter als ein Soldbody-Bass, der Sound wirkt jedoch etwas offener und luftiger. Mein Testexemplar schwingt außerdem sehr stark und gleichmäßig, was eine ebenmäßige Klangentwicklung über das ganze Griffbrett und ein stattliches Sustain zur Folge hat – Deadnotes sucht man daher vergebens!
Das hört sich doch schon mal sehr vielversprechend an – dann wollen wir mal hören, was der Sklar Bass aus der Rockbass-Serie am Amp zu bieten hat! Für das erste Audiobeispiel bleibt der Eqaulizer komplett außen vor und der Balanceregler steht in der Mittelstellung – wir hören also beide Singlecoils zu gleichen Teilen:

Audio Samples
0:00
Beide Pickups, Flat-Einstellung

Offen gestanden ist das auch schon gleich mein Lieblings-Sound mit dem Lee Sklar Artist-Line-Modell. Das Low-End ist schön fett, aber nicht schwammig, und knurrige Mitten sorgen für viel Wärme und Durchsetzungskraft – alles in allem liefert der Sklar Bass einen voluminösen Sound mit leicht akustischer Note, der hervorragend im Bandmix sitzt und zu vielen Musikstilen ausgezeichnet passt.

Der Sklar Bass präsentiert einen tollen Sound mit viel Wärme, Durchsetzungskraft und leichter Akustikbass-Note.
Der Sklar Bass präsentiert einen tollen Sound mit viel Wärme, Durchsetzungskraft und leichter Akustikbass-Note.

Wenn man nun auf den Halstonabnehmer blendet, so wird der Sound noch eine Spur sonorer, die Definition bleibt aber nicht auf der Strecke. Der Preci-ähnliche Sound funktioniert sicherlich hervorragend in Bands, bei denen viel Platz für einen breiten und offenen Basssound ist.

Audio Samples
0:00
Hals-Pickup, Flat-Einstellung

Knochentrockene Fusion-Sounds im Jaco-Style funktionieren mit dem Lee Sklar Bass ebbenfalls, man muss dafür lediglich auf den Stegtonabnehmer blenden. Für die Aufnahme habe ich die Bässe mit der Rockbass-Elektronik leicht angehoben, um das Fundament zusätzlich zu stärken.

Audio Samples
0:00
Bridge-Pickup, Bass-Boost
Liebevolle Details lassen die Herzen von Bassisten mit Sinn für Stil höherschlagen!
Liebevolle Details lassen die Herzen von Bassisten mit Sinn für Stil höherschlagen!

Der Onboard-Equalizer macht aus dem Sklar Bass sicherlich kein Soundchamäleon, für kleinere Anpassungen sind die beiden Filter jedoch sehr gut geeignet. Wenn man die Höhen ordentlich boostet, bekommt der Sound mehr Glanz und Strahlkraft, harsch wird es aber erfreulicherweise zu keinem Zeitpunkt. Etwas Vorsicht sollte man jedoch beim Umgang mit dem Bassregler walten lassen, denn der Sklar Bass kommt von Natur aus mit einem voluminös-offenen Bassbereich, der durch starke Anhebungen bei Extremeinstellungen etwas zu wuchtig geraten kann.

Audio Samples
0:00
Beide PU, Bass-Boost, Treble-Boost

Im letzten Clip hört ihr noch einmal den Halstonabnehmer des Rockbass Sklar Bass im Solomodus. Mit dem EQ habe ich hier die Bässe etwas angehoben und die Höhen stark abgesenkt – das Resultat ist ein umwerfend cooler Vintage-Sound!

Audio Samples
0:00
Neck PU, Bass-Boost, Treble-Cut
Anzeige

Fazit

Mit dem Sklar Bass I aus der Rockbass Artist-Line bietet Warwick den Fans von halbakustischen Bässen ein hervorragende Alternative zum beliebten Rockbass Star Bass! Das Sklar-Modell besitzt ein längere Mensur als der normale Star Bass (34″ vs. 32″) sowie zusätzlich eine Elektronik mit Zweiband-Equalizer. Er klingt daher eine Spur klarer und knurriger, durch den Equalizer ist der Sklar Bass außerdem etwas flexibler. In Sachen Spielkomfort unterscheidet sich der schicke Sklar Bass – auch das ist bemerkenswert – kaum von einem komfortablen Solidbody E-Bass: Er hängt ziemlich gut ausbalanciert am Gurt, der Korpus ist auf der Oberseite lobenswerterweise leicht abgeflacht, und das Setup ab Werk war bei meinem Testbass nicht weniger als erstklassig! Ohne Tadel ist außerdem die gesamte Verarbeitungsqualität des in China gefertigten Basses, sodass ich jedem Tieftöner, der einen hervorragend klingenden Halbakustik-Bass zum moderaten Kurs sucht, den Warwick RockBass Artist Line SklarBass I nur wärmstens empfehlen kann.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Retro-Optik
  • tadellose Verarbeitung
  • kerniger Sound mit akustischer Note
  • hochwertige und funktionale Hardware
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Bauartbedingt leichte Kopflastigkeit
  • leider kein passiver Betrieb möglich
Artikelbild
Warwick RockBass Artist Line SklarBass I Test
Für 899,00€ bei
Warwick_Sklar_Bass_I_VI_SBST_CHR_003_FIN
Vom herkömmlichen Star-Bass-Modell ist der Sklar Bass …
Technische Spezifikationen:
  • Modell: Warwick RockBass Artist Line SklarBass I
  • Herstellungsland: China
  • Korpus: Mahagoni (Khaya ivorensis) mit 3/8″ AAA-Riegelahorndecke
  • Hals: eingeleimter Hals, dreistreifig laminiert Ahorn mit Ekanga-Furnierstreifen, Griffbrett aus Tigerstripe Ebony, 21 Bünde schmale Bronze-Bünde
  • Finish: Burgundy Blackburst Transparent High Polish
  • Hardware: geschlossene Warwick-Tuner, 2-teilige Warwick-Brücke, „Just A Nut“-Tedursattel, Warwick Secutity Locks, verchromt
  • Tonabnehmer: 2 x MEC Vintage Soapbar Singlecoil-Tonabnehmer
  • Elektronik: aktiv, Rockbass 2-Band, Regler für Volume PP / Balance / Treble / Bass, Dreiwege-Kippschalter ohne Funktion (Lee Sklar “Producer Switch“)
  • Saiten: Warwick RED Strings (42200 M) .045“-.105″
  • Zubehör: Sechskant-Halsschlüssel, RockBag Deluxe Line Gigbag (RB 20511 B)
  • Gewicht: 4,2 kg
  • Preis: 1099,- Euro (Ladenpreis im Januar 2020)
Hot or Not
?
Warwick_Sklar_Bass_I_VI_SBST_CHR_006_FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo