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Gibson Les Paul Standard 2016 Test

Die Les Paul Standard 2016 hat Gibson wieder mehr nach altem Rezept gebacken. So zeigt sich der Hals wieder in üblicher Breite und wer möchte, der erhält auch Standard-Tuner statt Tronical-System. Aber es gibt auch ein paar “moderne” Zutaten, zum Beispiel die zusätzlichen Schaltmöglichkeiten, die auch beim 2015er Modell verfügbar waren: Jeder der vier Regler ist als Push/Pull-Poti ausgelegt. Das sieht alles sehr vielversprechend aus und scheint in die richtige Richtung zu gehen, nachdem die gravierenden Änderungen aus dem Jahr 2015 nicht jedermanns Geschmack waren.

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Die Gitarre ist made in USA, bei deutlich über 2000 Euro beileibe kein Schnäppchen und sie weckt hohe Erwartungen. Wie und ob sie diese erfüllt und ob der Mix aus Tradition und einigen Neuerungen gelungen ist, werdet ihr im folgenden Test erfahren.

Details

Korpus

Keine Frage, beim Korpusholz wird nicht experimentiert, Mahagoni ist das Material der Wahl und zur Gewichtsreduzierung ist der Body mit einem Modern Weight Relief ausgestattet, also gekammert. Dass die Les Paul dadurch zum Leichtgewicht mutiert, kann man nicht unbedingt behaupten, immerhin sind es nach wie vor 3,9 kg, die sie auf die Waage legt. Aber wenn eine Gitarre das darf, dann ist das meines Erachtens eine Les Paul. Die 2016er Standard hat eine sehr schöne gewölbte AAA-Riegelahorndecke und ist in elf verschiedenen Finishes erhältlich: Heritage Cherry Sunburst, Honey Burst, Trans Amber, Desert Burst, Trans Black, Tea Burst, Blue Mist, Light Burst, Gold Top, Ebony und Fire Burst, letzteres das ist das Finish unseres Testmodells. Auch hier sieht man einen klaren Trend zu den eher traditionellen Lackierungen. Am Korpusrand ist ein cremefarbenes Binding eingearbeitet, alle Lackierarbeiten sind sehr sauber und sorgfältig ausgeführt und die Gitarre ist tatsächlich eine Schönheit.

Fotostrecke: 6 Bilder Gibson besinnt sich 2016 wieder auf seine Tradition

Auf dem Korpus finden wir die üblichen Verdächtigen: Vier Regler mit Amber Top Head-Knöpfen, eine verchromte TonePros Tune-O-Matic-Brücke mit Stop Tailpiece, zwei Humbucker mit verchromten Kappen und cremefarbenen Rähmchen sowie den Pickup-Wahlschalter ebenfalls mit cremefarbenem Knopf und Rahmen. An der Zarge finden wir große Aluminium-Gurtpins und natürlich die Anschlussbuchse.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Saiten werden wie üblich…

Pickups

Der Hersteller hat die 2016er Les Paul Standard mit zwei Burstbucker Pro Pickups auf die Reise geschickt, die sich leicht in der Anzahl der Wicklungen unterscheiden. Der Steg-Pickup hat 300 Wicklungen mehr als der am Hals. Beide sind mit Alnico 5 Magneten ausgestattet und werden über den 3-Wege Toggle-Switch geschaltet. Aber das war noch nicht alles, denn jeder der beiden Volume- und Tone-Regler ist als Push/Pull-Poti ausgeführt und beherrscht folgende Funktionen:

  • Volume Neck (500k) – Neck Pickup Coil Tap
  • Volume Bridge (500k) – Bridge Pickup Coil Tap
  • Tone Neck (500k) – Out Of Phase Switch (beide Pickups müssen aktiv sein)
  • Tone Bridge (500k) – Pure Bypass
  • Die Werte der Kondensatoren sind übrigens jeweils mit .022uF angegeben.

Der Pure-Bypass-Schalter ist quasi der Solo-Switch der Gitarre. Der Steg-Pickup wird dabei direkt angewählt und auf den Ausgang geschaltet, die Klangregelung wird umgangen.

