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Thomann Classica Fusion 3BK CW Slim Test

Mit der Classica Fusion 3BK CW Slim will Thomann die Messlatte für elektroakustische Nylonsaitengitarre hoch legen. Ein cleveres Konzept, eine gelungene Umsetzung sowie die Fertigung in Europa lassen vermuten, dass es auch gelingt.

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Die Classica Fusion 3BK CW Slim überzeugt mit einem praxisorientierten Bühnenkonzept, guter Bespielbarkeit und authentischem Pickupsound.


Es ist immer wieder eine Gratwanderung: Wie schafft man es, eine Elektroakustische zu konzipieren, die auch als solche funktioniert? Meistens greift man zu einer normalen Akustikgitarre und verpasst ihr einen Tonabnehmer. Ein solches sensibles Geschöpf wehrt sich häufig mit Feedback dagegen. Besser wäre es doch, einen robusten Gesellen auf die Bühne zu lassen, oder? Der ist dann natürlich in der rein akustischen Performance eingeschränkt. Der Pragmatiker sagt dazu nur: so what?

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Details

Die Thomann Classica Fusion 3BK CW Slim besitzt einen sechseinhalb Zentimeter dünnen Korpus mit Cutaway aus gesperrten Hölzern mit einem Sichtfurnier aus Eiche. Zwar wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Tests auf der Produktseite von “massiver Eiche” gesprochen, man kann jedoch deutlich erkennen, dass im Inneren der Gitarre eine andere Holzart zu sehen ist als außen. Außerdem sind im Querschnitt der Decke, also beim Schallloch, die drei Schichten, aus denen solches Holz üblicherweise besteht, gut zu sehen. Und auf Nachfrage wird auch bestätigt, dass es sich bei der Decke um laminierte Eiche handelt und bei Zarge und Boden Sapeli zum Einsatz kommt. Dass die Decke gesperrt verleimt ist, bedeutet jedoch ausdrücklich keine Minderung, eher im Gegenteil, denn oft funktionieren gesperrte Gitarren beim Verstärken besser als ihre vollmassiven Schwestern.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Thomann Classica Fusion 3BK CW Slim präsentiert sich als elektroakustisches Bühnenmodell mit dünnem Korpus.

Die Fusion Slim ist mit einem transparent-schwarzen Finish überzogen, das so dünn wirkt, dass es sich vermutlich um Beize plus einer einzelnen Schicht Lack handelt. Das ist völlig ausreichend und macht zudem einen modernen, schicken Eindruck. Um den Korpus und um das Schallloch sind weiße und schwarz-weiße Einlagen zu sehen.

Im Inneren der Gitarre befinden sich die eher kantig gehaltenen Leisten, deren dunkle Oberseite darauf schließen lässt, dass sie mit dem Laser ausgeschnitten wurden. Bei den Bodenleisten handelt es sich wohl um vorgefertigte Teile, denn auf der Unterseite der Balken sieht man eine Aussparung für einen Fugenbelag – den es hier jedoch nicht gibt. Das Deckenbracing trägt den Namen “APC System Mix Torres Bracing”. Dahinter verbirgt sich ein relativ normales Fächersystem mit fünf Leisten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Herstellung erfolgt laut Typenschild in Europa und um das Schallloch sind weiße und schwarz-weiße Einlagen zu sehen.

Der Hals besitzt mit einer Breite von 52 Millimetern am Sattel normale Klassikabmessungen, ist für einen E-Gitarristen also eher ungewohnt und sperrig zu spielen. Auch besteht er nicht aus Mahagoni, wie fälschlicherweise angegeben, sondern aus Akazie. Für einen Mahagonihals wäre er auch extrem hell ausgefallen. Zusammen mit dem flachen Griffbrett besitzt die Classica Fusion Slim also einen für eine Klassikgitarre völlig normalen Hals. Das ist ein wenig schade, denn gerade eine solche Gitarre könnte mit einem etwas schmaleren Hals und einem leicht gewölbten Griffbrett auch Freunde außerhalb der orthodoxen Klassikfraktion gewinnen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Hals ist aus Akazienholz gefertigt und per Schwalbenschwanzverbindung mit dem Korpus verleimt.

