So ein Cajon ist ja im Grunde eine ziemlich einfache Konstruktion: Eine Holzkiste mit ein paar Gummifüßen drunter, einigen Snare-Spiralen innen drin und einem Loch in der Rückwand. Da liegt der Gedanke, dass der Musiker hier auch selber handwerklich tätig werden kann, eigentlich nah. Also haben die verschiedenen Firmen angefangen, neben ihren Instrumenten auch Cajon-Bausätze anzubieten. Wenn man etwas Zeit und Handarbeit investiert, soll am Ende ein vollwertiges Instrument zum günstigen Preis heraus kommen.
Der deutsche Hersteller Sela verspricht, dass die Montage mit seinem Schnellbausatz noch einfacher und zügiger vonstatten geht als bei den Bausätzen, die man von der Konkurrenz kennt – nämlich ohne jegliches Kleben oder Leimen. Allerdings kostet er dafür auch fast so viel wie ein gutes Einsteiger-Cajon. Ob das ganze wirklich so reibungslos von der Hand geht und sich die Handarbeit bei dem Preis noch lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.
Details
Der Rahmen des Sela Cajons setzt sich, wie bei den meisten Cajons, aus Oberseite, Unterseite und zwei Seitenteilen zusammen. Dafür verwendet Sela Birkenholz mit einer Stärke von satten 15 Millimetern. Anders als man es von anderen Bausätzen gewohnt ist, finden sich im Karton zusätzlich vier abgerundete Eckteile. Diese sollen das Zusammensetzen einfacher und jegliches Kleben überflüssig machen. Die Schlagfläche aus Edelfurnier ist, genau so wie die Rückseite, an den Ecken gerundet. Zu guter Letzt finde ich im Karton noch einen Snare-Mechanismus, einige kleinere Holzteile und vier Gummifüße.
Für die Montage liegen Schleifpapier und Schleifschwamm, Abstandhalter und Schrauben bei, und natürlich darf die Montageanleitung nicht fehlen. Diese gibt es als Papierheft, und sie kann alternativ auch online als Video abgerufen werden. Als weiteres Hilfsmittel empfiehlt sich ein Akkuschrauber, damit die Handgelenke nach dem Zusammenbau noch frisch genug zum Anspielen des neuen Instrumentes sind.
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Praxis
Erst einmal schleifen…
Zu Beginn sollen die einzelnen Holzteile mit Schleifpapier und Schleifschwamm geschliffen werden. Für jeden, der rudimentäre Erfahrung mit Holzarbeiten hat, dürfte das kein großes Problem darstellen. Die Oberflächen sind schnell geschliffen und die Kanten geglättet und abgerundet. Die gleiche Arbeit steht beim Schalloch und den Korpusecken an. Nach Beendigung der Schleifarbeiten steht als nächstes das Zusammenbauen der Korpusteile auf dem Programm. Hier unterscheidet sich Sela’s Schnellbausatz von allen anderen Bausätzen, dich ich bisher gesehen habe. Die Korpusecken funktionieren als Steckverbindungen zwischen Ober-, Unter- und Seitenteilen. Das ist eine recht bequeme Lösung und macht das Verleimen des Cajon-Rahmens, welches sonst die größte handwerkliche Herausforderung darstellt, überflüssig.
4/4 …. und nicht zu vergessen: die Füße, die für sicheren Stand sorgen.
…dann wird gesteckt
Die Rahmenteile werden mit Hilfe der Korpusecken zusammengesteckt und dann verschraubt. Für die nötigen Schrauben gibt es vorgebohrte Löcher, welche die Montage zu einem Kinderspiel machen. Dafür nimmt man am besten einen Akkuschrauber und den beiliegenden Aufsatz, passend zu den entsprechenden Schrauben. Leider fehlen auf einer Seite einer unserer Korpusecken diese Bohrungen – da ist bei der Produktion wohl ein Fehler unterlaufen. Mit einem entsprechenden Holzbohrer kann dem ohne großen Aufwand abgeholfen werden. Ist dieses Werkzeug aber nicht vorhanden, steht dem weiteren Zusammenbau des Cajons ein echtes Hindernis im Weg. Hier gibt es also einen klaren Punktabzug.
1/2 Bei einer Korpusecke unseres Testexemplars wurden die Bohrungen vergessen …
2/2 … und nachdem der Tester gebohrt hatte, mit ein paar extra Löchern.
