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WeissKlang V13 und Sonimus KlangFormer Test

Das WeissKlang V13 reiht sich in die mittlerweile immer länger werdende Liste von Modeling-Mikrofonen ein.

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Wir haben es hier mit einem Mikrofon zu tun, das für sich beansprucht eine „natürliche Schallbildung“ zu leisten und als Bonus eine Software mit an Bord hat, die eben diesen Sound in Richtung alter und neuer Mikrofonklassiker färben möchte. Da wir mit dem Slate VMS und dem Townsend Labs Sphere L22 bereits zwei Vertreter mit ähnlichen Ansprüchen für euch getestet haben, wollen wir es uns mit diesem Test nicht nehmen lassen, euch zwischendurch auch immer mal wieder eine entsprechende Einordnung des WeissKlang V13 zu liefern. Wie eigenständig ist also das V13 und was macht es aus?
Vorweg sei schon mal so viel gesagt: Während das Konkurrenz-Produkt Slate VMS mit einem zusätzlichen Preamp ausgeliefert wird und das Townsend Labs Sphere 22 mit einer Software ausgestattet ist, die klangliche Nuancen nachbildet, die durch Änderungen von Mikrofonierungsdistanz, Abweichungen von der Hauteinsprechachse und natürlich verschiedene Richtcharakteristiken entstehen, tritt das WeissKlang V13 ultraschlicht auf. Weder wird ein spezieller Vorverstärker benötigt, noch lässt die Software viel Raum für detaillierte klangliche Gestaltung. Wir dürfen deshalb gespannt sein, wie flexibel sich das Mikrofon im Praxistest zeigen wird …

Details

Mikrofon WeissKlang V13

Der Name WeissKlang ist neu auf dem Mikrofonmarkt. Bei dem in Murr bei Stuttgart ansässigen Unternehmen handelt es sich um eine Mikrofonmanufaktur, die erst seit 2013 existiert und sich voll und ganz der Entwicklung von Studiomikrofonen widmet. Dabei legt der Hersteller Wert darauf, dass es sich um handgefertigte Schallwandler handelt, die hochwertige Bauteile beherbergen und allesamt eine interne Qualitätssicherung durchlaufen. Wie sich das unmittelbar in der Produkterfahrung niederschlägt, werden wir uns in diesem Test selbstverständlich genauer anschauen. Als Neuling im Dschungel der Mikrofonanbieter punkten WeissKlang jedenfalls schon mal mit einer dreijährigen Garantie für ihr Mikrofon. Das ist wirklich immens. Da das V13 per Direktvertrieb auf die Welt losgelassen wird, könnt ihr das Mikrofon nur über die Internetseite der Firma bestellen. Auch der gesamte Support läuft gebündelt über den Baden-Württembergischen Geschäftssitz.

Fotostrecke: 3 Bilder Box, Mikrofon und Spinne

Zum Lieferumfang gehört neben dem WeissKlang V13 eine Holzschatulle, in der das Mikrofon gelagert werden kann, die Mikrofonspinne MA-1, eine Bedienungsanleitung sowie eine persönliche Besitzurkunde, die zugleich als Garantiekarte gilt. Außerdem ist eine Karte im Paket enthalten, die zum Download der zugehörigen Software Sonimus V13 KlangFormer berechtigt. Aber kommen wir zum Wesentlichen, dem Mikrofon selbst.
Optisch erinnern die Form des V13 und seine silberne Farbgebung (wie mittlerweile so viele andere Mikrofone) an Studioklassiker wie das Neumann U87. Auch das Logoemblem des Herstellers geht diesen Weg. Es ist in einer Raute auf der Mikrofonvorderseite untergebracht. Ob sich eine junge Mikrofonmanufaktur damit einen Gefallen tut, sei dahingestellt…
Das aus Kupfer und gehärtetem Aluminium bestehende Gehäuse wirkt robust. Die Haptik des Mikrofons ist aufgrund einer feinen Pulverbeschichtung mit aufgerauter Oberfläche gut. Bei pfleglichem Gebrauch sollten weder Fingerabdrücke noch feine Kratzer zu befürchten sein. Mit nicht einmal 350 g ist das V134 ein echtes Leichtgewicht und seine Abmessungen von 50 x 190 mm lassen es nicht allzu wuchtig erscheinen. Die beiliegende Spinne ist auf der Innenseite mit einem Schaumgummistreifen ausgekleidet und hält das Mikrofon per Klammermechanismus. Dem dreipoligen XLR-Anschluss des Mikrofons fehlt leider eine Vergoldung, wie sie üblicherweise zum Schutz vor Korrosion eingesetzt wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Auch das Logo erinnert an Mikrofonklassiker der Vergangenheit.

