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Istanbul Agop Xist ION Dark und Clap Stack Cymbals Test

Die Zeiten, in denen es im Produktportfolio der Beckenfirmen genau zwei Effektmodelle – China und Splash – gab, sind vorbei. Moderne Drummer verlangen nach einzigartigen Sounds und nach einem speziellem Look. Im Zuge dessen hält der Trend, Becken nicht zu polieren oder abzudrehen, genauso unvermindert an wie der „Lochfraß“. Letzterer dürfte Anfang der 2000er von Sabian’s HHX O-Zone Crash eingeleitet worden sein, Meinl und Zildjian hingegen haben in den letzten Jahren den Verdunkelungstrend forciert. Gerne wählen Drummer auch beides in Kombination, allerdings muss man für entsprechende Modelle der Byzance oder K Custom Serien ordentlich in die Tasche greifen. Istanbul Agop stellte kürzlich mit den Xist ION Dark Modellen wesentlich günstigere Alternativen vor. Zu den Testbecken gesellte sich allerdings noch eine weitere Neuheit aus der Agop-Schmiede, nämlich das Clap Stack. 

_Istanbul_Agop
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Stilistisch passt das perfekt zusammen, denn die gemeinsame Zielgruppe ist der modern orientierte Trommler mit einer Affinität zu elektronischen Sounds. Anders als die Traditional- und Signature-Serien werden die Typen der Xist-Reihe nicht per Hand gehämmert, sondern teilweise maschinell hergestellt. Wie sich unsere Testobjekte im Einsatz schlagen (lassen), erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Bei der Produktion kommen automatisierte Verfahren zum Einsatz

Eine 15 Zoll große Dark Hi-Hat, zwei Dark Crash Becken in 17 und 19 Zoll, ein 19er Dark Trash Becken, ein 21er Dark Ride sowie einen – in Kooperation mit Trevor Lawrence jr. entwickelten – Spezialeffekt namens Clap Stack finde ich im Versandkarton. Damit liegen alle aktuell verfügbaren Xist ION Dark Modelle vor. Das Stack gehört nicht zur Xist Serie, wurde mir aber freundlicherweise vom Istanbul Agop Vertrieb Fentex zum Test mitgeschickt. Es besteht aus drei gewölbten Metallscheiben, welche die Maße 11, 13 und 15 Zoll aufweisen. Offenbar hat Istanbul Agop ein Faible für ungerade Durchmesser. Alle Teile bestehen aus B20 Bronze und besitzen nicht-abgedrehte Oberflächen im Raw-Look. Preislich liegen die Xist Modelle deutlich unter den Oberklasseserien der Marke, was daran liegt, dass der Fertigungsprozess einfacher gehalten ist. Unsere Testbecken weisen beispielsweise konzentrische Hämmerungsmuster auf, welche offenbar maschinell aufgebracht werden. Auch das grundlegende Profil der Xist Modelle wird durch ein automatisiertes Gussverfahren erreicht und nicht durch das Bearbeiten durch einen Beckenschmied. Mit Ausnahme des Clap Stacks und des Hi-Hat Bottoms besitzen alle Instrumente sternförmig um die Kuppen herum gruppierte Bohrungen, welche zum Rand hin kleiner werden. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Anordnung der Löcher unterbrochen ist, es handelt sich also jeweils um zwei dreistrahlige Pärchen. Hier könnt ihr euch alle Modellen einzeln und im zusammen anschauen:

