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Harley Benton Electric Guitar Kit ST-Style Test

Wer das Abenteuer sucht, nicht gerade zwei linke Hände hat und sich seine eigene Gitarre bauen möchte, der braucht einen Gitarrenbausatz von Harley Benton. Die Marke bietet für wenig Geld diverse Gitarren (u.a. bereits bei uns im Test:  LP-Style und DC-Style) und Bässe zum Selberbauen, für deren Fertigstellung man nicht viel mehr braucht als etwas handwerkliches Geschick. Dass man dabei auch erfährt, wie ein solches Instrument von innen aussieht und wie es funktioniert, ist ein zusätzlicher Nutzen.

So fing alles an...
So fing alles an…


Bei unserem heutigen Projekt handelt es sich um den Nachbau einer Stratocaster, die ja im Grunde genommen ohnehin wie ein Bausatz konzipiert wurde. Bei der Konstruktion dieses Klassikers legten Leo Fender und sein Mitarbeiter Freddie Tavares besonderen Wert auf die Erfordernisse moderner Massenproduktionstechnik. So wurden die Hälse im Gegensatz zu Gibson auf einen massiven Holzkorpus geschraubt und konnten bei einem Defekt leicht per Post verschickt und ausgetauscht werden. Wie gut sich der Bausatz von Harley Benton macht, sagt euch unser Test.

Fotostrecke: 2 Bilder So kommt der Strat-Bausatz an

Details

Die Vorbereitung

Um den Zusammenbau möglichst reibungslos zu gestalten, sollte man sich vorab einige Werkzeuge bereitlegen. Dazu gehören ein kleiner und ein großer Kreuzschraubendreher, sowie ein mittelgroßer und ein großer Schlitzschraubendreher. Für die Montage des Halses haben wir beim Zusammenbau einen Akkubohrer benutzt, weil man hier etwas mehr Kraft einsetzen muss, um die beiden Komponenten bombenfest zu bekommen. Für die Muttern der Mechaniken sollte man einen entsprechenden Maulschlüssel nehmen und nach Möglichkeit keine Kombizange, mit der man immer wieder abrutscht und so das Holz ruiniert. Eine Kombizange oder Spitzzange als Grundausstattung ist aber grundsätzlich gut, falls man improvisieren muss. Ein Lötkolben ist übrigens nicht vonnöten, da alle elektrischen Komponenten gesteckt werden. Die zum Bausatz gehörenden Bauteile wie Schrauben, Muttern und Mechaniken etc. sind in unterschiedliche Tütchen verpackt, die man grundsätzlich nacheinander abarbeiten kann. Wir haben die einzelnen Teile herausgenommen und in Gläser gefüllt, um nicht alles zu vermischen. Die Kartonage und alle Plastiktüten wurden anschließend weggeräumt, um Platz zu schaffen und sauber arbeiten zu können.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein bisschen Werkzeug sollte man zur Hand haben

Der Hals

Eines vorweg: Laut Produktbeschreibung sind weder Hals noch Korpus lackiert, sondern lediglich mit Porenfüller grundiert, sodass sie anschließend lackiert werden können. Verzichtet man darauf, wird das Instrument mit der Zeit Schmutz aufnehmen. Ob das in Anbetracht des wirklich sehr geringen Preises irgendjemanden juckt, kann ich mir allerdings nicht vorstellen, denn eine professionelle Lackierung übertrifft den Preis dieses Bausatzes um ein Vielfaches. Bevor es an den Zusammenbau von Hals und Korpus geht, sollte man die beiden Hauptbestandteile zuerst einzeln fertig montieren. Wir haben uns dazu entschlossen, zuerst den Hals zu präparieren und danach den Korpus fertig zu machen. Der Hals ist übrigens gut bundiert und abgerichtet, sodass nach dem Zusammenbau und Besaiten kein Nachjustieren der Halsstellschraube nötig war. Kommen wir zur Montage der Mechaniken, die in der beigelegten Bauanleitung gut beschrieben wird. Die Mechaniken werden von der Rückseite der Kopfplatte in die vorgebohrten Löcher geschoben und von vorne mit den Gewindehülsen und den dazugehörigen Unterlegscheiben fixiert. Vorgebohrte Löcher nehmen die kleinen Schräubchen auf, die für die Fixierung der Mechaniken an der Rückseite dienen. Wenn die beiden Saitenniederhalter mit zwei weiteren Schrauben auf die Kopfplatte montiert sind, ist der Hals fertig.

