TSC Tracktion 6 Test

Nachdem die DAW-Software Tracktion 5 bereits im letzten Jahr durch zahlreiche Neuerungen unter der Haube positives Feedback ernten konnte, liegt uns bereits der Nachfolger zum Test vor. Mit Version 6 versucht die DAW einmal mehr, ihre eigene Identität zu entwickeln und widmet sich nun verstärkt den Bereichen Bedienbarkeit und Produktions-Workflow. 


Ob es den Entwicklern gelungen ist, den Underdog-Status hinter sich zu lassen und ob TSC Tracktion 6 in der Lage ist, in der ersten Liga mitmischen zu können, haben wir getestet. 
Interessant ist ebenfalls, dass Tracktion 4 nun kostenlos zur Verfügung steht und damit auch in unserer Freeware Rubrik gelandet ist.

Details

Inklusive Melodyne

Da es sich bei Version 6 offenkundig um ein Major-Upgrade handelt, gibt es natürlich auch so einiges an Neuerungen zu vermelden. Bevor wir uns nun aber kopfüber in die Details stürzen, dürften zunächst zwei wesentliche Entwicklungen aus dem Tracktion-Lager interessant sein. Bereits vor einigen Monaten verkündete der Entwickler TSC eine Kooperation mit Celemony. Celemony dürfte den meisten wohl vor allem durch das Intonations-Korrekturwerkzeug Melodyne bekannt sein. Besitzern einer Tracktion-5- oder -6-Lizenz steht in ihrem User-Account fortan kostenfrei eine Version von Melodyne Essential zur Verfügung, welche im Normalfall mit immerhin 99 Euro zu Buche schlägt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die GUI von Tracktion ist u0022simple and beautifulu0022.

Prima Shoppen im Marketplace

Eine weitere Neuerung der DAW stellt der Marketplace dar, der in Version 6 fest in die Programmoberfläche integriert wurde. Ähnlich wie Propellerheads oder Ableton bietet sich dem Anwender so die Möglichkeit, Plug-Ins direkt von einer eigenständigen Plattform zu beziehen. Im Gegensatz zur Konkurrenz handelt es sich hierbei aber um herkömmliche VST oder AU-Erweiterungen, wodurch sich die Verwendung nicht nur auf eine einzelne DAW beschränkt. Bisher besteht das Sortiment noch aus einer überschaubaren Anzahl von Effekten einer Handvoll Hersteller. Es wird sich also zeigen, inwieweit sich dieses Feature auf die Dauer etablieren kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Marketplace ist die Shopping-Mall von Tracktion u2026

Weitere Neuerungen

Den Anfang unter den Neuerungen macht der erweiterte Automations-Editor, mit welchem sich verschiedene Automationsparameter pro Track auf separaten Spuren anzeigen lassen. Hierdurch entfällt zwar das mühsame Auswählen des jeweiligen Automationsparameters über ein aufklappbares Menü, auf der anderen Seite kostet das natürlich auch eine Menge Platz in der Arranger-Ansicht, was bei einem komplexeren Projekt eine Menge Herumscrollen bedeutet. Wesentlich fortschrittlicher ist hier schon die Einbindung von Kurvenverläufen in der Automation, welche analog zu Fades auch seichtere Übergänge ermöglichen.

