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Superlux E205 Test

Das Superlux E205 im Test bei bonedo – Um es deutlich zu sagen: Natürlich haben gewisse Preise bei Technik ihre Berechtigung, das sollte allseits bekannt sein. Wer nur sehr, sehr wenig Geld ausgeben möchte oder kann, muss oft mit bestimmten Einschränkungen leben. Es stellt sich daher die Frage, was ein Großmembran-Kondensatormikrofon wie das E205 für unter 40 Euro zu leisten imstande ist. 

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Ich möchte an dieser Stelle an zwei Dinge erinnern: Vor 15 bis 20 Jahren musste man mindestens den zehnfachen Preis für ein brauchbares Studio-Kondensermikro ausgeben, vor 50 Jahren auf durchschnittliche Einkommen umgerechnet das ungefähr Hundertfache. Außerdem haben wir von bonedo bei einigen Kondensatormikrofonen, besonders den Kleinmembranern, einige im niedrigsten Preissegment untersucht und können ihnen teilweise mehr als simple “Nutzbarkeit” bescheinigen. 

Details

Hohe Richtwirkung

Optisch macht das E205 einiges her, es ist mit etwa 400 Gramm sogar recht schwer. Korpus, Gitter und Halterung sind schwarz gehalten und von besserer Qualität, als man zunächst vielleicht ob des geringen Preises befürchten würde. Hinter dem Korbgitter ist das eigentliche Wandlerelement auszumachen, eine richtende Elektret-Kondensatorkapsel mit etwa einem Zoll Membrandurchmesser. Die Richtwirkung ist etwas höher als bei den meisten anderen nicht umschaltbaren Studio-Kondensern: Als Superniere ist die rückwirkende Auslöschung nicht maximal, sondern liegt etwas weiter seitlich, zudem ist der frontale Aufnahmebereich etwas schmaler – Vorsicht also mit beweglichen Schallquellen, denn besonders bei naher Mikrofonierung bekommt man schneller Klangfarbenunterschiede. Beim Aneinanderschneiden verschiedener Vocal-Takes kann das durchaus auffallen! 

Alles super? Das Superlux hat Supernierencharakteristik.
Alles super? Das Superlux hat Supernierencharakteristik.

Untypisch: Höhenwiedergabe laut Frequenzgang

Auch auf der Achse ist der Frequenzgang des Mikrofons des taiwanesischen Unternehmens nicht bretteben, sondern in den Höhen etwas welliger – das ist aber keine Besonderheit des E205, sondern typisch für Großmembranmikrofone. Interessant ist, dass der Graph eine deutliche Überhöhung bei etwa 10 kHz zeigt, darüber einen ungewöhnlich schwachen Einbruch und sogar fast keine Dämpfung im Air-Band. Man kann also gespannt auf die Audios sein! Trotzdem wird der numerische Frequenzgang in den Höhen mit 18 kHz Eckfrequenz angegeben, laut Pegelfrequenzgang beträgt die Dämpfung dort aber noch 0 dB. Im Bass ist die Übertragung bis hinunter zu 20 Hz annähernd linear weitergezeichnet, die technischen Daten weisen aber 30 Hz als untere Grenzfrequenz aus. Üblicherweise werden diese Angaben für den -3dB-Punkt gemacht. Hier stimmt also irgendetwas nicht – die Erfahrung spricht jedoch eher dafür, dass man den Zahlen trauen sollte, nicht dem gemittelten Graphen. 

Laut Datenblatt sehr höhenreich: E205
Laut Datenblatt sehr höhenreich: E205

Keine herausragende Dynamik

Eine Phantomspeisung aus dem Mikrofonvorverstärker ist notwendig, um das Superlux zur Arbeit zu bewegen, es müssen jedoch nicht unbedingt 48 Volt sein, es reichen auch 12 Volt. Die Empfindlichkeit ist mit 12,6 mV/Pa nicht gerade exorbitant hoch, das Eigenrauschen hingegen mit 22 dB(SPL) nicht sonderlich gering (Hierzu sollte man wissen, dass die üblicheren A-bewerteten Angaben meist einige Dezibel unter dem SPL-(=Schalldruck-)Wert liegen). Der Zerrpegel wird mit 135 dB angeführt, unklar ist, ob für 0,5% (wie üblich) oder sogar 1% THD. Doch auch für 0,5% wäre die technische Dynamik mittelmäßig.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Kondensatormikro wird mit einem einfachen Halter ausgeliefert.

Das 205E wird spinnenlos geliefert

“HM56B” ist die Bezeichnung des optionalen Produkts, mit welchem das E205 direkt noch professioneller aussieht – und im Bassbereich verhindert, dass es zu unschönen Körperschallübertragungen durch den Mikrofonständer kommt: Hinter dem Kürzel versteckt sich die elastische Aufhängung, die “Spinne”. Zum Lieferumfang eines 205ers gehört neben der normalen kleinen Halterung nämlich nur noch ein Reduziergewinde für die Verwendung europäischer Stative, eine kleine Schutztasche mit Reißverschluss und die Pappschachtel, in welcher das Superlux verkauft wird. Dabei ist es nicht mutterseelenalleine in Superlux’ Produktrange, denn es gibt noch ein E202 (Kleinmembran) und die USB-Variante des E205, das silberfarbene E205U – dann direkt mit regelbarem Kopfhörerausgang für nur zehn Euro mehr. 

