Spector Euro5 LX Test

Der Spector Euro5 LX gilt als die fünfsaitige Euro Edelvariante des so bekannten und beliebten USA Spector NS Kultbasses. Vor nicht allzu langer Zeit testete mein geschätzter Kollege Rainer Wind den Spector Rebop 5 Deluxe Bass, der eine preiswerte Variante des klassischen Spector NS Basses mit geschraubtem Hals darstellt. Wie er im Test erwähnte, lässt Stuart Spector seine von Ned Steinberger designten Bässe bereits seit den frühen Neunzigern für seine erschwinglichere “Euro-Serie” in der Tschechischen Republik herstellen. Sein erklärtes Ziel dabei ist nicht weniger als eine “günstige Fertigung ohne qualitative Kompromisse”. Das hierfür auserkorene Herstellerland ist eine gute Wahl, denn Tschechien hat eine große Tradition im Instrumentenbau und ist eine Top-Adresse, wenn es um hochqualitatives Handwerk geht.

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Das für den heutigen Test auserkorene Instrument schaltet die Klassenstufe noch einen Gang höher und hört auf die Bezeichnung Spector Euro5 LX. Dabei ist dieser Bass immer noch gut 50% günstiger als das in den USA gefertigte Original. Wir wollen herausfinden, was sich hinter diesem “Schnäppchen” verbirgt.

Details

Der 4,8 kg wiegende Spector Euro5 LX wird ohne Koffer ausgeliefert, wobei die Option besteht, sich für etwas mehr als 200 Euro ein original Spector-Case zu leisten oder sich für die moderne und solide Gigbag-Alternative zu entscheiden. Klar sollte aber auf jeden Fall sein, dass dieses Budget beim Kauf berücksichtigt werden muss, sofern man nicht bereits über eine passende Transportmöglichkeit verfügt, denn das, was ich da aus dem Karton hebe, wirkt sehr, sehr edel. Von der ersten Sekunde an erscheint das Instrument haptisch und optisch wertvoll. Mein persönliches “Erfahrungs-Preisschild” würde ihn auf jeden Fall in der “3500-plus-Liga” vermuten – doch wir wissen es ja besser und analysieren weiter.

Der komplette Bass inklusive Halsrückseite ist hochglanzlackiert. Die Farbe des Testinstrumentes nennt sich Black High Gloss. Spector bietet derweil auch weitere Farbtöne an: Black Cherry Gloss, Natural Matte, Ultra Amber Gloss und Exotic Poplar Burl Top/Natural Gloss. Die schwarze Färbung lässt transparent die schöne Maserung des Holzes hervortreten. Unter dem Klarlack kann man entsprechend die aparte Ahorndecke des Spector-typisch geschwungenen und nach hinten gewölbten Korpus erkennen. Die Decke wird getragen von einem Erlekorpus und einem kleinen Trennstreifen aus Walnuss am Korpus-Deckenübergang. Der durchgehende, dreiteilige Ahornhals mit Palisandergriffbrett, markiert mit Spectors Trademark-Perlmutt “Kroneninlays” und ausgestattet mit 24 Bünden, ist außer mit dem gängigen Halsstellstab zusätzlich innen mit Graphitstäben verstärkt. Der Hals-Korpusübergang liegt im Bereich des 21. Bundes, der 22. Bund ist noch leicht erreichbar, die letzten beiden Bünde verlangen ein minimales Stretching der Greifhand. Die Mensur wurde leicht verlängert auf 35″ (88,9cm), was zu einer etwas höheren Saitenspannung führt und sich vornehmlich in einer deutlicheren Ansprache der B-Saite bemerkbar machen soll.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Euro-Variante des US-Klassikers

Oberhalb des Messingsattels befindet sich an der angewinkelten Kopfplatte der Zugang zur Halsstellschraube, der von einem dreipunktverschraubten Kunststoffplättchen verschlossen wird. Die Kopfplatte des Fünfsaitermodells unterscheidet sich deutlich vom klassischen Spector NS 4-Saiter und ist kleiner, nach oben hin verjüngt und nicht auseinanderlaufend wie beim 4-Saiter. Die goldfarbenen, kleinen verkapselten Schaller-Mechaniken sind in 3-zu-2-Anordnung verteilt, wobei die drei Mechaniken der tiefen Saiten (B/E/A) so passgenau sitzen, dass sich zwischen den Mechanikflügeln kaum noch Luft befindet, sobald sie parallel ausgerichtet sind. Einerseits mag das Stimmen dadurch gelegentlich etwas “spitzfingrig” ausfallen, aber die Mechaniken laufen in Verbindung mit dem Messingsattel absolut reibungsfrei und sanft. Selten habe ich ein so “hakelfreies”, gleitendes Stimmgefühl erlebt.