Für das Griffbrett wird “Thermo-Akazie” als Holzart angegeben. Es ist mit 19 schlanken und gut abgerichteten Bünden bestückt und besitzt interessanterweise eine Mensur von 65 Zentimetern, nicht die aus dem amerikanischen Raum bekannte 64,8 Zentimetern (25.5″). Hier schlägt sich die Herkunft aus dem alten Europa direkt nieder. Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich wie bei Klassikgitarren üblich am 12. Bund. Für die leichtere Orientierung hat der Hersteller im 3., 5. und 7. Bund in der Griffbrettkante jeweils einen kleinen Punkt eingelassen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Griffbrett ist mit 19 Bünden bestückt und jeweils am 3., 5. und 7. Bund in der Griffbrettkante findet sich ein kleiner Punkt zur Orientierung.

Die Classica Fusion ist mit einem Piezo-Pickup unter der Stegeinlage ausgestattet. Die dazu gehörende Elektronik befindet sich in der Zarge, wo sie gerade so hineinpasst. Dünner hätte die Gitarre nicht ausfallen dürfen. Sie bietet einen vierbandigen Equalizer mit Bass, Middle, Treble und Presence, einen Volume-Regler sowie ein chromatisches Stimmgerät. Dazu kommen die Taster “Power” – hiermit wird der Tuner aktiviert – sowie “Note”. Damit wird aus dem automatischen Stimmgerät eines, das nur noch eine bestimmte Note anzeigt, sodass man sich nicht mehr in der Chromatik verirren kann. Das ist ein nettes Feature, aber die meisten Gitarristen werden beim Standardmodus bleiben. Eine irgendwie geartete Feedback-Waffe ist nicht an Bord, was angesichts der gesperrten Hölzer in Grenzen zu verschmerzen ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Da die Fusion Slim als Bühneninstrument konzipiert ist, verfügt sie über ein eingebautes Tonabnehmersystem mit 4 Band EQ und Stimmgerät.

Die Ausgangsbuchsen sind zusammen mit dem Batteriefach gegenüber der Elektronik in der unteren Zarge montiert. Ein sehr sinnvolles Detail ist hierbei die zusätzliche XLR-Buchse, die ein symmetrisches Signal abgibt. Für Technikinsider, die sich nun fragen, wie die Elektronik dann eingeschaltet wird: Die Buchse besitzt einen Stift im Inneren, der einen Schalter betätigt.

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Praxis

Der erste Eindruck der Thomann Classica Fusion 3BK CW Slim: Ist die aber dünn! Ist die aber leicht! Ist man eine normal große Klassikgitarre gewohnt, ist die Handhabung der Fusion Slim ungeheuer bequem, wobei sie mir sogar eher zu leicht ist. Das ist jedoch reine Geschmackssache – ein Kollege war völlig begeistert von dem geringen Gewicht.
An die Handhabung des Stimmgerätes musste ich mich gewöhnen, ich konnte dann aber sehr gut damit arbeiten. Zwei rote LEDs zeigen an, ob der Ton zu niedrig oder zu hoch ist, nicht aber, wie weit er noch von der korrekten Stimmung entfernt ist. Die blaue LED für “stimmt” blitzt dann nur in einem sehr engen Bereich auf, was ja eigentlich gut ist, denn der so gestimmte Ton stimmt dann auch wirklich. In der Praxis wird man ein paar Mal hin und her drehen, bis man die richtige Note erwischt hat.
Der Grundsound ist leise, aber überraschend füllig. Hier haben die Konstrukteure offensichtlich die Lautstärke zugunsten des Klangs gezügelt, wofür die kräftigen Deckenleisten verantwortlich sein dürften. Natürlich fehlen die Bässe, aber es fällt nicht auf, denn die Mitten dominieren nicht den Klang.
Das Timbre liegt irgendwo zwischen Klassikton und Folksound, wobei der Folkanteil eher überwiegt. Dafür ist die ordentlich ausgeprägte Attack der Gitarre verantwortlich. Stile wie Bossa Nova oder Flamenco kommen damit richtig gut, wobei speziell der Flamenco überraschend authentisch daher kommt. Wen wundert’s, sind doch die echten Flamenco-Kisten ebenfalls etwas kleiner und ebenfalls federleicht.