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Praxis

Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man heutzutage sehr preiswertes tontechnisches Equipment zum ersten Mal in Betrieb nimmt. Bei aktuellen Produkten ist es bis auf wenige Ausnahmen so, dass es durchaus überraschend ist, dass keine besonders negativen Auffälligkeiten zu bemerken sind. So auch beim Superlux E205: Das Signal ist nicht auf den ersten Blick löchrig, verrauscht, verzerrt oder sonst wie fehlerhaft und klingt im Großen und Ganzen eben so, wie man es von einem Studio-Kondensatormikrofon erwartet:

Audio Samples
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Superlux E205 10 cm Superlux E205 30 cm Superlux E205 50 cm Mojave MA-201FET 10 cm Mojave MA-201FET 30 cm Mojave MA-201FET 50 cm

Hört man jedoch genauer hin, hat man vielleicht sogar höherwertigere Mikrofone als Referenz, wird natürlich doch der eine oder andere Umstand deutlich, der einen das Mikrofon klanglich zweifelsohne der Budgetklasse zuordnen lässt. Im Vergleich zum, für manche Anwendungsfelder schon etwas zu reibend klingenden, Mojave MA-201FET, welches als “Mittelklassemikrofon” einige hundert Euro kostet, ist das Superlux nicht nur etwas körnig, übertrieben griffig und charaktervoll, sondern kann durchaus als “kratzig” betitelt werden. Die Tatsache, dass die Höhen zudem recht stark im Gesamtsignal vertreten sind, macht dies umso deutlicher. Das 205 lässt im Umkehrschluss etwas an Wärme, Volumen und Größe vermissen, wird also als eher spitz, eckig und nervös wahrgenommen. Ich weise hier explizit darauf hin, weil manch einer, der sein erstes Mikrofon kauft, Höhenreichtum mit “gutklingend” gleichsetzt. Dabei wären andere Parameter wünschenswert, darunter sehr schnelle Übertragung von Pegelanstiegen, die nicht zuletzt für ein luftiges, klares und fein gezeichnetes Bild sorgen können. Das E205 vermag das nicht zu leisten – aber hier haben wir auch eine Anforderung, die im Budgetbereich nicht geleistet werden kann: Mikros mit diesen Eigenschaften sind für 30 Euro, ja sogar für 150 Euro nicht zu haben. Insofern muss sich das Superlux angesichts seines Preises meine kleinen Anschuldigungen eigentlich nicht gefallen lassen. Der Hersteller hätte aber dennoch wahrscheinlich dem Klangbild insgesamt einen Gefallen getan, das Mikrofon etwas weniger höhenlastig abzustimmen – es klingt doch etwas nach Kleinmembraner.

So viele Höhen wären nicht nötig gewesen: E205
So viele Höhen wären nicht nötig gewesen: E205

Schön ist, wie man über den Abstand der Schallquelle den Bassgehalt steuern kann – schließlich unterliegt die Kapsel aufgrund des Gradientenempfängerprinzips dem Proximity-Effekt, welcher eine Bassanhebung im Nahbereich bewirkt. Zudem zeigt sich das 205 in seiner Richtwirkung über den Frequenzgang ausreichend konstant. Nicht zuletzt dadurch ist das Mikro auch als Intrumentenmikrofon ordentlich geeignet.

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Fazit

Nun, ein Fazit zu einem preiswerten Mikrofon kann man oft auf die gleiche Art und Weise einleiten. Es ist einerseits erstaunlich, was man für derart wenig Geld heutzutage geboten bekommt, denn wirkliche Totalausfälle sind auf dem Markt wirklich selten geworden. Andererseits kann man natürlich keine Wunder erwarten. Im Falle des Superlux 205E bedeutet das: Es funtkioniert zuverlässig, überschüttet das Signal nicht mit Rauschen, ist zwar höhenreich, aber hinlänglich ausgewogen, zerrt nicht zu früh und stark und hat durchaus seinen speziellen Charme. Auf der anderen Seite ist natürlich die Auflösung nicht enorm, der Charakter tendenziell etwas kratzig, ja vielleicht sogar – Achtung, böses Wort – “billig”. Aber nun gut: 39 Euro sind billig, darüber sind wir uns ja wohl einig. Insofern: Respekt!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis
  • ordentliche Funktion
Contra
  • typische Schwächen preiswerter Mikrofone
Artikelbild
Superlux E205 Test
Für 45,00€ bei
Qualitäten eines Mikros für mehrere hundert Euro kann man nicht erwarten, doch für 40 Euro ist das E205 mehr als okay.
Qualitäten eines Mikros für mehrere hundert Euro kann man nicht erwarten, doch für 40 Euro ist das E205 mehr als okay.
SPEZIFIKATIONEN
  • Membrangröße: groß
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Betriebsspannung: 12-48 Volt
  • Frequenzgang: 30 Hz – 18 kHz
  • Übertragungsfaktor: 12,6 mV/Pa
  • Eigenrauschen: 22 dB(A)
  • maximaler Schalldruckpegel: 135 dB(SPL)
  • Ausgang: XLR
  • Preis: € 39,– (UVP)
Hot or Not
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Qualitäten eines Mikros für mehrere hundert Euro kann man nicht erwarten, doch für 40 Euro ist das E205 mehr als okay.

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