Schecter SLS Elite-5 Test

Wenn der Name Schecter fällt, denken viele sicher zuerst an Shredder-Gitarren und Rockbässe mit auffallender Optik. In der Tat hat die amerikanische Firma auch jede Menge Instrumente für die Freunde der härteren Gangarten im Programm. In den letzten Jahren kamen allerdings einige neue Modelle dazu, welche ein deutlich breiteres Spektrum abdecken und auch viele Musiker aus anderen Genres ansprechen. Beim neuen SLS Elite-5 aus der Schecter-Diamond-Serie handelt es sich zweifelsohne um ein solches Instrument, denn er wirkt auf den ersten Blick wie ein edler Boutique-Bass und hat jede Menge Features an Bord, die man für gewöhnlich eher der preislichen Oberliga zuordnen würde. Ob der in Südkorea gefertigte Extra-Longscale-Fünfsaiter genauso gut klingt wie er aussieht, wollen wir in diesem Test herausfinden.

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Details

Ich war ehrlich gesagt etwas erstaunt, dass der Schecter SLS Elite-5 lediglich in einem schnöden Karton bei mir angeliefert wurde. Ok, ein Gigbag oder ein Koffer gehört also offensichtlich nicht zum Lieferumfang meines Testkandidaten. Nach kurzer Internet-Recherche finde ich dann heraus, dass für das separat erhältliche Case von Schecter mindestens 170,- Euro fällig sind – wer sein neues Schätzchen standesgemäß und sicher transportieren will, muss also leider abermals in die Tasche greifen.
Das ist zwar etwas ärgerlich, doch beim ersten Blick auf den heutigen Testkandidaten bin ich bereits versöhnt, denn der SLS Elite-5 sieht einfach umwerfend aus! Das hochglänzende Black-Burst-Finish wird zu den Cutaways hin heller und lässt die attraktiv gemaserte und leicht gewölbte Decke aus geflammtem Ahorn durchblitzen. Ein Elfenbein-farbenes Binding sorgt für die leicht klassische Note im Design und macht den Boutique-Bass-Look des Schecter-Fünfsaiters komplet

Fotostrecke: 4 Bilder Kaum zu glauben, dass dieses Schmuckstück …

Für die Korpusflügel des SLS Elite-5 kommt leichte Sumpfesche zum Einsatz, und der durchgehende Hals besteht aus insgesamt sieben Streifen Ahorn, Walnuss und Padouk, die zu einer stabilen Konstruktion verleimt wurden. Damit aber nicht genug, denn die Halskonstruktion wurde darüber hinaus zusätzlich mit Stäben aus Kohlefaser (carbon fiber) verstärkt. Damit sollte der SLS Elite-5 auch gegen stärkere Klimaschwankungen gewappnet sein!
Passend zur modernen Klangausrichtung des Basses hat sich Schecter für ein Griffbrett aus hartem Ebenholz entschieden. Ein nettes optisches Detail sind die runden Abalone-Inlays, die bis zum zwölften Bund zwischen der E-Saite und der H-Saite verlaufen und danach die Spur zum Zwischenraum der beiden höchsten Saiten wechseln. Im Griffbrett parken zudem 24 Stainless-Steel Bünde im X-Jumbo-Format.
Die Justierung der Halskrümmung geht beim SLS Elite-5 sehr komfortabel von der Hand, denn sie wird mithilfe eines Einstellrades am Griffbrettende bewerkstelligt. Dafür ist kein spezielles Werkzeug nötig, das Rädchen kann einfach mit einem x-beliebigen Schraubendreher oder irgendeinem länglichen Werkzeug bewegt werden – ein tolles Feature, das beispielsweise auch bei Bässen von Sadowsky und Music Man zu finden ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Testbass besitzt ein Ebenholzgriffbrett mit schicken Abalone-Inlays …

Die Hardware meines Testkandidaten wirkt insgesamt sehr solide und funktional. Grover liefert die geschlossenen Stimmmechaniken, und als Steg kommt ein Modell von Schecter zum Einsatz. Die Schecter-Brücke hält eine “String-Trough-Body” Option sowie Einstellmöglichkeiten für die Intonation und die Saitenlage bereit. Nicht justierbar sind allerdings die engen Saitenabstände von 16,5 mm – damit wird Schecter sicherlich nicht jedermanns Vorlieben treffen, denn für einige Spieltechniken, wie beispielsweise Slapping, sind breitere Abstände in der Regel etwas angenehmer.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Mechaniken am Headstock stammen …

