ESI uniK 05 Test

Wenn man in der Budget-Klasse unterwegs ist, landet man mit Sicherheit früher oder später beim Hersteller ESI Audiotechnik GmbH. Dieser ist vor allem für seine günstigen Audiointerfaces und die Monitor-Serie ESI nEar bekannt, aber auch als ehemaliger OEM-Entwickler für M-Audio Lautsprecher, leistete er bereits sehr gute Arbeit. Mit der neuen uniK Serie möchte ESI nun sein Portfolio weiter nach oben hin abrunden.

ESI-uniK05_B01_Frontal


Wie man an der Gesellschaftsform GmbH erahnen kann, liegt die Firmenzentrale des Herstellers in Deutschland. Gefertigt wird allerdings in China, so dass auch auf der Rückseite unseres heutigen Testkandidaten der etwas albern anmutende Spruch „Designed in Germany / Made in China“ gefunden werden kann. Doch ganz so „China“ ist der Preis der neuen ESI uniK 05 dann doch nicht und bei genauerem Betrachten fällt auch auf, dass nun erstmals Bändchen-Hochtöner Einzug ins ESI-Programm hielten, wodurch sicherlich nicht nur ich zwangsweise an ADAM Audio denken muss.  

DETAILS

Die ESI uniK 05 ist der mittelgroße Lautsprecher der neuen ESI Nahfeldmonitor-Reihe uniK, welche neben einer größeren 8-Zoll Variante, auch eine kleinere 4-Zoll Variante beherbergt. Die uniK 05 ist indes mit einem 5-Zoll Tieftontreiber bestückt, welcher aus Kevlar gefertigt wurde und so besonders verwindungssteif agieren soll. Weiterhin ist dieser Treiber auch magnetisch geschirmt. 

Im Hochtonbereich kommt hingegen ein eher selten anzutreffender Bändchen-Hochtöner zum Einsatz, der in Analogie zu Bändchen-Mikrofonen und aufgrund seiner geringen Eigenmasse hohe Impulstreue verspricht. Ganz genau betrachtet, handelt sich übrigens um ein flaches Bändchen und um keinen AMT-Wandler, wie sie ADAM Audio verbaut. Auf Grund des höheren Fertigungsaufwands solch gearteter Metall-Membranen, zählt diese Art von HF-Treiber allerdings auch nicht gerade zu den günstigsten seiner Art. Wie bereits Eingangs erwähnt, versucht ESI sich gerade aber mit dieser Serie in etwas höheren Gefilden zu etablieren, was diesen Ansatz demzufolge unterstreicht.

Da Bändchen-Hochtöner allgemeinhin empfindlicher als Kalotten-Hochtöner in sind, tut ESI gut daran, diesen hinter einem aus gebürsteten Alu bestehenden, schicken und solide eingeschraubten Gitter zu verstecken. In Verbindung mit der schwarz-spiegelnden Hochglanz-Front aus Plastik und ihren abgeschrägten Seitenlinien wirkt das recht edel. Das restliche in Schwarz gehaltene Gehäuse besteht – wie in dieser Preisklasse absolut üblich – aus Vinyl-folierten MDF, was der Box ein mildes Gesamtgewicht von rund 4 kg beschert.
Zwischen den beiden Treibern findet sich dezent versteckt eine kleine blaue LED, die über den Betriebszustand (an/aus) informiert. Ich persönliche finde Blau als Farbe für LEDs zwar gänzlich unschön, doch muss man ESI zugestehen, dass diese LED auch in dunkelster Studiolicht-Beleuchtung nicht blendet – sie ist nämlich überlackiert worden. 

