Ibanez SR5SMLTD NTL Premium Test

Wer auf den Look und die Extra-Features von Boutique-Bässen steht, aber gerade nicht das nötige Kleingeld für einen holzgewordenen Traum aus einer der angesagten Edelbassschmieden zur Verfügung hat, sondern ruhig einmal einen Blick auf das Portfolio der japanischen Traditionsfirma Ibanez werfen. Dort wird der geneigte Tieftöner nämlich die Bässe aus der Premium-Serie finden, für welche Ibanez ausschleßlich ausgesuchte dekorative Hölzer und außerordentlich hochwertige Hardware-Komponenten verwendet, wie man diese in der Regel bei kostspieligen Boutique-Bässen findet. Preismäßig hingegen bewegen sich die edlen Premium-Bässe trotz ihrer erstaunlichen Qualität eher im Mittelfeld, weil Ibanez als einer der größten Hersteller von Saiteninstrumenten weltweit natürlich effizienter fertigen und knapper kalkulieren kann als eine kleine Werkstatt. Frisch in unserem bondedo-Testlabor eingetroffen ist ein limitiertes Exemplar aus der Ibanez Premium Serie: Der SR5SMLTD NTL Premium setzt sich optisch mit seiner atemberaubenden “spalted maple”-Decke und den schicken Tonabnehmergehäusen aus Vogelaugenahorn deutlich von den anderen Modellen ab. Man darf gespannt sein, was der edle Fünfsaiter aus indonesischer Fertigung soundmäßig zu bieten hat.

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Details

Beim brandneuen und limitierten Premium-Modell handelt es sich um einen Sprössling der legendären SR-Serie, die sich durch kompakte, flunderflache Bodies und außerordentlich grazile Hälse auszeichnet. Viele Bassisten überall auf der Welt lieben den hohen Spielkomfort der wendigen SR-Bässe. Dementsprechend besitzt auch der SR5 die grundsätzlichen Konstruktionsmerkmale der SR-Serie, wie etwa den aufgeschraubten Hals, eine standardmäßige 34-Zoll-Mensur sowie den SR-typischen zierlichen Korpus mit seinen üppigen Shapings.

Fotostrecke: 4 Bilder Ausgeliefert wird das Objekt der Begierde …

Für den Korpus des limitierten Premium-Modells hat Ibanez Mahagoni gewählt, als Decke kommen zwei wirklich spektakulär gemaserte Teile aus “spalted maple” zum Einsatz, die in der Mitte von einem dunkleren Bubinga-Streifen getrennt werden. Die Decke wird außerdem von drei flachen Furnieren vom Korpus und der mittige Bubinga-Streifen sogar von fünf schmalen Zwischenleimern von den Ahornteilen abgesetzt – Ibanez zieht in Sachen Edelbass-Flair beim SR5 offensichtlich sämtliche Register und scheut keinen Aufwand bei der Fertigung!

Fotostrecke: 3 Bilder Vorne schmückt die wunderhübsche Zierdecke das Instrument, …

Nicht weniger aufwendig ist die Halskonstruktion des fünfsaitigen Longscale-Basses. Der an vier Punkten mit dem Korpus verschraubte Hals des SR5 besteht aus drei Streifen Wenge und zwei schmaleren Streifen Bubinga, auf die ein wunderschönes Griffbrett aus Vogelaugenahorn geleimt wurde. Im Griffbrett sitzen wiederum 24 bestens abgerundete Bünde und ovale Abalone-Einlagen für die Lagenorientierung.
Die Kopfplatte der SR-Bässe fällt – passend zu den Proportionen der zierlichen Bodies – super kompakt aus und trägt im Falle meines Testkandidaten einen zum Korpus passenden Aufleimer aus “spalted maple” – “matched headstock” nennt sich dieses Extra auf Neuddeutsch.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein perfektes Griffbrett – optisch wie handwerklich!

