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Gibson Joe Bonamassa Les Paul Studio Test

Fällt der Name Joe Bonamassa, dann schnalzen nicht nur Blues- und Rockgitarristen mit der Zunge. Der 1977 geborene Gitarrist und Sänger, der schon mit 12 Jahren zusammen mit B. B. King auf der Bühne stand, hat sich im Laufe seiner Karriere eine weltweite Fangemeinde erspielt. Außerdem kann wohl kaum ein Musiker ein solches Pensum an Tourkilometern vorweisen wie er. Die Krönung seiner bisherigen Laufbahn dürfte sein auf DVD festgehaltener und absolut sehenswerter Auftritt 2009 in der legendären Royal Albert Hall in London sein.

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Joe wuchs quasi im Musikladen seines Vaters auf und war umgeben von Gitarren, woher nicht nur seine Affinität zu diesen Instrumenten, sondern wohl auch seine Sammelleidenschaft rührt. Kein Wunder also, dass Gibson der Nummer eins der US Billboard Bluescharts mit einer Goldtop aus der Studio Serie ein eigenes Modell geschnitzt hat.

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DETAILS
Über die Form einer Gibson Les Paul muss man eigentlich keine Worte verlieren, auch die Materialen sind hinlänglich bekannt – trotzdem hier noch einmal ein kurzer Überblick:
Der Korpus besteht aus Mahagoni, auf das eine gewölbte (carved) Ahorndecke geleimt ist. Um das Gewicht etwas zu mildern, sind in den Korpus kleine Kammern gefräst, die auch als Resonanzkörper dienen. Die gesamte Elektrik ist über die Rückseite zugänglich, die deckend hochglänzend schwarz lackiert ist. Auch die Vorderseite ist deckend lackiert, allerdings in Gold, und harmoniert perfekt mit dem glänzenden Schwarz. Als Lack wird übrigens Nitrocellulose verwendet.

Der Tonübertragung dienen bei der Bonamassa Studio Les Paul zwei Burstbucker, wobei ein Burstbucker 2 in der Halsposition tönt und der heißere Burstbucker 3 am Steg. Diese Pickups sollen eine sehr akkurate Nachbildung des legendären PAF (Paten Applied For) Humbuckers sein, der vorwiegend in den 50ern und frühen 60ern verbaut wurde. Die Magneten bestehen aus Alnico II, und damit die Liaison mit einem fett zerrenden Amp nicht in einem Pfeifkonzert endet, sind die Tonabnehmer gewachst.
Ein Dreiwegschalter an gewohnter Stelle wählt zwischen den beiden Pickups, wobei die Mittelstellung natürlich beide gleichzeitig aktiviert. Bei den Volumen- und Tonreglern hat sich Joe etwas einfallen lassen und diese jeweils durch unterschiedliche Farben kenntlich gemacht. Das Pärchen, das für den Hals-PU zuständig ist (also Volumen und Ton oben), ist mit bronzefarbenen Top-Hat-Kappen versehen, die Steg-Fraktion (Volumen und Ton unten) mit silbernen.
Das Stop Tailpiece glänzt wie die Pickup-Kappen und die Mechaniken in Chrom, was gut zu dem edlen Erscheinungsbild der Gitarre passt. Joe hat sich für ein schwarzes Schlagbrett entschieden, das sich bei Bedarf entfernen lässt.

Das bewährte Mahagoni kommt auch beim Hals zum Einsatz, der rückseitig deckend schwarz lackiert ist und mit einem perfekten Übergang in den Korpus überzeugen kann. Das Griffbrett besteht aus Palisander und ist zum Glück nicht dunkel gebeizt – das wäre dann optisch wohl doch etwas zu viel des Guten gewesen – und der Orientierung dienen Trapez-Inlays aus Acryl.
Die Kopfplatte in der typischen Gibson-Form beherbergt sechs geschlossene Grover-Mechaniken, die, wie bereits erwähnt, ebenfalls verchromt sind. Natürlich dürfen auch das goldene Gibson Logo sowie die glockenförmige Plastikabdeckung des Halsstabs mit Joe Bonamassas Signatur nicht fehlen.
Die Verarbeitung des Instrumentes ist insgesamt sehr gut, die Gitarre ist perfekt eingestellt, Bund- und Oktavreinheit sind kein Thema und auch der montierte 10-46 Saitensatz passt wunderbar.
Zudem wird die Bonamassa Paula in einem stabilen Gibson-Formkoffer geliefert – sehr gut!

