Anzeige

dBTechnologies Opera 12 Test

Unter dem unscheinbaren Namen Opera 12 präsentiert dBTechnologies die offiziellen Nachfolger der Opera 712DX. Wie es scheint, direkt ausgestattet mit den richtigen Argumenten für eine erfolgreiche Machtübernahme: Neues Design, leichter, lauter und besser ausgerüstet im Vergleich zu den Vorgängern. Dabei muss ich gleich ein Geständnis ablegen: In meinem Lager stehen zwei dBTechnologies Opera 712DX. Diese haben sich im Laufe der Jahre als zuverlässige Kollegen selbst auf den undankbarsten Jobs (Abi Partys, Dry Hire, Karneval, Kneipenbeschallung usw.) erwiesen. Keine Frage, dieses Investment hat sich längst bezahlt gemacht. Sollten die Kunststoffkameraden einmal in den wohl verdienten Ruhestand gehen, braucht sich der Autor wohl keine Gedanken über potentielle Nachfolger zu machen, oder? Ein Test muss her. 

00_dBTechnologies_Opera_12

Details

Ich weiß, es sind die inneren Werte, die zählen. Aber gerade das Design der meisten Kunststoff-Beschallungsboxen ist oft der Grund, warum diese bei der Wahl der Beschallungswerkzeuge ähnlich zögerlich gewählt werden wie adipöse Klassenkameraden beim Sportunterricht. Dieses Manko darf die neue Opera Serie endgültig ablegen. Endlich eine Kunststoffboxen-Serie mit durchgehend flächigem Lautsprechergitter. Das macht einen seriösen, erwachsenden Eindruck.
Der Lieferumfang ist schnell aufgezählt: Box, Kaltgerätekabel, Quick Start Guide und ein Garantieschein (24 Monate). Die Serie umfasst drei Modelle, wobei die Opera 10 die kleinste und die Opera 15 die größte Variante darstellt. Auf unserer Testbank nimmt derweil die Opera 12 Platz. Respekt, man muss schon genauer hinsehen, um den Kandidaten als Kunststoffbox zu enttarnen. Zudem ist das Gehäuse schön kompakt ausgefallen und besitzt im Vergleich zum Vorläufer drei M10-Flugpunkte. Dank des niedrigen Gewichts von gut 14 Kilo lässt sich die Box mit ihren zwei Griffen bestens navigieren.

Fotostrecke: 6 Bilder Nur wenige Kunststoffboxen verfügen wie die dBTechnologies Opera 12 über eingelassene Flugpunkte.

Damit die Opera 12 auf einer Distanzstange oder einem Lautsprecherstativ thronen kann, wurde an eine Hochständeraufnahme gedacht. Schon die Vorläufer besaßen ein multifunktionales Gehäuse, logisch, dass auch die neuste Ausgabe als Topteil oder Monitor einsetzbar ist. Dafür ist das Gehäuse auf einer Seite abgeschrägt, so dass dem Musiker eine praxisgerechte Monitorschräge vom 45° zur Verfügung steht. Die Treiberbestückung ist mit einem 12-Zoll-Tieftöner und einem 1-Zoll-Hochtontreiber identisch zum Vorläufer, das Hochtonhorn wurde allerdings überarbeitet und strahlt mit 100° im Nahbereich noch etwas breiter ab, während der asymmetrische Hornverlauf sich nach oben hin auf 85° verjüngt. Somit bietet diese Box einen praxisnahen Kompromiss: Während die ersten Reihen breit ausleuchtet werden, bedingt die nach oben enger werdende Abstrahlung, dass auch die hinteren Reihen mit ordentlich Pegel versorgt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Gehäuse besitzt eine Monitorschräge.

Bitte ein Bit!