In Sachen Tonabnehmer und Elektronik setzt Schecter bei diesen Modellen komplett auf Produkte der amerikanischen Firma Fishman. Zum Einsatz kommen zwei Fluence-Bass-Soapbars sowie eine spezielle Elektronik, die neben einem herkömmlichen Zweiband-EQ (Bässe und Höhen) drei EQ-Presets für verschiedene Grund-Voicings des Basses bietet. Mit einem 3-Positionen-Schalter im Cockpit des SLS Elite-5 können die Einstellungen Classic, Funk und Modern abgerufen werden – mehr zu den drei Sounds erfahrt ihr natürlich im Praxisteil dieses Tests.
Außer den EQ-Features stellt die Fishman-Elektronik aber auch einen Blend-Regler für das Tonabnehmerverhältnis und einen Lautstärkeregler mit Push/Pull-Funktion zur Verfügung. Durch einen Zug am Poti können die Fishman-Humbucker in den Singlecoil-Modus geschaltet werden, was die Klangpalette des Basses sicherlich abermals um einige Sounds erweitern wird. Zum Betrieb benötigt die Elektronik eine 9-Volt-Batterie, welche in einem separaten Fach mit praktischem Schnappdeckel auf der Rückseite des Basses untergebracht ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Tonabnehmer unseres Testbasses stammen, …

Praxis

Von einem Fünfsaiter, der so ambitioniert auf Boutique-Bass macht wie der Schecter SLS-Elite-5, darf man natürlich eine sehr komfortable Handhabung sowie einen hohen Spielkomfort erwarten. Beim Gewicht liegt mein Testkandidat da schon mal im grünen Bereich, denn er bringt lediglich 4,2 kg auf die Waage. Am Gurt verteilt sich das Gewicht erfreulicherweise sehr gleichmäßig, sodass sich der Bass in einer angenehmen Spielposition einpendelt.
Positiv ist außerdem, dass die tiefen Lagen trotz der extralangen 35″-Mensur sehr leicht zu erreichen sind, weil der Bass insgesamt sehr kompakt gebaut ist. Auch die höchsten Töne auf dem Fünfsaiter lassen sich dank des großzügig ausgeschnittenen unteren Korpushorns mühelos spielen. Fans von schnellen Hälsen werden darüber hinaus das superflache C-Profil des SLS Elite-5 lieben – selbst komplexe Läufe gehen auf dem grazilen Hals leicht von der Hand.

Der Schecter SLS Elite-5 wurde sehr vorteilhaft ausbalanciert.
Der Schecter SLS Elite-5 wurde sehr vorteilhaft ausbalanciert.

Das dezente Finish auf dem Rücken fühlt sich sehr geschmeidig und organisch an. Klar, mit den engen Saitenabständen von 16,5 trifft Schecter garantiert nicht jedermanns Geschmack. Slapper bevorzugen meistens das bei Fünfsaitern weit verbreitete Spacing von 19 mm, für virtuose Fingerstyle- und Akkordspezialisten sind engere Abstände aber in der Regel einfacher zu handhaben. Ich persönlich kam jedenfalls mit dem Hals auf Anhieb bestens klar und kann dem SLS Elite-5 an sich einen hohen “Boutique-Bass-mäßigen” Spielkomfort bescheinigen.
Leider aber eben nur “an sich”, denn zu einem komfortabel zu spielenden Bass gehört natürlich auch ein erstklassiges Setup, und in dieser Disziplin leistet sich der schicke Schecter-Fünfsaiter leider einen Patzer: Das Problem ist der Sattel, dessen Kerben nicht ansatzweise tief genug gefeilt wurden. Die Saitenlage ist deshalb vor allem in den ersten Lagen unnötig hoch und es ist prinzipiell auch nicht möglich, den Bass perfekt auf eigene Faust einzustellen. Der Fehler lässt sich von einem Fachmann natürlich relativ leicht beheben, trotzdem hoffe ich, dass es sich bei meinem Testexemplar nur um eine Ausnahme handelt.
Nun kommen wir aber wieder zu den positiven Seiten des Schecter SLS Elite-5 und hören uns die tollen Sounds des beeindruckend flexiblen Fünfsaiters an! Als spezielles Feature bietet der SLS Elite ja ganze drei EQ-Presets, mit denen sich der grundsätzliche Sound des Basses verändern lässt. Das hört sich doch recht spannend an und ich finde, wir sollten deshalb mit einem Vergleich dieser drei Sounds starten. Bei allen Beispielen sind beide Tonabnehmer im Humbucker-Betrieb zu hören.

