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TC Helicon VoiceLive2 OS 1.1 Test

Gehäuse und I/O

Vor mir steht es also nun, das mit Spannung erwartete VoiceLive2. So breit, tief und schwer wie mein Laptop ist es, allerdings drei Mal so hoch. Vom Design her typisch TC Helicon: schick, übersichtlich, robust und hochwertig. Farblich dezent in gedeckten Tönen gehalten, sitzt die Treter-Knopf-Abteilung auf einer Metallverkleidung aus gebürstetem Stahl. Die Knöpfe selbst sind aus Edelstahl und machen einen sehr robusten Eindruck.

Im oberen Bereich befindet sich die Edit-Sektion mit vielen Druck- und Drehknöpfen sowie einem großen, blau beleuchten 192 x 64 Pixel Display. Das Ganze wird geschützt von einer durchsichtigen Kunststoffplatte über dem abwechselnd schwarzen, grauen oder blauen Hintergrund. Das sieht zwar schick aus, spiegelt aber unter Umständen auch Lichtquellen. Die Seitenteile bestehen aus hartem Gummi und haben eine Griffaussparung, einen großzügigen Griff gibt es aber auch an der Unterseite. Klar, dass dieses Teil zum Mitnehmen konzipiert wurde.

Auf der Rückseite findet man einen XLR-Mikrofoneingang mit zuschaltbarer Phantompower für die Leadstimme, einen Klinken-Line-Eingang, gleich daneben eine Klinkenbuchse für das Gitarrensignal, das dem Gesamtmix beigemischt werden kann und darüber einen Klingenausgang namens „Guitar Thru“. Mit dessen Hilfe wird das E-Gitarrensignal, das VoiceLive2 für die Harmonieanalyse benötigt, zum Gitarrenamp weitergeleitet. Ist die Buchse „Guitar Thru“ in Benutzung, wird das anliegende Gitarrensignal nicht dem Gesamtmix beigemischt.

Außerdem steht hier ein Miniklinken-Eingang mit der Bezeichnung AUX bereit, an den man ein Instrumentalplayback anschließen kann, das von VoiceLive2 in Bezug auf seine Harmonik analysiert wird. Der Mix des Aux-Signals wird dem Gesamtmix zugemischt. Für die Ausgabe des Gesamtmixes steht ein Kopfhörerausgang als Miniklinke und zwei Outputs im symmetrischen XLR- aber auch Klinkenformat bereit. Das macht Sinn, weil man das VoiceLive2 in den meisten Fällen an ein Mischpult anschließen wird. Sogar an einen Groundlift-Schalter, wie bei DI-Boxen üblich, wurde gedacht, um eventuell auftretende Brummprobleme zu beseitigen.

Mit an Bord ist das übliche MIDI Trio In/Out/Thru sowie ein USB-Anschluss. Mit dem USB-Anschluss kann man Backups auf dem Rechner speichern und das VoiceLive2 als Audio- und MIDI-Interface nutzen. Einfach die Treiber-Software der beiliegenden CD installieren, fertig. Ein 24bit A/D-Wandler stellt je zwei Audio Ein- und Ausgänge zur Verfügung. Schaltet man das VoiceLive2 im USB-Betrieb in den Modus „USB VOX L / Instr R“, lassen sich per USB-Verbindung dreierlei Signale zum VoiveLive2 senden:

eine Leadstimme auf der linken Seite
ein Audio Harmonie-Analysesignal auf der rechten Seite.
ein MIDI-Signal für die Harmonie-Analyse

Der Gesamtmix des VoiceLive2 liegt dann auf den Audioausgängen und am Kopfhörerweg an und lässt sich bequem auf digitaler Ebene per USB aufnehmen – ideal für die Integration in ein Studiosetup. Dem Ganzen setzt das Gerät noch einen Digital In/Out (Cinch) und einen Pedalanschluss obendrauf. Mit einem optionalen Lautstärkepedal lässt sich über diese Schnittstelle der Lautstärkepegel der Harmoniestimmen während der Performance regeln.