Bei der Hardwareausstattung ihres limitierten SR-Modells setzt Ibanez auf die hochwertigen und bewährten Komponenten, die wir von den anderen Modellen aus der Premium-Serie oder der Prestige-Serie kennen. Die gekapselten Stimmmechaniken kommen von Gotoh und arbeiten absolut leichtgängig, präzise und zuverlässig. Am hinteren Ende des Basses werden die Saiten von leicht in den Korpus versenkten Einzelstegen aufgenommen. Die separierten Stege bieten natürlich alle Vorzüge einer modernen Stegkonstruktion und sind komfortabel für die Saitenlage und die Intonation zu justieren.
Auf den Saitenabstand ist man bei der sogenannten Mono-Rail-Bridge allerdings festgelegt, und der ist bei allen SR-Modellen mit 16 mm durchaus eng. Das ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack und für einige Spieltechniken (wie z.B. Slapping) durchaus gewöhnungsbedürftig. Virtuose Fingerstyle-Spieler und Akkordspezialisten bevorzugen hingegen oftmals ein derart enges Spacing.

Fotostrecke: 4 Bilder Als Brückensystem fungiert ein Array aus …

Premium-mäßig geht es beim SR5 in Sachen Tonübertragung weiter. Die beiden passiven Tonabnehmer werden nämlich vom kalifornischen Pickup-Guru Carey Nordstrand geliefert, der seine beliebten “Big-Singles” an die Ibanez-Modelle angepasst hat. Für einen unverwechselbaren Boutique-Look wurden die Nordstrands zudem in schicke Holzgehäuse aus Vogelaugenahorn verfrachtet – in Verbindung mit dem Ahorngriffbrett ein echter Hingucker!

Fotostrecke: 3 Bilder Kein Geringerer als Carey Nordstrand zeichnet …

Die Tonabnehmer leiten das Signal an eine aktive Ibanez-Elektronik mit einem flexiblen Dreiband-EQ weiter, der bei Bedarf mit einem kleinen Schalter deaktiviert werden kann. Bei ausgeschaltetem EQ kann der Höhenregler zwar als Tonblende wie bei einem passiven Bass eingesetzt werden, der SR5 funktioniert aber weiterhin nur mit eingelegter Batterie – es handelt sich also nicht um einen echten Passivbetrieb! Die benötigte 9V-Batterie sitzt aber lobenswerterweise in einem gesonderten Klappfach und kann im Notfall schnell ersetzt werden.
Wer mehr Kontrolle über den Sound braucht, der bekommt mit dem Ibanez-Preamp einen flexiblen Equalizer mit Reglern für Bässe, Mitten und Höhen. Mit einem weiteren Schalter kann außerdem die Einsatzfrequenz des Mittenreglers bestimmt werden. Zur Verfügung stehen hier die drei Werte 250 Hz, 450 Hz und 700 Hz. Last but not least gibt es neben den EQ-Reglern und den zwei Schalter im Cockpit des SR5-Premium natürlich auch einen Lautstärkeregler und einen Balanceregler für das Tonabnehmerverhältnis.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier seht ihr das Cockpit des neuen Ibanez-Basses.

Praxis

Hoher Spielkomfort steht bei den Bässen aus der SR-Serie zweifelsfrei im Vordergrund. Dafür sorgen ein üppig geshapter und ergonomisch geformter Korpus, das super schlanke Halsprofil, und nicht zuletzt auch ein niedriges Gesamtgewicht des Instrumentes. Mein Testling bringt gerade einmal 3,9 kg auf die Waage, was für einen Longscale-Fünsaiter ein sehr angenehmes Gewicht ist, wie ich finde.
Trotz seines kompakten und leichten Flunder-Bodies hängt der SR5 sehr ausbalanciert und stabil am Körper – der Premium Ibanez kann wirklich stundenlang ohne Mühe gespielt werden und empfiehlt sich damit auch für Marathon-Gigs.

Perfekte Ergonomie und schmusige Shapings - eben typisch Ibanez!
Perfekte Ergonomie und schmusige Shapings – eben typisch Ibanez!