Fotostrecke: 2 Bilder Allein mithilfe des Minischalters mit für die EQ-Presets lassen sich drei grundverschiedene Sounds abrufen – hinzu kommt …

Laut Fishman liefert die Einstellung “Modern” das volle Frequenzspektrum und die volle Dynamik der Pickups- wir hören den SLS-Elite-5 hier also in seiner “neutralsten” Ausrichtung. Sofort wird klar, dass die Fishman-Fluence-Pickups sehr in die analytisch-differnzierte Richtung gehen. Das breite Klangspektrum des Basses wird absolut detailreich übertragen, der moderne Allround-Sound besitzt aber trotzdem Wärme und durchaus einen eigenen Charakter – der erste Eindruck ist für mich also durch die Bank positiv:

Audio Samples
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Beide PU, Humbucker, Modern

Mit dem 3-Position-Schalter in der Mittelstellung wird das “Funk”-Preset aktiv – und der Fünfsaiter klingt auch sofort komplett anders. Er liefert nun einen typischen aufgemotzten Scoop-Sound mit fetten Bässen, crispen Hifi-Höhen sowie einer deutlichen Mittenabsenkung. Die Abstimmung des Presets empfinde ich als sehr gelungen und auch keinesfalls zu extrem für den Bandeinsatz – einfach ein Topsound für fette R&B- oder Slapgrooves!

Audio Samples
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Beide PU, Humbucker, Funk

In die komplett entgegengesetzte Richtung geht es, wenn man den Schalter noch oben legt und damit die “Classic” Einstellung abruft. Ganz klar, hier soll ein passiver Basssound geboten werden. Und in der Tat klingt der SLS Elite-5 jetzt deutlich milder und runder, obwohl die aktive Elektronik immer noch eingeschaltet ist:

Audio Samples
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Beide PU, Humbucker, Classic
Kaum zu glauben: Die Anfänge der Firma Schecter reichen zurück bis ins Jahr 1976!
Kaum zu glauben: Die Anfänge der Firma Schecter reichen zurück bis ins Jahr 1976!

Mit den drei EQ-Presets geht tatsächlich schon einiges – der Klangcharakter des Basses lässt sich auch noch mithilfe der Coil-Tap-Funktion in eine andere Richtung trimmen. Zieht man am Lautstärke-Poti, werden die Soapbar-Pickups nämlich in den Singlecoil-Modus geschaltet und liefern auf diese Weise einen deutlich schlankeren und knochigeren Sound. In den folgenden Beispielen könnt ihr den Unterschied zwischen Humbucker- und Singlecoil-Modus hören (Clip 1 = Humbucker, Clip 2 = Singlecoil)

Audio Samples
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Humbucker, Modern Singlecoil, Modern

Wenn man jetzt noch den Blendregler für das Tonabnehmerverhältnis hinzunimmt, ist die Klangvielfalt des neuen Schecter Fünfsaiters mit den bisher genannten Features wirklich bereits erstaunlich groß. Dennoch bietet die Fishman-Elektronik zusätzlich auch noch einen Zweiband-EQ, mit dem der Sound abermals genauer angepasst werden kann. Mir gefielen die Grundsounds des Basses allerdings schon so gut, dass der tadellos abgestimmte Equalizer nur sehr selten und eigentlich nur für recht dezente Anpassungen zum Einsatz kam. Für das folgende Slap-Beispiel habe ich das “modern” EQ-Preset verwendet und zusätzlich die Bässe mit Onboard-EQ etwas geboostet. Die Tonabnehmer befanden sich im Humbucker-Modus.

Audio Samples
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Beide PU, Humbucker, Funk, Bass-Boost, Slap
Gesegnet mit einem unglaublich flexiblen Sound: der Schecter SLS ELite-5!
Gesegnet mit einem unglaublich flexiblen Sound: der Schecter SLS ELite-5!