Software Sonimus V13 KlangFormer

Die Software des Pakets hört auf den Namen V13 KlangFormer und wurde von Sonimus entwickelt. Die wiederum vielen von euch durch Plugins bekannt sein könnten, die allesamt die Klangfärbungen analoger Hardware nachzubilden versuchen. Neben Gainreglern für den Ein- und den Ausgangspegel sowie einem VU-Meter, ist das Plugin denkbar einfach zu bedienen. Eine Bypass-Funktion der Klangemulationen leistet der virtuelle „Off“-Schalter, für die Aktivierung jeder der fünf Klangnachformungen steht ein eigener Taster bereit.

Fotostrecke: 7 Bilder Das GUI der KlangFormer-Software ist wunderbar übersichtlich.

Im „Modern“-Modus bildet die Software den Klang eines mit Transformern ausgestatteten Mikrofons im Stile des Brauner Phantom nach. Dabei sollen Höhenbrillanz und Dynamik im Vordergrund stehen. Die „Vintage“-Emulation versucht sich am Klang von Mikrofonen der 50er und 60er Jahre. Als Referenz könnte hier beispielsweise ein Neumann U67 gedient haben. Aktiviert man den „Classic“-Taster, so werden die charakteristischen Klangfärbungen eines AKG C414 nachgebildet, einem echten Allrounder, der für seinen warmen Klang und starke Mitten bekannt ist. Hinter dem „Tube“-Programm versteckt sich die Emulation eines Röhrenmikrofons. Kompakte tiefe Frequenzen und ein seidiger Klang in den Höhen gepaart mit einem typischen Sättigungseffekt. Außerdem versucht das KlangFormer-Plugin den Sound des WeissKlang V13 in den eines Bändchenmikrofons zu verwandeln, wenn ich den Button „Ribbon“ aktiviere. Mit diesem Preset sollen die Höhen des WeissKlang V13 dann deutlich zurückhaltender werden und der Klang unter anderem die typische Mittenfärbung eines Ribbon-Mics erhalten. Im Praxischeck werden wir uns anhören, ob und wie diese Emulationen klingen.
Auf der technischen Seite ist die KlangFormer-Software gut aufgestellt. Sie kann mit 32 Bit und 64 Bit auf einem Mac ab OS X 10.7 und einem Windows-PC laufen, auf dem Windows 7 oder ein Nachfolge-Betriebssystem installiert ist. Da das Plugin in den Formaten AudioUnit, VST 2.4, VST 3, AAX und RTAS (x86) arbeitet, kann es in praktisch allen gängigen DAWs eingesetzt werden. Mit einer Samplerate-Unterstützung von bis zu 192 kHz und 64 Bit Floating Point ist für Top-Soundqualität gesorgt. Außerdem kann es sowohl in Mono- als auch in Stereokanälen eingesetzt werden. Die Latenz geht dabei laut Hersteller gegen Null. Das alles klingt sehr vielversprechend.

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Praxis

WeissKlangMikrofon WeissKlang V13

Das Mikrofon zeigt sich klanglich von einer gut austarierten Seite. Während so manches Mikrofon in der Nahbesprechung zu stark die Bassanteile im Signal überbetont, ist das beim V13 nicht der Fall. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich vorhanden, führt aber nicht zu überbordenden tiefen Frequenzanteilen. Beim Aufzeichnen von Vocals verläuft das Frequenzbild zwischen 200 Hz und 6 kHz ausgesprochen smooth. Aber auch bis 20 kHz hinauf ist ordentlich klangliches „Fleisch“ da. Die von einigen Großmembran-Kondensatormikrofonen in der unteren bis mittleren Preisklasse gelieferten Mitten- und Höhenanhebungen fehlen hier.
Für ein Nahbesprechungssignal ist das Ergebnis also wirklich – wie versprochen – vergleichsweise ausgewogen. Und auch bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz enthält das ausgegebene Signal noch ordentlich Bassanteile. Bei Gesangsstimmen, die starke Mittenanteile besitzen, klingt es frequenztechnisch aber eventuell zu durchdringend. Auch eine entfernte Mikrofonierung ist mit dem V13 problemlos möglich. Das Signal bleibt dynamisch und relativ ausgewogen. Für Stimmen, wie diejenige in unseren Audiodemos, kann dann aber gerade die Nahbesprechung für das nötige Quäntchen Wärme im Signal sorgen, die dem V13 bei mittlerer und entfernter Mikrofonierung fehlt.

