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Electro Harmonix KEY9 Electric Piano Machine Test

Mit dem Electro Harmonix KEY9 Bodenpedal werfen die New Yorker nun schon zum dritten Mal ein Effektgerät in die Runde, das Sounds von Tasteninstrumenten auf der Gitarre realisieren soll. Gingen die Klänge der beiden Vorgänger vornehmlich in Richtung Orgel, legt der neueste Streich des Herstellers sein Hauptaugenmerk auf diverse E-Pianos.

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Die beiden Geschwisterpedale konnten im bonedo-Test mit durchaus orgelähnlichen Klängen aufwarten, offenbarten aber gleichzeitig auch einige Schwachstellen und ich bin deshalb sehr gespannt, wie es sich mit der neuesten Ausgabe verhält.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Pedal kommt im robusten Metallkleid

Details

Betrachtet man das Design der KEY9 Machine, bleibt im Vergleich mit den beiden Vorgängern alles beim Alten. Auch dieses Pedal punktet zumindest äußerlich mit einer guten Verarbeitung und dank seiner vier Gummifüße einem stabilen Stand. Die Anschlüsse beschränken sich auf einen Mono-Klinkeneingang an der rechten sowie je einen Klinkenausgang für das Effektsignal und einen für das trockene Signal auf der linken Seite. Den Netzteilanschluss findet man an der Stirnseite. Auch diesem Gerät hat EHX erfreulicherweise ein Netzteil beigelegt.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Input liegt auf der rechten Seite

Die passend zum Thema designte Oberfläche wird von vier schwarzen Potis geschmückt, von denen jeweils eines für die Lautstärke des trockenen Signals und eines für die des Effektsignals zuständig ist. Die anderen beiden mit Ctrl 1 und Ctrl 2 bezeichneten Kontrolleinheiten sind für die Abstimmung des jeweiligen Presets vorgesehen und bekommen, wie auch beim B9 oder C9 Pedal, je nach Preset unterschiedliche Aufgaben zugeteilt.

Fotostrecke: 3 Bilder Alle Bedienelemente liegen auf der Pedaloberseite

Ein weiteres weißes Poti wählt die neun besagten Presets. Folgende Emulationen stehen zur Auswahl:

  • Dynamo: Simulation des in den 70er und 80er Jahren berühmten modifizierten “Dyno-My-Rhodes”. Ctrl1 ist hierbei für den Bass zuständig. Ctrl 2 kümmert sich wiederum um das Obertonverhalten.
  • Wurli: Der Name verrät natürlich schon, was hier Programm ist. Diese Simulation eines Wurlitzer-Pianos ist mit einem Tremolo-Effekt ausgestattet, der sich in seiner Tiefe und Geschwindigkeit über die beiden Kontroll-Potis justieren lässt.
  • Suitcase: Diese Fender Rhodes-Simulation läuft durch einen Phase Shifter. Ctrl 1 ist hierbei gleichzeitig für das Low End- und das Obertonverhalten zuständig, Ctrl 2 kontrolliert die Geschwindigkeit des Phasers.
  • Mallets: Das vierte Preset soll laut Herstellerangabe den Sound eines Marimbaphons wiedergeben und ist mit einem Chorus versehen, der sich in seiner Intensität und Geschwindigkeit steuern lässt.
  • Eighty Eight: Hier wird die 88-Tasten-Ausgabe des Rhodes als Vorbild genannt. Der mit einem Tremolo versehene Sound lässt sich wieder in Tiefe und Geschwindigkeit über die Kontrolleinheiten steuern.
  • Tri-Glorius: Im sechsten Preset steht eine Simulation des legendären “Dytronics Dyno My Piano Tri Stereo Chorus” im Vordergrund, der ebenfalls in Intensität und Geschwindigkeit justiert werden kann.
  • Vibes: Ein Vibraphon gilt hier als Vorbild. Das erste Control-Poti steuert das Attack-Verhalten, Control-Poti Nummer zwei ist für die Tremologeschwindigkeit verantwortlich.
  • Organ: Auch das KEY9 hat eine Orgelsimulation an Bord, die laut Herstellerangabe sehr perkussiv ausfällt. Steuerbar sind die hohen Frequenzen und die Geschwindigkeit des Rotors.
  • Steel Drums: Im letzten Preset steht der Sound von Steel-Drums im Vordergrund, dessen Chorus-Effekt wieder in seiner Tiefe und Geschwindigkeit beeinflusst werden kann.