Fotostrecke: 5 Bilder Ahornhals mit Palisander-Griffbrett

Die goldene Hardware passt sehr gut zum edlen Erscheinungsbild des Spector Euro5 LX. So auch die Zink-Messingbrücke, die gekonnt und passgenau im Korpus versenkt ist. Bei ihr handelt es sich um eine 2-D Locking Bridge mit Quickchange-Saitenaufhängung. Die einzelnen soliden Reiterböckchen lassen sich in Höhe und Intonation verstellen. Das Spacing ist fest vorgegeben und lässt sich nicht verändern. Die Reiter können mittels zweier seitlich im Bridgerahmen sitzenden Madenschrauben fest verankert werden, sodass sie sich weder in der Höhe, noch in der Intonation ungewollt verstellen können, auch Rasseln und Resonieren einzelner Bridgekomponenten wird dadurch vermieden.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Zink-Messingbrücke ist gekonnt und passgenau im Korpus versenkt

Der hintere der beiden Schaller Straplock-Gurtpins ist nach oben hin versetzt angebracht, sitzt also in der oberen Korpuskurve und nicht mittig hinter der Brücke. Das sorgt für eine veränderte Hängeposition, bei der der Hals stärker nach oben ausgerichtet ist und weniger waagerecht hängend. Am Gurt zieht der Hals nicht nach unten. Durch die Verlängerung der Mensur und die Position des hinteren Gurtpins kommt es zu einer leichten Mittelpunktverlagerung des Instrumentes, auf die ich im Praxisteil noch eingehen werde.

Zwei EMG Soapbar-Tonabnehmer vom Typ EMG-CS TW schmücken den Spector Euro5 LX. Positionell sind sie eher zentral angeordnet und relativ nahe zueinander, jedoch in gesundem Abstand zu Steg und Halsende und damit in einer Region, in der die Saiten eine Schwingungsauslenkung haben, die weder zu höhen-, noch zu basslastig sein dürfte. Die Pickups bergen die Besonderheit in sich, sowohl Humbucker-, als auch Singlecoil-Funktionen zu bieten, welche sich mittels Push-/Pull Volumepotis abrufen lassen. Entsprechend finden wir getrennte Lautstärkeregler für Hals- und Stegtonabnehmer, ausgestattet mit einer Push-Pull-Funktion, wobei die Standardausrichtung der Humbuckerbetrieb ist und die Singlecoilfunktion des entsprechenden Tonabnehmers dann aktiviert wird, wenn das korrespondierende Volume-Poti herausgezogen wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Decke besteht aus Ahornholz

Die Tonzentrale bildet eine aktive 2-Band Klangregelung, die sich Spector “Tone Pump” nennt. Sie wurde von der tschechischen Firma “Petr Michalik Designs, Ltd.” im Jahr 2002 für Spector entwickelt und gebaut und läuft auch unter der Bezeichnung BP-4. Es ist eine Schaltung, basierend auf JFET (Sperrschicht-Feldeffekttransistor), der herstellerseitig eine sehr schnelle Reaktionszeit und somit hohe tonale Artikulation bescheinigt wird. Etwas verwirrend sind die technischen Angaben seitens Spector bezüglich einer “18dB Boost only” Klangregelung. Dem widerspricht Spector in der Bedienungsanleitung und sagt, dass die Poti-Nullposition nicht einem linearen Frequenzgang entspricht, sondern dieser in etwa erreicht wird, wenn man Höhen- und Bassregler leicht aufdreht. Es existieren keine Markierungen und auch keine Potiraster, die eine exakte Ermittlung etwaiger Positionen ermöglichen würde. Herrschendes Gesetz ist also alleine das Gehör.
Entsprechend den Angaben auf der Michalik Website handelt es sich um eine Klangregelung mit +12dB Gain, und EQs mit den Regelbereichen:
Bass: +14dB/-4dB @ 55Hz
Treble: +14dB/-4dB @ 6,5kHz
Daran erkennt man, dass die Klangregelung definitiv nicht nur “boost only” ist, sondern eben auch Frequenzen absenkt. Die Kappung der besagten Frequenzbereiche entspricht auch dem Hörempfinden, das sich im Praxistest ergibt, wenn man den Bass mit den Potis der Klangregelung in Nullposition spielt.
Warum Spector hier in seinen Spezifikationen andere Angaben macht, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Vielleicht ist es einfacher, mit dem Denkansatz von einer “boost only” Position auszugehen, statt erklären zu müssen, warum die Potis keine “Linear-Raste” oder sonstige Markierung besitzen. An den klanglichen Tatsachen ändert ja eine Skalierung nichts und zum generellen Soundcharakter des Spector Euro5 LX werden wir gleich kommen, nachdem ich die Position der Klinkenbuchse an der unteren Korpuskurve lokalisiert und mich noch kurz dem Elektronikfach gewidmet habe.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienelemente der Elektronik

