Reloop Turn 2 Test

Es darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden, dass Vinyl gerade einen zweiten Frühling hat. Die Gründe sind vielfältig: Manche lieben den Sound, andere halten das Medium für sexy, wieder andere geben sich der kollektivistischen Sammelleidenschaft hin, denn seien wir ehrlich: Die MP3-Sammlung in Form einer armseligen Festplatte im Schrank macht optisch dann doch nicht so viel her wie zwei voll bestückte Kallax-Regale. Was auch immer die Motivation ist – auch die Nachfrage nach Plattenspielern wächst. Das ist natürlich auch der Produktentwicklungsabteilung beim DJ-Ausrüster Reloop nicht verborgen geblieben und so bringen sie mit dem „Turn 2“ ein günstiges Einsteiger-Komplettpaket für unter 300 Euro auf den Markt. Inklusive Tonabnehmer, Staubabdeckung und Slipmat. Wir haben ein paar Runden bei 45 und 33 rpm gedreht und berichten.

13_reloop_turn2
Reloop Turn 2, Plattenspieler

Details

Auspacken

Der Turn 2 ist einwandfrei nach gängigem Industriestandard verpackt. Da kommt mit Außen- und Innenkarton, Styroporformteilen und einer Unmasse von Plastikhüllen zwar eine ganze Menge Müll zusammen, das Gerät selbst ist dafür aber bestens gegen eventuell raue Behandlung beim Transport aus fernöstlichen Fertigungsstätten geschützt. Der Verpackung entnehme ich: den Turntable selbst, eine mehrsprachige Bedienungsanleitung, eine Abdeckhaube, den Plattenteller, eine schwarze Slimat, ein Cinch-Kabel mit Erdungsleiter, ein Gegengewicht, ein Netzteil mit internationalen Steckern und die Headshell mit installiertem Ortofon OM10 Tonabnehmer.

Fotostrecke: 5 Bilder Schritt 1: Die Umverpackung

Erster Eindruck

Das Laufwerk von Reloop ist in drei verschiedenen Farbvarianten erhältlich (weiß, schwarz, rot) und macht einen angenehm puristischen Eindruck. Das liegt vor allen Dingen daran, dass Power- und Drehzahlschalter auf der Unterseite versteckt sind und die Oberseite entsprechend nur vom Plattenteller und Tonarm bevölkert ist. Mitverantwortlich für das elegante Erscheinungsbild ist auch die sehr flache Bauweise des Gehäuses. Fast wirkt es beim Anfassen ein bisschen enttäuschend, dass der gesamte Tonarm aus Kunststoff gefertigt ist. Erfreulich ist dagegen, dass die Standfüße keine „Dummies“ aus Vollplastik sind, sondern tatsächlich als funktionierende Erschütterungs-Absorber dienen. Danach gilt es lediglich noch, den Antrieb mit dem Schalter auf der linken Unterseite zu aktivieren und mit dem spiegelbildlich angebrachten Drehzahlschalter die Umdrehungszahl festzulegen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Strom- und Drehzahl-Wippschalter sind an der Unterseite versteckt

Montage

Die Inbetriebnahme des Plattenspielers ist schnell erledigt: Antriebsgummi durch die Aussparungen am äußeren Rand festhalten, dann den Plattenteller aufsetzen und das Gummi über die Antriebsachse legen. Danach noch die Slipmat drauf, das System aufschrauben und das Gegengewicht montieren – fertig. Wer sein Deck staubfrei halten will, setzt natürlich noch die Abdeckhaube auf, die über zwei Gelenkstücke mit den entsprechenden Halterungen auf der Rückseite des Plattenspielers befestigt wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Abdeckung samt Scharnieren und den rückseitigen Halterungen

Praxis

Die Justage des Gegengewichts erfolgt in bewährter Reihenfolge: Tonarm in die Waage bringen, Skala am Gewicht auf Null drehen, dann das gewünschte Auflagegewicht einstellen (Ortofon empfehlen für das OM10 1,5 Gramm) und den Wert vom Gegengewicht auf das Anti-Skating übertragen. Ob man danach die Nadel mit dem Tonarm-Lift oder händisch auf dem Vinyl aufsetzt, ist letztlich eine Geschmacksfrage – der Lift agiert jedenfalls sacht und senkt die Nadel schonend in die Rille. Dabei ist der Lauf des Plattentellers sauber und ohne erkennbare Unwucht.