Fotostrecke: 7 Bilder Als erstes widmen wir uns dem Hals, genauer gesagt der Kopfplatte

Der Korpus

Zuerst haben wir uns an den Einbau des fertig verdrahteten Pickguards gemacht. Dazu nehmen wir das mit den Pickups ausgestattete Schlagbrett – es müssen lediglich zwei Kabel verlegt werden, wobei an einem eine Steckverbindung angebracht ist, an dem anderen nicht. Das Kabel ohne Steckverbindung wird durch ein Loch im Elektrofach in die rückseitige Federkammer gefädelt – später muss man dieses dann an das Feder-Einhängeblech klemmen. Bevor das Schlagbrett angeschraubt wird, schließt man die Ausgangsbuchse noch per Steckverbindung an. Anhand der Fotos samt Bildunterschriften werden die einzelnen Schritte klar.

Fotostrecke: 9 Bilder Im nächsten Step kümmern wir uns um das fertig verdrahtete Schlagbrett

Das Pickguard wird nun mit dem Korpus verschraubt. Es kann passieren, dass beim Einpassen des Schlagbretts in den Korpus das Erdungskabel wieder etwas zurückrutscht – sollte das geschehen, kann man das Erdungskabel vorsichtig mit einer kleiner Flachzange wieder herausziehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Sollte das Erdungskabel ein wenig in den Korpus gerutscht sein, kann man dieses vorsichtig mit einer kleinen Flachzange wieder herausziehen

Im nächsten Schritt bauen wir das Tremolo-System ein. Hierbei handelt es sich um eine Kopie des klassischen Fender-Tremolos mit vormontierten Saitenreitern, das mit sechs langen Schrauben auf dem Korpus befestigt wird. Dabei sollte man darauf achten, dass man die Schrauben nicht “anknallt”, sondern etwas Spiel lässt, damit man später überhaupt damit arbeiten kann. Sie sollten nur so weit eingedreht werden, bis der Schraubenkopf bei komplett nach vorne gedrücktem System ganz leicht mit der Grundplatte des Tremolos in Kontakt kommt.
Jetzt wird der Korpus umgedreht und das Feder-Einhängeblech angebracht, an dem anschließend die drei Federn Halt finden. Bevor man die Kunststoffabdeckung wieder auf die Federkammer schraubt, sollte die Erdung angebracht werden.

Fotostrecke: 10 Bilder Jetzt ist das Tremolo an der Reihe

Wir nähern uns langsam dem Finale – jetzt wird der Hals per Neckplate und schwarzer Schutzdichtung verschraubt. Einstellarbeiten an Halskrümmung und -winkel waren hier übrigens nicht nötig, auch der Sattel war perfekt gefeilt und brauchte keine Nacharbeit. Einzig die Bundreinheit und die Höhe der Saitenreiter benötigten noch etwas Justierung, um das Schätzchen spielbereit zu machen. Das Tremolo habe ich in diesem Fall so eingestellt, das es nicht freischwebend ist, sondern ganz leicht auf dem Korpus aufliegt. Nachdem die Gurtpins angeschraubt sind, sieht unsere “Do-it-yourself”-Strat doch schon richtig gut aus und benötigt nur noch einen Satz Saiten.

Fotostrecke: 8 Bilder Jetzt ist Hochzeit – der Hals wird mit dem Korpus verbunden
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Praxis

Die Gitarre hängt mit ihrem Gewicht von 3,3 Kg gut ausbalanciert an der Schulter. Das Halsprofil ist ein angenehmes C mit perfekt abgerichteten Bünden und die Bespielbarkeit zeigt sich als sehr gut. Einzig die Mechaniken  wirken billig und arbeiten teilweise ungenau, weshalb ich beim Einspielen der Audios oft nachstimmen musste. Übrigens habe ich die mitgelieferten Saiten verwendet, wovon ich aber nur abraten kann. Ich würde mir anständige Markensaiten mitbestellen und die beiliegenden sofort entsorgen. Wir wollte den Bausatz hier so testen, wie er geliefert wird und haben deshalb keine Veränderungen oder Modifikationen vorgenommen.

Fotostrecke: 6 Bilder Jetzt braucht die Gitarre nur noch Saiten

Alles in allem bringt die Gitarre einen eher dünnen und leicht blechernen Klang, bei dem aber die Stratocaster-Züge klar zu erkennen sind. Allerdings sind die Pickups nicht optimal aufeinander abgestimmt. So ist der Stegpickup im Gegensatz zu den beiden verbleibenden Tonabnehmern zu schwach gewickelt, sodass man den mittleren- und den Halstonabnehmer sehr weit hineinschrauben muss, um eine akzeptable Balance zwischen den Dreien zu erreichen. In meinem ersten Audiobeispiel hört ihr alle Pickupkombinationen mit dem cleanen Verstärker. Hier kann man den leicht glasigen Sound schon gut heraushören. Die Reihenfolge ist dabei folgende: Steg, Steg/Mitte, Mitte, Mitte/Hals, Hals.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 – Alle Pickupkombinationen Clean