Der Hersteller empfiehlt das mit einem Buffered-Bypass ausgestattete Gerät an den Anfang der Effektkette zu legen sowie an der Gitarre den Steg-Pickup zu nutzen. Außerdem kann, wie auch schon bei den Vorgängern, die Einbindung eines Kompressors von Nutzen sein.

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Praxis

Um mit der Electric Piano Machine warm zu werden und einen kleinen Vorab-Eindruck der Sounds zu bekommen, schalte ich jetzt im Schnelldurchlauf durch alle Sounds, bevor es gilt, die neun Modelle genauer unter die Lupe zu nehmen.
Der erste Eindruck ist, dass das deutlich wahrnehmbare Latenzproblem leider auch bei diesem Tasten-Klangerzeuger des Herstellers offensichtlich nicht zu vermeiden ist. Dennoch habe ich den Eindruck, dass das Sustain- und Trackingverhalten ein wenig besser ausfällt als bei den beiden Kollegen, obwohl es auch hier Unsauberkeiten gibt, die von der Spielweise des Anwenders abhängen. Ansonsten nutzt das Pedal dieselbe Art der Klangerzeugung wie seine Vorgänger und erinnert daher im Sound auch sehr häufig an diese. Doch dazu später mehr.
Für den Test kommt vorerst der Steg-Humbucker meiner Yamaha Pacifica 611 zum Einsatz. Um schnell verschiedene Ampsounds parat zu haben, dient als Verstärkung NIs Guitar Rig 5.

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Ich starte mit dem ersten Rhodes-Preset und werde mich im Folgenden nach den vom Hersteller in der Bedienungsanleitung vorgeschlagenen Einstellungen richten. Nutzt man übrigens nur den “Keys”-Ausgang und hat das Dry-Signal aufgedreht, wird dieses ebenfalls an den Effektausgang geschickt. Eine Lösung, die zwar verständlich ist, wenn man wie in den meisten Fällen nur ein Mono-Amp-Setup parat hat. Aber im Falle einer Recording-Session beispielsweise wäre es dennoch schön, beide Ausgänge strikt trennen zu können.
Das erste Modell erinnert durch seine “Glocken”-Anteile zwar ein wenig an ein Rhodes, hat aber auch unverkennbar den Charakter der schon bekannten Simulationen der beiden Vorgänger. Ein bisschen Vorstellungskraft ist also schon vonnöten, hier den legendären Rhodes-Sound auszumachen.

Audio Samples
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Preset: DYNAMO – Rhodes E-Piano
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off121712DynamoRoland Jazz

Beim zweiten Preset muss ich ebenfalls etwas meine Fantasie anstrengen, um den Sound eines Wurlitzer-Pianos zu erkennen. In Kombination mit dem gewählten Roland Jazz Chorus Ampmodell kommen bei diesem Preset auch etwas unschöne Nebengeräusche zum Tragen. Generell sind die bisherigen beiden Presets sehr stark im Mitten- und Bassbereich präsent und lassen ein gewisses Attackverhalten vermissen.

Audio Samples
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Preset: WURLI – Wurlitzer-Piano
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off111313WurliRoland Jazz

Das dritte E-Piano-Modell gefällt mir da schon besser, was zum größten Teil am deutlich ausgeprägten Glockensound liegt. Außerdem wird mit dem hinzumischbaren Phaser-Effekt ein typisches Rhodes-Klischee bedient, das dem Sound zusätzlich schmeichelt.

Audio Samples
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Preset: SUITCASE – Rhodes E-Piano
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off121311SuitcaseRoland Jazz

Beim Mallets-Preset muss man dann sehr auf die eigene Spieldynamik achten, da der Sound sehr empfindlich darauf reagiert. Ansonsten kann ich mir auch diesen Sound in einer Live-Situation gut vorstellen, wenn man für einen Augenblick ein Sound-Klischee bedienen will.