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Mehr Informationen

Das Ride und die beiden Crashes sind nahezu identisch konstruiert

Mit etwa 1050 und 1590 Gramm liegen die 17er und 19er Crashes relativ weit auseinander, ich würde das kleinere in die Kategorie thin und das größere im Bereich medium-thin einordnen. Der Grund dafür könnte sein, dass bei beiden Modellen die gleiche Bohrungsgröße zum Einsatz kommt, beim 17er also prozentual mehr Material entfernt wird. Auch bei der Bearbeitung erkenne ich keine Unterschiede. So weisen beide Modelle die erwähnte, konzentrisch um die Kuppen angeordneten Hämmerungsmuster auf, die Unterseiten wirken hingegen wie angeschliffen. Diese Schleifspuren in Kombination mit der Metallstruktur würde ich als Indiz für die spezielle Gussmethode der Xist-Becken betrachten. Die Kuppen sind gänzlich unbearbeitet. Das 21er Ride liegt bei knappen 2300 Gramm, was für Agop-Verhältnisse schon recht mächtig ist, im Vergleich mit den „West-Marken“ allerdings in der Thin-Abteilung landet. Es gleicht den Crashes bis auf eine Ausnahme: Seine Bohrungen fallen insgesamt eine Nummer kleiner aus. In Kombination mit der relativ großen Kuppe verspricht das etwas weniger „Trash“ bei gleichzeitig besserer Stick-Definition. 
Der formale Außenseiter der Xist ION Dark Reihe ist sicherlich das Dark Trash Modell, welches mich mit seinem unregelmäßigen Profil an Becken wie beispielsweise das Zildjian Crash of Doom erinnert. Den Glasplatten-Check erspare ich mir hier, denn der Schlapphut-artig gewellte, unregelmäßige Rand ist hier ganz offensichtlich Teil der Konstruktion. Es wiegt mit 1600 Gramm praktisch genau so viel wie das 19er Crash, besitzt allerdings die kleineren Bohrungen des Rides, beziehungsweise des Hi-Hat Tops. Ein weiterer Unterschied zu allen anderen Xist-Modellen ist das nur halb gehämmerte Profil. 

Fotostrecke: 5 Bilder Organisierter Lochfraß ist das Motto der XIST ION Dark Becken.

Das Hi-Hat Top weist eine Delle auf 

Der größte Unterschied bei der Konstruktion der 15er Hi-Hats besteht im ungelochten, schweren Bottom-Becken. Es wiegt etwas über 1400 Gramm, das Top bewegt sich im Bereich von einem Kilo. Die Bohrungen entsprechen jenen des Ride-Beckens, fallen also kleiner aus als bei den Crashes. Ist an der Verarbeitung der anderen Modelle nichts auszusetzen, fallen mir an der Hi-Hat ein paar Schnitzer auf. So gibt es in der Kuppe des Top-Beckens eine recht kräftige Delle, weiterhin liegen beide Becken nicht plan auf einer ebenen Glasplatte auf. Ob sich das auf die Artikulation und das Spielgefühl wirkt, werden wir im Praxisteil herausfinden. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Signatur der Schmiede.
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Praxis

Sauber, aber dunkel und eher leise klingen die Crashes und das Ride

Im Einsatz zeigt sich schnell der generelle Klangcharakter der Xist ION Becken, beziehungsweise zumindest ein Teil davon. Die beiden Crashes überraschen mich mit einem schnell ansprechenden, aber zurückhaltenden, relativ leisen Klang. Ihre Bohrungen sorgen zwar für den bekannten, „trashigen“ Grundklang, die bei derartigen Konstruktionen zumindest subjektiv wahrnehmbare Aggressivität und Lautstärke besitzen sie jedoch nicht. Ihr könnt das deutlich in den Soundfiles im Kontext mit dem ganzen Drumset hören. Mir gefällt ihr luftiger, ja fast flüchtiger Klang sehr gut, wer jedoch den komplexen „Wumms“ eines Sabian HHX O-Zone Beckens zum Sparpreis sucht, wird hier aber wohl nicht fündig. Interessant finde ich, dass sich auch aus dem 17er durchaus brauchbare, trockene Ridesounds herausholen lassen. Womit wir beim 21er wären, welches mich sofort an ein Sabian AA Raw Ride erinnert. Trocken, klar und dunkel erklingt es auf dem Profil angespielt, der leicht metallische Anschlagssound sorgt für eine gute Ortbarkeit. Laut ist allerdings auch dieses Becken nicht. Stattdessen hängt es kontrolliert am Stick, auch die Glocke klingt schön klar, ist aber dezent. Natürlich verleihen die Bohrungen dem Xist ION Dark Ride eine gewisse Dreckigkeit besonders im Sustain, diese dominiert aber nicht das Geschehen. Die Crash-Fähigkeiten sind relativ gut, wobei der Grundklang auch hier trocken und etwas belegt wirkt.  

