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Harley Benton SC-550 II DFB Test

Die Harley Benton SC-550 II ist der jüngste Spross der Thomann-Marke und ein Facelift des sehr beliebten Les Paul Nachbaus SC-550, der bereits seit einigen Jahren unter den Thomann-Verkaufsschlagern rangiert. Auch wenn das Vorgängermodell sich rein optisch kaum von der aktualisierten Version unterscheidet, liegt der Teufel hier im Detail, denn die MkII-Variante kommt mit einem gekammerten und dadurch deutlich leichteren Body, ist mit Tesla-Pickups ausgerüstet und stammt seit Neuestem nicht mehr aus Vietnam, sondern Indonesien.

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Die restlichen Features wie eine ansprechende Ahorndecke, augenschmeichelnde Finishes, der tolle Neckjoint und natürlich der überaus geldbeutelfreundliche Thekenpreis bleiben erfreulicherweise erhalten. Ob die überarbeitete Singlecut auch mit inneren Werten überzeugen kann, wird sich hier zeigen.

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Details

Korpus

Die SC-550 II erscheint mit einem gekammerten Mahagonikorpus, dem einegewölbte und optisch sehr ansprechende AAAA-Riegelahorndecke aufgeleimt wurde.
Das Aushöhlen des Korpus macht sich in der Wirbelsäule deutlich bemerkbar, denn verglichen mit den 4 kg der Vorgängerin schlagen bei unserer Kandidatin lediglich schlappe 3,5 kg zu Buche. Die Finish-Bezeichnung lautet Desert Flame Burst Gloss, allerdings ist das neue Modell noch in den Farben Black Cherry Flame Gloss, Paradise Amber Flame Gloss, Faded Tobacco Flame Gloss und Silver Burst Gloss erhältlich. Die Ahorndecke wird von einem cremefarbenen Binding umfasst, das für diese Preisklasse überraschend sauber gearbeitet ist und keinerlei Ausreißer aufzeigt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Optisch ist die Harley Benton SC-550 II DFB schon mal sehr ansprechend,…

Für den Steg kommt eine chromfarbene DLX Tune-O-Matic Bridge zum Einsatz, deren Saitenreiter sich individuell in puncto Saitenlage und Oktavreinheit justieren lassen.
Die Rückseite des Korpus zeigt das rötliche Mahagoniholz sowie zwei Kunststofffächer, in denen sich die Elektrik befindet. Die Klinkenbuchse sowie die Gurtpins sind an den dafür üblichen Stellen an den Zargen angebracht.

Fotostrecke: 4 Bilder Die SC-550 II besitzt kein Tremolosystem sondern ist mit einer feststehenden Bridge ausgestattet.

Hals

Die SC-550 II ist mit einem eingeleimten Mahagonihals und einem Pau Ferro-Griffbrett bewaffnet, das ebenfalls von einem cremefarbenen Binding umrahmt wird. Das Griffbrett wirkt auf den ersten Blick etwas trocken und anämisch, weshalb ich auf jeden Fall eine Ölung empfehlen würde, um dem Holz wieder etwas Leben einzuhauchen. Zur Markierung der Bundzahlen setzt man ganz klassisch auf Pearloid Trapez-Griffbretteinlagen, die sauber eingearbeitet wurden.
Das Halsprofil wird von Herstellerseite als “’60er-Stärke” angegeben, was sicherlich auf die Slimtaper-Dimensionen der Les Paul anspielt, die ab den 60ern in diesen Modellen verbaut wurden. Die Halsstärke beträgt am 1. Bund 20 mm, am 12. Bund 22 mm und wirkt auf mich sehr komfortabel und auch durchaus sportlich.
Um das Spiel in höheren Lagen zu erleichtern, weist das Testmodell einen sehr ergonomisch gestalteten Halsfuß auf, der deutlich schlanker ausfällt als bei üblichen Paula-Modellen. Die Mensur entspricht mit 628 mm den vertrauten Les-Paul-Maßen und der 12″ Griffbrettradius ist ebenfalls arttypisch für moderne Singlecuts. Eine große Überraschung ist für mich allerdings die Bundierung: Ist man bei Gitarren dieser Preiskategorie eher unpolierte Medium-Bundstäbe gewohnt, überrascht die SC550 mit solchen aus Edelstahl im Jumbo-Format, die gut poliert und über das gesamte Griffbrett tadellos abgerichtet und verrundet wurden. Hut ab, hier gibt es nichts zu mäkeln und das Spielen ist “out oft he box” eine wahre Freude.
Die Saiten laufen über einen Kunststoff ABS-Sattel mit einer Breite von 42 mm zur Kopfplatte. Hier sind sechs DLX Kluson Style-Mechaniken mit grauen Keystone-Köpfen symmetrisch angeordnete, die ihren Job stimmstabil und zuverlässig erledigen.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Harley Benton SC-550 II DFB besitzt ein klassisches Single-Cut-Design und…