Audio Samples
0:00
Preset: MALLETS – Xylophone
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off121713MalletsRoland Jazz
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Auch das nächste Preset, die 88-Tasten-Version des Rhodes, wirkt wieder etwas belegt und erinnert teilweise dann doch mehr an die schon bekannten Sounds der Vorgänger als an einen Originalsound.

Audio Samples
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Preset: EIGHTY EIGHT – Rhodes E-Piano 88 Tasten
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off131212Eighty EightRoland Jazz

Für das Tri Stereo Chorus-Preset mische ich das Gitarrensignal hinzu und schalte auf ein Fender Tweed-Modell um. Der hier erklingende Sound bringt eine Menge Chorus mit, der sich auch nach eigenem Belieben dosieren lässt. Gleichzeitig muss der Anwender aber auch, wie bei den anderen Presets, mit einem etwas belegten Effektklang leben.

Audio Samples
0:00
Preset: TRI-GLORIUS – Tri Stereo Chorus
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
13131313Tri-GloriusFender Tweed

Zwischen den Presets gibt es teilweise Schwankungen in Lautstärke und Dynamik. So auch beim nächsten Modell, dem Vibraphon. Dieses lässt sich aber sehr gut für arpeggierte Akkorde nutzen. Im Charakter wirkt dieser Sound ein wenig wie eine höhenarme Jazzgitarre und ein Vibraphon zusammen. Im folgenden Beispiel hört ihr übrigens nur das Line-Signal.

Audio Samples
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Preset: VIBES – Vibraphone
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off171312Vibes

Es lohnt sich teilweise sehr, das Gerät mit verschiedenen Verstärkern zu vergleichen. Das folgende Orgelpreset macht mit einem angezerrten Plexi-Ampmodell eine deutlich bessere Figur.

Audio Samples
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Preset: ORGAN – Orgel
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off131213OrganPlex

Auch wenn beim letzten Steel-Drum-Preset der Pitch-Effekt teilweise wieder etwas unschön auftritt, finde ich dieses dennoch recht gelungen.

Audio Samples
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Preset: STEEL DRUMS – Steel Pan
DryKeysCtrl 1Ctrl 2PresetAmpsim
Off131311Steel DrumsRoland Jazz
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Fazit

Das mittlerweile dritte Tastenpedal der New Yorker konnte im Test erneut mit einer robusten Außenhülle und einer einfachen Bedienung punkten. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass die Sounds dieser Ausgabe insgesamt besser ansprachen als bei den von mir getesteten Vorgängern, ist das Latenzverhalten des Pedals weiterhin ein Manko. Auch bauen die Presets der neuesten Ausgabe auf demselben Prinzip auf wie die der Vorgänger und erinnern mich teilweise auch sehr stark an diese.
Die “E-Piano-fremden” Presets konnten mich mit einer Ausnahme am meisten überzeugen.
Wichtig ist es weiterhin, die eigene Spielweise an das Gerät anzupassen. Nimmt man sich außerdem die Zeit, das Pedal mit anderen Effekten und verschiedenen Ampmodellen zu kombinieren, lassen sich die Sounds zudem noch ein Stück aufwerten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • einfache Bedienung
  • klanglicher Ansatz einiger Sounds
Contra
  • Latenz wirkt sich unvorteilhaft auf das Spielgefühl aus
  • höhenarmer, belegter Sound
  • mangelnde Authentizität vieler Presets
Artikelbild
Electro Harmonix KEY9 Electric Piano Machine Test
Für 238,00€ bei
Größtes Problem: Die Latenz der Sounds
Größtes Problem: Die Latenz der Sounds
Technische Spezifikationen
  • Gitarreneffektpedal
  • erzeugt aus dem Instrumentensignal neun verschiedene E-Piano-, Orgel- und Mallet-Sounds
  • Instrumentensignal mischbar mit Effektsound
  • Regler für Dry (Vol), Keys (Vol), CTRL 1 und CTRL 2
  • Eingang: Klinke
  • Ausgänge: Klinke für Instrumentensignal (Dry) und Effektsignal (Organ)
  • inkl. 9 V-Netzadapter (9.6 DC-200 PSU)
  • Abmessungen (B x L x H): 90 x 115 x 51 mm
  • Preis: 239,00 Euro
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