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17″ Crash, solo 17″ Crash, im Set 19″ Crash, solo 19″ Crash, im Set 21″ Ride, solo 21″ Ride, im Set Alle Modelle im Set

Das Dark Trash klingt tiefer als das 19er Crash

Trotz seiner deutlich anderen Bauweise integriert sich das 19er Dark Trash gut in die Reihe der Crashes. Es klingt deutlich dunkler als das gleich große Crash und moduliert im Ausklang etwas unsauberer. Echte Aggressivität liegt ihm allerdings genauso fern, auch seine Lautstärke wirkt gezügelt. Trotz der Form und der Löcher besitzt es auch gewisse Ride-Qualitäten.  

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19″ Trash, solo 19″ Trash, im Set
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Die Hi-Hats sind ein Fall für sich

Die zweite Überraschung des Tests ist die Hi-Hat. Sie besitzt einen ähnlichen Klangcharakter wie die anderen Xist ION Dark Modelle, allerdings wirkt sie, als hätte jemand den Lautstärkeregler weit aufgerissen. Bei geschlossener Spielweise mit dem Stock sorgt das schwere Bottom-Becken für eine starke Projektion der trashigen Klanganteile, gleichzeitig ist die Dynamik gegenüber einer konventionellen Hi-Hat deutlich eingeschränkt. Das oben bereits angesprochene Problem der nicht plan aufliegenden Becken äußert sich zudem in einem relativ undefinierten Sound bei geschlossenen Becken. Hier wäre sicherlich noch mehr drin. Ich finde das Spielgefühl außerdem unangenehm hart. Halboffen entwickelt die Hi-Hat ein äußerst dominantes Rauschen, in welchem sich die anderen Becken teilweise fast verlieren, auch das könnt ihr gut in den Soundfiles hören. Ich habe mich daher auch entschieden, das eigentlich für die Hi-Hat gedachte Mikrofon im Mix fast auf Null zu pegeln. Den Vogel schießt aber zweifellos der Chicksound ab, der so laut ist, dass er fast das Ride übertönt. Wer also eine Hi-Hat benötigt, die sich durchzusetzen weiß, ohne zu glockig zu klingen, könnte hier genau an der richtigen Adresse sein, ihre Abstimmung innerhalb der Serie finde ich aber nicht wirklich gelungen. 

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15″ Hi-Hat, solo 15″ Hi-Hat, im Set

Mit dem Clap Stack sind viele Sounds möglich

Besonders gespannt war ich auf das Clap Stack, denn erstens bin ich ein Fan kurzer Sounds, die man als Hi-Hat Ersatz verwenden kann, und zweitens laden gestackte Becken immer zum weiteren Experimentieren ein. Zunächst ist anzumerken, dass das Instrument ebenfalls eher leise ist, zumindest, wenn man es verwendet wie von Istanbul Agop angedacht. Einzeln angespielt, hören sich die drei Teile alle etwas undefiniert, trashig und kurz an, spannend wird es, wenn man sie ans Stativ hängt. Dann lädt die Konstruktion zu neuen Figuren ein, die in den vielen Spielarten des HipHop, R’n’B und Elektro gut funktionieren. Das Teil klingt tatsächlich wie eine Mixtur aus Hi-Hat und analogem Clapsound, durch das unterschiedlich feste Anziehen der Beckenschraube sind subtile, aber wirkungsvolle Veränderungen der Tonalität und des Sustains möglich. Nicht aufgenommen habe ich euch meine weiterführenden Experimente, zu denen das Auflegen der einzelnen Scheiben auf andere Becken und Trommeln gehörte. Hier sind jedenfalls viele weitere, inspirierende Klangfarben möglich.