Bedienung

Mit den Knöpfen auf der Oberseite µMOD (sprich: Micro-Mod), Delay, Reverb, Harmony, Double und FX kann man verschiedene Prozessoren an- oder abschalten.
Sehr praktisch auch gewisse Doppelfunktionen: Drückt man lange auf den Knopf “Reverb”, gelangt man in den automatischen Mikrofonpegel-Einstellmodus. Drückt man länger auf den Knopf “FX”, geht das VoiceLive2 in den Tuner-Betrieb. Der Audioausgang wird stummgeschaltet und auf dem Display ist ein Tuner-Meter zu sehen. Das ist insbesondere für singende Gitarristen sinnvoll, und zwar nicht nur für die eigenen Ohren und die des Publikums. Auch umgekehrt ist es für das VoiceLive2 zur Harmonieanalyse sehr wichtig, dass die Gitarre stets gut gestimmt ist. Mit den Preset Up/Down-Tastern schaltet man zwischen den verschiedenen gespeicherten Programmen um. Ein Programm kann jedoch auch bis zu zehn Unterprogramme enthalten, ein Setting fürs Intro vielleicht, eines für die Strophe, für den Refrain und so weiter. Natürlich lassen sich vom Benutzer auch solche Steps anlegen und bestehende editieren. Mit dem Knopf „Step“ schaltet man zwischen diesen Unterprogrammen um. Aber auch Befehle wie „alle Effekte auf einmal ausschalten“ sind damit möglich. “Shortcut” ist hier so etwas wie der Libero auf dem Fußballfeld. Ihm können je nach Programm verschiedene Aufgaben wie Tap-Tempo oder Halten von Harmoniestimmen zugeteilt werden. Der Chor singt beim Halten einfach den letzten Ton oder Akkord weiter und die Leadstimme kann „frei“ singen. “Wizard” ist ein Browser, mit dem man die Presets anhand von Kategorien wie Harmony Above, Choir, Double, Ambience und so weiter filtern kann. So findet man schnell das, was man sucht. Und wem ein Preset nicht gefällt, der kann es natürlich editieren. Drückt man den Edit-Knopf, erhält man Zugriff auf viele Parameter der einzelnen Effektsektionen. Alsda wären:

µMOD (Chorus, Flanger, Tube, Robot-artiges)
Delay
Reverb
Harmony
Double
FX (Distortion, Megaphon, Filter „Cher-Effekt“)

Das große Display zeigt übersichtlich die zahlreichen Parameter der einzelnen Sektionen an. Seien es im Menü “Harmony” der Parameter “Style” (Anzahl und Anordnung der erzeugten Stimmen), ihre Gender Algorythmen (verschiedene Timbres), ihre Lautstärken und Panning oder ihr Vibrato- und Humanize Grad (eine leichte Verstimmung und Verzögerung). Mit den vier Endlos-Encodern unter dem Display verändert man die Werte der angewählten Parameter.

TCVoicL2_Panel_Left

Oben links auf dem Panel werden Tone, Pitch und Guitar FX durch drei Knöpfe vertreten. Dabei handelt es sich um drei Prozessoren, die jeweils global für das VoiceLive gelten. Jeder der drei Prozessoren hat seinen eigenen An/Aus-Knopf, der per rot leuchtender Diode zudem anzeigt, wenn ein Prozessor aktiv ist. Tone und Pitch arbeiten im Signalfluss vor dem Harmonizer und den Effekten (Reverb, Delay, µMOD und FX).

Tone ist ein Kanalzug mit Kompressor, Gate, einem Dreiband-EQ mit parametrischen Mitten und einem De-Esser – Voraussetzungen für einen anspruchsvollen Gesangssound. Man kann in Tone selbst einige Änderungen vornehmen, obwohl die Parameter, gemessen an vergleichbaren Studiogeräten, reduziert sind. Die meisten Module könne hier für eine automatische Anpassung der Werte an das Eingangssignal aber auch auf „adaptive“ gestellt werden. Pitch regelt bei Intonationsschwankungen der Leadstimme etwas nach und ist stufenlos von 0% – 100% regelbar. Bei Werten unter 50% arbeitet die Pitchkorrektur recht unauffällig und ist nicht zu verwechseln mit dem Effekt „Hardtune“ (Cher-Effekt), den man über den Knopf FX aufrufen kann. Bei Pitch geht es mehr um eine subtile Hilfe für den Sänger als um einen hörbaren Effekt. Wer grob schief singt, dem kann diese Hilfe aber durchaus eine Korrektur in die falsche Richtung bescheren – und auch allen Harmoniestimmen. Autsch! Wer dies lieber vermeiden möchte oder so etwas nicht nötig hat, deaktiviert Pitch einfach. Der Prozessor Guitar FX richtet sich an den singenden Gitarristen oder den Gitarre spielenden Sänger, der seinen Gitarrensound mit Effekten etwas versüßen möchte. Chorus-, Reverb- und Kompressoreffekte können hier auf die Gitarre angewandt werden, was besonders bei Akustik Gitarren angebracht ist. Bei einer E-Gitarre wird man wohl eher von der oben genannten „Guitar Thru“-Funktion Gebrauch machen und darüber einen Gitarrenverstärker ansteuern.

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