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Epiphone Les Paul Ultra II Test

Innovation meets Tradition. Klingt paradox? Nicht unbedingt, denn Erstgenanntes wird bei Traditionshersteller Epiphone anscheinend großgeschrieben. Schon die Les Paul Ultra I überraschte uns mit dem längst überfälligen Ansatz ein Les Paul Instrument zu liefern, das auch für die nicht ganz so kräftigen Gitarristen über längere Distanzen tragbar ist. Die Umsetzung gelang wunderbar, und heraus kam eine Gitarre, die über einen ergonomisch konturierten Body verfügte und durch großzügige Hohlkammern im Korpus ordentlich an Gewicht verloren hatte. Klingt ja alles schon ziemlich rund. Worin also liegt denn nun das Besondere an der Fortsetzung des Ultra-Gedankens– der Les Paul Ultra II?

Mit der Innovation ist das so eine Sache: zwar war ich wie immer auf fast alles vorbereitet, doch obwohl die Ultra II nun schon den ganzen Tag neben mir steht, schauen wir uns nach wie vor mit einer gewissen Skepsis an. Mit solch einer Hybrid-Gitarre hätte ich aus dem Hause Epiphone nun wirklich nicht gerechnet. Das muss ich erst einmal sacken lassen.

Worum geht’s hier denn jetzt eigentlich? Nun, machen wir es kurz: die Ultra-II kreuzt klassische Epiphone Les Paul-Eigenschaften mit denen einer Akustik-Gitarre, und garniert das Ganze mit den Lightweight-Features der Ultra I. Ist doch traumhaft oder? Kein Instrumentenwechsel mehr nötig. Von der Akustikgitarre zur E-Gitarre mit nur einem Knopfdruck. So viel zur Papierform. Welche weiteren Features die Gitarre bietet,und ob das 2 in 1 Konzept grundsätzlich funktioniert, erfahrt ihr im folgenden Test.

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DETAILS

Konstruktion:
Zunächst einmal widmen wir uns den klassischen Details. Da wäre zum einen der Mahagoni-Korpus mit gewölbter Decke aus Wölkchen-Ahorn, dessen schöne Maserung in Verbindung mit goldener Hardware einen ersten Hingucker liefert. Natürlich darf auch das typische Schlagbrett der Les Paul hier nicht fehlen. Es kommt, genau wie das Korpusbinding, in einem hellen Creme-Ton. Alternativ zum Midnight Ebony gibt es dieses Instrument übrigens auch in Faded Cherry Sunburst.

Das, was den Korpus der Ultra Serie so besonders macht, sind seine Hohlkammern in Kombination mit einem anschmiegsamen Shaping an der zum Spieler gewandten Seite. Die Hohlkammern dienen in erster Linie der Gewichtsreduzierung, produzieren aber auch reichlich Obertöne, was dem Spiel im „akustischen Betrieb“ sehr dienlich ist. Die Saiten werden über eine Tune-o-Matic Bridge mit Stoptailpiece geführt. Das hier verbaute System trägt den Zusatz LockTone und ist eine Neuentwicklung. Jeder der mit dem herkömmlichen Team aus Tune-o-Matic und Stopbar System seine Erfahrungen gemacht hat, weiß, dass dieses System dazu neigt, sich beim Saitenwechsel selbst zu zerlegen. Um dem entgegenzuwirken, bedient sich das LockTone System einer Cliptechnik am Stoptailpiece und ist demzufolge Teil für Teil direkt miteinander verbunden. So läuft nicht nur der Saitenwechsel unkomplizierter, auch sollen durch diese physische Verbindung die Saitenschwingungen besser auf die Gitarre übertragen werden. So lautet zumindest die These. Rein optisch unterscheidet sich das System in keiner Weise von dem, was man kennt.

Der ebenfalls Les Paul-typische 3-Wege-Toggle-Switch sitzt oberhalb des Griffbretts in angestammter Position und erledigt seinen traditionelle Job: er schaltet wahlweise den Neck-PU, den Bridge-PU, oder eben beide zusammen. Bei den „Standard-Pickups“ setzt Epiphone auf die bewährte Kombination aus Alnico Classic und Alnico Classic Plus Humbuckern, die das Produzieren fetter und sahniger Lead- und Rhythmus Sounds auf den hauseigenen Les Pauls bis jetzt immer vorzüglich erledigt haben. Eingefasst in cremefarbene Einbaurähmchen, besitzen die beiden Triebwerke je eine Volume-Kontrolle, sowie einen gemeinsamen Master-Tone Regler.

Und genau jetzt wird’s spannend. Schließlich gibt es noch ein viertes Poti.
Dieses steuert die Lautstärke des hinter dem 22.Bundes versteckten NanoMag Pickups an. Das Produkt des deutschen Tonabnehmer-Spezialisten Shadow kann, ob seiner geringen Größe, problemlos am Griffbrettende installiert werden und arbeitet mit hochwertigen Samarium Kobalt Magneten, einer Luftspule und aktiver Elektronik. Okay, die Katze ist also aus dem Sack. Epiphone setzt bei seiner Hybrid-Klampfe nicht auf die klassische Piezo-Bridge-Variante, sondern schickt ein System auf „Induktionsbasis“ ins Rennen. Wie es klingt, erfahrt ihr im Praxis-Teil.