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PRAXIS
Der Hals mit seinem fetten D-Profil liegt gut in der Hand, ist aber sicherlich nicht jedermanns Sache. Fakt ist jedoch, dass ein dicker Hals das Schwingungsverhalten positiv beeinflusst. Die Bespielbarkeit ist sehr gut und man spürt förmlich, dass Joe ein Blues-Rocker ist, der jeden Ton erleben möchte und das Instrument es ihm nicht allzu leichtmachen soll. Apropos leicht: Die 3,86 Kilo Lebendgewicht der Gitarre halten sich absolut im Rahmen und zerren auch nicht allzusehr an der Schulter. Alle Saiten schwingen gleichmäßig und lang aus, trocken angespielt klingt die Gitarre laut und holzig. Im Vergleich zu anderen Les Pauls vermisse ich etwas die Drahtigkeit, aber natürlich muss man davon ausgehen, dass Joe es genau so wollte.
Jetzt sind wir gespannt, was diese spezielle Paula an diversen Amps soundmäßig zu bieten hat. Wie immer beginne ich clean mit einem Fender Deluxe Amp und schalte zwischen den Positionen, beginnend am Hals-PU.

Audio Samples
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Clean Deluxe

Hier bestätigt sich der erste trocken gespielte Eindruck. Das Instrument klingt angenehm holzig-warm, bekommt aber durch die Pickups einen gewissen Snap bei jedem Anschlag. Alle Positionen sind untereinander in der Lautstärke ausgewogen und erzeugen einen schönen Vintage-Sound.

Audio Samples
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Funky Mid Deluxe

Bei diesem Beispiel habe ich die Mittelposition verwendet, also beide Pickups zusammen. Auch hier kommt der schmatzende Anschlag, gepaart mit dem schön mittigen Grundcharakter der Gitarre zur Geltung.
Beim nächsten Sound habe ich die Halsposition verwendet.

Audio Samples
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Deluxe Soul

Den Hals-PU könnte man am Besten mit “vollmundig“ bezeichnen. Er schafft es, fett zu klingen, ohne die Bassfrequenzen hervorzuheben und dadurch matschig zu werden. Perfekt für soulige Begleitung, die sonst eher mit z.B. einer Gibson 335 gespielt wird.
So, genug der klaren Töne, jetzt wird es schmutziger. Zu diesem Zweck habe ich einen AC30 aktiviert und schalte in die Stegposition.

Audio Samples
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AC Rock Steg

Das gefällt mir wirklich gut! Durch die nicht zu heiße Wicklung der Tonabnehmer ist der Sound zwar schön rau, ohne jedoch auf Durchsichtigkeit zu verzichten. Auch hier kommen die Höhen gut zur Geltung, drängen sich aber nicht auf. Der Amp bekommt so einen angenehmen Growl, perfekt für angeschmutzte Rocksounds.

Audio Samples
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Plexi Riff Steg

Hier habe ich eine weitere klassische Kombination gewählt. Der Marshall Plexi ist zusammen mit einer Les Paul das wahrscheinlich typischste musikalische Paar der Rockgeschichte. Und so klingt es dann auch. Die Les Paul präsentiert sich fast schon kehlig und wartet förmlich darauf, mit fetten Riffs gefüttert zu werden. Wieder zeigt sich die gute Kombination aus verwendeten Hölzern und den Burstbuckern, die wunderbar miteinander harmonieren. Les Pauls neigen oft dazu, im Bassbereich zu fett zu klingen, was hier zum Glück nicht der Fall ist.
Ein weiterer Klassiker ist die Kombination Marshall JCM 800 und Les Paul. Slash zum Beispiel erzeugt so seinen markanten Sound.

