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PDP Mainstage Test

Als der Postbote klingelt und mich über die Gegensprechanlage bittet, ihm tragen zu helfen, ahne ich bereits, dass es sich wahrscheinlich um das erwartete Testschlagzeug der Firma PDP handelt. Die entsprechenden Logos auf den Kartons sorgen letztendlich für Klarheit – es kann also losgehen. Zwar habe ich schon einige Exemplare der Marke auf diversen Bühnen gesehen, wusste bisher aber nicht genau, was bzw. wer sich hinter dem klangvollen Namen “Pacific Drums and Percussion” (PDP) verbirgt.


Einen Hinweis gibt mir das Kleingedruckte unter dem Mainstage-Schriftzug: „by drumworkshop inc.“ Eine informelle Reise durchs Internet sorgt für Aufklärung: PDP ist eine Tochtergesellschaft von Drumworkshop (DW), die sich bereits seit der Jahrtausendwende mit der Herstellung günstiger Drumsets beschäftigt. Damit folgt also auch DW dem allgemeinen Trend der etablierten Schlagzeughersteller, sich dem unteren Preissegment zu öffnen und auch Drumsets für den schmalen Geldbeutel anzubieten. Diese Entwicklung, einhergehend mit einem gestiegenen Konkurrenzdruck, ist zu begrüßen, führte sie doch dazu, dass günstige Drumsets inzwischen eine erstaunliche Qualität erreichen. Ganz nebenbei macht mich die Verwandtschaft des PDP Mainstage zum übergroßen Bruder DW natürlich neugierig – ich bin wirklich gespannt, was mich erwarten wird.
Das Mainstage ist die neueste Serie von PDP und siedelt sich innerhalb der Pacific Drums Familie im unteren Preissegment an. Es ist ein typisches Einsteigerset in Allroundkonfiguration, was durchaus Sinn macht. Denn welcher Schlagzeuganfänger kann schon mit Sicherheit sagen, dass die eigene kreative Zukunft nur einem Stil verpflichtet sein wird. Sollte der zum Kauf geneigte Schlagwerker allerdings geschmacklich bereits gefestigt sein, und zum Beispiel Metallicas Lars Ulrich oder einen Philliy Joe Jones zu seinen größten Idolen zählen, sei hiermit von dieser Konfiguration abgeraten, zumindest was die Kesselgrößen betrifft. Denn die im Lieferumfang enthaltene Hardware ist völlig stilunabhängig und -falls haltbar- auch zukunftsfähig. Bis auf den nicht enthaltenen Beckensatz also ein „Rundum-sorglos-Paket“.

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Details

Die 6-lagigen Pappelholz-Kessel des Shellsets haben die Standardgrößen 8×10‘‘, 9×12‘‘ und 14×16‘‘ für die Toms und 5×14‘‘ für die Snaredrum. Die Bassdrum kommt mit 18×22 Zoll daher. Das verwendete Pappelholz ist bei günstigen Drumsets beliebt, da es schnell wächst, also ein günstiger Rohstoff ist und klanglich Ähnlichkeiten mit Birke und Mahagoni aufweisen kann. Die Gratung der Fellauflage beträgt 45° und soll den mitgelieferten Remo UK Drum Heads einen bequemen und sicheren Sitz bieten.
Die Spannreifen sind schwarz lackiert, was, in Verbindung mit dem „Black Metallic“-Outfit meines Testexemplars, ganz sexy aussieht. Dem Preis geschuldet ist das Finish der Kessel – wie bei günstigen Drumsets üblich – als Folien-Finish realisiert worden.

Zwei Farbvarianten stehen zur Auswahl: „Black Metallic“ oder „Bronze Metallic“. Beide Varianten sind auf einer beleuchteten Bühne sicher eine fröhlich funkelnde Angelegenheit und aus der Ferne nicht von einer normalen Lackierung zu unterscheiden.

So ist für das Auge gesorgt, was für den Einsteiger als Zielgruppe nicht nur in Hinblick auf die optische Bühnenpräsenz ein durchaus nützliches Detail darstellt: Es übt sich eben mit mehr Spaß, wenn das Ziel der Tritte und Schläge auch nach etwas aussieht. Das Hardware-Paket umfasst alles, was man für den Anfang braucht: Fußmaschine, Hihat-Ständer, Snare-Ständer, sowie zwei Becken-Ständer – ein Normaler und ein Galgenständer. Nicht zu vergessen der Hocker, der für mich als ausgewachsenem Mitteleuropäer allerdings eine Spur zu niedrig ausfällt und mich dadurch in der These bestätigt, dass sich das Mainstage an eine jüngere Zielgruppe richtet.