Neben dem frontseitig montierten Lautstärkepoti besitzt der Nanomag noch eine eigene Klangregelung inklusive Batteriefach (9V Blockbatterie) auf der Korpusrückseite. Zusätzlich können hier noch Treble, Bass und Gain eingestellt werden. Schon die Beschreibung lässt erahnen, dass die Palette möglicher Sounds die einer herkömmlichen Epiphone bei Weitem übertreffen. Um den „Akustiksound“ gezielt ableiten zu können, verfügt die Ultra II über zwei Output-Jacks. Bei einfachem Betrieb des Mono-Outputs werden alle Pickups angesteuert, inklusive des NanoMag. Bei gleichzeitigem Betrieb beider Outputs, liefert eine Buchse die Signale der Alnico-Vertreter, die andere ist einzig und allein für den NanoMag verantwortlich. So lässt sich das Signal splitten und wunderbar auf zwei Verstärker verteilen. Perfekt.

Hals:

Das Alles wäre ja nicht Ultra, wenn sich nicht auch am Halse so manche Besonderheit finden ließe. Zum einen wäre da der eingeleimte Slim-Taper-Mahagoni-Neck, der sehr schlank geshaped ist, und auf diese Weise nicht nur sportlicher rüberkommt als das übliche Pfund Hals einer „Normal-Les Paul“, sondern sich auch aktiv an den Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung beteiligt. Zum anderen hat Epiphone den Hals mit einem schwarzen Satin Finish versehen, das von Natur aus matt ist und in völligem Kontrast zum Korpusfinish steht. Der Bespielbarkeit ist dieses Finish in meinen Augen definitiv zuträglich, da extrem reibungsarm hin- und hergerutscht werden kann.

Auf dem Palisandergriffbrett tronen 22 gut abgerichtete und polierte Medium-Jumbo-Bünde mit insgesamt 9 Perlmutt-Trapezinlays. Das Griffbrettende ist zugunsten des NanoMags designt, reicht dabei aber ganz herkömmlich bis an das Einbaurähmchen des Hals-PU´s heran. Das abschließende Binding hat man jedoch aus Platzgründen eingespart. Ansonsten findet man die cremefarbene Umrahmung aber am gesamten Griffbrett-Rand. Kommen wir zum Sattel, der auf einer Breite von 42mm Breite deutliche Verarbeitungsmängel aufweist. Die unzuverlässige Sattelfräse bei Epiphone mag sich bei jeder Gitarre und jedem Sattel unterschiedlich auswirken – bei meinem Modell sieht dieses Bauteil jedenfalls extrem ausgefranst aus. Schade!

Die leicht abgewinkelte Kopfplatte hat ihre traditionelle Form bewahrt. Vorne ist sie glänzend lackiert, hinten und an den Seiten mit dem Satin Finish veredelt worden. Auf ihr haben sich sechs leichtläufige Grover Die-Cast Tuner niedergelassen, die passend zur gesamten Linie, in der Goldausführung kommen und für gute Stimmung sorgen.

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PRAXIS

Zunächst einmal darf man sich ob des leichten Gewichts von ca. 3,4 kg wirklich freuen. Die Gitarre ist sehr gut ausbalanciert und somit am Gurt wunderbar entspannt zu tragen. Das verwendete Satin-Finish sorgt im Team mit dem Slim-Taper-Profil für eine ansprechende Wohlfühlatmosphäre. Die matte Halsoberfläche erlaubt ungebremsten Griffbrettsport bis in die höchsten Lagen.
Beim unverstärkten Spiel sorgt die teilweise hohle Konstruktion des Ultra II Bodies für eine zünftige Lautstärke und einen voluminösen, fundierten und differenzierten Klang. Man darf also sehr gespannt auf die Performance des NanoMag sein.

Ich teste zuerst den Betrieb über den Stereo-Output (all Pickups). In diesem Modus werden die Sounds aller drei Pickups wiedergegeben, das Verhältnis ist dabei abhängig von der über die Potis eingestellten Lautstärke. Das hat den Vorteil, dass sich E- und Akustiksounds frei Schnauze zusammenmischen lassen.

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Middle Clean Middle Clean + NanoMag

Möchte man das akustische Klangbild isolieren, dreht man einfach die beiden Humbucker zu (je nachdem in welcher Stellung sich der Toggle-Switch befindet) und das NanoMag-Volumepoti auf. Zum Vorschein kommt ein äußerst warmer und kräftiger Sound, der den Obertonreichtum und die Schwingungen des Mahagonikorpus sehr gut widerspiegelt.