ESI-uniK05_B10_Nightvision.jpg

Doch zurück zu den harten Fakten: Im Inneren arbeitet hier zwar „nur“ eine Endstufe, die beide Wege gemeinsam versorgt, doch reicht die Verstärkerleistung von 60 Watt sicherlich mehr als aus. Logischerweise wird deshalb erst nach der Leistungsverstärkung passiv getrennt – bei 2,5 kHz. Klanglich tut das der Sache allerdings keinen Abbruch. Wer unbedingt Bi-Amping möchte, sollte sich bei dem großen und etwas teurerem Modell ESI uniK 08 umschauen.
Wenn man dem angegebenen Frequenzgang Beachtung schenkt, fällt auf, dass für eine echte Aussagekraft und Vergleichbarkeit die Angaben über den Abfall an den Eckfrequenzen fehlt. Typisch für diese Klasse, was ich schon in unserem Testmarathon reichlich thematisiert habe. Die untere und vom Hersteller angegebenen Grenzfrequenz beträgt hier 49 Hz und wurde sicherlich nicht bei -3 dB ermittelt. Der reale Tiefgang ist für diese Größe aber absolut in Ordnung und wirkt nicht aufgeblasen, und das trotz Bassreflex-Bauweise.
Der entsprechende Bassport in Form eines Schlitzes befindet sich auf der Rückseite. Zur Vermeidung von Port-Turbulenzen wurden die seitlichen Austrittskanten nach innen verjüngend gestaltet. Unterhalb davon befindet sich eine eingeschraubte Metallplatte, welche die Verstärkerelektronik beherbergt.

Von außen sieht man natürlich nur die Anschlüsse und das leicht gerasterte Level-Poti. Sinnvollerweise befindet sich zwischen den beiden Extremwerten des Potis „minus unendlich“ und „max“ noch eine mit „0 dB“ beschriftete Mittelposition, welche bei anliegenden Standardpegeln zu wählen wäre. Links davon befindet sich der Combo-Buchse-Eingang, welcher symmetrische Signale an XLR und unsymmetrische Signale an 6,35mm-Klinke akzeptiert.
Zu guter Letzt wären noch die Stromzufuhr nebst Feinsicherung sowie der dazugehörige Hauptschalter zu erwähnen. Dessen Platzierung auf der Rückseite ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch ästhetisch wertvoll, da die wenigsten Frontschalter in dieser Preisklasse hochwertig aussehen, geschweige denn Charme versprühen. Die rückseitige Platzierung der Bedienelemente stellt deshalb meiner Einschätzung nach kein Manko dar, solange man über einen Mixer oder Monitorcontroller zwischen Audiointerface und Speakern verfügt. Ich persönlich benutze in Verbindung mit Nahfeldmonitoren übrigens auch immer Master-/Slave-Steckdosen, wodurch meine Boxen (fern-)eingeschaltet werden, sobald ich meinen Musikrechner starte.
Es gibt bei den Lautsprechern kein einziges Filter, was recht ungewöhnlich in dieser Preisklasse ist. Nun gut, das spart mir wiederum Zeichen und euch Lesearbeit – und somit geht es auf direkten Wege in das Praxisexperiment!

PRAXIS

Ausgepackt und aufgebockt das Teil! Es geht wiedermal auf meine Stative ins 1m Stereo-Dreieck. Da es keine Filter gibt, geht die erste Konfiguration recht schnell von statten: Level-Poti auf „Null“, Strom rein, XLR rein – fertig! Die Stecker sitzen angenehm fest, allerdings hätte ein zusätzliche Verriegelung an den XLR-Buchsen sicherlich nicht geschadet.  

Die Aussparung für eine XLR-Sicherung wäre zumindest vorhanden gewesen.
Die Aussparung für eine XLR-Sicherung wäre zumindest vorhanden gewesen.

Mit fällt sofort auf, dass die Box nur so laut aufgedreht werden kann, wie sie es auch verträgt. Das ist gut, denn so kann man die Quelle ordentlich laut machen und der Störspannungsabstand bleibt maximal – gesunde Selbsteinschätzung nenne ich das. Von daher ist es auch nicht schlimm, dass es keine weiteren, zumindest offensichtlichen Schutzschaltungen gibt, die im Überlastfall die Belastung der Treiber oder Endstufe begrenzt.
Bassmäßig hat man auch gut konfiguriert und auch hier die tatsächliche Boxengröße nicht aus den Augen verloren. Demzufolge ist dieser Speaker im Vergleich zu manch anderen auf den ersten Blick vielleicht etwas schwach im Bass, also trotz Bassreflexbauweise nicht zu tief abgestimmt. Dafür bleibt der wiedergegebene Bass aber präzise und natürlich, so gut es eben für ein Gehäuse dieser Größe geht. Die Speaker verfallen somit auf der Jagd nach ein paar Hz mehr nach unten nicht in ein schwammiges Bassport-Dröhnen.
Besonders bemerkenswert: Der Bassport bleibt tatsächlich frei von Turbulenzen, was bei vielen Speakern leider oftmals nicht der Fall ist, wie auch unsere Testmarathons eindrucksvoll zeigte. Selbst das Gehäuse bleibt überraschend frei von Eigenresonanzen, obwohl ich keine zusätzlichen Verstrebungen im Inneren des Gehäuses finden konnte. Auch das war im Testmarathon ein etwas größeres Problem bei vielen anderen Herstellern. Von daher: Sehr gut gemacht!