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Praxis

Das Auspacken des Sets gestaltet sich übersichtlich. Shellset und Hardware sind fein säuberlich getrennt in separaten Paketen verpackt. Man muss nichts lange suchen und so geht der Aufbau leicht von der Hand. Auch ein Stimmschlüssel und ein paar Drumsticks sind im Paket enthalten, sodass nach erledigtem Aufbau gleich losgelegt werden kann.

Bevor es soweit ist, steht aber noch das Aufziehen der Felle an. Dabei fällt der Blick unweigerlich auf den Kesselrand und das Kesselinnere. Alles macht einen sauber verarbeiteten Eindruck und die Gratung weist keine sichtbaren Unebenheiten auf. Auch die Folie ist sauber auf den Kesseln verklebt und wirft keine Blasen oder stört durch unsaubere Nähte.
Spannringe und Stimmschrauben sind gleich gefunden und schon kann mit dem Stimmen begonnen werden. Allerdings habe ich mich dazu entschlossen, die Toms für den Test mit „amtlichen“ Remo U.S.A.-Fellen zu versehen. Die von mir gewählte Ausführung ist mit den von Werk ab gelieferten Fellen identisch, aber eben nicht „made in China“. Der Tausch ist grundsätzlich eine sinnvolle Maßnahme, da die Qualität der Drumheads den Sound einer Trommel doch enorm beeinflussen und die Anschaffung der Felle im Vergleich zum Anschaffungspreis eines kompletten Drumsets nicht sonderlich ins Gewicht fällt.

Das Stimmen selbst geht angenehm leicht von der Hand, da die Kessel auch auf ungenaues Tuning unempfindlich reagieren. Einfache Stimmbarkeit ist sicherlich eine positiv hervorzuhebende Eigenschaft, da dem Anfänger mit wenig Erfahrung so frustrierendes Herumprobieren bis zum ersten brauchbaren Ton erspart bleibt. Der Sound der Toms macht einen ausgewogenen Eindruck. Es ist ungefähr so, als würde man den Loudnessknopf seiner Stereoanlage drücken: Bässe und Höhen sind angenehm präsent. Das Sustain ist bei allen Toms in luftiger Länge vorhanden. Je nach Geschmack lässt sich das Fell durch etwas Dämpfung am allzu langen Nachschwingen hindern –  das denke ich jedenfalls, bis ich die beiden Racktoms an der dafür vorgesehenen Halterung anbringe. Im montierten Zustand schwingen die 10 und besonders die 12 Zoll Toms nämlich schon deutlich weniger lang. Dieses Phänomen ist zwar normal, da bei der Tomhalterung auf ein freischwingendes System verzichtet wurde. Bei der 12 Zoll Tom ist dieser Effekt jedoch ziemlich ausgeprägt, was dazu führt, dass ich – positiv ausgedrückt – keinerlei Dämpfungsmaßnahmen an den Fellen vornehmen muss, was wiederum den Vorteil hat, dass der Ton nicht an Höhen verliert.
Wer allerdings dennoch ein längeres Sustain bevorzugt, der müsste das Mainstage mit einer alternativen Tomhalterung ausstatten, die ein freieres Schwingverhalten der Racktoms gewährleistet.

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Tom-Groove 1 Tom-Groove 2 Tom-Groove 3

An der Floortom hingegen gibt es in dieser Beziehung nichts zu bemängeln. Mit voluminöser Präsenz nimmt sie ihren Raum ein. Ebenso die Kickdrum, die dank des mitgelieferten Kissens schon ausreichend gedämpft ist und ihren Platz am unteren Ende des Frequenzspektrums druckvoll ausfüllt, dabei aber keine Wärme vermissen lässt – was nicht zuletzt auch an den hölzernen Spannreifen liegt. Diese sind in derselben Farbe wie die Drumkessel gehalten und verleihen dem Set zusätzlich eine exklusive Optik. Allerdings ist beim Spielen der Bassdrum ein unangenehmer „Basketball-Effekt” bemerkbar, der dem Kick zuviel Rebound angedeihen lässt. Diese Eigenschaft hat mit mangelhaftem Druckausgleich im Kesselinneren zu tun, kann jedoch einfach dadurch behoben werden, dass statt des mitgelieferten geschlossenen Resonanzfells, auf eine offene Variante mit Loch umgerüstet wird.
Die Snaredrum reicht nicht ganz an den guten Eindruck des restlichen Sounds heran. Der Teppich ist minderwertig und muss öfter nachgezogen werden. Insgesamt ist der Sound gerade bei leisen Tönen etwas „muffig“. Wer härter zuschlägt, wird aber auch an dieser Snare seine Freude haben.
Mit einem hochwertigeren Teppich wäre der Snaredrum aber auch bei sensiblerer Gangart weitergeholfen.