Das Elektronikfach wird von einer fünffach verschraubten schwarzen Kunststoffplatte abgedeckt, wobei die Schrauben in versenkten Messinggewinden sitzen. Nicht ganz so gelungen erscheint – im insgesamt doch sehr hochwertig anmutendem Gesamtbild des Spector Euro5 LX – dass der Deckel des E-Fachs aus Kunststoff ist und zudem nicht bündig versenkt, sondern einfach auf den Korpus geschraubt wurde. Infolgedessen steht er in seiner vollen Höhe über, bildet also keine ebene Fläche zum Rest der Korpusrückseite. Das hätte man schöner lösen können. Für die vorhandene Lösung spricht allerdings, dass die Bauteile, vor allem die der Push/Pullpotis, sehr weit in das Elektronikfach hineinragen und ein versenkter Deckel sie eventuell berührt hätte.
Im Inneren des mit Abschirmlack verkleideten Fachs ist auch die 9V-Batterie verstaut. Sie ist etwas unglücklich hinter das Poti des Halstonabnehmers geklemmt, an eine Standard-Batterieklemme geheftet, eingewickelt in etwas Schaumstoff und fixiert mit recht kurz geratenem Klettband. Man muss kein Prophet sein, um hier eine kleine Kummerstelle vorherzusagen. Auch wenn der Batterie eine wirklich sehr lange Lebensdauer von 420 bis zu 1000 Stunden (Alkaline) zugestanden wird, so wird man schon aus Sicherheitsgründen doch öfters wechseln oder zumindest kontrollieren wollen. Daher wäre ein separates und isoliert zu öffnendes Batteriefach sicherlich auch keine schlechte Idee gewesen. Aber vielleicht bin ich auch nur zu sehr geschädigt von diversen Stromfresser-Elektroniken und deshalb ein wenig 9Volt-paranoid geworden.

Fotostrecke: 2 Bilder Hinter dieser Abdeckung versteckt sich die Elektronik

An dem verkapselten Bauteil der “Tone Pump”-Elektronik befindet sich ein kleines Poti, mit dem sich optional die Ausgangslautstärke (Gain) verändern lässt. Es kann durchaus sein, dass der eine oder andere davon Gebrauch machen wird, um den Gain zu drosseln, denn besonders im Verbindung mit der Klangregelung verfügt der Bass schon über einen sehr hohen Output. Das kann eine Bassvorstufe durchaus in Verlegenheit bringen, sollte sie keine Anpassung bzw. Inputgain-Absenkung für aktive Bässe besitzen.

Praxis

Es ist immer wieder ein faszinierendes Phänomen, wie unterschiedlich man das Gewicht eines Basses individuell einschätzt. Warum man einen bestimmten Bass schwerer empfindet als einen anderen, selbst, wenn beide Instrumente auf der Waage den gleichen Wert anzeigen? Ich kann es nur vermuten: Ein wenig ist die Haptik verantwortlich. Hebt man den Bass am Hals an, dann wirkt derjenige Bass mit dem kräftigen Hals leichter als der mit einem dünnen Hals – eventuell, weil sich der kräftige Hals besser halten und dadurch das Gewicht subjektiv weniger spüren lässt. Ähnlich verhält es sich, wenn man den Bass an dem Übergang zur Kopfplatte greift. Ist der Hals glatt lackiert und der Übergang zur Kopfplatte sanft und geschwungen, wirkt der Bass wiederum subjektiv “angenehmer” zu halten, als wenn die Kopfplatte im Übergang scharfkantig und der Hals unlackiert ist und auf diese Weise stärker durch seine Griffigkeit an der Haut der haltenden Hand zieht. Auch am Körper wirkt ein Bass mit geringer Kopflast leichter als einer mit stärkerer bei identischem Gewicht, denn der weniger kopflastige Bass zerrt subjektiv empfunden weniger stark an der Schulter, auf der der Gurt aufliegt.

