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Harley Benton BJ-65Pro Test

Das Harley Benton BJ-65Pro ist ein sechssaitiges Banjo, das nicht nur zu den preiswertesten Instrumenten seiner Art gehört, sondern zudem mit einer Ausstattung aufwarten kann, die es sonst auf dem Markt erst wieder etliche Hunderter weiter oben gibt. Wer im unteren Preissegment nach einem sechssaitigen Banjo sucht, kommt also um Thomanns Hausmarke Harley Benton nicht herum.

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Fertig eingestellt liefert das Harley Benton PJ-65Pro einen sehr spritzigen, dynamischen und lauten Ton, wie er typisch ist für ein Banjo mit Tone Ring.


Das Harley Benton BJ-65Pro ist ein ausgesprochen schmuckes sechssaitiges Banjo. Es bietet schon optisch alles, was man sich unter einem typischen Banjo vorstellt, inklusive der aufwändigen Einlagen im Griffbrett sowie des beachtlichen Gewichts von fast fünf Kilogramm. Das mag einem Les-Paul-geplagten E-Gitarristen nur ein müdes Lächeln entlocken, aber der durchschnittliche Akustikgitarrist, an den sich ein sechssaitiges Banjo wohl in erster Linie richtet, zuckt schon mal zusammen, wenn er es sich umhängt.

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Details

Dieses hohe Gewicht ist vor allem in der Ausstattung begründet: Zwei Koordinatorstangen sowie ein Tone-Ring – das ist eine Menge Metall, das entsprechend schwer wiegt. Der Kessel selbst besteht aus massivem Ahorn und ist aus einzelnen Stücken zusammengesetzt. Die Wandstärke beträgt 15 Millimeter und weist damit eine übliche Dicke auf. Das Fell trägt das Logo des renommierten Herstellers Remo. Es besitzt einen Durchmesser von 11″ und ist etwas rau, jedoch nicht annähernd so rau wie die üblichen Bluegrass-Felle. Gespannt wird es mit der stattlichen Menge von 24 Spannschrauben.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit dem Harley Benton PJ-65Pro erreicht ein sechssaitiges Banjo der unteren Preisklasse das bonedo-Testlabor.

Der Resonator wird mit vier Schrauben am Kessel befestigt, die man ohne Werkzeug lösen kann. Er besteht aus Mahagoni und bietet daher die gewohnte und beliebte dunkle Edelholz-Optik.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Resonatorhaube ist auf der Innenseite schwarz lackiert und wird mit vier Schrauben befestigt.

Der Hals wurde aus Nato gefertigt. Er ist an den zwei Stellen mit dem Kessel verschraubt, wo auch die Koordinatorstangen durch den Kessel laufen – die übliche Standardkonstruktion. Um die aktuellen CITES-Restriktionen zu umgehen, besteht das Griffbrett nicht aus Palisander, sondern aus einem Werkstoff namens Blackwood. Dabei handelt es sich um entsprechend behandeltes Kiefernholz. Die Mensur beträgt 66,5 cm und entspricht damit dem bei 5-string Banjos üblichen Maß. Im Griffbrett finden sich sehr aufwändige Einlagen, die an die opulente Bestückung der teuren Bluegrass-Banjos erinnert. Das Bundmaterial ist Banjo-typisch ziemlich dünn, allerdings sind manche Bünde nicht ordentlich abgerichtet, so dass es um den 11. Bund herum deutlich scheppert. So etwas sollte auch bei einem derart günstigen Instrument nicht geschehen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Hals wurde aus Nato gefertigt und ist an zwei Stellen mit dem Kessel verschraubt.

Der Saitenhalter ist eine justierbare Konstruktion, die die Saiten auf den erforderlichen Abstand spreizt, so dass sie gerade über die Brücke laufen können. Auch erlaubt er, sowohl Loop- als auch Ballend-Saiten zu montieren. Er ist ab Werk allerdings auf einen zu steilen Winkel eingestellt, was man aber schnell beheben kann. Das tut dem Klang hörbar gut. Ausgestattet ist das Banjo mit Light-Saiten mit Loop-End. Diese fühlen sich aufgrund der langen 67er-Mensur eher hart an und können bedenkenlos gegen leichtere Saiten ausgetauscht werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Der verchromte Saitenhalter ist eine justierbare Konstruktion,…

Der Steg besteht aus Ahorn und ist auf der Oberseite mit dem schon erwähnten Blackwood belegt. Allerdings stimmt der Abstand der Stegkerben nicht. Die Saiten werden ungleichmäßig und zu eng darüber geführt, was beim Spielen irritiert. Hier sollte der Hersteller unbedingt nachbessern. Im weiteren Testverlauf stellte sich außerdem heraus, dass die Saitenlage zu hoch und das Fell zu schlapp ist. Also herunter mit dem Resonator und das Fell nachgespannt sowie die Saitenlage mit der Koordinatorstange eingestellt.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Steg besteht aus Ahorn und ist auf der Oberseite mit Blackwood belegt.

Unter der Resonatorhaube fanden sich dann einige Mängel in der Verarbeitung. So sind die beiden Koordinatorstangen nicht parallel montiert, der Hals sitzt nicht gerade zum Kessel, und auch die Passung des Tone Rings ist ungenau, was allerdings erst bei abgenommenem Fell zu sehen ist. Aber die Saitenlage ließ sich ordentlich einstellen und das Fell auf den Zielton spannen, so dass diese Probleme mit zwei fest zugedrückten Augen in die Abteilung „dem Preis geschuldete Schönheitsfehler“ abgelegt werden können.