Bei der „Klang-Abnahme“ des NanoMag spielen weit mehr Einflüsse eine Rolle als bei Piezo-Systemen. Ich möchte den NanoMag in diesem Zuge also mal als ganzheitlich bezeichnen. Und es ist nicht unbedingt die einfachste Aufgabe aus einer Gitarre ohne Schallloch und entsprechendem Resonanzraum einen passablen A-Sound zu formen. Der Shadows NanoMag erledigt diesen Job wirklich sehr gut und „kramt“ selbst in der letzten Ecke des vorhandenen Hohlraumes nach typischen Attributen akustischer Sounds.  Okay, eine reinrassige Dreadnought-Performance darf man natürlich auch hier nicht erwarten, aber im Vergleich zu den gängigen Piezo-Systemen erfreut der NanoMag mit einem wesentlich ausgewogener Klangbild – das sich zudem sehr gut mit den traditionellen E-Gitarrensounds mischt.

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NanoMag pur

Allerdings lassen sich seine wahren Qualitäten erst über einen Akustikverstärker oder eine PA optimal erkennen. Bedingt durch die limitiertere Frequenz-Widergabe eines normalen E-Gitarren-Amps/Lautsprechers wirkt der Sound hier arg komprimiert. Deswegen bleibt zu empfehlen, sich wirklich beider Ausgänge im Stereo-Betrieb zu bedienen und das Akustiksignal in ein entsprechend geeignetes Wiedergabe-System umzuleiten.

Die beiden Alnico Pickups erobern kein wirkliches Neuland. Sie machen das was sie sollen – mit Erfahrung und absolut zufriedenstellend. Dennoch spiegelt sich die hohle Bauweise des Bodys aber im Gesamtsound der Paula wieder. So kommen der generell warmen und fetten Attitüde des Hals-Pickups, die durch die Hohlräume entstehenden perkussiven Elemente zugute. Der Sound ist frisch, lebendig und dynamisch. Gepaart mit der kräftigen Ausgangsleistung des Alnico Classic Pickups ergibt sich eine für Blueseinlagen und angecrunchte Rhythmusbretter prädestinierte Performance.

Der Bridge-Pickup trägt mit Biss und Schärfe zum Kontrastprogramm bei. Höhenbetonte, attackreiche Riffs und singende Leads sind mit dem Classic Plus PU kein Problem. Die gut durchlüfteten Hohlkammern geben dem Ton ordentlich Platz sich zu entfalten und sorgen für Transparenz und Dynamik.

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Neck Crunch Bridge Dist. Solo Bridge Dist. Riffing

Zu den bisher beschriebenen Sounds gesellt sich die Möglichkeit beide Humbucker mit dem Akustiksound zu mischen. Der E-Sound bekommt dadurch ein reifes Obertonspektrum und gewinnt an Fülle. Nicht umsonst wird die E-Gitarre auf vielen Produktionen mit einer Akustikgitarre unterlegt, um eben solche Effekte zu erzielen. Dank des NanoMags geht das jetzt auch live ohne viel Aufwand.

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Neck + Nano
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FAZIT

Mit der Firma Shadow Germany hat Epiphone bei der Realisation einer Hybrid-Gitarre definitiv auf das richtige Pferd gesetzt. Der Soundvielfalt dieser Gitarre wurde durch die Verwendung des erstklassigen Nanomag neue Horizonte eröffnet, da das System wesentlich natürlicher klingt, als das Gros der heutzutage verfügbaren Piezo-Pickups. In Kombination mit den bewährten Alnico-Classic-Humbuckern liefert die Ultra II auf allen Kanälen eine wirklich amtliche Performance ab. Die sahnige Bespielbarkeit und eine sehr angenehme Leichtbauweise inklusive ihrer klanglichen Konsequenz sind ebenfalls Details, die außerhalb der Akustikdebatte definitiv punkten können. Um ehrlich zu sein, hab ich mich selten so lange unverstärkt mit einer E-Gitarre beschäftig. Die Ultra II macht einfach Spaß. Als Negativkritik-Punkt bleibt mir ein mangelhaft verarbeiteter Sattel zu nennen– aber auch das hat im Hause Epiphone ja fast schon Tradition.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Shadow NanoMag/EQ
  • Soundspektrum/Klangverhalten
  • Leichtbauweise
  • Bespielbarkeit
  • Preis/Leistung
Contra
  • Verarbeitungsmängel
Artikelbild
Epiphone Les Paul Ultra II Test
Für 449,00€ bei
Technische Daten Epiphone Les Paul Ultra II
  • Korpus: Mahagoni Solidbody / gewölbte Wölkchen-Ahorn Decke
  • Finish: Midnight Ebony
  • Hals: Mahagoni, eingeleimt / Slim-Taper Profil / Black Satin Finish
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Inlays: Perlmutt Trapez-Inlays
  • Mensur: 628mm
  • Pickups: Alnico Classic, Alnico Classic Plus, Shadow NanoMag
  • Bridge: Locktone Tune-o-Matic, Locktone Stoptailpiece
  • Tuner: Grover Die-Cast / gold
  • Elektronik: 3 x Pickup-Volume, 1 x Master Tone, 3-Wege-Toggle-Switch
  • Outputs: 1 x Stereo, 1 x Mono
  • NanoMagEQ: Treble, Bass, Gain
  • Gewicht: ca. 3,4 kg
  • Preis: UVP: 1089,00 Euro / Ladenpreis: ca. 545,00 Euro
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