Ultrasone Pro-900 Test

Praxis

Verwendungszweck

Für einen geschlossenen Kopfhörer ist auch der Ultrasone Pro 900 mit einer geringen Schallisolation nach außen hin ausgestattet, was sicherlich auch dem sanften Anpressdruck geschuldet ist. Da er recht pegelfest ist, könnte er somit bei lautem Genuss Mitmenschen und bei Recording-Einsätzen durchaus unangenehm auffallen. Zuhause, beim FOH-Mix oder bei Mikrofon-freien Musikproduktionen sollte das aber nicht weiter stören! Aufwendige Faltmechanismen, um den Kopfhörer besonders platzsparend zusammenzufalten, gibt es allerdings nicht. An einem iPhone/ iPod lässt er sich recht laut betreiben.

Sehr bequem, aber ein bisschen zu viel Bass: Der Ultrasone Pro 900.
Sehr bequem, aber ein bisschen zu viel Bass: Der Ultrasone Pro 900.

Tragekomfort

Der Kopfhörer sitzt fest und sicher auf dem Kopf. Eine Ohrmuschel nach hinten, an den Hinterkopf zu legen, ist möglich, ohne dass die Gefahr besteht, dass der Kopfhörer vom Kopf rutscht. Die Ohrmuscheln sind gut beweglich und passen sich komfortabel der Kopfform an. Der Anpressdruck ist dabei nicht besonders hoch, was sehr angenehm ist und wodurch man sich auch nicht wie unter einer Glocke fühlt.
Wer empfindlich auf Druck von oben auf den Kopf reagiert, sei bei diesem Kopfhörer beruhigt: Aufgrund des fetten „Extrapolsters“ unter dem Bügel ist er wirklich besonders bequem, stundenlanges Tragen wird man aber auch hier trotzdem sicherlich irgendwann einmal etwas „nachspüren“.

Klang

Ich habe jeden Kopfhörer innerhalb unseres Testmarathons an verschiedenen Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben, um meine Höreindruck-Aufmerksamkeit auf den Kopfhörer selbst und nicht den Verstärker zu lenken. Von günstig bis etwas teurer waren dabei folgende Kandidaten vertreten:

  • iPhone 4
  • MacBook
  • RME Fireface UFX
  • Drawmer MC2.1

Weiterhin habe ich diverse akustische Experimente durchgeführt und viele verschiedene, mir bekannte Mixe angehört, um den Charakter der einzelnen Kopfhörer zu isolieren. Unter anderem sind folgende Alben in „Heavy-Rotation“ gelaufen:

  • Daft Punk – Tron (O.S.T)
  • Clint Mansell – The Fountain (O.S.T)
  • 50 Cent – The Massacre
  • NIN – The Fragile
  • Depeche Mode – Violator
  • Trentemøller – Lost
  • Marilyn Manson – Mechanical Animals
  • Rabih Abou Khalil – Blue camel

Weiterhin habe ich zum Abgleich mit Peter Könneman auch folgende Stücke gehört:

  • Charlie Haden – Cancion a Paola
  • Johnny Cash – Desperado
  • Skrillex – Bangarang
  • Rihanna – Rude Boy
  • David Guetta – Sexy Bitch

Frequenzgang

Sofort fällt mir der starke Bass auf, der dennoch erstaunlich trocken bleibt, was mir grundsätzlich erst mal gut gefällt und beispielsweise bei Trentemoellers – „Trails“ von der Sache her schon mal sehr gut kommt. Bei hohem Output wirkt der massive Bassdruck allerdings schnell anstrengend, bei anderen Bass-starken Tracks war es dann aber eindeutig zu viel des Guten! Es überrascht mich wirklich, wie weit das Klangspektrum der Ultrasone Pro Range variiert: Der Ultrasone Pro 750 beispielsweise hatte eindeutig zu wenig Bass zu bieten, dieser Kopfhörer hier hingegen, der Pro 900, hat ihn gleich im absoluten Übermaß zu bieten.
Bei geringen Pegeln und mit Bass-schwacher Musik bewaffnet – Mitten-orientiertem (Heavy)-Rock beispielsweise – war es etwas angenehmer, mit dem Ultrasone Pro 900 zu hören. Nicht unbedingt linear, aber im Gegensatz zum Pro 750 grundsätzlich erst mal schön anzuhören. Beispielsweise klang selbst Marilyn Manson mit hohem Pegel „gar nicht mal so anstrengend“ auf diesem Kopfhörer.
Die unteren Mitten sind aber auch hier etwas unterrepräsentiert, trotzdem deutlich detaillierter als beim 750. Die Höhen sind weiterhin auch hier stark betont und von leichter metallischer Schärfe, was gerade bei Stimmen auffällt. Insgesamt ist er dennoch viel deutlicher ausgewogen abgestimmt, als dies beim Pro 750 der Fall war.
Nichtsdestotrotz wird der gesamte Frequenzbereich oftmals von dem heftigen Bassanteil überschattet. So viel Bass wird selbst Menschen wie mir, mit einer ausgeprägten Vorliebe für Techno, wirklich schnell anstrengend, was ihn vor allem für professionelle Dauer-Anwender mit Faible für Stundenlang-Sessions disqualifizieren sollte. Über mangelnden Druck beim Produzieren wird sich anderseits niemals jemand beschweren müssen. Ob dieser Kopfhörer als Mix- und Mastering-Kopfhörer genügt, möchte ich also stark bezweifeln, immerhin kann man sich hier aber sicher sein, dass, wenn einem der Kopf hier förmlich vom Bassdruck platzt, der Mix definitiv zu Bass-lastig abgestimmt wurde.
Sollte das restliche Spektrum einmal nicht von dem Bass überschattet werden, zeigt sich der übrige Übertragungsverlauf dennoch recht linear, wenn auch mit einer Präsenz in den Höhen, die auch weiterhin Geschmackssache bleibt. Am iPod und am iPhone relativiert sich die übertriebene Abstimmung etwas, genau wie bei langen Hören allgemein auch. Vergleichbar ist er in etwa mit dem Beyerdynamic DT-770, welcher aber deutlich günstiger ist und weniger stark überbetont.

Impulsverhalten

Die Darstellung von Transienten ist trotzdem als sehr gut zu bezeichnen. Allerdings befinden sich unterhalb dieses recht teuren Ultrasone-Modells platziert auch andere Kopfhörer innerhalb unseres Testmarathon-Umfeldes, die mindestens genauso „schnell“, wenn nicht sogar noch „knackiger“ agierten – und das ohne HiFi-Klang. Erneut wären hier an dieser Stelle der deutlich günstigere Beyerdynamic DT-880 Pro sowie der Shure SRH 940 zu nennen, aber auch der Audio Technica ATH-M50 ist schneller und kostet dabei nicht mal die Hälfte.

Räumliche Abbildung

Die Stereo-Bühne ist schön groß, die Lokalisation in der Stereobreite präzise. Einzelne Instrumente und deren Platzierung verschwimmen auf der Stereo-Bühne also nicht, wie es beim Pro 750 der Fall gewesen ist. Der DT-770 von Beyerdynamic klingt ähnlich „groß und voluminös“, was den „Raumeindruck“ anbelangt, zeichnet die Stereobühne aber deutlich schärfer. Diese Aussage trifft auch auf den Audio-Technica ATH-M50 zu.

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