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Praxis

Ja, dieses Banjo ist richtig schwer, aber auch nicht schwerer als andere Banjos mit dieser Ausstattung. Dafür hängt es an einem Gurt sehr ausgewogen und angenehm vor dem Körper. Der Hals liegt ebenfalls sehr gut und satt in der Hand. Bespielbarkeit und Sound direkt nach dem Auspacken waren nicht überzeugend und werden dem Potenzial des Instruments in keiner Weise gerecht. Das sah nach zwei Stunden in der Werkstatt völlig anders aus.

Fertig eingestellt liefert das Harley Benton BJ-65Pro einen sehr spritzigen, dynamischen und lauten Ton, wie er typisch ist für ein Banjo mit Tone Ring. Hier spielt sicherlich auch die längere Mensur eine Rolle, die für ein deutlich perkussives Einschwingverhalten der Saiten sorgt. Der Grundsound ist nicht so fein wie bei einem hochpreisigen Banjo, allerdings ist eine hochwillkommene Portion Schmutz im Ton, die für eine erdige Gesamtperformance sorgt. Was aber uneingeschränkt vorhanden ist, ist das typische “Klingeln”, das aus dem Zusammenspiel von Tone Ring und korrekt gespanntem Fell resultiert.

Ein solcher Sound schreit geradezu nach einem entsprechenden, Bluegrass-inspirierten Anschlagpattern. Das tönt dann schon ordentlich authentisch, speziell wenn man sich Fingerpicks ansteckt und vielleicht sogar auf ein “Lift-E-A-Tuning” umstellt, also mit nach oben oktavierten E- und A-Saite. Allerdings funktionieren dann die üblichen Gitarrenpattern nicht mehr, und es ist schon sehr überraschend, wenn man einen Solo-Lauf nach unten spielt und plötzlich mit einem Oktavsprung nach oben konfrontiert wird.

Fertig eingestellt liefert das Harley Benton PJ-65Pro einen sehr spritzigen, dynamischen und lauten Ton, wie er typisch ist für ein Banjo mit Tone Ring.
Fertig eingestellt liefert das Harley Benton PJ-65Pro einen sehr spritzigen, dynamischen und lauten Ton, wie er typisch ist für ein Banjo mit Tone Ring.

Durch diesen prägnanten Sound hat das Harley-Benton-Banjo einen deutlichen Schwerpunkt auf schnelle Picking-Patterns auf der einen oder Swing-Viertel auf der anderen Seite. Wenn man vorsichtig mit dem Pick umgeht, kann man ihm jedoch auch ganz nette Strumming-Sounds entlocken. Vorsichtig deswegen, weil ein etwas zu forsch geführter Anschlag die entsprechende Note förmlich explodieren lässt. Auch Power Chords sollte man entsprechend vorsichtig angehen; diese Sounds kommen am besten, wenn man die Saiten mit dem Handballen dämpft.

Eine Paradedisziplin für das Harley Benton sind dann allerdings Single-Note-Lines, wie man sie in der irischen Musik findet. Sie werden ausdrucksvoll, charakterstark und vor allem durchschlagskräftig dargestellt. Natürlich benutzen die Chefs ein viersaitiges Tenorbanjo dafür, aber die Tonlage des Harley Benton BJ-65Pro entspricht ziemlich genau der Gitarrenstimmung. Endlich Guinness-Sound ohne Quintstimmung!

Audio Samples
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Fast Picking Bass Line with Strumming Power Chords Light Strumming Single Notes
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Fazit

Eigentlich ist das Harley Benton BJ-65Pro ein ziemlich geiles Instrument. Zu diesem Preis bekommt man nirgends ein mit Resonator und Tone Ring ausgestattetes Banjo, das einen derart überzeugenden und authentischen Sound liefert. Das Problem dieses Instruments ist weniger die stellenweise ungenaue Verarbeitung, sondern vielmehr die Werkseinstellung, die das Instrument für einen Einsteiger schwer spielbar macht. Saitenlage, Fellspannung, Saitenhalter und nicht zuletzt der Steg sind Details, die speziell für einen Einsteiger ab Werk stimmen müssen, sonst wird er nicht glücklich. Meine Empfehlung: Kauft dieses Banjo! Und dann steckt ihr ein paar Euro rein und lasst es euch sorgfältig einstellen. So bekommt ihr ein toll klingendes Banjo mit einem noch immer sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • authentischer Sound
  • Ausstattung mit Tone Ring
  • gute Bespielbarkeit
  • unschlagbarer Preis
Contra
  • Verarbeitung
  • Werkseinstellung
Artikelbild
Harley Benton BJ-65Pro Test
Für 249,00€ bei
Beim Harley Benton PJ-65Pro muss man leider erst noch Hand anlegen und es richtig einstellen, dann hat man aber ein Banjo mit überzeugendem und authentischem Sound.
Beim Harley Benton PJ-65Pro muss man leider erst noch Hand anlegen und es richtig einstellen, dann hat man aber ein Banjo mit überzeugendem und authentischem Sound.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: BJ-65Pro
  • Typ: 6-String Banjo
  • Herstellungsland: China
  • Rim: Ahorn massiv, mit Tone Ring
  • Fell: Remo Weatherking 11“, weiß, leicht rau
  • Koordinatorstangen: 2
  • Spannschrauben: 24
  • Resonator: Mahagoni
  • Hals: Nato
  • Griffbrett: Blackwood (Pinus Radiata)
  • Steg: Ahorn, Blackwood
  • Farbe: Natur, Hochglanz
  • Halsbreite Sattel: 43 mm
  • Halsdicke Sattel: 21,5 mm
  • Halsbreite 12. Bund: 51 mm
  • Bünde: 22 Medium, 1,9 mm x 1 mm
  • Mechaniken: geschlossen, verchromt
  • Mensur: 66,5 cm (26 3/16“)
  • Gewicht: 4,79 kg
  • Ladenpreis: 199,00 Euro (September 2018)
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