Das Ortofon OM10-System ist fertig in der Headshell montiert
Das Ortofon OM10-System ist fertig in der Headshell montiert

Etwas erstaunt hat uns allerdings der Umstand, dass unser Testgerät bei 45 RPM ungefähr 0,92% Prozent schneller dreht als unser Vergleichslaufwerk, wie wir durch den Frequenzvergleich des Timecode-Signals von Traktor ermitteln konnten. Nach Rückfrage bei Reloop fand sich die Erklärung darin, dass an unserem Testgerät, das schon durch einige Hände gewandert ist, wahrscheinlich schon mal rumgefummelt wurde, denn die Drehzahl lässt sich über zwei Einstellschrauben an der Unterseite feinjustieren:

Fotostrecke: 2 Bilder Unser Testmodell dreht ein wenig schneller als das Referenzlaufwerk – tonal macht sich das mit 22 Hz Differenz bemerkbar (Pioneer: genau 2.500 kHz, Reloop: 2.522 Hz)
Audio Samples
0:00
A/B-Vergleich (Pioneer PLX-1000/ Reloop Turn 2): Traktor-Timecode-Signal

Der Testlauf mit verschiedenen Tonträgern deren Spektrum von alten Dub- und Jazz-Alben, über Funk und Popmusik bis hin zu aktuellen House- und Techno-Maxis reicht, fördert dann ein erfreuliches Klangbild zu Tage. Im Vergleich zu unserem Referenzlaufwerk (Pioneer PLX-1000, Ortofon Nightclub MK2, Vorverstärkung: Rane MP2014) klingt alles so, wie es soll: Die Reproduktion des Frequenzspektrums ist sehr gut, rhythmische Strukturen werden impulsstark wiedergegeben und die räumliche Auflösung ist ordentlich. Keine Frage, es macht wirklich Spaß, mit dem Turn 2 die Plattensammlung zu durchforsten. Der überzeugende Klang des Turn2 ist natürlich besonders dem Ortofon OM10 geschuldet, ein Klassiker unter den Einsteiger-Systemen, das alleine bereits rund 50 Euro kostet. Der Umstand, dass das System nun seit zehn Jahren (!) unverändert gebaut wird, sagt nämlich schon einiges über seine klanglichen Qualitäten und das Preis-Leistungs-Verhältnis aus: Es ist für den Preis ein unverwüstliches Standard-MM (Moving Magnet)-System, das mit einem hervorragenden Frequenzgang und einer überzeugenden Dynamik zu einem echten „Best Buy“ geworden ist.  Audiobeispiel: Cosmic Sandwich „MAN IN A BOX RMX VOL 1“ (mit freundlicher Genehmigung von Traum Schallplatten)

Audio Samples
0:00
Reloop Turn 2 Pioneer PLX1000

Fazit

Der Turn 2 von Reloop ist ein guter Hi-Fi-Plattenspieler zu einem vertretbaren Preis. Dank des bewährten Ortofon OM10-Systems liefert er einen ordentlichen Klang und glänzt durch ein minimalistisches Design und eine vollständige Ausstattung. Er trifft im Preisbereich knapp unter 300 Euro allerdings auf ein ziemlich breites Feld von Mitbewerbern, die im Detail eine starke Konkurrenz sind. Sei es in Bezug auf das Design (bspw. von Pro-Ject, Lenco oder Teac), das verwendete System (in diesem Preisbereich findet man gelegentlich schon das bessere Ortofon 2M Red) oder die Ausstattung (USB-Soundkarte, integrierte Erdung/Preamp). Kurz: Turn 2 ist ein Einsteiger-Komplettpaket, mit dem man wenig falsch macht, wenn man einen einfachen Plattenspieler ohne Firlefanz sucht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schickes Design
  • Komplettsystem
  • guter Tonabnehmer
Contra
  • Erdung erforderlich
  • keine Tonarm-Höhenverstellung
Artikelbild
Reloop Turn 2 Test
Für 299,00€ bei
Reloop Turn 2, Plattenspieler
Reloop Turn 2, Plattenspieler
Kommentieren
Profilbild von Basti

Basti sagt:

#1 - 03.05.2022 um 00:18 Uhr

0

Interessanter Artikel! Danke dafür! Was ich nicht rausgelesen oder überlesen habe: Hat der Dreher schon einen Pre-Amp für einen direkten Anschluss an einen Verstärker mit an Board? Wenn ihr entscheiden müsstet, zwischem einem Pro Ject Primary E Phono oder diesem hier, welchen würdet ihr nehmen in diesem Preisbereich? Oder einen ganz anderen? Teac finde ich auch interessant. Brauche keinen Firlefanz, Klang ist mir am wichtigsten. Danke vorab!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.