Fotostrecke: 3 Bilder Das WeissKlang V13 ist in der Praxis …

Software Sonimus KlangFormer

Kommen wir zu den Emulationen der Sounds verschiedener Mikrofonklassiker. Da die KlangFormer-Software keine Einstellmöglichkeiten bietet, wie es die Konkurrenz von Townsend Labs leistet, müsste das Off-Axis-Verhalten in einem Vergleichstest mit entsprechenden Mikrofontypen geleistet werden. Da aber gerade die Off-Axis-Besprechung des V13 nur recht eingeschränkt verwendbar ist, habe ich den Gedanken an einen solch aufwendigen Test schnell ad acta gelegt. Stattdessen beschränke ich mich hier auf eine Mikrofonierungsvariante, die in kleinen Studios wohl am häufigsten eingesetzt wird: die Nahbesprechung in der Haupteinsprechachse.

Audio Samples
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nahe Mikrofonierung mittlere Mikrofonierungsdistanz entfernte Mikrofonierung mittlere Distanz, 45° mittlere Distanz, 90° nahe Mikrofonierung, Emulation „Modern“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Vintage“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Classic“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Tube“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Ribbon“

Wie ihr im Audiobeispiel hören könnt, greift die Software bei Anwahl des „Modern“-Modus wirklich stark in den vom Mikrofon gelieferten Sound ein. Die Bässe werden deutlich angehoben. Zugleich wird der Frequenzbereich von 6 kHz an aufwärts deutlich prägnanter. Das Signal klingt rund und voll. Es erhält durch die Pluginbearbeitung eine Art Dreidimensionalität, die ich so nicht erwartet hätte. Daumen hoch. Das „Vintage“-Programm ist da schon deutlich dezenter unterwegs. Zwar werden auch hier die Höhen angehoben, doch gerade im Bereich untere Mitten und Bässe klingt das Ergebnis hier weniger voll als bei der „Modern“-Variante. Ähnliches gilt für das „Classic”-Programm, das für mich überraschenderweise sogar noch wärmer als das „Vintage“-Programm klingt, aber nicht ganz die Fülle des „Modern“-Sounds erreicht. In der „Tube“-Ausführung ist der Klang des V13 am gedecktesten, beinahe schon ein wenig „muffig“. Hier hätte ich vielleicht doch etwas mehr röhrentypisches Obertonverhalten erwartet. Gerade für Schallquellen mit eher „scharfem“ Sound ist dieses Preset aber eine gute Wahl, da es insbesondere nervtötende mittige Signalanteile gut einfängt und egalisiert. Wie zu erwarten, tritt genau dieser Effekt im „Ribbon“-Modus nochmal deutlich stärker auf. Obwohl ein großer Teil der gebotenen Klangfärbungen sicher auch durch einen gezielten EQ-Einsatz erreicht werden könnte, werten die Presets den Signalcharakter des V13 durchaus auf unterschiedliche Weise auf. Wie ihr sicher festgestellt habt, gefällt mir persönlich von allen fünf Soundemulationen der ausgeprägte Sound der „Modern“-Variante am besten.
Zum Zeitpunkt dieses Tests (07/2017) hat die VST3-Version des Plugins unter Windows 10 noch mit dem Problem zu kämpfen, dass das VU-Meter nicht arbeitet. Sonimus arbeiten aber bereits an einer Lösung. Bis diese per Update verfügbar ist, kann man problemlos auch mit der VST2-Ausführung arbeiten. Apropos VU-Meter: Das Konzept der Einbindung des VU-Meters ist für mich nicht gelungen. Zahlreiche Emulationsplugins verlangen einen spezifischen Arbeitspegel, sodass das Einpegeln des Signals zu einem wichtigen Teil der Klangfärbung wird. Bei der KlangFormer-Software agiert das VU-Meter dagegen als Aussteuerungsmesser für das Ausgangssignal. Der Sinn dahinter leuchtet mir nicht ein, da gerade für diesen Zweck auch die Kanalanzeigen der DAW genutzt werden können. Deshalb liegt hier für mich eine verpasste Chance des Plugins.