Der Grundsound ist leise, aber überraschend füllig, das Timbre liegt irgendwo zwischen Klassikton und Folksound, wobei der Folkanteil eher überwiegt.
Der Grundsound ist leise, aber überraschend füllig, das Timbre liegt irgendwo zwischen Klassikton und Folksound, wobei der Folkanteil eher überwiegt.

Dann verträgt die Classica Fusion auch eine deutlich niedrigere Saitenlage – sie ist ab Werk auf einen klassiktypischen Wert eingestellt. Folkgitarristen werden sich darüber freuen, und da die Dynamik durch die gesperrte Decke eh eingeschränkt ist, kann man auf die kompromisslos hohe Saitenlage auch verzichten. Klassik und Klassikähnliches funktionieren natürlich dennoch, sind aber nicht die Kernkompetenz der Gitarre. Man sollte vielleicht eher Klassik-Fake dazu sagen, aber im entsprechenden Umfeld funktioniert auch das hervorragend!
Der Pickup liefert erwartungsgemäß einen vergleichsweise authentischen Ton, der jedoch ein deutliches Piezo-Timbre aufweist. Dieses Timbre tritt in den Hintergrund, wenn man den Presence-Regler zurückdreht – gerne auch bis zum Anschlag. Dann erhält man einen einwandfrei einsetzbaren Nylonton, der viele teure und akustisch sicherlich wunderbare Gitarren in den Schatten stellt. Die XLR-Buchse unterstreicht dabei den professionellen Anspruch.
So schön diese Elektronik ist und so sauber sie funktioniert, hätte sie doch sorgfältiger verlegt werden müssen, denn manche Kabel berühren die Decke oder den Boden und geben dann ein schepperndes Geräusch von sich.

Audio Samples
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Bossa (Mikrofon) Bossa (Pickup) Flamenco (Mikrofon) Flamenco (Pickup) Klassisch (Mikrofon) Klassisch (Pickup) Strumming (Mikrofon) Strumming (Pickup)
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Fazit

Mit der Classica Fusion 3BK CW Slim stellt Thomann ein interessantes Konzept in Sachen Elektroakustischer vor, das Schule machen sollte. Es ist eine Gitarre, die akustisch zwar funktioniert, aber gezügelt wurde, um dem verstärkten Ton nicht in die Quere zu kommen. Dieses Konzept geht perfekt auf. Die Classica Fusion slim ist wie geschaffen für die Bühne, überall da, wo man diesen schönen, weichen Klassikton benötigt. Zwei Verbesserungsvorschläge hätte ich dann doch: Stellt doch bitte eine Variante mit schmalem Hals und gewölbtem Griffbrett her. Und montiert zwei Gurtknöpfe – es wäre schade, diese auch optisch schöne Gitarre nur im Sitzen zu spielen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • praxisorientiertes Bühnenkonzept
  • gute Bespielbarkeit
  • authentischer Pickupsound
Contra
  • Kabelgeräusche aus dem Inneren
Artikelbild
Thomann Classica Fusion 3BK CW Slim Test
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Die Classica Fusion 3BK CW Slim überzeugt mit einem praxisorientierten Bühnenkonzept, guter Bespielbarkeit und authentischem Pickupsound.
Die Classica Fusion 3BK CW Slim überzeugt mit einem praxisorientierten Bühnenkonzept, guter Bespielbarkeit und authentischem Pickupsound.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Thomann
  • Modell: Classica Fusion 3BK CW Slim
  • Bauform: Klassikgitarre, dünner Korpus
  • Herstellungsland: Portugal
  • Farbe: schwarz
  • Korpus: Sapeli
  • Decke : Eiche gesperrt
  • Hals: Akazie
  • Griffbrett: „Thermo Akazie“
  • Steg: nicht angegeben
  • Halsbreite Sattel: 52 mm
  • Halsdicke Sattel: 22 mm
  • Halsbreite 12. Bund: 61 mm
  • Bünde : 19 Medium-Jumbo, 1,2 mm x 2 mm
  • Mensur: 65 cm
  • Gewicht: 1,3 kg
  • Pickup: Piezo-Tonabnehmer mit 4-Band-EQ und Stimmgerät
  • Regler: Bass, Middle, Treble, Presence, Volume
  • Schalter: Power, Note
  • Hardware: offen, vernickelt
  • Ladenpreis: 279,00 Euro (April 2019)
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