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Empress Compressor MKII Test

Der Empress Compressor MKII stellt sich nach über 10 Jahren als Weiterentwicklung und Neuauflage des beliebten analogen Kompressors der kanadischen Firma Empress vor. Die MKII-Version wurde auf Grundlage von Kunden-Feedback um einige Features erweitert und ist zudem in ein deutlich kleineres Gehäuse gewandert.

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Zu den neuen Funktionen zählen zwei unabhängige LED-Anzeigen für Eingangslautstärke und Gain-Reduktion, eine Ton-Blende und ein High-Pass-Filter für die Sidechain. Geblieben sind die Kern-Features des Vorgängermodells mit Mix-Control, unabhängigen Attack- und Release-Reglern, In- und Output-Gain sowie einem Wahlschalter für das Kompressionsverhältnis. Der Empress MKII Compressor ist in zwei Farben erhältlich und existiert ebenfalls in einer speziellen Bass-Version.

Details

Gehäuse/Optik

Der Empress Compressor MKII sitzt in einem stabilen Metallgehäuse mit den Maßen (BxHxT) 65 x 60 x 130 mm und wiegt 300 g. Die Pedaloberfläche ist in drei Bereiche aufgeteilt. Auf dem hinteren Pedaldrittel befindet sich der Soft-Switch-True-Bypass-Fußschalter neben einer hellen weißen LED. Die vorderen zwei Drittel werden von den Potis Input, Output, Attack, Release, Mix, Tone und zwei Dreiwegschaltern für Ratio und Sidechain HPF eingenommen. Rechts neben den Bedienelementen signalisieren zwei VU-Meter mit roten LEDs die Gain-Reduktion und mit gelben LEDs das Input-Gain. Die Ein- und Ausgangsbuchsen, der Anschluss für das Standard-9V-Netzteil und der TRS-Miniklinken-Eingang für das Sidechaining befinden sich allesamt an der Stirnseite. Der Empress Compressor hat einen Stromverbrauch von etwa 100 mA und ein Batteriebetrieb ist vom Hersteller nicht vorgesehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Update auf Version MKII erhält der Empress Compressor ein schlankeres Outfit und zusätzliche Features.

Bedienung und Konzept

Bei unserem Testkandidaten handelt es sich grundsätzlich um einen analogen Kompressor. Kompressoren sind dynamische Prozessoren, die den Dynamikumfang, also die Pegelunterschiede in Audiosignalen ausgleichen. Einfacher gesagt sorgt ein Kompressor für uns Gitarristen dafür, dass leise Töne lauter und laute Töne leiser werden. Für den Hörer klingt ein komprimiertes Signal ausgewogener, gleichmäßiger und oft auch voluminöser. Für den Spieler selbst sorgt Kompression zusätzlich für ein anderes Spielgefühl und Anschlagsverhalten, was in einigen Situationen als angenehm oder hilfreich empfunden werden kann. Da verzerrte Gitarrensignale im Grunde schon komprimiert sind, werden Pedal-Kompressoren häufiger für cleane Gitarrensounds eingesetzt. Allerdings können sie auch bei verzerrten Sounds das Sustain verlängern oder als Booster arbeiten.
Jeder Kompressor verfügt über mindestens zwei Regelmöglichkeiten, wobei es sich um die Einstellung des Schwellenwertes handelt, ab dem die Lautstärkeangleichung greifen soll (Threshold, Sensitivity oder Sustain genannt), und die Anpassung der Ausgangslautstärke (Level, Output etc.), da ein komprimiertes Signal zunächst immer leiser erscheint. Beim Empress Compressor MKII wurden diese Regelmöglichkeiten in vielerlei Hinsicht verfeinert:

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Oberseite haben sechs Potis, zwei Mini-Schalter und ein Fußschalter Platz gefunden.