Jetzt fehlt noch der Snare-Mechanismus
Wie Du in den Bildern siehst, habe ich zwei der Löcher beim ersten Mal etwas zu nah an der Ecke gesetzt, daher die doppelten Bohrungen. Nachdem die Eckteile angebracht sind und bevor der Rahmen zusammengesetzt wird, gilt es noch, die Halterung für den Snare-Mechanismus anzubringen. Dafür werden zwei kleine Holzleisten mit Hilfe eines Abstandhalters an beiden Seitenteilen positioniert und verschraubt. Danach kann der Rahmen des Instruments montiert und verschraubt werden. Die Idee der Korpusecken funktioniert sehr gut. Die Teile sind dadurch automatisch gut positioniert und lassen sich auch alleine, ganz ohne Kleben oder Leimen, problemlos zusammensetzen. Das ist ziemlich komfortabel und macht die Arbeitsschritte für Menschen mit weniger Erfahrung beim Werkeln wesentlich leichter und entspannter. Die Montage von Schlagfläche und Rückseite erfolgt ebenfalls über Vorbohrungen und geht schnell von der Hand. Zum Schluss werden noch die Kunststofffüße unten ans Instrument geschraubt. Schritt für Schritt nimmt das Cajon Form an.
Zum Schluss noch die Clap Corners justieren, und fertig ist die Kiste
Durch die oberen Schrauben an der Schlagfläche lassen sich die „Clap Corners“ justieren. Das Cajon ist so konstruiert, dass die Schlagfläche an den beiden oberen Ecken leicht vom Körper absteht. Dadurch gibt es bei entsprechenden Schlägen einen klatschenden Akzent beim Spielen.
Die beiliegende Snare lässt sich über ein mitgeliefertes Schaumstoffdreieck dämpfen und wird dann im Instrument hinter die entsprechenden Schienen geklemmt. Und das war’s auch schon – das fertige Cajon steht vor mir, der ganze Vorgang hat etwas länger als eine Stunde gedauert.
Als Finish kann man entweder Wachs, Öl oder Lack benutzen, diese müssen jedoch separat gekauft werden. Hier hätte ich mir beim Preis des Bausatzes eigentlich gewünscht, dass eine der Optionen mitgeliefert wird.
Fertig ist die Kiste.
Ab in den Soundcheck:
Trotzdem bin ich mittlerweile ziemlich gespannt, wie das ganze klingt. Bei den ersten Schlägen bin ich direkt positiv angetan. Das Instrument klingt richtig gut. Nichts klappert oder rappelt, der Sound ist kompakt und druckvoll, genau wie ich ihn mag. Der Spielkomfort lässt auch nichts zu wünschen übrig, hier wissen die abgerundeten Ecken zu überzeugen. In den Audiobeispielen hörst Du zuerst die verschiedenen Sounds und dann einige Grooves.
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EinzelsoundsFunk GrooveBuleria GrooveGroove mit Clap Corners
Der Snare Sound lässt sich variieren. In den folgenden Beispielen hörst Du die verschiedenen Optionen.
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Groove mit ungedämpfter SnareGroove ohne Snares
Und zum Schluss noch einmal mit Besen gespielt.
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Besen Groove
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Fazit
Mir gefällt das Cajon, das ich innerhalb von kaum mehr als einer Stunde zusammengebaut habe, ziemlich gut. Der fette Bass geht in den Bauch, der Spielkomfort ist durch die abgerundeten Ecken wirklich klasse, und auch der Snare-Mechanismus klingt gut und macht, was er soll. Der Zusammenbau geht dank der Eckteile recht leicht von der Hand. Neben den fehlenden Bohrungen sind meine Kritikpunkte an Sela’s Schnellbausatz der Preis und das fehlende Finish. Für runde einhundert Euro bekommt man schon eine ganze Menge an fertigen Cajons im Einsteiger-Bereich, die durchaus brauchbar sind. Macht es da Sinn, das gleiche Geld für einen Haufen Einzelteile zu investieren? Das Sela SE 037 ist jedenfalls nicht die einzig wahre Lösung, wenn es darum geht, Geld zu sparen, sondern vorwiegend für diejenigen geeignet, die gerne selbst anpacken und das Instrument mit eigenen Händen zusammenbauen wollen. Dafür hat man am Ende ein Cajon, das, vorausgesetzt alles geht glatt, qualitativ überzeugt, schick aussieht, sehr gut klingt und sich zudem angenehm spielt.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Sehr guter Sound
Einfacher Zusammenbau
Angenehm zu spielen
Contra
Fehlende Bohrung in einem der Eckteile
Preis für einen Bausatz relativ hoch
Finish aus Öl oder Wachs muss separat gekauft werden
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