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Fazit

Das WeissKlang V13 ist ein nett dargebotenes und solide verarbeitetes Großmembranmikrofon, das liefert, was der Hersteller verspricht. Es zeichnet sich durch einen unaufgeregten Klang aus, der keinen Frequenzbereich sonderlich herausstellt. Diese Eigenschaft eines Mikrofons muss man einerseits natürlich mögen, andererseits birgt sie aber auch die Möglichkeit zur weitreichenden Klanggestaltung – beispielsweise mittels der enthaltenen Software Sonimus KlangFormer. Ihre fünf Presets greifen deutlich in den vom Mikrofon ausgegebenen Sound ein, wobei vor allem die „Modern“-Variante für eine echte Aufwertung sorgt. Aber auch die anderen Presets können deutlich wahlweise Bässe betonen, Mitten entschärfen oder Höhenanteile herausarbeiten. Mit seinem Konzept aus einfach zu bedienender Software und schlichtem Mikrofon findet das V13 bei aller Konkurrenz durchaus seinen eigenen Platz. Aufgrund der geringen Justierungsmöglichkeiten der Software und der vergleichsweise schmalen Nierencharakteristik ist sein Einsatzgebiet jedoch einigermaßen begrenzt.
Trotzdem: Das Gesamtpaket des WeissKlang V13 ist für mich unterm Strich eine runde Sache. Vor allem Homerecording-Fans, denen das Geld fehlt, um sich eine größere Mikrofonauswahl zuzulegen, dürften an dieser Mikrofon-/Software-Kombination Gefallen finden. Denn selbst wenn der Klang der großen weiten Mikrofonwelt auch mit dem V13 noch nicht detailliert ins Homestudio einkehrt, gehen Preis und Leistung aus meiner Sicht hier in Ordnung.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • variable Klanggestaltung
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • eingeschränkte Verwendungsmöglichkeit (enge Nierencharakteristik)
  • Software ohne Aussteuerungshilfe (nur ausgangseitiges VU-Meter)
Artikelbild
WeissKlang V13 und Sonimus KlangFormer Test
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Features & Spezifikationen
    Mikrofon WeissKlang V13
    • Arbeitsweise: Druckgradientenempfänger
    • Kapsel: WMK-13 (goldbeschichtet, 34 mm)
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Übertragungsbereich: 20–20.000 Hz
    • Grenzschalldruckpegel: 130 dB bei 0,5% THD
    • Geräuschpegelabstand: 85 dBA bis 77.5 dB
    • Ersatzgeräuschpegel:
    • Empfindlichkeit: 18 mV/Pa
    • Schaltkreise: übertragerlos (Transistortechnik)
    • Impedanz: 200 Ω
    • Phantomspeisung: P48±4 V
    • Stromaufnahme: 3 mA
    • Anschluss: XLR (dreipolig)
    • Maße: 50 x 190 mm
    • Gewicht: 347 g
    Software Sonimus V13 KlangFormer
    • Mac OS X 10.7 und neuer (32 und 64 Bit)
    • Windows 7 und neuer (32 und 64 Bit)
    • AudioUnit, VST 2.4, VST 3, AAX und RTAS (x86)
    • Samplerate-Unterstützung: bis 192 kHz
    • Bit-Tiefe: 64 Bit (Floating Point)
    • Kanäle: Mono und Stereo
    • Latenz: keine
    Preis: € 499,– Euro (Straßenpreis 15.07.2018)
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      Das WeissKlang V13 ist in der Praxis …

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      Profilbild von Wolfgang Gyrnos

      Wolfgang Gyrnos sagt:

      #1 - 17.08.2017 um 07:46 Uhr

      0

      "Das WeissKlang V13 reiht sich in die mittlerweile immer länger werdende Liste von Modeling-Mikrofonen ein"Also wie ich das verstehe, ist das Weissklang kein Modellingmic, sondern eher autark mit Option auf das Plugin. Der Vergleich mit Townsend und Slate hinkt demnach....

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