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Gretsch G5810 Bo Diddley Test

Die Gretsch G 5810 Bo Diddley im bonedo-Test – Den Namen Bo Diddley haben wahrscheinlich die meisten schon einmal gehört, und zwar oft im Zusammenhang mit Rocklegenden wie Keith Richards oder Jimmy Page, die besagten Bluesmusiker als eines ihrer großen Vorbilder nennen. Ein Bild des Gitarristen hat nicht jeder sofort vor Augen, aber wenn man erwähnt, dass es sich bei ihm um den schwarzen Mann mit der roten, rechteckigen Gitarre handelt, dann fällt meist der Groschen. Die Urversion dieses Instruments hat sich Bo Diddley 1959 selbst aus einem Klotz Bakelit, einem Kunststoff sowie einem Hals und der Elektronik einer Gretsch-Gitarre gebaut. Angeblich war ihm die flache Brettform des Korpus wesentlich lieber als die gewöhnliche Korpusform. Manche sagen, er mochte die Cutaways nicht, weil die ihn beim Herumspringen auf der Bühne störten.

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Auf jeden Fall ist das Instrument optisch einzigartig und in der Electromatic-Reihe auch für relativ kleines Geld erhältlich. Unter 500 Euro werden fällig, ein Schnäppchen, vergleicht man es mit dem “amtlichen” Signaturemodell, der G6138 mit Goldhardware, für die man runde 2500 anlegen muss. Wir haben das erschwingliche Bluesbrett für euch einmal genauer unter die Lupe genommen.

Details

Korpus

Im Gegensatz zu Bo Diddleys Originalinstrument ist der rechteckige Korpus der G5810 aus Luan gefertigt und hat eine Decke aus Schichtholz. So ein massiver Holzblock (Maße: 450 x 235 x 47mm) bringt natürlich einiges an Gewicht auf die Waage: 3,6 Kilo werden angezeigt. Abrundungen oder Ausfräsungen zur besseren Körperergonomie sind Fehlanzeige, wir haben es hier tatsächlich mit einem einfachen Brett zu tun, basta. Lediglich die Kanten sind etwas abgerundet, damit das Instrument beim Spielen im Sitzen nicht zu stark einschneidet. Es ist komplett rot lackiert mit einem weißen Binding an der Kante.
Die Gurtpins befinden sich auf der Zarge an den beiden schmalen Seiten und die Eingangsbuchse ist auf der unteren langen Seite angebracht. Auf dem Korpus glänzt die Hardware, Pickup-Kappen, Potiknöpfe und der Schalter sind verchromt, die fünfziger Jahre haben hier deutlich ihre Spuren hinterlassen. Das Ganze gefällt mir eindeutig besser als die goldene Hardware des Signature Modells aus der Professional Collection. Die Gitarre ist mit einer Wrap-Around Bridge ausgestattet. Das heißt, dass die Saiten vorne in die Brücke eingefädelt, darunter nach hinten weitergereicht und dann über den Steg wieder nach vorne geleitet werden. Die Brücke selbst wird in zwei Bolzen eingehängt und kann über diese in der Höhe verstellt werden, zur Justierung der Oktavreinheit ist jeder Saitenreiter einzeln in der Position einstellbar.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Brett

Pickups

Die G5810 ist mit zwei Gretsch Special Design Humbucker ausgestattet, die über einen Kippschalter angewählt werden. Die üblichen drei Kombinationen sind dabei möglich, nämlich der Hals-Pickup einzeln, beide Tonabnehmer kombiniert und der Steg-Pickup einzeln. Die Regelung von Klang und Lautstärke gestaltet sich etwas aufwendiger. Wie bei vielen Gretsch-Gitarren hat jeder Pickup einen eigenen Lautstärkeregler und für die Klangfarbe steht ein Master Tone-Regler zur Verfügung. Außerdem gibt es einen Master-Volume, der sich auf der anderen Seite in der Nähe des Halspickups befindet. Somit lassen sich gerade bei der Verwendung beider Pickups die Sounds mit den zwei dedizierten Volume-Potis feinfühliger einstellen. Möchte man die Gesamtlautstärke zurücknehmen, muss dann nur an einem Regler (Master-Volume) gedreht werden und das Mischungsverhältnis der Pickups bleibt erhalten. Für den Einsatz im Bluesbereich, wo gerne in dieser Form der Verzerrungsgrad geregelt wird, ist das natürlich sehr komfortabel.

