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Vox Night Train 50 H G2 Test

Der Vox Night Train 50H G2 im bonedo-Test – Es war der legendäre AC 30, der Ende der Fünfziger Jahre gegen den leistungsstarken Fender Twin ins Rennen geschickt wurde und zu einem der beliebtesten Gitarrenamps aller Zeiten wurde. Zwar verhalf er dem britischen Verstärkerbauer Vox zu einem ungeahnten Höhenflug, konnte aber wechselnde wirtschaftliche Zeiten in der Zukunft nicht verhindern und auch nicht, dass das Unternehmen seit mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten unter der Leitung des japanischen Korg-Konzerns steht. Dass dieser Werdegang nicht unbedingt nachteilig sein muss, zeigt die positive Entwicklung der Marke.


Auch ein renommierter Herstellerkann sich nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf dem Erfolg eines auch noch so legendären Produkts ausruhen, und deshalb ist Innovation angesagt. Und in dieser Hinsicht hat sich Vox tatsächlich in den letzten Jahren wieder in die vorderste Front zurückgekämpft. Auch mit dem Night Train 50H G2, einem Vollröhrentop, das sich heute unserem bonedo-Test stellt.

Details

Konzept und Aufbau

Der Vox NT 50 H G2 ist ein zweikanaliges Vollröhrentopteil, das einige moderne Ausstattungsdetails wie einen Effekteinschleifweg oder eine Speaker-Emulated DI-Ausgangsbuchse mitbringt. Die Elektronik befindet sich in einem stabilen Stahlblechgehäuse, auf einen Holzrahmen wird verzichtet. Der Vollmetallkonstruktion verdankt der Amp seine Stabilität und ein gesundes Kampfgewicht von etwas über 12 Kilo bei 450 mm x 215 mm x 165 mm (B x H x T) Außenmaße. Durch die Lochblechverkleidung sieht man drei 12AX7-Vorstufen- und zwei EL34-Endstufenröhren nebst Ausgangsübertrager und einen mächtigen Trafo. In dieser Position sind die empfindlichen Bauteile optimal vor Überhitzung geschützt und dürfen- wenn auch marginal – zu angenehmeren Temperaturen in kalten Proberäumen beitragen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Lochblechgehu00e4use pru00e4gt das u00c4uu00dfere des u0022Nachtzugsu0022

Die Front

Die Potis auf dem Bedienpaneel sind in drei Bereiche unterteilt. Der erste mit der Bezeichnung “Bright” befindet sich auf der linken Seite neben der Eingangsbuchse und ist unter anderem für die cleanen Sounds zuständig. Zur Verfügung stehen neben Gain auch eine Klangregelung, bestehend aus Treble, Middle und Bass. Wie das Gainpoti signalisiert, lässt sich der Bright-Kanal auch anzerren. Letzterer hat aber noch eine Geheimwaffe in petto, den sogenannten Thick-Schalter. Er deaktiviert die Klangregelung und gibt dem cleanen Kanal einen aggressiveren und verzerrten Sound.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienelemente sind klar strukturiert

Die Rückseite

Hier liegen die nötigsten Anschlüsse, wie man sie auch von klassischen Gitarrenamps her kennt. Obligatorisch sind drei Lautsprecherbuchsen für 1 x 8, 2 x 16 oder 1 x 16 Ohm-Boxen. Der Effekteinschleifweg ist seriell ausgelegt, was bedeutet, dass der komplette Ampsound durch das angeschlossenen Effektgerät geschleust wird. Das heißt aber auch, dass nur wirklich gute Effektgeräte hier etwas zu suchen haben, die nicht in die Dynamik der Amps eingreifen, also keine alten Effektschleudern aus den 80ern. Die XLR-Buchse mit der Bezeichnung Speaker Emulated DI bietet die Möglichkeit, den Ampsound direkt an einen Kanal des Studiomischpultes zu schicken. Abschließend sei noch die Euro-Netzbuchse für die Stromversorgung erwähnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Ru00fcckseite bietet (bis auf Input) su00e4mtliche Anschlu00fcsse
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Praxis

Praxis und Sound

Der Vox NT 50 H G2 ist zwar ein waschechter Vox-Verstärker, hat aber mit dem legendären AC 30 kaum mehr etwas gemein. Aber das war auch nie das Ziel bei der Konstruktion des Amps, und so erinnert der Sound eher an eine Mischform von Marshall und Orange. Der Übergang von clean und verzerrt geschieht hier weitaus ruppiger und die Höhen haben einen durchweg härteren Charakter als das beim berühmten Vorfahren der Fall war. Dabei klingt der Amp ausgewogen und frequenzmäßig ausgeglichen und setzt sich im Bandkontext trotzdem gut durch.

Den Sound des NT50H könnte man als “britisch-amerikanische Freundschaft” bezeichnen

Bei den folgenden Beispielen bleibt der Tone Cut Regler aus der Master-Sektion ohne Beschäftigung, weil er dem Obertonspektrum etwas zu viel Definition nimmt, bei weiterem Aufdrehen wird der Ton extrem muffig. Soll es doch einmal in diese Richtung gehen, kein Problem, aber für die üblichen Justierungen reichen die Klangregler der beiden Kanäle völlig aus.
Ein Wort auch noch zum integrierten digitalen Hall, der unspektakulär und neutral seinen Job verrichtet und über den es eigentlich nicht viel zu berichten gibt. Er tut genau das, wozu der gedacht ist und sorgt bei Bedarf für mehr Tiefe, ohne irgendwelche Frequenzen zu beschneiden oder solche ins Spiel zu bringen, die vorher nicht auch schon da waren. In allen Beispielen kommt übrigens eine Les Paul mit Humbuckerbestückung zum Einsatz, in Beispiel 5 ein Modell mit P90 Pickups.
Im ersten Soundbeispiel hört man den Bright Kanal im cleanen Modus. Der Ton ist rund und straff, hat aber nicht die Klarheit eines gut abgehangenen Fenderamps. Hier habe ich den Gainregler bis kurz vor den Punkt gebracht, an dem der Amp leicht anfängt zu zerren.

