Die 2003 gegründete Firma Softube genießt den Ruf, die besten Plug-In-Nachbildungen großer Klassiker herzustellen. Man denke da nur an das Abbey Road Brillance Pack oder auch aktuell den EQ aus der Trident A-Series. Der FET-Kompressor aus der schwedischen Software-Schmiede gilt jetzt schon zu Recht als absolut outstanding. Wen wundert’s da, dass auch solch renommierte Hersteller wie TC Electronic, Tube-Tech oder Marshall gerne auf das Know-how der Firma zurückgreifen. Nicht schlecht für eine vierköpfige Mannschaft, die sich ursprünglich einmal aus reiner Liebe zur Musik dazu entschlossen hat, ihren Teil zur Weiterentwicklung der virtuellen Welt beizutragen.
Beim Passive-Active Pack handelt es sich um eine Zusammenstellung aus drei Equalizer Plug-Ins, jedes für einen ganz bestimmten Aufgabenbereich zuständig. Denn wir wissen ja: Equalizer ist nicht gleich Equalizer, da gibt es schon massive Unterschiede.
Zwei der drei EQs sind Nachbildungen alter Klassiker. Die Bedienungsanleitung beschreibt den „Active EQ“ als “active design made somewhere in the swiss alps in the seventies“. Lange Rede, kurzer Sinn: hier geht es natürlich um einen Filtek Labo Mk5 Desk EQ. Der „Passive EQ“ ist eine Nachbildung des Neumann PEV 930-00. Bleibt uns noch der Focusing Equalizer, bei dem es sich um ein von Softube selbst entwickeltes EQ-Konzept handelt, das beide EQ-Typen in einem Plug-In kombiniert – quasi best of both worlds.
Beginnen möchte ich erst einmal mit der GUI, dem Graphic User Interface, oder einfacher gesagt, der Bedienoberfläche.
Alle drei Plug-Ins haben die Ästhetik von Stereoanlagen-Komponenten aus den 70ern/ 80ern, was durchaus charmant ist und in der Welt der hoch technisierten, dadurch aber auch glattpolierten Designs sehr angenehm hervor sticht. 3D-gerendert und fotorealistisch umgesetzt sieht das schon sehr schick aus.
Der Passive Equalizer ist der am einfachsten aufgebaute EQ des Trios und bietet nur fünf virtuelle Potis.
Output erklärt sich selbst, mit ihm wird der Ausgangspegel bestimmt. Low ist ein Shelving-Filter, das bei 60 Hz in 3dB-Schritten (3, 6, 9 dB) geboostet oder aber mit 3, 6, 9,12 und 15 dB gecuttet werden kann.
Der Presence-Bereich lässt sich mit zwei Potis einstellen. Mit Gain wird die Lautstärke der anzuwählenden Frequenz in 2dB-Schritten von 0 bis +8 dB angehoben. Der Frequency Selector gibt die entsprechende Frequenz an (0.7, 1, 1.4, 2, 2.8, 4 und 5.6 kHz). Ganz rechts befindet sich der High-Regler. Er ist, so wie der Low-EQ, ein Shelf-Band und hebt bei 10 kHz in 3dB-Schritten bis 9 dB an oder senkt bis -15 dB ab (auch in 3dB-Steps). Um eine optische Kontrolle über den Ausgangspegel zu haben, wurde ein Output Peak-Meter ganz im Stile alter Stereoanlagen integriert.
Der Active Equalizer bietet drei einstellbare Bänder sowie einen Low- und High-Cut. Die drei Bänder sind vollparametrisch aufgebaut und im Gegensatz zum Passive Equalizer, bei dem sich alle Regler gegenseitig beeinflussen, ist das Konzept des Active EQs das genaue Gegenteil. Alle drei Bänder sind gleich aufgebaut, bis auf die Frequenzbereiche natürlich.