Zum hohen Spielkomfort trägt natürlich auch der flache und schmale Flitzehals einen nicht unwesentlich Teil bei. Das geölte fünfstreifige Wenge/Bubinga-Profil fühlt sich nicht ganz so geschmeidig an wie ein herkömmlicher Ahornhals, weil Wenge eben ein eher grobporiges Holz ist. Als störend empfand ich die etwas rauere Haptik allerdings nicht.
Deutlich gewöhnungsbedürftiger sind bei den SR-Hälsen sicherlich die engen Saitenabstände von 16 mm. Wer hauptsächlich auf die Slaptechnik setzt oder sehr große Hände hat, sollte deshalb genau prüfen, ob er mit einem derart engen Spacing auch wirklich klarkommt. Virtuose Basslicks und Soli in den hohen Lagen gehen dafür umso leichter von der Hand, und wer gerne komplexe Akkorde auf dem Bass spielt, wird die engen Saitenabstände geradezu lieben.

Alles perfekt verarbeitet - aber ein 16-mm-Stringspacing kann sich anfangs schon ungewohnt anfühlen!
Alles perfekt verarbeitet – aber ein 16-mm-Stringspacing kann sich anfangs schon ungewohnt anfühlen!

Ich habe mich jedenfalls schnell auf dem komfortablen und schicken SR5 wohlgefühlt, was auch daran lag, dass er ab Werk sehr gut eingestellt wurde. Der Hals besaß bei Auslieferung lediglich eine minimale Krümmung und die Saitenlage war relativ niedrig justiert. Durch die hervorragend gearbeitete Bundierung gibt es auf dem Bass trotzdem keine Bereiche, die unsauber klingen oder zum Rasseln neigen.

Das limitierte SR-Modell kann aber nicht nur beim Thema Ergonomie und Spielkomfort ordentlich punkten, sondern liefert auch soundmäßig eine wirklich überzeugende Performance. Im ersten Audioclip spiele ich den SR5SMLTD mit deaktivierten EQ und blende mit dem Balance-Regler nacheinander zunächst auf beide Tonabnehmer, dann den Halstonabnehmer und schließlich den Stegtonabnehmer.

Audio Samples
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Beide Pickups, Halspickup solo, Stegpickup solo (“passiv”)

Mit beiden Tonabnehmern liefert der SR5 einen super klaren, leicht mittenbetonten und warmen Sound. Das Fundament wird sehr kompakt und knackig abgebildet, und der offene, transparente Höhenbereich ist nicht zu präsent. Mir gefallen die Nordstrand “Big Singles” wirklich sehr gut, sie übertragen wirklich jedes Detail der Holzkonstruktion und klingen dabei trotzdem organisch und warm.
Mit dem Hals-Tonabnehmer im Solobetrieb liefert mein Testkandidat einen fetten Preci-ähnlichen Sound, und wer noch mehr Durchsetzungskraft benötigt, der blendet einfach um auf den Stegtonabnehmer, um die aggressiven Hochmitten in den Vordergrund zu schieben.

Kleine Fußnote gefällig? Als "spalted" bezeichnet man in Wahrheit das Holz eines kranken, von Stockschwämmen befallenes Stammes. Die typische Zeichnung ist ein deutlicher Hinweis auf Pilzbefall. Eigentlich kein Garant für gute Schwingungseigenschaften. Da Zierdecken auf Instrumenten für gewöhnlich sehr dünn sind, sind hierdurch aber keinerlei klangliche Einbußen zu erwarten.
Kleine Fußnote gefällig? Als “spalted” bezeichnet man in Wahrheit das Holz eines kranken, von Stockschwämmen befallenes Stammes. Die typische Zeichnung ist ein deutlicher Hinweis auf Pilzbefall. Eigentlich kein Garant für gute Schwingungseigenschaften. Da Zierdecken auf Instrumenten für gewöhnlich sehr dünn sind, sind hierdurch aber keinerlei klangliche Einbußen zu erwarten.

Im “Quasi Passiv”-Betrieb liefert der neue Ibanez-Spross bereits tolle Sounds – für weitere Variationen kann natürlich die flexible Onboard-Elektronik eingesetzt werden. Für das folgende Soundfile im Fingerstyle habe ich beispielsweise die Bässe und die Mitten bei 450 Hz für etwas mehr Durchsetzungskraft und Tonfülle leicht angehoben:

Audio Samples
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Beide Pickups, Bassboost, Midboost bei 450 Hz

Als Slapmaschine würde ich den SR5 nicht unbedingt bezeichnen, mit einem kräftigen Bassboost und einer ordentlichen Dosis vom Höhenpoti lässt sich aber ein durchaus knackiger Daumensound aus dem japanischen Edelbass locken. Der EQ greift an den richtigen Punkten, arbeitet präzise und verstärkt keine überflüssigen Frequenzen, welche den Sound aus der Spur bringen könnten.