Audio Samples
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Clean

Dreht man das Gainpoti weiter auf, wird der Sound leicht bröselig. Das kennt man auch von den eben erwähnten Marshall- und Orange-Pendanten. Im nächsten Beispiel steht er auf 12Uhr, genau wie die Klangregler, eine Einstellung, die bei den meisten Gitarrenamps und auch hier eine gute Ausgangsbasis sind. In der zweiten Hälfte habe ich den Thick-Modus aktiviert, was sich fast so anhört, als würde ich auf den HighGain-Kanal schalten, denn der Sound erhält eine ganze Portion mehr Gain.

Audio Samples
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Clean – Erst Normal – dann Thick

Der HighGain-Kanal heißt beim Night Train 50 G2 “Girth” und bringt dank des Thick- Schalters ebenfalls zwei unterschiedlich gesättigte Sounds. Im Gegensatz zum Bright-Kanal wird die Klangregelung dabei jedoch nicht deaktiviert und Sound erhält ebenfalls eine gewaltige Anhebung des Verzerrungsgrades. Die Klangregelung steht auf 12 Uhr.

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Girth Kanal – Erst Normal – dann Thick

Mit hohen Gain-Einstellungen verfällt der Amp schnell in einen amerikanischen Mainstream-Sahnesound, den man von einem Vox so eigentlich nicht erwarten würde. Bei diesem Beispiel steht der Gainregler auf 15Uhr und der Thick Modus ist eingeschaltet. Mehr Gain wäre mir persönlich zuviel des Guten, aber wer eine Gitarre mit leistungsschwachen Pickups verwendet, findet hier noch einige Reserven. Bass- und Treble-Regler stehen auf 13Uhr, während das Mittenpoti leicht zurückgedreht ist, was den Anschlag leicht entschärft, aber die Definition erhält.

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High Gain – Gain 15 Uhr – Thick

Eine mit P90 Pickups bestückte Les Paul darf jetzt den Girth Kanal im Normal-Modus testen. Der Gainregler steht auf 12Uhr, während das Volumepoti der Gitarre bis zu dem Punkt zurückgedreht ist, an dem sich der Sound zwischen einer leichten und einer mittleren Anzerrung befindet. Auch hier wirkt der Klang sehr amerikanisch und erinnert weniger an die Klangstruktur des AC 30 Urahn.

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Girth Kanal – P90 – Gain 12 Uhr – Git.Vol. halb zu

Auch über den bereits erwähnten DI-Ausgang lässt sich das Gitarrensignal zur PA oder ins Studiomischpult schicken. Zwar wird es mithilfe einer Speakersimulation frequenzkorrigiert, bietet aber im Vergleich zur Mikrofonabnahme weniger Konturen im Obertonbereich. Die Dynamik ist insgesamt flacher, was aber so oder so ähnlich bei den meisten eingebauten Speakersimulationen auch anderer Hersteller der Fall ist. Für die folgenden Audiobeispiele habe ich den Treble-Regler auf Maximum gedreht und den Bass auf 15 Uhr, die Mitten bleiben im 12 Uhr Bereich.

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DI-Out – Clean DI-Out – High Gain
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Fazit

Wer beim Night Train 50 H G2 eine Reminiszenz an den AC 30 sucht, wird definitiv nicht fündig, denn dazu hat der Amp einfach zu viele amerikanische Klangfacetten. Er bietet amtliche, vielseitige Sounds, wobei er sich für meinen Geschmack klanglich in einer britisch/amerikanischen Zwischenwelt befindet. Die dynamische Ansprache hat zwar nicht die Brachialgewalt eines klassischen Marshalltops, ist aber gut ausgeprägt, wobei die Klangregelung, wie bei klassischen Röhrenamps üblich, eine Anpassung an die jeweils verwendete Gitarre und die Gitarrenbox bietet. Das Preis-Leistungsverhältnis ist für diesen waschechten Röhrenamp absolut ausgeglichen und ein Antesten lohnt sich für Top 40 Musiker und beinharte Rocker gleichermaßen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sounds
  • Vielseitigkeit
  • Verarbeitung
Contra
  • Dynamik teilweise etwas flach
Artikelbild
Vox Night Train 50 H G2 Test
Für 399,00€ bei
Technische Daten
  • Hersteller: Vox
  • Modell: Vox Night Train 50 H G2
  • Typ: Röhrenverstärker/Gitarren-Topteil
  • Class AB
  • 2 Kanäle
  • 50 Watt RMS an 8 oder 16 Ohm
  • Bright-Kanal: Gain, Treble, Middle, Bass, Kanalumschalter Bright/Girth
  • Girth-Kanal: Gain, Treble, Middle, Bass, Volume, Thick-Schalter
  • Master: Reverb, Tone Cut, Master Volume
  • 3 x 12AX7 Vorstufen- und 2 x EL34 Endstufenröhren
  • Ausgänge: 1x 8 Ohm, 2x 16 Ohm, Fußschalter (optional VOX VFS2A), Speaker Emulated DI-Out, Effekt Send und Return
  • Maße (B x H x T): 450 x 215 x 165 mm
  • Gewicht: 12,2 kg
  • Preis: 856,00 Euro UVP
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