Fotostrecke: 9 Bilder Zwei Burstbucker Pro sorgen für die Klangübertragung…

Hals

Der eingeleimte Hals ist aus Mahagoni gefertigt und besitzt ein etwas dickeres Palisandergriffbrett, so wie schon die 2015er Version. Allerdings hat man seine Breite wieder in die traditionelle Richtung korrigiert, sodass am Sattel statt der letztjährigen viel kritisierten fast 46 mm jetzt wieder 43 mm angesagt sind. An den Seiten läuft ein cremefarbenes Binding und auf dem Griffbrett haben sich 22 Medium-Jumbo-Bünde versammelt. Zur Orientierung gibt es Trapez-Inlays auf dem Griffbrett und schwarze Punkte an der Halskante. Alles ist sehr sorgfältig verarbeitet und auch an der werkseitigen Einstellung von Halsneigung und Saitenlage gibt es nichts auszusetzen. So sollte das aber auch in dieser Preisklasse sein. Falls der Hals doch nachgestellt werden muss, findet man den Zugang zum Halsstellstab am Übergang zur Kopfplatte, hinter dem weißen Sattel. Dieser sogenannte TekToid-Sattel beinhaltet Graphit und hat selbstschmierende Eigenschaften, was auch bei Bendings für stabile Stimmung sorgen sollte. Dazu tragen aber auch die Grover Locking-Mechaniken bei, die an beiden Seiten der Kopfplatte angebracht sind. Die Mechaniken, bei denen die Saite eingeführt und rückseitig per Rändelschraube festgeklemmt werden kann, sorgen für schnelle Saitenwechsel und verrichten ihre Arbeit ohne Übertragungsprobleme.

Fotostrecke: 5 Bilder Typisch Les Paul…
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Praxis

Sound

Das Instrument kommt standesgemäß in einem braunen Formkoffer, der die Gitarre beim Transport zuverlässig schützt. Trocken angespielt zeigt sie ein amtliches Sustainverhalten und der Hals mit seinem asymmetrischen Slim Taper-Profil liegt satt in der Hand lässt sich in allen Lagen sehr gut bespielen. Durch ihre Split-Möglichkeiten hat die Gitarre einiges an Soundvariationen auf Lager, und zur nüchternen Bestandsaufnahme hören wir uns nun diese acht Grundsounds mit einem unverzerrten Ampsound an.

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Humbucker Mode: Hals Pickup, beide Pickups, Steg Pickup Split Mode: Hals Pickup, beide Pickups, Steg Pickup Mix Split: Hals Split & Steg Humbucker – Hals Humbucker & Steg Split

Die Burstbucker geben ganz ordentlich Gas und bringen die Vorstufe eines Amps eher ins Schwitzen als manch andere Kollegen. Sie schicken einen sehr klaren Ton an den Verstärker mit einer wirksamen Portion oberer Mitten, die in allen Klangbereichen für eine gute Durchsetzungsfähigkeit sorgen. Die Splitsounds klingen noch etwas dünner und drahtiger und machen auch Klänge möglich, die man gemeinhin eher von einer Telecaster kennt. Was mir besonders gut gefällt ist die Tatsache, dass auch dabei der Pegel nicht abfällt.
Die Out Of Phase-Schaltung ist aktiv, wenn das Tone-Poti des Hals-Pickups gezogen wird. Hier können im cleanen Bereich sehr nasale Sounds realisiert werden. Der folgende Reggae-Groove klingt tatsächlich, als hätte man der Gitarre die Nase zugehalten. Diese Funktion ist für traditionelle Klänge nicht unbedingt geeignet, aber soll es etwas schräger werden, ist es schön, dass man auch diese Karte spielen kann. Wer auf der Suche nach Brian May-ähnlichen Klängen ist, wird mit dieser Funktion und hohen Gain-Einstellungen dem Ziel etwas näher kommen.

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Beide Pickups, einmal normal, dann Out Of Phase

Für Einsätze im Blues-Bereich ist die Les Paul Standard sehr gut geeignet. Mit der Split-Funktion kommen recht schlanke Töne aus dem Instrument, wobei die Burstbucker die Anschlagsdynamik sehr authentisch übertragen. Der Sound lässt sich erstklassig mit den Fingern oder mit dem Pick steuern, hier fällt nichts unter den Tisch.

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Hals-Pickup Split

Nun der Steg-Pickup im Dynamik-Check mit einem Mid-Gain-Sound. Auch hier ist der Zerrgrad sehr gut per Anschlagsdynamik steuerbar, wie man im folgenden Beispiel hören kann. Dort habe ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen.

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Steg-Pickup (Humbucker) – Anschlagsdynamik

Ein weiterer Pluspunkt der Pickups ist die klare Saitentrennung, die vor allem bei hohen Gainsettings für eine saubere Akkordwiedergabe sorgt. Jede Saite ist auf jedem Bund klar zu hören und geht nicht im Zerr-Chaos unter. Im nächsten Beispiel zeigt sich auch noch einmal das Dynamik-Spektrum, das allein mit den unterschiedlichen Pickup-Einstellungen der Gitarre realisierbar ist. Am Amp habe ich einen höheren Zerrgrad eingestellt und zuerst den Hals-Pickup im Split-Mode angewählt, Volume ist auf 5 geparkt und der Tone-Regler steht auf 6. In diesem Setting generiere ich einen recht warmen, fast unverzerrten Sound. Dann geht es auf den Steg-Pickup (alles voll aufgedreht, Humbucker-Mode) und der Krawall geht los. Trotzdem hört man die komplette Melodie-Linie, auch bei permanent mitschwingender tiefer E-Saite.