Input:
Lautstärkeregelung für das Eingangssignal. Höhere Eingangslautstärken resultieren in mehr Kompression und funktionieren somit ähnlich wie ein Threshold-Regler.
Output:
Ausgangslautstärke nach der Kompression, kann auch zum Boosten verwendet werden.
Attack:
Einschwingzeit. Setzt den Zeitpunkt, zu dem die Kompression beginnen soll.
Release:
Ausschwingzeit. Setzt den Zeitpunkt, zu dem die Kompression aufhören soll.
Mix:
Mischt dem komprimierten Signal das unbearbeitete Signal zu (“Parallel Compression”).
Tone:
Klangregelung im “Tilt”-Stil. Vor der 12-Uhr-Stellung werden Bässe verstärkt und Höhen beschnitten, nach der 12-Uhr-Stellung werden Höhen verstärkt und Bässe beschnitten.
Ratio:
Bestimmt die Intensität der Lautstärkereduktion und wird im Verhältnis zum unbearbeiteten Signal ausgedrückt (2:1; 4:1; 10:1).
Sidechain HPF:
High-Pass-Filter für die interne Sidechain. Hier können tiefe Frequenzen zur Steuerung der Kompressionseinheit beschnitten werden. Die tiefen Frequenzen des Eingangssignals werden in der Folge weniger stark komprimiert.
Externes Sidechaining:
Die Sidechain ist zunächst einmal ein internes Steuerungselement eines jeden Kompressors. Über die Sidechain wird das Eingangssignal an einer Stelle des Schaltkreises abgezweigt und dafür genutzt, die eigentliche Kompressionseinheit zu steuern. Das Signal dient also als Trigger für die Lautstärkeerkennung, welche wiederum die Kompressionseinheit steuert. Das Sidechain-Signal spielt dabei keine Rolle für den Klang an sich, sondern nur für das Kompressionsverhalten. Im Falle des Empress Compressors kann dieses Sidechain-Signal verändert oder sogar ersetzt werden. Durch ein TRS-Insert-Kabel (Stereo-Miniklinke auf 2 x Mono-Klinke) kann das Sidechain-Signal extern bearbeitet (z.B. durch einen EQ) oder durch externe Signale (Schlagzeug, Bass etc.) gesteuert werden. So können z.B. durch “Fremdsteuerung” des Kompressionsverhaltens sogenannte “Ducking”-Effekte erzielt werden, wie man sie aus dem Audio-Engineering kennt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlüsse sitzen an der Stirnseite und beinhalten In- und Output, den 9V-DC Anschluss,…
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Praxis

Getestet wird der Empress Compressor MKII mit Strat und PRS über einen Vox AC15. Abgenommen wird ein WGS Veteran 30 Speaker mit einem Mix aus Shure SM57 und Audix D2.
Für eine erste Hörprobe orientieren wir uns an einer Quickstart-Einstellung aus der mitgelieferten Bedienungsanleitung. Die Gain-Reduktion beträgt dabei etwa 8 dB und alle anderen Einstellungen sind so gewählt, dass zunächst eine eher unaufdringliche Kompression entsteht. In den folgenden vier Audiobeispielen hören wir einen Durchgang im Bypass und danach dasselbe Sample mit einem Kompressionsverhältnis (Ratio) von 2:1, 4:1 und 10:1

Ratio –> Stratocaster (off/on)

Audio Samples
0:00
Bypass
Audio Samples
0:00
Ratio 2:1
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:002:1off
Audio Samples
0:00
Ratio 4:1
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:004:1off
Audio Samples
0:00
Ratio 10:1
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:0010:1off

Selbst bei einem hohem Kompressionsverhältnis klingt diese Einstellung äußerst musikalisch und angenehm. Das Klangbild wird runder und erschient insgesamt voluminöser.
Als Nächstes wollen wir die Wirkungsweise des Tone-Potis und des Sidechain High-Pass-Filters näher beleuchten. Im ersten Beispiel hören wir zweimal dasselbe Riff, jeweils ausgehend vom Tone-Poti in der 12-Uhr-Stellung. Im ersten Durchgang des Riffs wird das Tone-Poti langsam gegen den Uhrzeigersinn, im zweiten Durchgang mit ihm gedreht.

Tone-Poti –> Stratocaster

Audio Samples
0:00
Tone minimum / maximum
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:00->min4:1off
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:00->max4:1off
Konzeptionell bewegt sich der Empress Compressor MKII mit seiner umfangreichen Ausstattung schon im Bereich von Studio-Equipment.
Konzeptionell bewegt sich der Empress Compressor MKII mit seiner umfangreichen Ausstattung schon im Bereich von Studio-Equipment.

Nun stehen die beiden Absenkungen des Sidechain High-Pass-Filters an und wir hören zunächst die 120 Hz- und dann die 240 Hz-Absenkung. Da sich die Beschneidung der Bässe auf das Sidechain-Signal bezieht, werden die Bässe weniger komprimiert und kommen so deutlicher zum Vorschein, wenn auch nur subtil.

Sidechain High-Pass-Filter –> Stratocaster

Audio Samples
0:00
Sidechain HPF 120Hz/240Hz
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:004:1120Hz
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:0011:00max12:004:1240Hz

Im folgenden Beispiel wollen wir den Einfluss des Attack- und Release-Potis hören. Hier kann man maßgeblich Einfluss auf das Spielgefühl und die Art der Kompression nehmen. Auch wenn Attack und Release immer in einer Wechselwirkung zueinander stehen, hören wir in den nächsten beiden Beispielen jeweils drei Potistellungen des einen, während das andere Poti in der 11-Uhr-Stellung verweilt.