Audio Samples
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Beide Pickups, Bassboost, Trebleboost, Slapstyle

Sehr positiv finde ich, dass Ibanez ihre Custom-Elektronik mit einem Mittenwahlschalter ausstattet, denn verschiedene Sounds verlangen ja auch nach verschiedenen Gewichtungen im Mittenbereich. Für den nachfolgenden Stegtonabnehmer-Sound habe ich den Frequenzwahlschalter auf 250 Hz gelegt und die Mitten leicht geboostet, damit der aggressive Bridge-Pickup mehr Körper und Punch bekommt. Ein kleine Prise vom Bassregler kompensiert außerdem den Bassverlust durch den Solobetrieb des Stegtonabnehmers.

Audio Samples
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Stegpickup, Bassboost, Midboost bei 250 Hz

Die Stärke des SR5MSLTD sind sicherlich moderne komplex-transparente Sounds. Dank seiner effektiven Onboard-Elektronik hat der Schönling aber auch durchaus simplere oder traditionellere Klänge auf Lager. Für den folgenden “Preci on Steroids”-Sound spiele ich den SR5 mit dem Halstonabnehmer im Solobetrieb. Der Ibanez-Equalizer sorgt hierbei für einen sehr gesunden Bassboost und eine dezente Höhenabsenkung.

Audio Samples
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Halspickup, Bassboost

Fazit

Ich bin immer wieder erstaunt über die hohe Qualität, die Ibanez zu absolut moderaten Preisen liefern kann. Der brandneue Fünfsaiter aus der Premium-Serie sieht wirklich atemberaubend aus und wird mit seiner edlen Holzkomposition auch Boutiquebass-Liebhaber verzücken. Beim SR5 stimmen aber auch die inneren Werte: Die Verarbeitung ist wirklich tadellos, die Hardware-Ausstattung sehr hochwertig, und der Bass spielt sich SR-typisch sehr komfortabel und mühelos. Mit seinem klaren und detailreichen Sound bewegt sich das limitierte SR-Modell eher im modernen Terrain, die hervorragend klingende Ibanez-Elektronik ermöglicht aber viele Variationen und Anpassungsmöglichkeiten an verschiedene Klangvorstellungen oder Musikstile. Wer also einen leichten und überaus komfortablen Fünfsaiter mit einzigartiger Optik und tollen Sounds sucht, der sollte sich den Ibanez SR5SMLTD Premium in einem Musikgeschäft einmal gründlich vorknöpfen – allzu lange würde ich damit aber nicht warten, das limitierte Modell wird nämlich bald wieder aus den Läden verschwinden!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schicke Boutique-Optik
  • tadellose Verarbeitung
  • hoher Spielkomfort
  • hochwertige Ausstattung
  • transparenter moderner Sound
  • flexible Elektronik
Contra
  • kein wirklicher Passivbetrieb ohne Batterie möglich
  • leichte Unebenheiten am Halsrücken
Artikelbild
Ibanez SR5SMLTD NTL Premium Test
Für 1.475,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ibanez
  • Modell: Ibanez SR5SMLTD Premium
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: Mahagoni, spalted maple/Bubinga-Decke
  • Hals: geschraubt, fünfstreifig Wenge/Bubinga, Vogelaugenahorn-Griffbrett, 24 Bünde, ovale Abalone Inlays
  • Tonabnehmer: 2 x Nordstrand Big Singles
  • Elektronik: Ibanez Custom Dreiband mit Bässen, Mitten, Höhen, Tonblende, EQ-Schalter, Frequenzwahl 250, 450, 700 Hz
  • Hardware: Gotoh-Mechaniken, Ibanez Mono-Rail V Bridge, Graphtech Black Tusq XL Sattel
  • Zubehör: Softcase und Multitool
  • Gewicht: 3,9 kg
  • Preis: 1.699 Euro
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