Gain Control boostet oder cuttet in 2dB-Schritten von -16 bis +16 dB. Mit Frequency Select wird die zu bearbeitende Frequenz angewählt. Width/ Bypass Select wird verwendet, um die Form der Kurve anzugeben. Zur Auswahl stehen eine steile Flanke (links), Bypass (mitte) und eine Glocke (rechts). Der Low-Cut ist ein 18 dB/Oktave Filter, das von Bypass über 80, 180, 240, 320 und 500 Hz reicht. Der High-Cut bietet uns 5, 8,10,12, 15 kHz und Bypass in der drei Uhr Stellung. Natürlich besitzt auch der Active Equalizer einen Output-Regler, der die Ausgangslautstärke in 2dB-Schritten von 0 bis +12dB regelt. Ein Output Peak Meter gibt wie beim Passive EQ eine optische Darstellung des Ausgangssignals wieder.
Kommen wir zum Focusing Equalizer. Dieser Equalizer ist eine Mischung aus dem Active und dem Passive EQ. Das ist insofern unkonventionell, als dass die Tiefen-, Mitten- und Höhen Bänder sich automatisch innerhalb des High und Low Cuts bewegen. Filterelemente der beiden anderen EQ typen wurden hier integriert und als Sahnehäubchen haben die Entwickler eine Sättingskontrolle dazugegeben. Das aus einem Regler (Saturation) und einem Kippschalter mit drei Stellungen bestehende Feature hat ganz links ein Plätzchen gefunden. Bei Linksanschlag des Reglers wird der Effekt deaktiviert. Als Sättigungstypen stehen keep low, neutral und keep high zur Verfügung. Es lässt sich wählen, ob der Active oder der Passive EQ verwendet werden soll. Dafür steht auch hier ein Kippschalter mit drei Positionen bereit – die dritte Position deaktiviert den EQ.
Ansonsten finden sich hier ein Output-Regler und das Output Peak-Meter wieder. Am auffälligsten jedoch ist das blau beleuchtete Frequenzband, das im Design eines Radios aus den 70/80ern daher kommt und auf den Namen Frequency Range Adjust hört. Mit zwei gelben Strichen wird die Position des Low-Cut sowie des High-Cut angezeigt und mit Hilfe von jeweils einem Schieberegler unterhalb des Fensters in die richtige Position geschoben.
Stereo blinkt rot auf, wenn das Plug-In im Stereo-Mode verwendet wird und ein Saturation-Meter zeigt die Intensität der Bandsättigung an. Ein Remote-Schriftzug wird nur in Protools angezeigt und dann auch nur dann, wenn eine Control-Unit angeschlossen ist oder automatisiert wird.
Die Installation des Packs ist unkompliziert. Benötigt wird – wie heutzutage immer häufiger – ein iLok-Key. Als Mindestvoraussetzung wird ein Mac mit mind. OS 10.4 auf einem G4 oder einer Intel-CPU angegeben – beim PC sollte es mind. Windows XP auf einem P3 oder höher sein. In beiden Fällen sollten mindestens 512 MB RAM mitarbeiten. Das Passive-Active Pack steht als VST, Audio Units und RTAS (für Protools 7 oder höher) zur Verfügung. Sobald sich die Freischaltung auf dem iLok befindet, kann es auch schon losgehen. Ich verwende für den Test einen 8-Core Mac mit einem Protools 8 HD System sowie Logic 9. Die Installation stellte kein Problem dar und somit konnte ich auch direkt mit dem Test beginnen.
Als erstes steht der Active EQ auf dem Prüfstand. Ich möchte mit einer Schlagzeug-Overhead-Spur beginnen, einmal ohne und dann mit EQ.
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OverheadsOverhead Active
Beim EQ habe ich im Low-Band bei 200Hz um 2 dB, in den Mitten bei 2,5 kHz um 4 dB und im High-Band bei 10 kHz um 6 dB angehoben. Zusätzlich habe ich noch den Low-Cut bei 90 Hz arbeiten lassen. Es ist wunderbar zu hören, wie der EQ “aufräumt“. Die drei Bänder arbeiten sehr musikalisch zusammen.
Mal hören, wie er mit weiteren Signalen umgeht.
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BassdrumBassdrum ActiveHi-HatHi-Hat ActiveSnareSnare Active
Auch hier zeigt sich die enorme Musikalität, die dieser EQ mit sich bringt. In Verbindung mit perkussiven Signalen gefällt er mir sehr gut. Jetzt einmal mit Wurlitzer und Bass.
