Focal Trio11 BE Test

Praxis

First World Problems

Hätte ich am Telefon nur besser zugehört. Hab ich aber nicht, und so erwischt mich der Speditionsfahrer sichtlich überrascht und verdutzt mit einer Europalette mit 115 kg an einem Montagmorgen in Boxershorts. Lieferung bis Bordsteinkante – und so heißt es erstmal schleppen, schleppen, schleppen. Kein Vergnügen allein und ohne Fahrstuhl, denn handlich ist die Verpackung der Franzosen wahrlich nicht. Ausgepellt werden die Focal Trio11 BE bei mir im 2-Meter-Stereodreieck im Studio aufgebaut, Filter alle auf „neutral“ und los …


Groß, weich und gefällig: Die Focal Trio11 BE.
Groß, weich und gefällig: Die Focal Trio11 BE.

Klang


Groß, weich und gefällig kommen mir sofort als Attribute in den Sinn, als ich die Speaker zum ersten Mal höre. Der Bass ist wirklich wuchtig und geht ordentlich tief, fast ein wenig subwoofermäßig. Die Höhen klingen ebenfalls sehr seidig und niemals harsch. „Saftig“, es klingt komisch, aber die Speaker klingen saftig. Es macht also Spass mit ihnen zu hören, keine Frage. Die Stereoauflösung und -breite ist auf einem hohen Niveau und der Klang löst sich schön vom Speaker, macht sich breit. Ist der Raum ordentlich behandelt, hat man einen großen Sweetspot. 
Allerdings finde ich die Trio11 BE auch etwas schönmalerisch, Transienten kommen für meinen Geschmack nicht schnell genug und auch holzige Bassimpulse werde leicht abgefangen. „Dr. Dre Snares“ smacken beispielsweise nicht doll genug und auch zu harsche, digitale Produktionen klingen mir etwas zu gut, auch weil die Mitten leicht zurückgefahren sind.
Ich drehe testhalber den Bass mit den eingebauten Filtern zurück und die Höhen minimal auf, um die Speaker etwas „stressiger“ zu gestalten – und siehe da, die Mitten kommen nun deutlicher nach vorn. Man muss also auch hier mit zu kräftigem Bass aufpassen, sonst werden die Mitten zu sehr kaschiert und überdröhnt. Was den Pegel anbelangt, muss man sich keine Sorgen machen. Die Box spielt wirklich laut und der Bass komprimiert auch nicht. Die Schutzschaltungen konnte ich nicht zum Auslösen bringen. Die Focusfunktion, die den Woofer umgeht, ist für mich ein nettes Gimmick, ob ich das im Alltag nutzen würde, mag ich zu bezweifeln.

Focal Trio6 


Mein Test der Trio6 liegt schon eine ganze Weile zurück und ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr richtig an den Klang der Box erinnern – zu viele verschiede Modelle rutschen über meinen Prüfstand. Ich empfand sie laut meiner eigene Aussage aber als nüchterner und analytischer. Das muss aber gar kein Widerspruch sein, denn wie ich weiter oben feststellte, ist das Plus an Bass hier durchaus für die Zurückhaltung der anderen Frequenzbereiche verantwortlich. Es scheint auch so, dass bei beiden der Rest in etwa identisch ist, bis auf das größere Gehäuse für den Woofer und sein stärkerer Amp. 

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Rene Andree sagt:

#1 - 29.09.2022 um 19:27 Uhr

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Als ehemaliger Fachverkäufer für Recording in einem der größten Musikhäuser Europas, Audio-Engineer und über 35 Jahre Erfahrung kann ich über die Einordung des Spitzenmodells von Focal als obere Mittelklasse nur den Kopf schütteln. Auch ansonsten erscheint der Test wenig professionell. Der Klang der Trio 6 wurde im vorgehenden Test als nüchterner und analytischer bezeichnet. Hingegen wurde die Trio 11 als leicht schönfärberisch und mit zurückgenommenem Mittenbereich beschrieben. Das kann mann so nicht stehen lassen, denn der Mitteltonbereich wurde nach den exakten Beschreibungen zu den Neuerungen bei der Trio 11 gegenüber der Trio 6 deutlich in der Entwicklung verbesert. Die Darstellung des Mittenbereich der Trio 11 Bezeigt extrem viel Detail und spielt schon in der Liga einer ATC SCM 25a. Es ist zu vermuten, dass aufgrund nicht idealer Abhörbedingungen dieser Test leider nicht die Stärken der Trio 11 Be beschreiben konnte. Da die Trio 11 Be bis 30hz spielt und eine echte Fullrangeabhöre ist, muss die Raumakustik genügend optimiert sein. Ansonsten kann es wie hier im Test zu groben Fehleischätzungen kommen, denn typisches Dröhnen der Bässe durch schlechte raumakustische Verhältnisse könne den Mittenbereich maskieren, so dass dieser zurückgenommener wirkt. Eventuell waren die Trio 11 Be auch einfach zu groß für den Raum indem diese hier getestet wurden. Schade so entsteht für viele Interessenten ein völlig falscher Eindruck. Man bedenke, dass der Vorgänger der Trio 11 Be, die Focal SM9 sich sogar als Monitor im Mastering in vielen,. bis hin zu sehr großen Masteringstudios bewährt hat. Die SM9 war für das Mastering hier vielen nicht zu schönfärberisch oder zu wenig analytisch oder detailiert. Die Trio 11 Be ist gegenüber der SM9 nochmals technisch weiterentwickelt und klanglich optimiert, was sich vor allem in einem noch transparenteren und detailreicheren Mittenbereich in Verbindung mit einem kristallklaren Höhenbereich.Auch der Bassbereich ist nochmal straffer als bei der SM9 und die Dynamik der Trio 11 Be spielt deutlich höher als Mittelfeld fast bis in den Bereich sehr großer Hauptmonitore. Es Sogar in der Preisklasse bis deutlich über 9000€ wird es schwierig eine vergleichbare Fullrange Studioabhöre zu finden, die den gesamten Frequenzbereich mit so ausgewogener tonaler Balance wie Focal Trio 11 Be abdecken kann!

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