Automation Editor

Da mittlerweile so ziemlich jede große DAW-Software über eine adäquate Timestreching-Lösung zur automatischen Anpassung der Audiodaten bei Tempoänderungen verfügt, war es nur eine Frage der Zeit, bis diese Funktion auch bei Tracktion Einzug findet. In Version 6 wurde aus diesem Grund der „Elastique Pro“-Algorithmus von Z-Plane integriert, welcher auch bei Ableton Live oder Cubase VariAudio zum Einsatz kommt. Über die Qualität dieses Features lässt sich somit schon einmal nicht streiten. Mit Hilfe des neuen Remappings passen sich nun zusätzlich auch die Automationsdaten einer Spur dem eingestellten Tempo an.
Eine weitere größere Neuerung stellt die Einführung von „Step Clips“ dar. Mithilfe dieses neuen Eingabetyps lässt sich ein einfacher Step-Sequencer direkt in die Timeline integrieren. Leider liegt die Betonung bei diesem Feature auf dem Wort „einfach“, da insgesamt nur acht Spuren bereitgestellt werden, was für ambitioniertes Beat-Programming wohl kaum ausreichen dürfte. Neben der Noteneingabe lassen sich auch die Gate- und Velocity-Werte pro Anschlag direkt im Clip anpassen. Anschließend lässt sich die Sequenz via Knopfdruck auch direkt in einen normalen MIDI-Clip verwandeln, wo dann auch wieder komplexere Anpassungen möglich werden.

Step Clips

Kleine Verbesserungen – große Wirkung

Neben den bereits vorgestellten größeren Neuerungen in Tracktion 6 fanden natürlich auch ein paar kleine Verbesserungen Einzug in die Software. Hierzu zählen beispielsweise die erweiterten Tagging-Möglichkeiten durch die sich bestimmte Teile der Software wie Presets, Clips oder ganze Tracks mit Bezeichnungen versehen und dann ablegen lassen. Alle Tags können ebenfalls in Gruppen organisiert werden, was besonders bei größeren Sessions sinnvoll sein kann. Durch die Verwendung dieses Features kann die DAW Stück für Stück personalisiert werden, indem wichtige Fragmente einer oder mehrerer Sessions intuitiv verwaltet werden können.

Praxis

Einfache Installation

Die Inbetriebnahme gestaltet sich bei Tracktion seit jeher äußerst problemlos, was nicht nur am klassischen Installationsassistenten sondern auch an der sehr geringen Dateigröße von lediglich 8,6 MB unter Windows bzw. 13,3 MB unter Mac OS X liegen mag. Wie diese Zahlen vielleicht vermuten lassen, braucht man somit nicht auf umfangreiche Sample-Libraries oder weitere Add-Ons zu hoffen, denn hier verhält sich die DAW nach wie vor eher spartanisch. Die Freischaltung der Software erfolgt über einen User-Account der offiziellen Webseite, von welcher anschließend auch sämtliche Updates bezogen werden können.

Kein neuen Plug-Ins

Bei der Ausstattung gibt es in Version 6 zu unserem großen Bedauern keine Neuigkeiten zu vermelden. Somit muss man sich einmal abgesehen von externen Plug-Ins immer noch mit dem „Standardbesteck“ in Sachen Effekten zufrieden geben. Auch bei den Instrumenten gibt es außer dem funktional sehr reduzierten Sampler keine neuen Entwicklungen. Schade eigentlich, da Inhaltsupdates das Anwenderherz nun einmal am einfachsten höher schlagen lassen. 

Vollausgebaut nicht ganz so günstig

Zwar bietet TSC im Marketplace seit einiger Zeit mit dem „Analog Synth“ einen vielversprechend aussehenden Software-Synthie an, dieser muss jedoch für knapp 40 Dollar separat erworben werden. Ebenso verhält es sich mit dem „Master Mix“, einem umfangreich ausgestatteten Mastering-Prozessor, der für ca. 60 Dollar zu haben ist. Rechnet man das inklusive DAW einmal zusammen, ergibt sich der stolze Preis von rund 160 Dollar, womit wir schon gefährlich nah am Anschaffungspreis von Logic Pro X liegen, das von Haus aus eine ganze Stange mehr zu bieten hat.