Allesamt vielleicht gewagte Theorien, aber nach meiner Erfahrung kann man durch solche Faktoren ein Gewicht durchaus unterschiedlich empfinden. So jedenfalls erging es mir, als ich den Spector Euro5 LX erstmals in die Hand nahm und nach dem Blick auf die Waage ungläubig auf die Zahl 4,8kg sah. Der Bass fühlt sich schon kernig an, aber “gefühlt” ist er leichter, als die Zahl auf der Waage wiedergibt. Ich staune wieder einmal über das Phänomen der Fehleinschätzung.
Der Bass ist toll verarbeitet, nichts kennzeichnet ihn in irgendeiner Weise als “preiswerte” Variante eines teuren Originals. Lediglich der goldschriftliche Lizenzhinweis auf der Kopfplattenrückseite “precision crafted under license in the Czech Republik” und der darunter stehenden Unterschrift Stuart Spector’s zeigt die “nicht USA” Herkunft. Qualitativ wüsste ich nichts zu nennen, was den Bass hinter das Original rücken sollte.

Im Test zeigte sich der Spector-Bass sehr vielseitig
Im Test zeigte sich der Spector-Bass sehr vielseitig

Der kräftige ovale Hals lässt sich mühelos spielen, denn die Saitenlage ist super flach eingestellt und doch scheppert nichts – es sei denn, man provoziert es bewusst durch harten Anschlag. Die minimal verlängerte 35″ Mensur sorgt dafür, das die Saiten ein wenig straffer sind, was nicht nur der B-Saite, sondern auch allen anderen entgegenzukommen scheint. Ich kann den Unterschied zur Standard 34″ Mensur kaum spüren. Der Hals sitzt ein wenig weiter links in der Spielposition, aber ohne unangenehm zu sein. Im Sitzen ist der Bass toll austariert und kippt zu keiner Seite weg, kann entsprechend komfortabel auch ohne Gurt gespielt werden. Im Stehen, am Gurt hängend, verschiebt sich die Position gegenüber der im Sitzen ein gutes Stück nach links. Das heißt, der Hals und somit die Griffposition wandert nach außen. Das ist dann etwas gewöhnungsbedürftig, denn man muss den Arm stärker strecken als bei vielen Bässen mit Standard-Mensur und anderen Korpusformen. Aber auch der Spielbereich der Schlaghand wandert ein wenig weiter nach links. War die Position im Sitzen nahezu ideal zum Slappen, so muss man auch hier die Schlaghand korrigierend weiter nach links führen und erhält dadurch einen etwas anderen Daumenwinkel als in Sitzposition. Alles ist machbar und man gewöhnt sich daran, aber ich denke, es ist eine Erwähnung wert.

Kommen wir zum Sound. Bereits trocken gespielt vernehme ich ein tolles Sustain und erspüre keine Dead-Spots. Wie bereits gesagt ist die aktive 2-Band Elektronik in der Nullposition, also komplett zugedreht, entgegen der von Spector angegebenen Spezifikationen nicht linear, sondern senkt Bässe und Höhen ab. Das Resultat sollte entsprechend vorausberechnet einer Anhebung der Mitten entsprechen und das ist auch genau das, was man zu hören bekommt. In der Grundstellung der beiden EQ-Regler, in Kombination mit beiden Tonabnehmern und sowohl im Humbucker- als auch Singlecoil-Betrieb entpuppt sich der Spector Euro5 LX als kerniger Mittenspezialist – ein Sound, bei dem jedem Blues- und Classic-Rock-Player das Herz aufgehen dürfte. Die Humbucker sind entsprechend voller im Gesamtbild als die Singlecoils. Was jedoch besonders deutlich auffällt, ist ein großer Lautstärkeunterschied zwischen Humbucker und Singlecoil. Für die Aufnahmen habe ich diesen angeglichen, aber im Livebetrieb fehlen den Singlecoils einige satte dB. Wenn man das am Bass selbst regeln will, wird man ein wenig fummeln müssen. Zumindest, wenn man oft die Schaltungen wechselt, denn die Lautstärkeunterschiede mit den Volumepotis am Bass zu justieren ist knifflig, da es eben zwei getrennte Volumepotis sind und an diesen auch keine Markierungen oder Raster existieren. Eventuell wird man sich hier eines externen Boosterpedals bedienen müssen. Sowohl Humbucker als auch Singlecoil-Sound sind absolut überzeugend.