Mit dem Stegtonabnehmer im Singlecoil-Modus klingt der moderne Schecter-Fünfsaiter fast wie ein traditioneller Jazz Bass und liefert einen knurrigen Fusion-Sound à la Jaco. Für die Aufnahme habe ich auf das “Classic”-Preset umgeschaltet und mit dem Onboard-EQ wieder die Bässe angehoben:

Audio Samples
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Bridge-PU, Singlecoil, Classic, Bass-Boost

Im letzten Audiobeispiel hört ihr den Halstonabnehmer des SLS-Elite-5 im Singlecoil-Betrieb mit leicht abgesenkten Höhen. Das Resultat ist ein moderner Preci-Sound, der sich bestens für handfeste Begleitgrooves eignet und in vielen Musikrichtungen wunderbar funktioniert.

Audio Samples
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Neck-PU, Singlecoil, Modern, Treble-Cut
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Fazit

Mit dem neuen SLS Elite-5 aus der Diamond-Serie ist Schecter wirklich ein toller Bass gelungen! Klanglich bewegt er sich prinzipiell eher im modernen Bereich, dank der geschmackvoll abgestimmten und außerordentlich flexiblen Fishman-Elektronik sind mit dem schicken Fünfsaiter aber durchaus auch klassischere Sounds möglich. Beim Spielkomfort kann der SLS-Elite-5 locker mit kostspieligen Boutique-Bässen mithalten – der flache und schmale Hals fühlt sich fantastisch an, die Balance am Gurt ist perfekt, und der Bass lässt sich alles in allem extrem leicht spielen. Moderne Konstruktionsdetails wie beispielsweise das Trussrod-Wheel oder die Kohlefaserverstärkung des Halses erleichtern zudem die Handhabung des Instruments. Verbesserungsbedarf sehe ich allerdings beim Setup: ein Bass dieser Preisklasse sollte nicht mit einem derart schlampig gefeilten Sattel ausgeliefert werden, wie es bei meinem Testbass der Fall war. Davon abgehen gibt es an der Verarbeitung jedoch absolut nichts auszusetzen – alle verwendeten Materialien wirken sehr hochwertig und langlebig! Wer einen modernen, extrem flexiblen Fünfsaiter mit Boutique-Bass-Vibes zum Konfektionspreis sucht, sollte sich den Schecter SLS-Elite-5 auf jeden Fall mal gründlich vorknöpfen – es lohnt sich!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • elegante Boutique-Bass-Optik
  • sehr gute Ergonomie
  • schlanker, super komfortabler Hals
  • detailreicher Sound
  • flexible Elektronik
Contra
  • Saitenlage am Sattel viel zu hoch
  • kein Gigbag oder Koffer im Lieferumfang
Artikelbild
Schecter SLS Elite-5 Test
Für 1.599,00€ bei
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Schecter
  • Modell: SLS Elite-5
  • Land: Südkorea
  • Mensur: 35“ (889 mm)
  • Korpus: Sumpfesche, geflammte Ahorndecke mit Wölbung, Binding, Black Fade Burst Finish
  • Hals: durchgehend, siebenteilig Ahorn/Walnuss/Padouk, kohlefaserverstärkt, Ebenholzgriffbrett, Binding, Abalone Inlays, 24 Bünde X-Jumbo, 16,5 mm Saitenabstand an der Brücke
  • Hardware: gekapselte Grover Bass 144 Mechaniken, Schecter Custom Bass Brücke, Graph Tech XL Black Tusq Sattel
  • Tonabnehmer: 2 x Fishman Fluence Bass Soapbars, Humbucker/Singlecoil schaltbar
  • Elektronik: Fishman, 9V, Zweiband-EQ, drei EQ-Presets
  • Regler/Schalter: Lautstärke (Push/Pull für Singlecoil-Modus), Balance; Bässe, Höhen, Voicing-Schalter
  • Gewicht: 4,2 kg
  • Preis: 1.549,- Euro (Ladenpreis im September 2019)
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Kaplan sagt:

#1 - 27.09.2019 um 22:45 Uhr

0

Schecter gehört zu ESP. Der Basss hier könnte auch aus der ESP LTD Serie stammen. Die Brücke ist auf jeden Fall identisch mit denen einiger ESP LTD. Bässe.

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