Die Neugier siegte und ich musste die Box auch mal aufschrauben. Alles wurde ordentlich und sauber verarbeitet.
Die Neugier siegte und ich musste die Box auch mal aufschrauben. Alles wurde ordentlich und sauber verarbeitet.

Am Rande der Hinweise, dass große Boxen logischerweise immer mehr Bass erzeugen als kleine, allerdings sollte man auch den zu beschallenden Raum bei seiner Planung nicht aus dem Auge verlieren. Große Boxen in zu kleinen Räumen wummern und drücken zwar gerne sehr schön, mit Hinblick auf die Reproduzierbarkeit auf anderen Audio-Systemen ist diese Art von Bassinformation allerdings absolut wertlos. Deshalb an dieser Stelle der Hinweis an alle Bedroom-Producer: Nicht übermütig werden!
Kommen wir nun zu den Mitten und Höhen: Auch hier bin ich überrascht, wie viel Auflösungsvermögen, Detailreichtum und Präzision in einer so kleinen Box stecken können, vor allem in Anbetracht des immer noch verhältnismäßig schmalen Preises.
Die Box ist also ziemlich linear abgestimmt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Nur in den Höhen, ab ca. 5 kHz, finde ich es ein Stück zu viel des Guten. Allerdings klingen die Höhen nicht zu scharf und unangenehm, sondern nur etwas lauter, was gerade bei Hi-Hats und Shakern in Musikmaterial auffällt: Sie rutschen zu weit nach vorn. Bei TV und Videomaterial trägt das natürlich auf der anderen Seite zu einer sehr guten Sprach-Verständlichkeit bei und macht das Ohr sensibel für Störgeräusche und Rauschen, beim Mixing muss man allerdings aufpassen, nicht zu sehr zu kompensieren, damit der Mix im Endergebnis nicht zu „muffig“ und indirekt wird. Weiterhin fällt mir eine leichte Unterbetonung der unteren Mitten auf, aber die ist nicht sonderlich tragisch. Kompensieren kann man allerdings nicht, da es ja keine Filter gibt. 
Die Gruppenlaufzeit und die Tiefenstaffelung der Box ist in Ordnung, aber auch nicht sonderlich beeindruckend. Dafür spielt die Box gut in der Breite auf, der Sweetspot ist demzufolge schön groß und selbst die Phantom-Mitte sitzt bombenfest. Auch das Impulsverhalten bleibt bis zu humanen Pegeln gut und macht Spaß! 
Abgesehen von den fehlenden Angabe zu optimalen Hörabständen und Wandabständen, ist das Handbuch recht detailliert gehalten und bebildert auch die wichtigsten Aufstellungsvarianten. Ein Messdiagramm findet sich indes nicht. Erinnere ich mich an meinen Test der ESI nEar 05 Experience im Rahmen unseres Testmarathons, kommen mir direkt die dort beigelegten, äußerst fragwürdigen, glattgezogenen „Bildchen“ in den Sinn. So gesehen ist es schon besser, keine Messdiagramme als nutzlose beizulegen. Und weil wir gerade beim Meckern sind, auch mit der SPL-Angabe im Handbuch kann ich nicht so wirklich viel anfangen: „89 db +/- 3 dB @ 1 W/ 1 M 300. 400. 500. 600 Hz.“ Bitte? Ich sag es mal so: 90 dB SPL nach IEC 268-1 sind das ganz sicher nicht und die Vergleichbarkeit bleibt somit auf der Strecke. Aber auch das ist durchaus klassentypisch, wie unser Vergleich damals zeigte. 

Auszug aus dem Handbuch. Und wie groß sollte X denn nun praktisch sein?
Auszug aus dem Handbuch. Und wie groß sollte X denn nun praktisch sein?