Audio Samples
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Beide Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler auf Null Beide Tonabnehmer; Singlecoil; EQ Regler auf Null

Dreht man nun beide EQ-Potis, also Höhen und Bässe, herein, verschiebt sich der Sound deutlich hörbar. Die Mitten werden reduziert und der Sound öffnet sich. Ich habe für die nächsten Beispiele die Regler noch leicht über den Punkt hinaus gedreht, an dem man den Eindruck hat, der Sound wäre linear. Das heißt, hier beginnt bereits der Boostbereich, in dem sowohl Bässe als auch Höhen angehoben werden. Allerdings gesellt sich zu den Höhen auch ein deutlich hörbares zunehmendes Rauschen – für mich jedoch im Rahmen des Tolerierbaren. Gleichzeitig nimmt auch der Gesamt-Ausgangspegel zu und man muss an seinem Amp den Gain zurückschrauben, sofern er zuvor auf die EQ-Nullstellung des Spector eingepegelt wurde. Auch hier sollte man sich bewusst sein, dass man im Livebetrieb den Gain beim Soundcheck für den FOH-Mann entsprechend der lautesten Einstellung des Basses justiert, wenn man später keine Verzerrungen erleben möchte. All dies ist nicht negativ, aber es hilft zu wissen, was der Bass als Signal herauspfeffern kann.

Audio Samples
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Beide Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler auf Mitte Beide Tonabnehmer; Singlecoil; EQ Regler auf Mitte

Hier einmal die Tonabnehmer einzeln, als Humbucker geschaltet:

Audio Samples
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Bridge-Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler auf Mitte Hals-Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler auf Mitte

Interessante Sounds ergeben sich auch aus der Kombination zwischen Singlecoil und Humbucker. Im folgenden Beispiel hört man den pumpenden Offbeat-Begleitbass in der Humbucker-Einstellung mit beiden Tonabnehmern und dem EQ auf mittenbetonter Nullstellung. Währenddessen verwendet der Melodiebass ebenfalls beide Tonabnehmer, den Halstonabnehmer jedoch als Singlecoil. Der Sound bekommt einen leichten und schönen Touch von Out-of-Phase Charakter.

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Beide Tonabnehmer; Hals als Singlecoil; Bridge als Humbucker; EQ Regler auf Null
Dieser Bass ist ein edles Arbeitspferd
Dieser Bass ist ein edles Arbeitspferd

Hier noch einmal ein Beispiel, das den Soundunterschied zeigt zwischen EQ in Nullposition, also abgesenkten Bässen und Höhen und derjenigen Einstellung, die man als “linear” bezeichnen könnte, auch wenn das rein hypothetisch ist.

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Beide Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler auf Null Beide Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler leicht angehoben

Nun wird es Zeit, den EQ weiter in die Boostzone zu schieben. Es folgt eine starke Anhebung von Höhen und Bässen und die Mitten treten in den Hintergrund. Ideal eignet sich der Sound für die Slaptechnik. Der Spector Euro5 LX präsentiert ein schnelles Ansprechverhalten und einen schneidend klaren Soundcharakter. Hier gefallen mir die EMG-Tonabnehmer besonders gut in der Singlecoil Einstellung.

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Slap; Beide Tonabnehmer; Singlecoil; EQ Regler zu 80% aufgedreht Slap; Beide Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler zu 80% aufgedreht

Die Wandlungsfähigkeit des Spector Euro5 LX tritt zutage, sobald man sich unmittelbar im Anschluss an die letzten Beispiele mit dem Halstonabnehmer und zurückgedrehtem EQ auf kernige Rockpfade begibt. Keine Frage, der Bass sorgt für druckvolle und mittige Durchsetzungskraft.

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Hals-Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler auf Null

Bleiben wir beim Rock und der Wandlungsfähigkeit des Euro5 LX. Jetzt habe ich den Bass wirklich einmal sprichwörtlich “getreten” und aggressiv mit dem Pick bearbeitet, in Verbindung mit einem leicht angezerrten Röhrenamp. Hier zeigt sich natürlich die Grenze der flachen Saitenlage. Wer das Scheppern, das mir im übrigen hier gut gefällt, zu viel wird, der muss sie entsprechend höher einstellen. Der Bass ist auf jeden Fall auch ein Rock-Biest, wenn man das von ihm fordert. Abermals favorisiere ich hier die Singlecoil-Variante.