Audio Samples
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JCM 800 Riff Steg

Der augenscheinlichste Unterschied zum Plexi ist neben dem höheren Gainanteil auch die Mittenfrequenz, die sich nach oben hin verlagert. Jedenfalls liefert die Bonamassa Les Paul einen tollen Rocksound! Sie kann ganz schön bissig zur Sache gehen, nervt aber in keinem Moment durch zu markante Höhen.
Abschließend habe ich ein kleines Playback erstellt, auf dem ich mit drei verschiedenen Amps jeweils ein paar Leads spiele.

Audio Samples
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Bonamassa Song Master

Den ersten Teil bestreitet ein relativ clean eingestellter AC30, der Mittelteil wurde mithilfe eines Dunlop Cry Baby Wahs und einem JCM 800 realisiert, das Ende dann mit dem Plexi Marshall. Sämtliche cleanen Gitarren habe ich durch den Deluxe gespielt. Bei dem Song kommen bei den Aufnahmen bis auf ein leichtes Delay keine weiteren Klangbearbeitungen zum Einsatz.

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FAZIT
Die Bonamassa Les Paul Studio ist rundum gelungen. Es gibt eigentlich nichts zu bemängeln, eine ab Werk wirklich sehr gute Verarbeitung sowie die perfekte Einstellung hinterlassen einen mehr als positiven Eindruck. Soundmäßig würde ich sie als eine moderne Vintage-Gitarre bezeichnen, mit der sich sehr authentische Soul-, Blues- und Rock-Sounds realisieren lassen. Der Preis geht absolut in Ordnung und bietet eine Menge Gitarre fürs Geld!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Abstimmung
  • Preis/Leistung
Contra
Artikelbild
Gibson Joe Bonamassa Les Paul Studio Test
Für 1.298,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Gibson
  • Bezeichnung: Joe Bonamassa Studio
  • Gewicht: 3,86 kg
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Ahorn
  • Hals: Mahagoni, D-Shape
  • Inlays: Trapez
  • Sattelbreite: 43,05mm
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Mensur: 628mm
  • Tonabnehmer: Burstbucker 2 (Hals), Burstbucker 3 (Steg)
  • Farbe: Gold (Decke), Schwarz (Hals und Korpusrückseite)
  • Hardware: Chrom
  • Schlagbrett: Schwarz
  • Besonderheiten: unterschiedliche Volumen- und Tonpoti-Kappen (Tophat)
  • Gibson Koffer
  • Preis: 1.239,00 Euro
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Kommentieren
Profilbild von Ralf Vornholt

Ralf Vornholt sagt:

#1 - 06.12.2011 um 20:08 Uhr

0

Schöner Bericht. Ich kann den Aussagen nur beipflichten. Ich hab' sie mir geholt und bin Begeistert!

Profilbild von Ronald

Ronald sagt:

#2 - 21.12.2011 um 20:22 Uhr

0

Hi! Ja, mich hat der Bericht auch inspiriert, Gitarre angespielt und auch begeistert. Ich habe 3 verschiedene ausprobiert, alle gut verarbeitet. Alle 3 klingen leicht unterschiedlich, aber alle wirklich gut. Einzig allein das Gewicht find ich schon für mich grenzwertig. Hätte gerne eine gefunden, die so 4 kg wiegt. Alle 3 hatten ca. 4,3 kg... na ja, geht ja auch noch, eine davon ist meine neue Lieblingsgitarre :)

Profilbild von -

- sagt:

#3 - 31.01.2012 um 14:11 Uhr

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Profilbild von Rolf

Rolf sagt:

#4 - 22.08.2012 um 01:01 Uhr

0

Ja, ein Traum von Les Paul. Leider spielt das Gewicht einen große Rolle. Eine richtig Alte Paula kommt locker auf 5 kg. Meistens kann man den Unterschied auch hören (und erst recht spüren am Bauchgefühl)

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