Fotostrecke: 2 Bilder Master Mix muss man zusu00e4tzlich kaufen, u2026
Audio Samples
0:00
Drums – Original Drums – Master Mix “Tight” Drums – Master Mix “Open”

Workflow-Verbesserungen

Bei den neuen Workflow-Funktionen tue ich mich hier und da ein wenig schwer. So möchte ich zwar an den Mehrwert der erweiterten Tagging-Funktionen glauben, jedoch kann ich mir kaum vorstellen, dass sich eindeutige und vor allem wiederauffindbare Bezeichnungen für Presets und Co. mal so eben aus dem Ärmel schütteln lassen. Zumal die Übersichtlichkeit ab einer gewissen Schlagwortanzahl wahrscheinlich eher Verwirrung stiftet, sofern man sich nicht an die ursprüngliche Namensgebung erinnern kann. 
Auch der neue Step Clip Editor dürfte wohl nur für ein paar wenige Anwender wirklich nützlich sein, vor allem aufgrund der bereits angesprochenen Limitierung auf nur acht Spuren. An dieser Stelle werden viele wohl lieber gleich zum MIDI-Editor greifen, welcher von Haus aus etwas mehr zu bieten hat und vom Prinzip her ja identisch in der Bedienung ist.
Natürlich sollen nicht nur die negativen Punkte des Updates angesprochen werden, denn immerhin bietet Version 6 ja auch eine Menge wirklich sinnvoller Verbesserungen, über die sich Tracktion-User mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr freuen werden. Allen voran hier natürlich das „Time Tools“-Feature inklusive der adaptiven Automationsdaten, wodurch die DAW endlich ein Stück weiter zu den großen Vertretern der Branche aufschließen kann. Auch die Comp Groups können die tägliche Arbeit im Studio erheblich vereinfachen sofern man es vorrangig mit Audiomaterial zu tun hat. 

Fazit

Zwar bietet Tracktion 6 einiges an interessanten Neuerungen, was wohl vor allem bestehende Anwender freuen dürfte, jedoch bleibt es fragwürdig, ob sich hiermit auch leicht neue Kundschaft generieren lässt. Trotz eigentlicher Killer-Features wie den Time Tools oder auch der kostenfreien Melodyne Essentials-Version wirkt es nach wie vor so, als würde die DAW allen anderen am Markt ein Stück weit hinterherhinken. Das wird nicht zuletzt auch beim sehr eingeschränkten Lieferumfang deutlich, welcher leider nur auf das Nötigste reduziert ist. Für einen Anschaffungspreis von gerade einmal 60 Dollar erhält man hier nichtsdestotrotz einen vollausgestatteten Sequencer, welcher sich einfach bedienen lässt und für den Großteil an Aufgaben im Produktionsalltag vollkommen ausreichen dürfte – zumal das kostenlos mitgelieferte Celemony Melodyne Essentials allein mehr kostet. Wem das nicht ausreicht, muss zwar deutlich mehr Geld auf den Tisch legen, erhält dafür aber auch eine ganze Menge weitere Features.

Pro:
  • integriertes Time Stretch Feature
  • mehrere Workflow Verbesserungen
  • kostenfreie Melodyne Essentials Lizenz
  • günstiger Preis
Contra:
  • kaum Effekte / Instrumente
  • keine Sample Library
  • wenige Neuerungen
Die GUI von Tracktion ist “simple and beautiful”.
Features:
  • Z-Plane Elastique Pro Timestrech Algorithmus
  • Warp Time Audio Editing
  • Ausführlicher Tagging-Editor inkl. Track-Tagging
  • Erweiterte Automtation-Tracks
  • Integrierter Marketplace
Systemanforderungen:
  • Mac OSX ab 10.7.5
  • Microsoft Windows ab Windows XP
  • Intel Core 2 Core Duo 2 GHz Prozessor
  • 5400 RPM Festplatte (7200 RPM empfohlen)
  • 2 GB RAM (4GB empfohlen)
  • Breitbandverbindung für Download und Unlock
  • Audio Interface Support
  • Mac: Core Audio
  • Windows: ASIO 2, WASAPI
Preis:
  • ab USD 60,-
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • integriertes Time Stretch Feature
  • mehrere Workflow Verbesserungen
  • kostenfreie Melodyne Essentials Lizenz
  • günstiger Preis
Contra
  • kaum Effekte / Instrumente
  • keine Sample Library
  • wenige Neuerungen
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