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Pick; Beide Tonabnehmer; Singlecoil; EQ Regler zu 50% aufgedreht Pick; Beide Tonabnehmer; Humbucker; EQ Regler zu 50% aufgedreht

Fazit

Der Spector Euro5 LX bietet für mich eine gelungene Symbiose aus Boutique-Bass und Workhorse. Neben seinem edlen Erscheinungsbild und der tollen Verarbeitung bietet er vor allem sehr hohen Spielkomfort, trotz möglicher Eingewöhnungszeit wegen der leicht verlängerten Mensur. Bedingt jedoch gerade durch diese 35″ Mensur ermöglicht er straffe Saitenspannung und dadurch flache Saitenlage ohne übermäßiges Schnarren. Klanglich ist er äußerst wandlungsfähig. Vom mittig knurrenden Rock Klassiker bis hin zu drahtig klaren Funk- und Fusion-Sounds liefern die EMG-Tonabnehmer in Verbindung mit der sehr effektiven Tonepump-Klangregelung stets einen sehr klaren und durchsetzungsfähigen Sound. Die Option, beide Tonabnehmer als Humbucker und Singlecoil verwenden zu können, bietet ein Höchstmaß an Flexibilität. Wer schon länger mit der Anschaffung des Kultbasses liebäugelte, jedoch vor dem Anschaffungspreis des USA-Modells zurückschreckte, der sollte definitiv dieses weitaus preisgünstigere europäische Modell zum persönlichen Test anvisieren.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolles Preis-Leistungsverhältnis
  • durchgehender dreiteiliger Ahornhals mit Graphitverstärkung
  • sehr effektiver aktiver 2-Band EQ
  • zwei EMG-Tonabnehmer, sowohl als Humbucker als auch Singlecoil verwendbar
  • 2-D Bridge mit Quickchange-Saitenaufhängung und seitlich arretierbaren Reiterböckchen
  • Top Verarbeitung
  • große Soundflexibilität
Contra
  • kein Passivbetrieb möglich
  • 9V-Batterie im Elektronikfach nicht getrennt untergebracht
  • großer Lautstärkeunterschied zwischen Humbucker- und Singlecoil-Schaltung
  • verwirrende Angaben in den Spector-Spezifikationen bezüglich der Elektronik
Artikelbild
Spector Euro5 LX Test
Für 2.050,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • „ Spector Euro5 LX “
  • Herstellungsland: Tschechische Republik
  • E-Bass, 5-Saiter
Hals
  • Holz: dreiteilig, Ahorn mit eingearbeiteten Graphit-Verstärkungsstäben
  • Griffbrett: Palisander mit Perlmutt „Crown Inlays®“
  • Bünde: 24
  • Mensur: 35″ (88,9 cm)
  • Radius: 16″ (40,64 cm)
  • Breite am Sattel: 1.81″ (46 mm)
Korpus
  • Original Spector NS gebogene und gehöhlte Korpusform
  • Holz: USA Ahorndecke, europäischer Erlekorpus mit einer Zwischenschicht aus Walnuss
Hardware
  • Gold
  • Brücke: Spector Locking Bridge aus Zink/Messing-Legierung
  • Saitenspacing an der Brücke: .66″ (167 mm)
  • Gurt Pins: Schaller Straplock Pins
  • Sattel: Messing
Tonabnehmer und Elektronik
  • Halstonabnehmer: EMG CS-TW
  • Stegtonabnehmer: EMG CS-TW
  • Aktive Klangregelung: Spector TonePump; +12dB Gain; Bass: +14dB/-4dB @ 55Hz; Treble: +14dB/-4dB @ 6,5kHz
  • Internes Trimmpoti für Ausgangspegel
  • Regler : Bridge Tonabnehmer Volume mit Push/Pull-Funktion zur Selektion von Einfach- oder Doppelspule (Singlecoil/Humbucker), Hals Tonabnehmer Volume mit Push/Pull-Funktion zur Selektion von Einfach- oder Doppelspule (Singlecoil/Humbucker), Höhen- und Bassregler
Saiten ab Werk: D’Addario XL-170-5 Nickel
  • Gewicht: 4,8 kg
Preis: 2.249,00 Euro
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