Jetzt habe ich den Amp für einen rotzigeren Sound leicht in die Sättigung gefahren, der dem Ton mehr Leben einhaucht. Auch hier zeigt sich wieder der dünne Klang der Gitarre, der im Gegensatz zu meinen Strats hart und eher stumpf klingt. Gerade mit dem Stegpickup bekommt man schnell einen Eierschneidersound. Gut, für 69 Euro darf man keine 77er Strat mit Kloppmann-Pickups erwarten und Anfänger und Bastler werden trotzdem auf ihre Kosten kommen. Hier der Stegpickup mit dem angezerrten Amp.

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Soundbeispiel 2 – Steg-PU angezerrt

Der Halstonabnehmer kommt mit der leichten Verzerrung besser klar als der Stegpickup. Der Ton spricht gut an und bringt einen gewissen knackigen Sound.

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Soundbeispiel 3 – Hals-PU angezerrt
Fotostrecke: 5 Bilder Natürlich musste sich auch diese Bausatzgitarre einem Fotoshooting stellen

Für das nächste Audiobeispiel habe ich die Gitarre auf Open G umgestimmt und den Amp noch einen Tacken stärker verzerrt, diesmal mit einer Kombination von Steg- und mittlerem Tonabnehmer.

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Soundbeispiel 4 – Steg- u. mittlerer PU angezerrt

Zum Schluss noch ein solistisches High Gain-Beispiel, bei dem ich zuerst den Hals- und dann den Stegpickup gespielt habe. Am Amp sind die Höhen etwas entschärft und ein Touch Mitten hinzugedreht, um die Glasigkeit etwas zu entschärfen. Ein wirkliches Metallbrett wird man hier nicht hinbekommen, aber das gelingt auch mit einem unmodifizierten Original nicht. Alles in allem und in Anbetracht des Preises finde ich, dass sich der Sound wirklich hören lassen kann.

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Soundbeispiel 5 – High Gain, erst Hals- dann Steg-PU
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Fazit

Es ist schon erstaunlich, was man für 69 Euro geboten bekommt. Der Stratocaster®-Bausatz von Harley Benton ist eine vollwertige Gitarre, die zwar keinen professionellen Ansprüchen genügt, aber für Anfänger eine sehr gute Wahl darstellt. Wunder sollte man trotzdem nicht erwarten, denn mit einer “richtigen” Strat® kann dieser Bausatz nicht mithalten. Das geht für mich anhand des geringen Preises aber vollkommen in Ordnung. Alle Bauteile sind anständig verarbeitet und gut aufeinander abgestimmt. Leute mit zwei linken Händen werden allerdings nicht unbedingt glücklich werden, denn ohne ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick wird man beim Zusammenbau scheitern.

Pro
  • Preis-Leistung
  • Spaßfaktor
  • anständige Verarbeitung der einzelnen Komponenten
Contra
  • glasiger Sound
Fotostrecke: 2 Bilder So fing alles an…
Technische Spezifikationen
  • Korpusform: Strat-Style
  • Korpus: Linde
  • Hals: Ahorn (geschraubt)
  • Griffbrett: Palisander mit Dot Inlays
  • Bünde: 22
  • Mensur: 648 mm
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Hals-Einstellstab
  • Pickups: 3 Singlecoils
  • Regler: 1 x Volume, 2 x Tone
  • Schalter: Fünfwegschalter
  • Hardware: Chrom
  • Tuner: Diecast Mechaniken
  • Tremolo
  • Beiliegende Saiten: 009 – 042
  • Finish: Natur
  • Preis: 69,00 Euro
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis-Leistung
  • Spaßfaktor
  • anständige Verarbeitung der einzelnen Komponenten
Contra
  • glasiger Sound
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Harley Benton Electric Guitar Kit ST-Style Test
Für 79,00€ bei
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Natürlich musste sich auch diese Bausatzgitarre einem Fotoshooting stellen

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Profilbild von Fred

Fred sagt:

#1 - 24.07.2015 um 14:58 Uhr

0

Just completed this kit. It took a month and lots of sweat a little blood but no tears! I decided early on to make drastic modifications. A different scratchplate and control arrangement with switch in different place, a simple top face jack plug and all 3 pick ups angled like the bridge pick up. The headstock shape is very different from Fender style!.Painting! Be carefull of not spending too much money. I used enamel boat varnish thinned down and brushed on. Very shiny but close up you see brush strokes. I like it!.

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