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Groove

Beim Aufbauen der Hardware fällt auf, wie leicht sie ist. Alles ist etwas filigraner als ich es von meiner eigenen Hardware gewohnt bin, da dem günstigen Preis geschuldet, materialsparend konstruiert wurde. Trotzdem sind die Ständerfüße, wie bei höherpreisiger Hardware auch, doppelstrebig ausgelegt, was den PDP-Ständern in Sachen Standfestigkeit zugutekommt. Tourneen mit der Band würde ich dem Gestänge aufgrund der damit einhergehenden hohen Belastung allerdings nicht dauerhaft zutrauen. Wer allerdings nur hin und wieder zu einem Gelegenheitsgig fährt,der wird sich über das geringe Gewicht sicher freuen – so ist das eben mit den berühmten zwei Seiten einer Medaille.

Die Mechanik der Hihat-Maschine macht einen soliden Eindruck, da die Fußplatte und der bewegliche Teil des Gestänges mit einer stabilen Kette verbunden wurden, sodass man keine Angst zu haben braucht, plötzlich ins Leere zu treten. Der Antrieb des Bassdrum-Pedals läuft ebenfalls über eine Kette, was auf mich vertrauenserweckend wirkt, auch wenn bei der Konstruktion auf eine durchgehende Bodenplatte verzichtet wurde. Stattdessen wird die Fußplatte von einem Gestänge gehalten, das weniger Steifigkeit besitzt und so dem Pedal vertikales Spiel ermöglicht. Dieser „klapperige“ Eindruck zerstreut sich aber beim Spielen des Fußpedals. Es läuft wunderbar leichtgängig und ohne große Nebengeräusche. Spätestens bei dem ersten Demotape wird man ein quietschfreies Bassdrum-Pedal zu schätzen wissen.

Um die Trommeln und Becken in die richtige Position zu drehen, gibt es an der Hardware verschiedene Einstellmöglichkeiten. Die beiden Racktoms können über Kugelgelenke stufenlos in eine angenehme Spielposition gebracht werden. Das Ganze wirkt auf mich solide und tatsächlich haben die Toms während des Tests ihre Spielposition niemals unerwartet verändert. Diese Eigenschaft trifft auch auf den Snare-Ständer zu. Alles ist stufenlos verstellbar und verschiedene Snaredrumgrößen können problemlos aufgenommen sowie beliebig im Winkel verstellt werden. Bei den Beckenständern kommt ein anderes Prinzip zum Einsatz. Die Winkel sind über eine Verzahnung einstellbar, die naturgemäß nicht stufenlos, dafür aber sehr haltbar und zuverlässig ist.

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Das Mainstage ist ein typisches Einsteiger-Set zu einem günstigen Anschaffungspreis, genießt dabei aber noch einen Hauch Exklusivität, der sich durch die schöne Optik und die Verwandtschaft zu einem Premiumhersteller einstellt. Das ist der Grund, warum das Mainstage meines Erachtens eine Nasenlänge vor vielen anderen, qualitativ guten Einsteigersets, die es mittlerweile auf dem Markt gibt, über die Ziellinie rauscht – trotz kleiner Mängel. Denn die sind ausnahmslos mit wenig Aufwand zu beheben.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • ausgewogener Sound
  • gute Einstellmöglichkeiten der Hardware
  • stabiler Kettenantrieb der Pedalmechaniken
  • einfach stimmbar
  • hübsche Optik
Contra
  • Flummieffekt der Bassdrum
  • etwas zu kurzes sustain der 9×12‘‘ Tom
  • Hardware auf Dauer nicht roadtauglich
Artikelbild
PDP Mainstage Test
Für 699,00€ bei
Technische Daten PDP Mainstage
  • Hersteller:PDP
  • Modell: Mainstage Serie
  • Finsih:: Black Metallic (Folie)
  • Kesselkonfiguration:
  • 22″ x 16″ Bass Drum
  • 10″ x 08″ Tom Tom
  • 12″ x 09″ Tom Tom
  • 16″ x 14″ Stand Tom
  • 14×05″ Snare Drum
  • Hardware Paket:
  • CB700 Galgenbeckenständer
  • CS700 gerader Beckenständer
  • SS700 Snare Ständer
  • HH700 Hi-Hat Ständer
  • DT700 Drummersitz
  • Preis: 550,00 Euro (UVP)
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Fabi sagt:

#1 - 06.02.2014 um 21:21 Uhr

0

Kann allem nur zustimmen. Den Flummieffekt der Basedrum merke ich allerdings nicht.

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