Sennheiser MK 4 digital / Powered by Apogee Test

Praxis

Anschließen, App starten, aufnehmen

Immer wieder stellt sich dieses “ja ist denn heut’ schon Weihnachten”-Gefühl ein wenn es an den Praxisteil geht. Zunächst werde ich das Sennheiser MK 4 digital an einem iPhone testen, und danach den Betrieb am PC per USB-Anschluss. Die MetaRecorder-App habe ich bereits installiert und verwende nun das mitgelieferte Adapterkabel um das Mikro an den Lightning-Anschluss des iPhones anzuschließen. Die App startet leider nicht automatisch, sondern muss extra gestartet werden. Nicht schlimm, aber ein bisschen unpraktisch.
Die App ist sehr übersichtlich und einfach zu bedienen. Das Startdisplay ist gleichzeitig die Registerseite, auf der alle für eine Aufnahme wichtigen Bedienelemente erreichbar sind. Mittig im Display findet man die Wellenformanzeige mit zugehöriger Zeitleiste. Ganz so wie man es von DAWs gewohnt ist lässt sich hier der Locator bewegen um durch die Aufnahme zu spulen. Per Fingertipp auf den Markerbutton rechts unten kann Marker setzen, die auch während einer laufenden Aufnahme benannt oder wieder gelöscht werden können. Praktisch, um sich direkt Notizen zu machen und so einen guten Überblick bei längeren oder umfangreichen Aufnahmen zu behalten, wenn man zum Beispiel mehrere Takes benötigt, bevor die amtliche Aufnahme im Kasten ist.
Mit den üblichen Multitouch-Gesten lässt sich in die Aufnahmen zur feineren Zeitauflösung rein- und rauszoomen, oder natürlich durch längere Aufnahmen scrollen. Per Links-Rechts-Wisch kann man den sogenannten “Safe Screen” aktivieren. Die App nimmt dann beispielsweise weiterhin auf so dass man erst wieder entsperren muss um wieder Zugriff auf die Bedienelemente zu bekommen. Ein gutes Feature, da dies, anders als an den Geräteschaltern, lautlos vonstatten geht.
Rechts oben befindet sich die Anzeige der aktuell eingestellten Aufnahme-Qualität. Hierüber gelangt man zur entsprechenden Einstell-Registerseite, auf der man unterschiedliche Samplingraten, Bitauflösungen und Formate einstellen kann.

Kein Direct Monitoring

Ein sogenanntes Direct Monitoring, bei dem das Eingangssignal direkt an den Audioausgang weitergeleitet wird, ist nicht möglich. Der MetaRecorder bietet aber ein Monitoring über die Software, welches man auf der Settingsseite aktivieren muss. Hat man die Funktion aktiviert, schickt das iOS-Device das Eingangssignal des angeschlossenen MK 4 digital an die Kopfhörerbuchse. Die Input/Output-Latenz entspricht hierbei ungefähr jeweils fünf Millisekunden rein und raus, also zehn Millisekunden insgesamt. Damit kann man ganz gut leben. Dies entspricht beispielsweise einem Abstand von drei Metern zu den Lautsprechern. Man nimmt diese Verzögerung noch nicht als Echo war und merkt nur, dass es nicht perfekter Echtzeit entspricht, kann damit aber gut mit aufgesetztem Kopfhörer arbeiten. Beim Betrieb des MK 4 digital an Computern hängt die Latenzzeit, wie bei anderem eingebundenen Audioequipment auch, von der gewählten Buffergröße ab.
Ganz unten im Display befinden sich vier Navigationsbuttons. Mit “Scenes” gelangt man zur Verwaltung der einzelnen Aufnahmen. Der “Rec/Play”-Button führt zur eben besprochenen Hauptanzeige. Mit dem “Link”-Button gelangt man ins Filesharing-Menü und mit dem “Settings”-Button lassen sich Programmeinstellungen vornehmen.
Die MetaRecorder-App finde ich sehr gelungen. Wären hier noch einfachste Schnittfunktionen vorhanden würde ich die App auch gerne als universelle Recording-App benutzen. Zur unkomplizierten Aufnahme inklusive Metadatenverwaltung ist sie auf jeden Fall ideal.

