ANZEIGE

German Maestro GMP 400 und GMP 450 Pro Test

Praxis

Tragekomfort und Handling

Das bloße Tragen der beiden GMP-Brüder erweist sich als wahre Freude, denn die Teile drücken nirgendwo zu fest, die Muscheln um die Ohren wirken zu keiner Zeit wirklich unangenehm, auch Wärmestaus konnte ich überraschenderweise auch beim 450 Pro nicht feststellen. Allerdings ist der Anpressdruck wirklich bei beiden kaum spürbar, was beim Schüttel- respektive Abwurftest nicht zu Bestnoten führt. Im Gegenteil: Im Grunde muss bei schnellen Drehungen des Kopfes immer mal wieder der Sitz angepasst werden. Die Größenanpassung an den Kopf geschieht automatisch seitens des Bügels als Reaktion auf den Zug des Kopfbandes.
Will jemand anders nach der Anwendung das Headphone aufsetzen, muss die Größenanpassung wieder rückgängig gemacht werden, indem man die Adaption an beiden Seiten wieder zurücksetzt, was ich weder als lästig noch als unkomfortabel empfunden habe. Das beidseitig geführte Kabel ist zwar nicht verwicklungsfrei, aber auch nicht so wahnsinnig widerspenstig und erfüllt die Ansprüche im Studioalltag locker. Der Minispiralanteil erweist sich als sehr praktisch und könnte auch für DJ-Headphones anstelle eines Vollspiralkabels Schule machen.
Einzig das Ohrpolster des GMP 450 Pro bietet einen nachvollziehbaren Grund für potentielle Beschwerden, denn wie vermutet bietet das offene Oval im Inneren des Ohrpolsters mit einer Grundfläche von 35 mal 55 Millimetern meinem Ohr wenig Platz und insbesondere mein rechtes Ohr rutscht hier und da mal heraus. Ein Freund, der den 450er ebenfalls aufgesetzt hat, schilderte mir ähnliche Ohr-rutscht-raus-Effekte. Hier sollte German Maestro vielleicht in Zukunft Ohrpolster mit verschieden großen Ovalen anbieten, um auch die potentiellen Käufer vom 450er überzeugen zu können, die mit größeren Außenohren als der Durchschnitt ausgestattet sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Bei beiden GMPs geschieht die Ohranpassung über die federnde Aufhängung.

Klang

Der Sound des GMP 400 ist ausgewogen und sehr angenehm. Er klingt insgesamt transparent mit angenehmen Höhen, gut aufgelösten Mitten und trockenen Bässen. Der von mir wahrgenommene Übertragungsbereich weist keinerlei Überbetonungen auf. Der Bassanteil geht für einen offenen Kopfhörer absolut in Ordnung. Die Stereodarstellung ist klar und die räumliche Abbildung ist gut, wenn auch gesagt werden muss, dass der Raumeindruck besser geht. Doch fehlt es ihm an etwas anderes, was ich noch nicht so genau benennen konnte. Eine kurze Höreinheit mit meiner offenen Studioreferenz, dem AKG K-702, lässt dann deutlich werden, was ich bis gerade eben noch vermisst hatte: die hohe Auflösung im Hochton, die beim AKG wirklich phänomenal gut ist. Es ist nicht allein der Pegel des hohen Spektrums an dieser Stelle, sondern mir geht es um die Fähigkeit, die hochfrequenten Schwingungen mit sämtlichen Feinheiten exakt wiederzugeben. Und da hat der AKG, auch objektiv betrachtet, die Nase vorn, hier geht es nicht ums Gefallen. Auch der Bass erfuhr in Sachen Körperlichkeit, sprich Zeichnung, mit dem Aufsetzen des K-702 ein (wenn auch kleineres) Upgrade. Dennoch muss ich sagen (und nun geht es um Subjektivität), dass ich selten einen homogeneren Kopfhörer gehört habe. Und das ist meiner Meinung nach wirklich eine große Stärke, was ich für mich auch bestätigt sehe, denn einen Abend lang hatte ich ihn auf (nahezu den ganzen Abend) und hatte ganz vergessen, dass es nicht mein AKG war, der auf meinem Schädel saß, sondern der deutsche Meister, ganz zu meiner Überraschung in jenem Augenblick.
Das geschlossene Modell soll mir vor den ersten Hörversuchen erst mal einen Eindruck von seiner Fähigkeit zur Außenabschirmung verschaffen. Und der ist klar und unmissverständlich: selten (oder womöglich gar nicht) habe ich einen geschlossenen Hörer aufgehabt, der mich so wenig akustisch abgekapselt hat wie dieser. Auf meiner heimischen Anlage lief gerade ein deftiger House-Mix auf Deep Mix Radio Moscow und obwohl ich den Hörer bereits aufgesetzt hatte, gewann ich nicht den Eindruck, einer Unterhaltung nicht mehr folgen zu können. Auch konnte ich noch alle Feinheiten der Musik locker wahrnehmen.
Für Monitoranwendungen im Studio, bei denen eine ganze Rock Band einspielt, wird der 450er folglich nicht herhalten können, dafür fehlt es ihm einfach zu deutlich an der Fähigkeit der Außenabschirmung und damit letztlich auch wieder an Pegel. Denn der lauteste ist er ja eh schon nicht und mit 300 Ohm zudem relativ anspruchsvoll hinsichtlich des Kopfhörerverstärkers. Wo ich ihn aber durchaus sehe, ist in Projektstudios, in denen vornehmlich elektronische Musik produziert und kaum akustische Aufnahmen gemacht werden. Der Klang des GMP 450 Pro ist soweit von dem des GMP 400 nicht entfernt, was auch so zu erwarten war. Er klingt trocken und fest mit angenehmen Höhen, gut aufgelösten aber etwas weniger durchsichtigen Mitten und trockenen Bässen, die eine gute Zeichnung aufweisen. Die räumliche Abbildung ist beim 450er aufgrund des geschlossenen Prinzips weniger luftig und auch längst nicht so ausgeprägt wie beim offenen Modell von German Maestro.
Um mich auch hier wieder kurzfristig hinsichtlich des Sounds „einzunorden”, setzte ich für kurze Zeit den MSR7 von Audio-Technica auf, der für einen geschlossenen Kopfhörer eine gute räumliche Darstellung verfügt und aktuell für etwa 200 Euro Straßenpreis zu haben ist. Auch hier belegt mir meine heimische Hör-Referenz meinen ersten Eindruck. Der 450er ist zu wenig effektiv hinsichtlich der Außenabschirmung, könnte räumlicher klingen und sollte weniger kosten. Letzteres gilt auch für den GMP 400, wenn dieser mir auch ein wenig besser gefallen hat, was uns unweigerlich zum Fazit dieses Reviews führt.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.