Sinnvoller ist da schon der Hinweise im Handbuch, die Boxen niemals auf die Seite zu legen, obwohl man eine Erklärung schuldig bleibt. Ich will da aber mal nicht so sein und kläre entsprechend gerne auf: Die Hochtonspeaker bündeln in den Höhen vertikal sehr stark, was in akustisch weniger optimalen Räumen äußerst günstig ist, da so Reflexionen an Boden und Decke vermieden werden. Die horizontale Bündelung ist indes eher breit angelegt. 

Auszug aus dem Handbuch. Bitte keine lebenden Tiere in der Mikrowelle trocknen...
Auszug aus dem Handbuch. Bitte keine lebenden Tiere in der Mikrowelle trocknen…

In der Konsequenz muss man sich also vor allem bei der Positionierung in der Höhe beziehungsweise des Neigungswinkels schon etwas mehr Mühe geben, wird dafür dann auch aber mit einem entsprechend präzisen Klangeindruck belohnt. Ich kann es also deshalb nicht oft genug sagen und werde es deshalb auch wieder an dieser Stelle explizit tun: Kauft euch ordentliche Stative für eure Boxen und achtet darauf, dass ihr in der Abhörposition vertikal nicht zu sehr von der Mitte abweicht – und sei es dadurch, dass ihr die Lautsprecher neigt.
Demzufolge haben, so gesehen, auch die nicht vorhanden Filter etwas Gutes: Zuallererst können sie nicht minderwertig sein und zweitens muss man sich schon allein deshalb intensiver mit der Positionierung auseinandersetzen, was bei erfolgreicher Findung allerdings auch die besser Klangbalance bietet als krumme Filterkurven. Boxen nur deshalb irgendwo hinzustellen, weil es „optisch passt“, ist übrigens eine denkbar schlechte Idee. Da muss man schon mal ein Weile probieren und Zeit investieren. Macht das auch eurer besseren Hälfte klar, wenn ihr das Wohnzimmer klanglich aufwerten wollt. Grober Richtwert: In etwa 0,5 bis 1 Meter Abstand zur Wand hinter den Speakern und wenn möglich auch mindestens 1 m Abstand zu den Seitenwänden einhalten.

FAZIT

Die ESI uniK 05 ist eine ehrliche Box, die zwar mit relativ wenig Zusatz-Features aufwartet, dafür aber bei durchweg hoher Qualität preisgerecht zu überzeugen weiß. Mit Hinblick auf den angepeilten, höheren Qualitätssektor kann man voll und ganz behaupten, dass ESI seine Hausaufgaben gemacht hat, wenn auch die Höhen eine leichte Überbetonung erfahren. Ich kann der ESI uniK 05 somit in Anbetracht ihres Preises einem hervorragendem Klang aussprechen. Und das ist in Zeiten des schmalen Talers doch als überaus positiv zu werten, oder?

PRO:

  • gutes Auflösungsvermögen
  • lineare Abstimmung
  • Reduktion auf das Wesentliche

CONTRA:

  • leichte Höhenüberbetonung
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FEATURES:

  • Zwei-Wege-Lautsprecher mit einem Verstärker
  • Bändchenhochtöner 49 x 26mm
  • Tieftöner mit 5″ Kevlar Membran (magnetisch abgeschirmt)
  • Ausgangsleistung: 60W (HF: 30W, LF: 30W), 85W max. Leistungsaufnahme (AC)
  • Frequenzgang: 49Hz-22kHz
  • Eingangsimpedanz 42kOhm (symmetrisch) bzw. 8.5kOhm (unsymmetrisch)
  • 2.5kHz Frequenzweiche
  • SPL: 89dB ±3dB @1W / 1M bei 300. 400. 500. 600 Hz
  • Related Noise Power: 25W (THD=1%, 4 Ohm Last, 1kHz)
  • Eingangsempfindlichkeit: 60mV@1W; 200mV@25W (500 Hz)
  • XLR- und 6.3mm-Klinke Comboanschluss (symmetrisch und unsymmetrisch)
  • Lautstärkeregler min. – 0dB – max.
  • blaue LED Anzeige (Power)
  • Abmessungen: 190 x 265 x 210mm
  • Gewicht: 4,28kg

Preis:


  • EUR 249,- EUR/Stück
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gutes Auflösungsvermögen
  • lineare Abstimmung
  • Reduktion auf das Wesentliche
Contra
  • leichte Höhenüberbetonung
Artikelbild
ESI uniK 05 Test
Für 109,00€ bei
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