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High Gain Sound – zuerst Hals-Pickup (Split), dann Steg-Pickup

Die Pickups sind zwar nur ein paar hundert Wicklungen und einige Zentimeter auseinander, aber sie erzeugen doch sehr unterschiedliche Sounds. Ich habe jetzt einen Okko Diablo mit vollem Gain als Zerrgenerator vor meinem Amp hängen und ihr hört zuerst den Hals-Pickup und danach den “alles auf zehn” Schalter, das Tone-Poti wird hochgezogen. Hierbei wird direkt auf den Steg-Pickup geschaltet und auch die komplette Klangregelung umgangen. Im direkten Vergleich ist der Sound etwas aggressiver und hat noch eine Ecke mehr Biss. Beim Hals-Pickup werden weiche Töne produziert, auf den tiefen Saiten schon mit einem Hauch Fuzz-Sound, obwohl kein Fuzz im Einsatz ist.

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High Gain Lead Sound – zuerst Hals-Pickup, dann Steg-Pickup

Auch im Schwermetallgewerbe kann die Les Paul eingesetzt werden. Der Steg-Pickup macht ordentlich Dampf und auch der Bassbereich kommt bei diesen Zerrsounds recht knackig. Das ist nicht bei jeder Les Paul der Fall, denn in dieser Disziplin gibt es mitunter in den tiefen Frequenzen auch recht undefinierte Klänge. Allerdings sind die Metal-Sounds nicht ihr Kerngeschäft, vor allem bei weiten Downtunings wird es mit der tiefen E-Saite etwas schlabberig.

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Mid Scoop Metal Sound – Steg-Pickup

bonedo Video Clip

Wir haben für euch noch ein Video erstellt, in dem ihr die Gitarre noch mal in unterschiedlichen Sound-Disziplinen sehen und hören könnt.

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Fazit

Gibson präsentiert mit der Les Paul Standard 2016 T ein sehr gelungenes Instrument, das mit seiner Halskonstruktion wieder mehr in Richtung traditionelle Les Paul geht und in punkto Elektronik einige sehr gute Features am Start hat. Das Instrument hat ein gutes Schwingungsverhalten, lässt sich erstklassig bespielen und ist auch entsprechend tadellos verarbeitet. Die Burstbucker Pro Pickups sorgen für ordentlich Dampf im Kessel, lassen sich aber durch die Split-Schaltung auch zu drahtigeren Sounds bewegen. Mit dem Pure Bypass-Schalter, der den Steg-Pickup ohne Klangregelung direkt auf den Ausgang legt und der Out-Of-Phase-Schaltung hat man ein sehr flexibles Instrument am Start, mit dem man sehr viel an Klanggestaltung direkt an der Gitarre vornehmen kann. Eine sehr gelungene Mischung aus traditioneller und moderner Les Paul, deren Stärken klar im verzerrten Bereich liegen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Schaltung, Soundmöglichkeiten
  • Hals, Bespielbarkeit
  • Pickups
  • verzerrte Sounds
  • dynamische Ansprache
  • Split-Sounds fallen nicht im Pegel ab
Contra
  • keins
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Gibson Les Paul Standard 2016 Test
Für 1.798,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gibson
  • Model: Les Paul 2016 T FB
  • Herstellungsland: USA
  • Finish: Fire Burst
  • Korpus: Mahagoni (Modern Weight Relief)
  • Decke: AAA Riegelahorndecke
  • Hals: Mahagoni
  • Profil: Asymmetrical Slim Taper
  • Griffbrett: Palisander (Compound Griffbrettradius)
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22 Medium Jumbo Frets
  • Mechaniken: Grover Locking Mechaniken
  • Pickups: 2x Burstbucker Pro
  • Regler: 2x Volume (Push/Pull Coil Switch), 2x Tone (Push/Pull Phase Switch & Pure Bypass)
  • Brücke: TonePros Tune-O-Matic mit Stop-Tailpiece
  • Gewicht: 3,9 kg
  • Zubehör: Koffer
  • Preis: 2.379,00 Euro
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Profilbild von Max_812

Max_812 sagt:

#1 - 08.07.2016 um 11:39 Uhr

0

Die Gibson Les Paul ist grundsätzlich wirklich das gitarrenmäßige Nonplusultra. Aber Burstbucker sind meiner Meinung nach die grusligsten Pickups, die Gibson baut. Furchtbarer Sound - egal in welcher Version. Sozusagen Pickups die die Welt nicht braucht...

    Profilbild von Frode Andersson

    Frode Andersson sagt:

    #1.1 - 29.07.2017 um 15:26 Uhr

    0

    Und was wären für dich die optimalen GLP pickups?

    +1
Profilbild von Wolfgang Krietsch

Wolfgang Krietsch sagt:

#2 - 01.03.2018 um 07:38 Uhr

0

Ich habe so eine Gitarre gerade ganz frisch adoptiert ... ich finde die toll, aber die Pickups sind nicht meins glaube ich. Ich denke, ich werde sie gegen Seymour Duncan Seth Lovers austauschen.

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