Elektrik

Für die Pickup-Bestückung zieht man bei der MKII Tonabnehmer aus dem Hause Tesla den altgedienten Roswell Pickups vor. Die verbauten Modelle lauten Opus-1 und sind AlNiCo-5 Humbucker mit 7,3 und 8 kOhm, chromfarbenen Pickup-Kappen und cremefarbenen Pickuprahmen. Tendenziell liefern diese Humbucker einen eher mittleren Output und siedeln damit die Gitarre für mich klanglich ganz klar in der 50/60er-Jahre PAF-Tradition an. Angewählt werden sie über einen in einer cremefarbenen Rosette eingefassten Dreiwegschalter, der in der Mittelposition ganz klassisch beide Pickups ungesplittet anwählt. 

Fotostrecke: 6 Bilder Die Harley Benton SC-550 II DFB ist mit zwei Tonabnehmern aus dem Hause Tesla ausgestattet.

Wie für Gitarren dieser Bauart üblich, ist sie mit zwei
Zum Lieferumfang gehört lediglich der Inbusschlüssel zum Einstellen der Halsneigung.

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Praxis

Für die Soundfiles spiele ich zunächst direkt in ein 73er Fender Bassman Top und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks.
Trocken angespielt zeigt sich die Gitarre schon extrem schwingungsfreudig und drahtig. Das extrem niedrige Korpusgewicht gepaart mit dem tollen Werks-Setup und der klasse Bundierung ist beim Spielen eine wahre Freude, und als Besitzer des Mk I Modells muss ich sagen, dass das Facelift mehr als nur lohnenswert war und die Gitarre in eine komplett andere Klasse hievt. Clean bestätigt sich der akustische Eindruck und die Pickings kommen knackig mit sehr guter Saitentrennung. Die Gitarre besitzt den typischen nasalen “Quack” in den Mitten, wie man ihn von traditionellen Les Paul-Modellen kennt, und klingt sehr ausgewogen. Die Zwischenstellung kommt naturgemäß etwas hohler und twangiger und auch wenn diese nicht den klassischen Funk-Ton liefert, wie man ihn von Split-Stellungen oder Singlecoils gewohnt ist, eignet sich diese Position toll für Pickings und dezente Crunchsounds. Der Halspickup hingegen kommt sehr warm vollmundig und verleiht der SC550 II auch in jazzigen Gefilden durchaus Authentizität.

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Clean Picking – all Pickups Zwischenstellung Funk Neck Jazzy

Nun geht es an milde Overdrive-Settings und ich parke einen Wampler Tumnus vor den Bassman. Der Zerrsound wirkt auf mich sehr “sweet”, ausbalanciert und unaufdringlich. Hier kommen keine schrillen Frequenzen oder gar giftige Höhen zutage, sondern jede Stellung punktet durch cremige Drive-Sounds und einen harmonischen Mittenbereich.

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Crunch – all Pickups Higher Gain – Tumnus
Die Harley Benton SC-550 II DFB ist ein Knaller und das nicht nur optisch sondern auch klanglich.
Die Harley Benton SC-550 II DFB ist ein Knaller und das nicht nur optisch sondern auch klanglich.

Der Amp wechselt und ich stöpsele mich in einen Marshall Plexi. Auch mit dem typischen, britischen Marshallbrezeln weiß unsere Fernost-Paula sehr gut umzugehen und liefert durchsetzungsfähige Powerchords. Die Pickups sind sehr gut gewählt, denn die Teslas bringen mit ihrem gemäßigten Ausgangspegel den Naturton des Instruments noch gut zum Vorschein. Ein kleiner Wermutstropfen ist für mich allerdings die Elektrik, denn auch wenn das Instrument sehr gut auf die Arbeit mit Volume- und Tone-Poti reagiert, wirkt der Regelweg doch etwas unmusikalisch abrupt. Darüber hinaus fällt ein störendes Kratzen bei manchen Potis und auch dem Dreiwegschalter auf. Das ist zwar ärgerlich und eigentlich auch überflüssig, dennoch darf man bei aller Kritik den Preispunkt nicht außer Acht lassen, der immer noch genug Spielraum lässt, gewisse Komponenten gegen höherwertige auszutauschen.