Oder besser gleich 56 Bit wie im neuen DSP des Aktivmoduls. Die Aktivelektronik der Opera 12 ist versenkt angebracht, wurde seitens dBTechnologies massiv aufgewertet und bietet ein deutliches Mehr an Mixmöglichkeiten. Beginnen wir mit den beiden Eingängen, die als XLR/Klinke-Combobuchsen ausgeführt sind. Sie lassen sich über versenkte Schalter von Mikrofon- auf Line-Pegel umschalten und mit ihren Gain-Potis unabhängig voneinander einpegeln. Sind Singer-Songwriter anwesend? Die Opera bietet neben dem Einsatz als klassische Beschallungsbox auch die Möglichkeit, ein Instrument via Klinke und ein Mikrofon gleichzeitig anzuschließen und separat auszusteuern. Für die kleine Akustiknummer im Club? Warum nicht!
Besitzt man eine zweite Opera 12, lässt sich der Mix der ersten Box über die Mix-Out XLR-Buchse an die zweite Box durchschleifen. Alternativ gibt die Mix-Out-Buchse nur das Eingangssignal des ersten Eingangs weiter. Solche Routing-Optionen sind für diese Preisklasse nicht selbstverständlich. Begleitet wird der Mix von dem LED-Duo „Limit & Signal“, welche ein anliegendes Signal (und bei zu viel Schub aus dem Mixer) die Limiter-Aktivitäten anzeigt.
Damit die Treiber vor Überlast geschützt sind, fährt der DSP zudem ein Trio aus Peak-, RMS- und Thermal-Limiter auf. Sie sollen die drei häufigsten Treibertode gekonnt abwenden. Eine saubere Verwaltung von Trennfrequenzen und passende High- und Lowcut-Filter sind ebenfalls wichtig für Treiberschutz und guten Sound. Dabei kann der DSP sogar auf FIR- anstatt herkömmliche IIR-Filter zurückgreifen. Eine Option, die man eigentlich nur in externen, kostspieligen Lautsprecher-Managementsystemen findet. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Aktivelektronik stellt der 12/1-Treiberkombination mit 600 Watt RMS ordentliche Leistung zur Verfügung, welche mit Hilfe von FIR-Filtern und drei Limitern kontrolliert werden.

Der Opera-DSP kann noch mehr. Er stellt dem User auf Wunsch passende Voreinstellungen für verschiedene Anwendungen zur Verfügung. Alleskönner und Puristen nutzen natürlich das Preset „Flat“ (lineare Abstimmung), darüber hinaus bietet ein versenkter Encoder folgende Klangoptionen für den Einsatz als Topteil: Club, Vocal, Bass Reduction, Playback, Bass Boost. Kommt die Box als Bodenmonitor zum Einsatz, empfehlen sich die Presets Wedge Vocal oder Wedge Playback. Prima Sache, vor allem wenn es schnell gehen muss.
Komplettiert wird die Ausstattung von einem Netzschalter und einer Kaltgerätebuchse. PowerCon-Netzbuchsen sind in dieser Preisklasse die Ausnahme, aber zumindest ein verriegelbarer Stecker wäre schön gewesen. Alternativ greift der Anwender zu einem optionalen Kaltgerätekabel mit Verriegelung.

Anzeige

Praxis

Da legt man gerne Hand an. Die Box ist durch die gut positionierten Griffe (mit Metallsteg), easy auf eine Distanzstange zu wuchten. Über einen optionalen Flugbügel lässt sich die Box problemlos fliegen, und das horizontal wie vertikal. Das ist in dieser Klasse außergewöhnlich. Die Verarbeitung des Kunststoffgehäuses überzeugt ebenfalls. Keine Spalten oder Überstände vom Gussverfahren, das Lautsprechergitter ist stabil und zudem mit blickdichtem Akustikflies hinterlegt. Optisch ein deutlicher Schritt nach vorn.
Klanglich muss man der Box ebenfalls die Volljährigkeit bescheinigen. In der Flat-Einstellung klingt die Opera 12 recht ähnlich wie meine 712DX. Bei der 712DX nervt mich allerdings eine nasale Überbetonung bei 800 Hz. Dieser Bereich ist bei der Opera 12 dagegen unproblematisch. Im direktem Vergleich klingt die Opera 12 außerdem deutlich transparenter als ihr Vorgänger. Gut möglich, dass dies auf die neuen FIR-Filter zurückzuführen ist. Die Opera 12 besitzt in der Flat-Einstellung zudem richtige Mitten! Im Gegensatz zu manch anderer Kunststoffbox, die mit einer „Bumm-Zisch-Abstimmung” vielleicht den Dorf-DJ beglückt, kann die Opera 12 Gesang und Sprache deutlich abbilden.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Opera 12 entpuppt sich als überzeugende Weiterentwicklung der bekannten Serie: Leichter, lauter und ebenfalls mit einem moderatem Preisetikett. Das weiß zu gefallen.