Attack und Release –> Stratocaster

Audio Samples
0:00
Attack min/12:00/max
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:00min/12:00/max11:00max13:0010:1off
Audio Samples
0:00
Release min/12:00/max
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0009:0011:00min/12:00/maxmax12:0010:1off

Auch hier wird deutlich, dass der Empress Compressor selbst in Extremeinstellungen immer brauchbare und musikalische Ergebnisse liefert. Wenn man es aber doch mal auf die Spitze treiben will, kommt einem das Mix-Poti zugute. Unter dem Schlagwort “Parallel Compression” kann man es benutzen, um ein stark und tendenziell übertrieben komprimiertes Signal wieder mit dem trockenen Signal zu mischen. Wir hören ein Picking-Muster mit großen Lautstärkeunterschieden auf dem Hals-Humbucker der PRS zunächst im Bypass, dann mit einer etwas übertriebenen Kompression und schließlich im 50/50-Mix mit dem Bypass-Signal

Parallel Compression –> PRS

Audio Samples
0:00
Bypass
Audio Samples
0:00
Parallel Compression – Picking
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
14:0011:009:0011:00max13:0010:1240Hz
Audio Samples
0:00
Parallel Compression 50/50
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
14:0011:009:0011:0012:0013:0010:1240Hz

Jetzt soll der Empress Compressor MKII als Booster herhalten. Wir hören ein angezerrtes Lick und schalten nach dem ersten Durchgang den Kompressor dazu. Der sorgt dabei für deutlich mehr Verzerrung, mehr Sustain und eine interessante Fuzz-ähnliche Note.

Boost –> PRS

Audio Samples
0:00
Boost
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0013:0011:0011:00max12:0010:1off

Zu guter Letzt soll noch die Funktion des externen Sidechainings getestet werden, wobei es sehr experimentell werden kann. In unserem Fall läuft eine Bassdrum mit 120 bpm aus einem Looper-Pedal in den Return der Sidechain. Die Bassdrum-Schläge steuern dementsprechend die Kompressionseinheit und es kommt zu einer Art Tremolo-Effekt.

Externes Sidechaining –> PRS

Audio Samples
0:00
Externes Sidechaining
InputOutputAttackReleaseMixToneRatioSidechain HPF
13:0013:0011:0011:00max12:0010:1off
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Fazit

Beim Empress Compressor MKII handelt es sich um ein professionelles und vielseitig einsetzbares Kompressorpedal, dessen Konzept eher im Bereich des Studio-Equipments als in der Welt der Gitarreneffekten beheimatet ist. Wer ab und zu seinen Cleansounds mehr Tragkraft und Volumen verpassen oder einfach Pegelunterschiede im Signal ausgleichen möchte, ist sowohl preislich als auch funktional mit einer simpleren Lösung besser beraten. Wer aber in einem äußerst kompakten Format tiefer in die Welt der Kompression einsteigen möchte, ist hier genau an der richtigen Adresse. Die tiefgreifenden Regelmöglichkeiten und die Einbindung externer Quellen für das Sidechaining erweitern die Möglichkeiten des Pedals weit über den Bereich der E-Gitarre hinaus. Und selbst wenn man einfach nur einen richtig guten Kompressor haben möchte, ist es kaum möglich, dem Empress Compressor MKII einen schlechten Sound zu entlocken. Ob die neuen LED-Anzeigen, der Tone-Regler und der High-Pass-Filter Grund genug sind, sich von der Vorgängerversion zu verabschieden, muss jeder selbst entscheiden. Das kompakte Format spricht allemal dafür.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr musikalische Kompression
  • umfangreiches Konzept
  • kompaktes Format
  • experimentelle Sidechaining-Optionen
Contra
  • keins
Artikelbild
Empress Compressor MKII Test
Für 289,00€ bei
Der Empress Compressor MKII erzeugt eine sehr musikalische Kompression und erweitert mit der integrierten Sidechaining-Funktion die Klangpalette.
Der Empress Compressor MKII erzeugt eine sehr musikalische Kompression und erweitert mit der integrierten Sidechaining-Funktion die Klangpalette.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Empress
  • Modell: Compressor MKII
  • Typ: Kompressor-Pedal
  • Anschlüsse: In, Out, Netzteil, Sidechain
  • Regler/Schalter: Input, Output, Attack, Release, Mix, Tone, Ratio, Sidechain HPF
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil, Minuspol innen (nicht im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 100 mA
  • Abmessungen: (BxHxT) 65 x 60 x 130 mm
  • Gewicht: 300 g
  • Ladenpreis: 290,00 Euro (Mai 2021)
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BonedoLeser sagt:

#1 - 07.06.2021 um 09:23 Uhr

0

Hallo!
Danke für diesen Test.
Werdet ihr das Pedal auch in der Bassredaktion testen?
Mich würde sehr interessieren, wie sich das Pedal mit einer Bassgitarre verhält.Viele Grüße

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