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BassBass ActiveWurlitzerWurlitzer Active
Einstellungen beim Bass: Low Band: 50 Hz, +12 dB. Mid Band: 600 Hz, +4 dB High Band: 1,8 kHz, +12 dB Low und High cut deaktiviert.
Obwohl ich gerade im Bassbereich ordentlich zugelangt habe, klingt der Bass definierter und aufgeräumter. Der Grundsound bleibt unverändert, aber das Dröhnige fehlt.
Beim Wurlitzer sind die Unterschiede kaum zu hören. Da das Grundsignal schon sehr gut war, habe ich den Active EQ nur etwas zum Andicken verwendet. Wow, das ist schon sehr beeindruckend, was der Kollege da vorgibt.
Mal schauen, was der passive Kompagnon des Active dem entgegenzusetzen hat.
Auch hier dieselben Signale, damit der Vergleich zwischen den verschiedenen EQs etwas leichter fällt.
Ganz klar, das passive Pendant ist der Charakter-Equalizer. Sämtliche Signale bekommen einen gewissen Charme. Sehr gut ist dies bei der Snare zu hören. Klang sie unbearbeitet fast schon etwas „zu gut“, gelang es so sehr schnell, ihr ein wenig Schmutz zu verpassen. Wohlgemerkt, es ist kein Kompressor am Start, klingt aber manchmal so… Bei der Overhead-Spur gefällt mir die Art und Weise, wie den Signalen angenehme Höhen spendiert werden und die Snare und HiHat in den Vordergrund kommen, sehr gut.
Auch hier dürfen das Wurli und der Bass natürlich nicht fehlen.
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BassBass PassiveWurlitzerWurlitzer Passive
Interessanterweise habe ich beim Bass nur die Bässe (60 Hz) um 8 dB angehoben. Der Rest blieb unberührt. Trotzdem hat sich die Einstellung auf die anderen Bänder übertragen. Die Rutschgeräusche der Hand auf den Saiten sind dezenter geworden, ebenso hat sich das Mittenbild etwas verschoben. Unterm Strich hat der Bass dadurch etwas mehr Gewicht bekommen.Dasselbe gilt natürlich auch für das Wurlitzer. Auch hier habe ich den Bass bei 60 Hz um lediglich 4 dB angehoben, und das Resultat ist ein direkterer Klang.
Settings Bass
Der Focusing EQ ist ja im Grunde nichts anderes als Active und Passive EQ unter einer Haube. Mit dem Unterschied, dass er auch einen Saturation Regler hat – und genau den hören wir uns jetzt mal etwas genauer an. Er steht im übrigen bei allen Beispielen an derselben Stelle (ca. 14.00 Uhr). Ich habe ihn bewusst stärker reingedreht, um den Unterschied klarer zu machen. Im Übrigen steht der Saturation Type auf „high“.
Durch die Sättigung bekommen die Signale eine gehörige Portion Verzerrung, die ja durchaus häufiger mal gefragt ist. Kombiniert mit den jeweiligen EQs ergeben sich so natürlich tolle, charaktervolle Sounds. Es würde jedoch den Rahmen sprengen, hier sämtliche Kombinationen vorzustellen. Aber ich denke, die angefügten Beispiele sprechen für sich.
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf den Saturation Type Schalter eingehen. Dieser besitzt ja drei Schaltstufen: low, neutral und high. Anhand des Bass-Licks werde ich die Unterschiede einmal aufzeigen, da sie sich hier besonders gut zeigen.
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Low SaturationNeutral SaturationHigh Saturation
Wunderbar zu hören, wie unterschiedlich da die Sättigung zu Werke geht.
Mit dem Passive-Active Pack ist Softube mal wieder ein Volltreffer gelungen. Offensichtlich haben sie die Charakter-Formel für Plug-Ins gefunden, denn auch hier zeigt sich wieder, dass es durchaus möglich ist, mit Hilfe von virtuellen Equalizern charismatische Sounds zu erzeugen. Bei dem aufgerufenen Preis kann ich das Preis/Leistungsverhältnis nur als sensationell bezeichnen. Sehr empfehlenswert.
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