Damit die DJ-Fraktion nicht leer ausgeht, bietet sich das Preset Playback an. Hier wird der Mittenbereich entschärft und Konservenmusik klingt selbst bei hoher Lautstärke angenehm rund. Obwohl nur ein 12-Zoll-Tieftöner in der Opera 12 werkelt, ist die Box halbwegs Fullrange tauglich, wenn das Preset Bass Boost den Dienst antritt. Das geht zwar ein wenig zu Lasten der Gesamtlautstärke, dürfte aber in kleinerem Rahmen durchaus ohne zusätzlichen Subwoofer überzeugen.
Durch die Presets wird die Box zu einem universellen Werkzeug. Wedge Vocal ist zum Beispiel die passende Grundlage für einen durchsetzungsfähigen Monitorsound. Man hört deutlich, dass der DSP die unteren Mitten beschneidet, was zum einen die Gain before Feedback-Schwelle positiv beeinflusst, und zudem den Gesangssound ohne großes EQ-Gekurbel deutlich transparenter gestaltet, da die unvermeidbaren Klangartefakte durch die Bodenkopplung entschärft wird.
Beim Maximalpegel nimmt sich die Opera 12 im Vergleich zur 712DX nichts. Aus der Erfahrung kann ich berichten, dass zwei von den Kandidaten problemlos genügend Pegel bereitstellen, um damit 150 Zuhörer einer lauten Punk-Rock-Coverband zu versorgen. Mit Subwoofer-Unterstützung natürlich. Geeignete Kandidaten sind zum Bespiel der Sub15H oder Sub18H aus gleichem Haus.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei dB Technologies Opera 12 und ein Sub15H bilden das Entertainer-Set.
Anzeige

Fazit

Ein gutes Produkt noch besser zu machen ist keine einfache Aufgabe. Die Königsdisziplin allerdings ist es, dabei eine moderate Preisgestaltung nicht aus den Augen zu verlieren. Glückwunsch an dBTechnologies, denn der Reboot der Opera-Serie ist rundum gelungen. Der Anwender erhält mit der Opera 12 ein flexibles, vergleichsweise günstiges Werkzeug, das zudem gut aussieht. Musiker, Bands und Verleihbetriebe, die eine Box für den unkomplizierten Dry Hire benötigen, können bedenkenlos zugreifen. Durch das seriöse Design und den optionalen Flugbügel dürfte die Box durchaus auch im Installationsbereich neue Freunde finden. Der DSP schützt unter schwierigen Bedingungen und bietet zudem zahlreiche Klangoptionen. Der größte Vorteil der Opera 12 ist allerdings die einfache Bedienung. Auch weniger erfahrene Anwender finden mit Hilfe der acht Presets schnell einen passenden Sound.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • überzeugender Klang
  • hoher Maximalpegel
  • niedriges Gewicht
  • integrierte Flugpunkte
  • auch als Monitor einsetzbar
  • acht Presets
  • hochwertiges Design
Contra
Artikelbild
dBTechnologies Opera 12 Test
Für 429,00€ bei
21_dBTechnologies_Opera_12
Mit dem durchgängigen Lautsprechergitter besitzt die Opera12 für eine Kunststoffbox eine sehr wertige Optik.
Technische Spezifikationen
  • Hochtöner: 1 Zoll mit 1,4-Zoll-Schwingspule
  • Tieftöner: 12 Zoll mit 2-Zoll-Schwingspule
  • Abstrahlcharakteristik: 100° x 85°, asymmetrisches Horn
  • Frequency Response: [-10dB] 52 – 20.000 Hz
  • Frequency Response: [- 3dB] 67 – 19.600 Hz
  • Max SPL: 129 dB Endstufe: Class D, 600 Watt RMS, 1.200 Peak
  • DSP: Controller-DSP 56 Bit, Linear Phase FIR Filters
  • AD/DA Wandlung: 24 Bit/48 KHz
  • Abrufbare Presets: 8 x Presets
  • Trennfrequenz: 2000 Hz
  • Limiter: Peak, RMS, Thermal
  • Eingänge:
  • 1 x Combo (XLR/Klinke 6,3 mm) Mic/Line
  • 1 x Combo (XLR/Klinke 6,3 mm) Mic/Instrument
  • Ausgänge:
  • XLR (CH1 Link/Mix Out) anwählbar
  • Gehäuse: Polypropylen
  • Lautsprechergitter: durchgehend
  • Griffe: 2
  • Flugpunkte: 2 x M10 Oberseite + 1 x M10 Rückseite
  • Hochständerflansch: ja
  • Monitorwinkel: 45°
  • Abmessungen: 350 mm /642 mm / 349 mm
  • Gewicht: 14,3 kg
  • UVP: 549,- €
Hot or Not
?
00_dBTechnologies_Opera_12 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Arturia Astrolab 88 Review - Arturia's Flagship Stage Keyboard
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!