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Clap Stack, lose Spannung – solo Clap Stack, lose Spannung – im Set Clap Stack, mittlere Spannung – solo Clap Stack, mittlere Spannung – im Set Clap Stack, feste Spannung – solo Clap Stack, feste Spannung – im Set
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Fazit

Wer auf der Suche nach den angesagten dunklen und leicht trashigen Sounds ist, könnte bei den Istanbul Agops Xist ION Dark Modellen fündig werden. Wer auf maximale Durchsetzungskraft verzichten kann, bekommt sowohl mit den Dark Crashes und dem Dark Trash, als auch dem Ride musikalisch klingende Alternativen zu den deutlich teureren Modellen aus den Oberklasseserien anderer Hersteller wie Meinl oder Zildjian. In puncto Komplexität und Explosivität ist der Unterschied hörbar vorhanden, dafür gehen die ION Darks aber auch etwas unaufdringlicher zu Werke. Das lässt sich jedoch von der Hi-Hat nicht sagen, welche mit ihrer insgesamt mäßigen Verarbeitung, dem etwas harten Spielgefühl und ungewöhnlich lauten Chicksound nicht so recht zu den anderen Modellen passen möchte. Andererseits bietet sie damit einen Klang, den es in der Form und Lautstärke woanders nicht gibt. Obwohl das ebenfalls getestete Clap Stack nicht zur Serie gehört, passt es gut hinein und bietet neben interessanten, elektronisch anmutenden Clapsounds auch viele weitere klangliche Variationen, die sich nicht nur mit verschieden stark angezogenen Stativschrauben realisieren lassen. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • klare, aber unaufdringliche Trashsounds bei Crashes und Trash
  • durchaus vielseitiges Ride mit guter Definition und Kuppe
  • schnelle Ansprache
  • Clap Stack bietet gute Clapsounds und zusätzliche Variationsmöglichkeiten
Contra
  • mäßige Verarbeitung der Hi-Hats (Delle im Top-Becken, nicht plan aufliegende Becken)
  • Hi-Hat sehr laut und rau, nicht optimal in die Serie integriert
Artikelbild
Istanbul Agop Xist ION Dark und Clap Stack Cymbals Test
Für 209,00€ bei
Ensemble für Experimentierfreunde: die Testbecken im Gruppenfoto.
Ensemble für Experimentierfreunde: die Testbecken im Gruppenfoto.
Technische Spezifikationen
  • Serie: Xist ION Dark, Clap Stack
  • Material: CuSn20 (B20) Bronze
  • Klangcharakteristik: eher dunkel, trashig
  • Gewicht: thin bis heavy
  • Herstellungsland: Türkei
  • PREISE (Straßenpreise Dezember 2018)
  • Dark Ride 21“: 239,00 EUR
  • Dark Crash 17“: 169,00 EUR
  • Dark Crash 19““: 199,00 EUR
  • Dark Trash 19“: 209,00 EUR
  • Dark Hi-Hats 15“: 249,00 EUR
  • Clap Stack (11,13,15“): 279,00 EUR
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Profilbild von Martin Trischler

Martin Trischler sagt:

#1 - 31.12.2018 um 13:14 Uhr

0

Die istanbul agop sind auch billiger, weil sie komplett in der Türkei hergestellt werden. Die byzance werden ja noch in gutenstetten weiterverarbeitet.

Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#2 - 11.03.2023 um 17:25 Uhr

0

immer noch teurer als der slap clap von zultan Und nicht so gut klingenden.

Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#3 - 11.03.2023 um 17:26 Uhr

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