Mexicusa oder Usaxico ? Test

Noch einmal zum Mitschreiben: Wir haben zwei Fender Precision Bässe vor uns.

  1. American Standard USA S1 SB mit Ahorn-Hals und -Griffbrett sowie Erle-Korpus (geliefert mit Hardshell Case)
  2. Mexican Standard 57er Vintage mit Ahorn-Hals und -Griffbrett sowie Erle-Korpus (geliefert mit Gigbag)

Stellt man beide Bässe nebeneinander, so gibt es keine prägnanten Unterschiede zu entdecken –  außer, dass der USA-Bass über eine Bridge verfügt, bei der man die Saiten auch durch den Korpus führen kann. Diese Option fehlt beim Mexican 57 Vintage Modell.

Rein Äußerlich betrachtet unterscheiden sich die beiden Bässe nur marginal durch unterschiedliche Sunburst-Färbungen und die Helligkeit der Hälse. Der Mexican Vintage 57 hat einen deutlich dunkleren Hals, der dadurch gealtert wirkt – eben Vintage-Style. Außerdem ist der mexikanische Hals glänzend lackiert, der Hals des USA-Basses kommt dagegen in einem matten Finish daher. Während der Mexikaner ein gold eloxiertes Aluminium-Schlagbrett hat, wird der Korpus des Amerikaners durch ein weißes Plastikschlagbrett geschützt.

Der Detailblick verrät dann schon etwas mehr. Bemühen wir uns also, die feineren Unterschiede herauszuarbeiten. Der wohl wichtigste Unterschied zwischen den beiden Precisions besteht in der Halskonstruktion. Während der Mexiko-Preci in bester Vintage-Manier einen einteiligen Ahornhals hat, bei dem der Halsstab während der Herstellung durch eine Öffnung auf der Rückseite eingelassen und anschließend mit einem Holzstreifen versiegelt wurde, kommt der US-Bass mit aufgeleimtem Ahorngriffbrett – die Aussparung für den Halsstellstab wurde also erst in die Halsbasis gefräst, der Stab eingesetzt und das Ganze anschließend durch Aufleimen des Griffbretts verschlossen. Zudem ist der Hals des USA-Precis graphitverstärkt. Bei dieser Technik wird dem Hals durch eingearbeitete Graphitfaser zusätzliche Stabilität verliehen. Gleichzeitig wird die Halsmasse und somit das Gewicht reduziert. Das Resultat ist, neben einer allgemeinen Gewichtseinsparung, eine Verbesserung der Kopflastigkeit und ein etwas ausgewogneres Klangbild.  Die Halsstellschraube beider Bässe ist korpusseitig zugängig. Der Mexican verfügt über eine Kreuzschlitzschraube, sein amerikanischer Bruder über eine Inbusschraube.

Während der Mexikaner ein gold eloxiertes Aluminium-Schlagbrett hat...
Während der Mexikaner ein gold eloxiertes Aluminium-Schlagbrett hat…
..., wird der Korpus des Amerikaners durch ein weißes Plastikschlagbrett geschützt.
…, wird der Korpus des Amerikaners durch ein weißes Plastikschlagbrett geschützt.

Der Hals des USA-Basses ist mit 20 Medium Jumbo-Bünden beschlagen, der Mexiko-Bass kommt mit 20 dünneren Vintagestyle-Bünden. Der Hals des American Standard ist am Sattel etwas schmaler als beim Mexikaner. Vom Spielgefühl her ist dieser Unterschied aber kaum spürbar.

Der nächste Unterschied liegt in der Bridge-Konstruktion. Der Mittelamerikaner hat eine Standard-Fender-Bridge mit vielen fein geriffelten Saitenführungsfräsungen in den Böckchen, während die Reiterchen beim US-amerikanischen Bass jeweils nur drei, dafür aber größere und rutschsichere Fräsungen pro Böckchen aufweist. Zusätzlich hat man beim amerikanischen Bass die Möglichkeit, die Saiten entweder standardmäßig durch die hinteren Bridgeöffnungen einzuhängen oder aber alternativ durch den Body zu führen, was den Saitenzug verstärkt. Letzteres ist vor allem dann hilfreich, wenn man den Bass zum Beispiel komplett einen Halbton herunterstimmen möchte, was durchaus eine beliebte Praxis im Blues- oder Rock-Genre ist.

Der nächste feine Unterschied findet sich bei der Betrachtung der Mechaniken. Mexiko verwendet Vintage-Reverse-Mechaniken, das heißt man muss die Mechanikflügel entgegengesetzt drehen, um die Saite hochzustimmen. Der USA-Bass hat dagegen leichtgängige, halbgeschlossene Mechaniken, die in Standardrichtung ausgelegt sind.
Der nächste feine Unterschied findet sich bei der Betrachtung der Mechaniken. Mexiko verwendet Vintage-Reverse-Mechaniken, das heißt man muss die Mechanikflügel entgegengesetzt drehen, um die Saite hochzustimmen. Der USA-Bass hat dagegen leichtgängige, halbgeschlossene Mechaniken, die in Standardrichtung ausgelegt sind.

Zuletzt bietet der USA Standard S1 noch eine Push-Funktion am Volume-Regler. Drückt man das  Volumen-Poti herunter, werden die zwei Spulen des Splitcoil-Tonabnehmers von Reihen- auf Parallel-Betrieb geschaltet. Dadurch wird das Signal etwas dünner, weist also weniger Bassanteile, und dafür mehr Höhen auf. Grundsätzlich eine nette Sache, allerdings nicht so effektiv, dass man das Fehlen dieses Features vermissen würde.

Zur Erklärung: Der so genannte „Precision Splitcoil“-Tonabnehmer wurde 1957 eingeführt. Sein Erfolg beruht auf der Tatsache, dass man aus einem einzigen Singlecoil-Pickup zwei kleine, getrennte Tonabnehmer macht. Verdrahtet man die beiden Tonabnehmer nun miteinander (normalerweise hintereinander in Reihe), ergibt das einen Doppelspulen-Tonabnehmer, allerdings mit der Besonderheit, dass nicht beide Spulen zur Abnahme aller Saiten verwendet werden, sondern eine Spule zur Abnahme der E- und A- Saite und die zweite Spule zur Abnahme der D- und G-Saite. Verdreht man nun zusätzlich die Magnetpole des zweiten Tonabnehmers, so ergibt sich ein „Humcancelling-Effekt“, das heißt der Tonabnehmer ist unempfindlich gegen Einstreugeräusche. Obwohl im Prinzip also für jede Saite zur Abnahme der Schwingungen nur eine Spule zur Verfügung steht (Single Coil), ergibt sich durch das Aufspalten und den Trick mit der Polumkehrung eines der Magneten ein Humbucker: Daher auch die Bezeichnung Split-Coil Humbucker.

Typischer Precision Split-Coil Pickup
Typischer Precision Split-Coil Pickup
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