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Marshall Plexi – Medium Gain Riff Marshall Plexi – Volume Poti – Bridge und Neck Marshall Plexi – Tone Poti – Bridge und Neck Marshall Plexi – Neck – Woman Tone

Obwohl die Pickups in ihrer Grundausrichtung eher traditionell rockig, süß und drahtig klingen, möchte ich die SC-550 auch einmal im High-Gain-Bereich antesten und wechsele zu einem Peavey 5150. Auch hier wirkt die Gitarre überraschend aufgeräumt und transparent. Die hohe Gainstruktur steht den Pickups relativ gut zu Gesicht und der Bassbereich bleibt herrlich un-matschig. Nichtsdestotrotz kann das Instrument aus meiner Sicht eher im Blues bis Classic- und Hard-Rock seine Stärken voll ausspielen, auch wenn Paulas naturgemäß in aller Regel Allrounder sind. Leadsounds und Sololicks gehen mit der Gitarre butterweich von der Hand. Die Bespielbarkeit ist wirklich traumhaft und fühlt sich bei allem klanglichen 60s Vibe aufgrund der Jumbo-Bünde doch überraschend modern an.

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High Gain Drop D High Gain Lead
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Fazit

Die Harley Benton SC-550 II ist gemessen am Preis der absolute Knaller. Die Verarbeitung ist tadellos, beginnend mit dem sauber eingefassten Binding über die perfekt abgerichteten Edelstahlbünde bis zum Werks-Setting. Die Tesla-Pickups sind sehr passend im PAF-Style gewählt und entlocken der Gitarre tolle traditionelle Klänge. Die Bespielbarkeit ist aufgrund des eleganten Halsprofils und der Bünde wahrer Luxus. Verglichen mit dem Vorgängermodell hat Harley Benton nicht geschlafen und ein bereits gutes Modell noch mal deutlich verbessert. Das Lob kann sich leider nicht auf die Elektrik erstrecken, die zumindest beim Testmodell ein paar Mängel aufweist und hinter der übrigen Qualität zurücksteht. Aber aufgrund der guten Grundsubstanz ist aus meiner Sicht durchaus ein Upgrade bzw. Modding gerechtfertigt. Die Gitarre richtet sich, wie die meisten Paulas, an eine breite Stil-Palette, punktet aber auf jeden Fall im Blues, Jazz und fast allen erdenklichen Rock-Genres von Classic- bis Hardrock. Dickes Lob an die Entwickler und aus meiner Sicht eine klare Kaufempfehlung, nicht nur für Einsteiger!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • toller traditioneller Sound
  • sehr gute Bundierung (Edelstahl, saubere Abrichtung)
  • tadellose Verarbeitung
  • niedriges Gewicht
Contra
  • Potis und Fünfwegschalter kratzen
Artikelbild
Harley Benton SC-550 II DFB Test
Für 319,00€ bei
Die Harley Benton SC-550 II DFB würde man in einer deutlich höheren Preisklasse vermuten - zum angesetzten Kurs ist sie nicht nur für Einsteiger eine Empfehlung.
Die Harley Benton SC-550 II DFB würde man in einer deutlich höheren Preisklasse vermuten – zum angesetzten Kurs ist sie nicht nur für Einsteiger eine Empfehlung.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Name: SC-550 II
  • Typ: E-Gitarre, Solidbody, Single-Cut
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Farbe: Desert Flame Burst Gloss
  • Korpus: gekammerter Mahagonikorpus
  • Decke: AAAA-Riegelahorn
  • Hals: Mahagoni, eingeleimt
  • Griffbrett: Pau Ferro
  • Griffbretteinlagen: Pearloid Trapez
  • Halsprofil: ’60er (Stärke 1. Bund: 20 mm – 12. Bund: 22 mm)
  • Mensur: 628 mm (24,72″)
  • Griffbrettradius: 305 mm (12,00″)
  • Sattelbreite: 42 mm (1,65″)
  • Hardware: Chrom, ABS-Sattel
  • Bünde: 22 Jumbo-Edelstahlbünde
  • Tonabnehmer: 2 Tesla Opus-1 AlNiCo-5 Humbucker
  • Potis: 2 Volume- und 2 Tone-Regler
  • Schalter: 3-Weg Tonabnehmer-Wahlschalter
  • Steg: DLX Tune-O-Matic Steg
  • Mechaniken: DLX Kluson
  • Werksbesaitung: D’Addario EXL-110 .010 – .046
  • Ladenpreis: 279,00 Euro (Juli 2021)
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?
…die AAAA-Riegelahorndecke begeistert mit einer kräftigen Maserung.

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Olaf Kliemt sagt:

#1 - 07.08.2021 um 03:58 Uhr

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