Fotostrecke: 5 Bilder Steg-Tonabnehmer

Hals

Der Hals ist bei der G5810 mit vier Schrauben am Korpus befestigt, das gute Stück ist aus Ahorn und trägt ein Palisandergriffbrett. Es gibt 22 Medium Frets und Dot-Marker auf dem Griffbrett und der Halsleiste dienen der Orientierung. Durch den knallharten Übergang zum Korpus ohne Cutaway zwischen dem 15. und 16. Bund sind die hohen Lagen natürlich nicht mehr ganz so komfortabel zu erreichen, aber das dürfte den Bluesman nicht sonderlich stören, denn das Spiel wird wie so oft im Mittelfeld entschieden. Über einen weißen Kunststoffsattel gelangen die Saiten zu den Gretsch Die-Cast-Tunern, die nicht ganz so hochwertig daherkommen. Ab und zu zeigt sich etwas Spiel beim Drehen, die Mechaniken laufen leider nicht so geschmeidig. Sie befinden sich an beiden Seiten der Kopfplatte, auf der Abdeckplatte zum Halsstellstab erinnert die Signatur von Bo Diddley an den 2008 verstorbenen Meister des Blues.

Fotostrecke: 5 Bilder Klassische Halsverschraubung
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Praxis

Trotz der recht günstigen Preisgestaltung bekommt man bei der G5810 ein gut eingestelltes Instrument geliefert, der etwas kräftigere Hals mit C-Profil liegt gut in der Hand und ist vor allem angenehm glatt am Halsrücken. Gerade für Bluesfreaks, die viel mit dem Slide unterwegs sind und dadurch schnelle Lagenwechsel erledigen müssen, ist das ein kleines, aber wichtiges Kriterium. Auch die geringe Halswölbung ist für das Slide Spiel gut geeignet. Der rechteckige Korpus ist zwar etwas unbequem, wenn man im Sitzen spielt, aber in der richtigen Position liegt die Gitarre recht ausgewogen auf dem Oberschenkel.

Durchaus gewöhnungsbedürftig anzusehen, aber ordentlich zu spielen: Gretsch Bo Diddley
Durchaus gewöhnungsbedürftig anzusehen, aber ordentlich zu spielen: Gretsch Bo Diddley

Spielt man das Instrument ohne Verstärker an, dann macht sich schon die knackige Ansprache bemerkbar, die durch die Tonabnehmer noch weiter unterstützt wird. Hier punktet vor allem der Steg-Pickup mit einem sehr spritzigen Klang, der bei härterem Anschlag etwas bissig werden kann, aber nie schrill klingt. Der Halstonabnehmer kommt sehr warm aus den Speakern, vor allem die tiefen Saiten klingen in dieser Einstellung sehr weich. In der Zwischenposition ist die Dominanz des Steg-Pickups nicht zu überhören und das ist auch gut so, denn er liefert den entsprechenden Twang Faktor. Wer mehr davon haben möchte, kann bekannterweise den Volume-Regler des Hals-Pickups weiter zurücknehmen. Hier sind erst einmal alle drei Pickup-Kombinationen mit Cleansound.

Audio Samples
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Clean, Position 1 Clean, Position 2 Clean, Position 3

In Zwischenposition und mit leicht zurückgedrehtem Volume-Regler des Halstonabnehmers lassen sich knackige Rhythm-Grooves erzeugen.

