Soundtoys 5 Test

Praxis

Der Neue in der Runde: Sie-Q

Der Sie-Q ist das in Version 5.2 des Komplettpakets neuste eigenständige Soundtoy, und damit hat er natürlich eine genauere Betrachtung verdient. Der Equalizer war für kurze Zeit sogar als Vollversion kostenlos erhältlich. Es handelt sich dabei um einen der wenigen Effekte, die sich ganz konkret an geschichtsträchtiger Hardware orientieren und dabei sogar die Optik reproduzieren. In diesem Fall ist das Vorbild der Siemens W295b – ein Kult-EQ aus den 1960er Jahren.

Sie-Q verfügt über einen Drive-Regler, der nebenbei natürlich die Lautstärke des ursprünglichen Signals erhöht. Da ein Ausgangsregler fehlt, bietet es sich an, das Plug-in im EffectRack zu nutzen und dort gegenzusteuern, um für ausgeglichenes Gain-Staging zu sorgen.
Sie-Q verfügt über einen Drive-Regler, der nebenbei natürlich die Lautstärke des ursprünglichen Signals erhöht. Da ein Ausgangsregler fehlt, bietet es sich an, das Plug-in im EffectRack zu nutzen und dort gegenzusteuern, um für ausgeglichenes Gain-Staging zu sorgen.

Sie-Q bietet Shelving-Bänder für Bässe und Höhen, die fest bei 40 Hz und 15 kHz sitzen, aber sehr breit angelegt sind und weit bis in die Mitten hineinreichen. Ein zusätzliches parametrisches Mittenband ist ebenfalls an Bord. Eine Besonderheit ist, dass das Bassband bei stärkeren Boosts eine ausgeprägte Filter-Resonanz zeigt, die in den tiefen Mitten aufräumt und damit ein wenig an den Pultec-Trick erinnert. Das Mittenband arbeitet mit einer proportionalen Flankensteilheit und hebt somit bei sanftem Boost einen recht breiten Frequenzbereich an, der mit zunehmendem Gain immer fokussierter wird – ein Verhalten, das man auch von manchen anderen Vintage-EQs kennt. Die Höhen zeichnen sich hingegen durch die lobenswerte Eigenschaft aus, auch bei übertriebenen Boosts noch verhältnismäßig weich zu klingen. Insgesamt ist der Sie-Q ein charaktervoller Equalizer, der sich vor allem zum additiven Arbeiten eignet.

Audio Samples
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Vocals: Dry Vocals: Sie-Q, Mid @ 1 kHz +2 dB, High +7 dB Vocals: Sie-Q, Drive +6 dB Kick: Dry Kick: Sie-Q, Bass +9 dB, Mid @ 3,5 kHz +4 dB Snare: Dry Snare: Sie-Q, Mid @ 5,6 kHz +4 dB, High +6 dB Overheads: Dry Overheads: Sie-Q, Mid @ 5,6 kHz +2 dB, High +3 dB Drums: Dry Drums: Sie-Q auf Kick, Snare und OHs

Charakterstarkes und flexibles Delay: EchoBoy

War da gerade die Rede davon, dass Sie-Q das momentan neuste Plug-in von Soundtoys ist? Nun ja – genau genommen ist das neuste Plug-in der EchoBoy in der Junior-Version. Da es sich hier um eine kleine Ausbaustufe des großen EchoBoy handelt, sehen wir uns aber lieber gleich die Vollversion an. Es handelt sich hier um eines der flexibelsten nativen Delays, die momentan erhältlich sind, und wohl wirklich um eine Art heiligen Echo-Gral.

Fotostrecke: 3 Bilder Der EchoBoy bietet mit geöffnetem Tweak-Bereich Bearbeitungsmöglichkeiten für Stereo-Panorama und Rhythmik.

Die Besonderheiten des Effekts sind vielfältig! Zunächst gibt es vier grundsätzliche Modi. Neben dem üblichen Single Echo, Dual Echo oder Ping-Pong gibt es im Modus Rhythm Echo eine Möglichkeit, im Sinne eines Multi-Tap-Delays eigene Rhythmen für die Feedback-Fahne zu programmieren. Über die Groove- und Feel-Regler kann man die Delay-Taps zudem leicht (oder stark) answingen und in der rhythmischen Position nach vorne oder hinten verschieben, ohne dabei das grundlegende Tempo zu verändern. Die Krone wird alledem aber von den 31 verschiedenen Styles aufgesetzt, die zum Teil für sich selbst stehen, sich an mancher Stelle aber auch an den klanglichen Eigenheiten der unterschiedlichsten Hardware-Effekte orientieren. Vorbilder sind unter anderem das RE-201 Space Echo, das EP-3 Echoplex, oder auch der CE-1 Chorus. Und ja, man kann diese Styles auch selbst weiter anpassen!

Audio Samples
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Vocals: Slapback Vocals: Studio Tape Pong Vocals: Pop Star Radio Echo Vocals: Chorus Tank Bouncer

Sättigungseffekte vom Feinsten: Decapitator

Der Decapitator zählt ähnlich wie EchoBoy zu den Klassikern unter den Soundtoys-Effekten. Das Plug-in generiert Sättigungseffekte auf der Basis von fünf verschiedenen Algorithmen und kann anliegende Signale bei maßvollem Einsatz leicht anreichern und damit voller erscheinen lassen. Die Namensgebung des Plug-ins suggeriert allerdings, dass auch maßloser Einsatz durchaus vorgesehen ist. In der Tat kann der Decapitator bei aktiviertem Punish-Button extrem rabiat zur Sache gehen. Der Mix-Regler und die zusätzliche Klangregelung mit Tone-Control und Filtern sorgen für Flexibilität und sind sozusagen das Tüpfelchen auf dem „i“.

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Die fünf Algorithmen lassen sich über die Style-Buttons am unteren Ende der Bedienoberfläche wählen und orientieren sich in ihrem Klang wiederum an Vorbildern aus der Vintage-Ära: Dem Preamp aus der Ampex 350 Bandmaschine („A“), dem Chandler TG Channel („E“ für EMI), dem Neve 1057 („N“) und dem Therminonic Culture Vulture („T“ und „P“ für Trioden- und Pentoden-Modus).

Audio Samples
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Vocals: Decapitator (Medium) Vocals: Decapitator (Punish, 100 % Mix) Drums: Decapitator (Soft) Drums: Decapitator (Punish & Filtering, 80 % Mix)

Volle Breitseite: Presets aus dem EffectRack

Jeder Testbericht hat seine Grenzen. Zum Abschluss gibt es deshalb noch einige unbearbeitete Presets aus dem EffectRack zu hören, die mehrere Soundtoys-Effekte gleichzeitig verwenden. 

Audio Samples
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Vocals: EffectRack (Color Vocal Chain) Vocals: EffectRack (Rock Vox Tite Edge) Vocals: EffectRack (Cave Of Wonders) Drums: EffectRack (Basic Vintage Punch) Drums: EffectRack (StutterShort) Drums: EffectRack (They’re Here)
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