SSL G Comp Bus Compressor Test

Praxis

Mit seinem Straightforward-Konzept ist der SSL G Comp nicht nur völlig einfach zu bedienen, man könnte sogar sagen, dass es sich hier um ein nahezu perfektes Gerät handelt, um die Bedienung von Kompressoren zu erlernen. Kein Beiwerk verstellt den Blick auf die wesentlichen Parameter, alle Bedienelemente sind schlüssig angeordnet und sorgen genau für den Effekt, den man erwartet. Wer also mit Kompression als Konzept noch nicht so vertraut ist, der findet hier einen wirklich perfekten Begleiter um die Zusammenhänge der Dynamikbearbeitung besser zu verstehen. Dies trifft auch insofern zu, als dass die Parameterbereiche nun wirklich den Praxistest bestanden haben, sich seit mehr als 30 Jahren in den Regieräumen dieser Welt bewährt haben. Was man hier auch einstellt – es passiert richtig was!

Liefert typische VCA-Kompressor-Ergebnisse: SSL G Comp für APIs 500er-Rackformat
Liefert typische VCA-Kompressor-Ergebnisse: SSL G Comp für APIs 500er-Rackformat

Und das, was passiert, hat auch richtig Charakter, und zwar den SSL-typischen, wenngleich die aktuellen Superanalogue-Schaltungen von SSL auf Bauteilebene nicht mehr viel gemein haben mit den Layouts aus den Anfangstagen. Knackig, rauscharm, recht transparent: Das sind die Grundpfeiler, zwischen denen wir uns hier bewegen. Der Charakter der SSL-Kompression liegt also weniger in der Klangfärbung der Line-Stufen, sondern vielmehr in der Kompression selbst, die kräftig zupackt und mit sehr fester Hand den Weg weist. Man kann den Kompressor zwar auch recht unauffällig und dezent arbeiten lassen, Spaß machen aber besonders die heftigeren Einstellungen, bei denen sich, gerade bei längeren Attackwerten, dann auch der typische „VCA-Pop“ einstellt – eine knackige Betonung der Transienten mit ganz eigentümlich glasigem Charakter. Das ist ein Regelverhalten, das die gängigen VCA-Comps deutlich beispielsweise von FET-Kompressoren unterscheidet. Ganz gleich, was man hier macht: Der Klang bleibt immer stabil, Verzerrungen oder das crunchy Schnaufen von FET- oder Diodenlimitern sucht man hier vergebens.

Audio Samples
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Mix Original Mix, Attack 10 ms, Release 0,1 s, Ratio 1.5:1 Mix, Attack 30 ms, Release 0,1 s, Ratio 1.5:1 Mix, Attack 30 ms, Release 0,1 s, Ratio 1.5:1 Drumroom Original Drumroom, Attack 0,1 ms, Release 0,1 s, Ratio 10:1 Drumroom, Attack 0,1 ms, Release 0,4 s, Ratio 10:1 Drumroom, Attack 3 ms, Release 0,4 s, Ratio 10:1 Drumbus Original Drumbus, Attack 30 ms, Release 0,1 s, Ratio 4:1 Drumbus, Attack 0,1 ms, Release 0,1 s, Ratio 10:1

Eine typische Eigenschaft von Kompression ist, dass die Tiefbässe etwas ins Hintertreffen geraten. Viele Kompressoren bieten die Möglichkeit, diesem Effekt mit einem Sidechainfilter entgegenzuwirken, welches die tiefen Bässe aus dem Detektorzweig herausnimmt. Leider bietet der G Comp diese Möglichkeit nicht, und das bedeutet, dass er dem Lowend-Punch sogar recht aktiv entgegenwirkt. Das kann man als Feature nutzen, wenn man auf den klassischen, etwas mittigen SSL-Sound steht oder einfach Signale etwas leichtfüßiger und präsenter machen möchte, oder man schaltet einen EQ hinter den Kompressor, der die Bassdrums wieder etwas mehr betont. Hier wird jedoch sehr deutlich, dass der heutige Klanggeschmack quer durch diverse Genres mit erheblich mehr Bass arbeitet als zu Beginn der 80er-Jahre – eine Tatsache, der SSL durch ein integriertes Sidechainfilter hätte Rechnung tragen sollen. Originaltreue hin oder her, das hätte den Praxiswert des G Comps doch erheblich gesteigert. Erst recht, da auch das kleine 500-Modul die typische SSL-Kompression in Reinkultur bietet, die sich prinzipiell sehr gut für bassbetonte Stilistiken eignet.

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