Audio Samples
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Funk, Position 2

Die Humbucker liefern für ihre Gattung einen mittleren Ausgangspegel, der selbstverständlich dynamisches Spiel erlaubt und die Vorstufe des Verstärkers nicht zu stark fordert. Bei angezerrten Sounds kommen die beiden Klang-Charaktere der Tonabnehmer noch besser zur Geltung. Der Hals-Pickup mit dem eher weichen Ton und der rotzig klingende Steg-Pickup (mein Favorit!). Hier sind zwei Beispiele mit einem leicht angezerrten AC30.

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Dirty, Position 1 Dirty, Position 3

Die Verzerrung lässt sich sehr gut über den Anschlag steuern, die Pickups haben ein geringes Kompressionsverhalten, es klingt alles luftig und offen. Beim nächsten Beispiel hört ihr die Reichweite, was mit einem Mid Gain-Sound (hier Marshall Plexi) alles per Anschlag erreicht werden kann. Zuerst ist der Hals-Tonabnehmer mit leichtem Anschlag dran, dann kommt der Steg-Pickup mit härterer Betätigung der Saiten.

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Crunch

Das Tone-Poti bietet weitere Eingriffe ins Klanggeschehen, und die können auch schon mal extrem werden, denn auch hier ist der Wirkungsgrad recht hoch. Nimmt man es zurück, erhält man einen ziemlich muffigen Sound, der aber immer noch Definition im Ton hat. Ab 2 kHz wird hier die gnadenlose Schere angesetzt. In den nächsten beiden Beispielen hört ihr jeden Pickup einzeln, zuerst mit abgedrehtem, danach mit voll aufgedrehtem Tone-Poti.

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Tone, Position 1 Tone, Position 3
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Fazit

Die Gretsch G5810 ist ein extravagantes Instrument, dessen Optik sehr speziell ist und allein dadurch die Interessenten in zwei Lager spaltet. Auf jeden Fall kann das rote Rechteck klanglich eindeutig überzeugen. Die Gitarre bringt mit ihren beiden Humbuckern einen recht vielfältigen Sound an den Start, der vor allem vom charakterstarken Steg-Pickup geprägt wird. Durch die gute dynamische Ansprache und Klangübertragung können alle Facetten von samtig weich bis aggressiv bissig bedient werden. Ihre Stärken liegen eindeutig im Clean- bis Mid Gain-Bereich, die höheren Verzerrungsgrade sind nicht so ihr Ding. Verarbeitung und werkseitige Voreinstellung sind gut, lediglich die Tuner haben tote Punkte beim Drehen, was beim schnellen Stimmen nicht unbedingt optimal ist. Allerdings ist das Instrument aber recht stimmstabil, sodass man über dieses Problem nicht allzu oft stolpern sollte.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Pickups
  • Regelmöglichkeiten
  • Hals, Spielgefühl
  • dynamische Ansprache
Contra
  • hohe Lagen formbedingt schlecht erreichbar
  • Qualität der Stimm-Mechaniken
Artikelbild
Gretsch G5810 Bo Diddley Test
Für 460,00€ bei
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Spezifikationen
  • Hersteller: Gretsch
  • Model: G 5810 Bo Diddley
  • Finish: Blazing Red
  • Korpus: Luan mit Hartholzdecke
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12. Bd.: 52 mm
  • Mensur: 25,5“ (648 mm)
  • Bünde: 22
  • Mechaniken: Die-Cast Tuner
  • Pickups: Gretsch Special Design Humbucker
  • Regler: Volume 1, Volume 2, Master Volume, Master Tone
  • Brücke: Wrap Around Adjustable Bridge
  • Gewicht: 3,6 kg
  • Preis: € 546,– (UVP)
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Profilbild von AchimJazzz

AchimJazzz sagt:

#1 - 15.10.2013 um 20:09 Uhr

0

Damit könnte ich mich nie anfreunden :-(

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