Sennheiser MK 4 digital im Praxisbetrieb
Sennheiser MK 4 digital im Praxisbetrieb

Die Klangqualität ist über alle Zweifel erhaben

Letztlich nützt ein Mikrofon mit Digitalanbindung aber nichts, wenn es nicht auch gut klingt. Hier punktet das Sennheiser MK 4 digital. Die bekannte, sehr gute Klangqualität der MK 4-Kapsel wird mit Hilfe der Apogee-Wandler anstandslos in die Host-App digitalisiert. Ohne dass man einen Mikrofon-Preamp der gehobenen Klasse einsetzen muss und ohne zusätzlich nötiger Audiowandler holt man sich mit dem MK 4 digital eine sehr hochwertige Qualität in die digitale Welt. Wahnsinn, wo ich früher schon gestaunt habe, dass man mit einem herkömmlichen PC von der Stange große Bandmaschinen und digitale Studiorekorder wegrationalisieren kann, staune ich jetzt ähnlich, wie viel Qualität man für einen kleinen Preis sogar auf sein Mobilgerät bekommen kann.

Hier ein paar Klangbeispiele:
Als erstes habe ich eine Aufnahme einer Akustikgitarren gemacht. Das MK 4 digital ist am iPhone angeschlossen. Als Vergleichsmikro benutze ich das hierfür beliebte Neumann KM184. Dies ist zwar ein Kleinmembranmikro, wäre aber bei einer Studioaufnahme einer Akustikgitarre immer meine erste Wahl, und so möchte ich testen, ob das MK 4 digital mithalten kann. Beide Mikros sind zirka zehn Zentimeter vom zwölften Bund entfernt auf den Gitarrenhals ausgerichtet. Das KM184 wird von einem RME Micstacy vorverstärkt und über eine Yamaha-Audiokarte zur DAW weitergeleitet.

Audio Samples
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Sennheiser MK 4 digital: Akustikgitarren-Riff Neumann KM184: Akustikgitarren-Riff

 Das KM184 klingt seidiger in den Höhen. Das MK 4 digital hat eine gewisse Härte im niedrigen Höhenbereich. Dies könnte die im Frequenzgang-Schaubild ablesbare Anhebung bei 1,5 Kilohertz sein.
Die Klangqualität ist nah dran am Klang des KM184. Bei leisen Akkorden fällt dies nicht zu sehr ins Gewicht und ich finde dass sich das Sennheiser-Mikro sehr gut schlägt und durchaus für Akustikgitarrenaufnahmen geeignet ist. 

Audio Samples
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Sennheiser MK 4 digital: Akustikgitarren-Akkordspiel Neumann KM184: Akustikgitarren-Akkordspiel

Als nächstes mache ich eine kurze Gesangsaufnahme mit einer Sängerin die gerade im Studio ist. Als fairen Vergleichskandidaten wähle ich dieses Mal ein Großmembranmikro, das mit einem etwas zu höhenreichen Frequenzgang besonders gut für Gesang- und Sprachaufnahmen geeignet ist, dem sE Electronics SE2200a. Außer in der Mikrofonart gleich zu sein – Großmembran-Druckgradienten-Kondensatormikro – liegt es auch in einer vergleichbaren Preiskategorie.

Audio Samples
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Sennheiser MK 4 digital: Vocals 1 sE Electronics SE2200a: Vocals 1

Eklatante Unterschiede sind nicht festzustellen. Bei den nächsten, lauteren Beispielen höre ich einen Hauch stärkere Impulse beim SE2200a. Aber generell kann das Sennheiser MK4 digital locker mithalten, ohne die teuren RME Vorverstärker in der Signalkette zu haben.

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Sennheiser MK 4 digital: Vocals 2 sE Electronics SE2200a: Vocals 2

 Als nächstes schließe ich das Sennheiser MK 4 digital an meinen PC an und möchte eine Spachaufnahme machen. Sowohl an PCs als auch an MAC-Rechnern ist keine manuelle Treiberinstallation notwenig. Das Mikro wird direkt beim Anschließen erkannt und kann theoretisch eingesetzt werden. Am Mac ist dies kein Problem. Am PC komme ich allerdings erst nach längerem Grübeln darauf, den kostenlosen, universellen ASIO4all-Treiber zu benutzen. Erst hiermit habe ich die Möglichkeit, das Mikro mit meinem Audio-Interface im Verbund zu benutzen. Ein entsprechender Hinweis im Manual hätte mir eine halbe Stunde Im-Dunkeln-tappen erspart.
Nun, da mein Setup endlich läuft, mache ich mich an die Sprachaufnahme. Hier kommt eine pure Version meiner Aufnahme und eine bearbeitete Version, bei der ich einen EQ und Kompressor eingesetzt habe um einen “amtlichen” Sprachsound zu erzeugen. Das Ausgangsmaterial das vom MK 4 digital geliefert wird ist zur Bearbeitung bestens geeignet. Man hört keinerlei zusätzliches Rauschen trotz der starken Kompression und trotz der zusätzlichen Höhen die ich per EQ draufgegeben habe. 

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Sprache pur Sprache bearbeitet (EQ + Kompressor)
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