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Epiphone 1984 Explorer EX Test

Immerhin 56 Jahre liegen zwischen unserer Epiphone 1984 Explorer EX und der originalen GibsonExplorer, einer E-Gitarre, die bereits 1958 das Licht der Welt erblickte. Damals war Epiphone seit einem Jahr kein selbständiges Unternehmen mehr, sondern gehörte zu CMI, dem Konzern, in dem auch Gibson zu Hause war. Dabei konnte das Unternehmen eine bis 1873 zurückreichende Firmengeschichte vorweisen, die ihre Anfänge in der Türkei hatte.

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Der aus Griechenland stammende Instrumentenbauer Anastasios Stathopoulo baute dort in seinem kleinen Betrieb zuerst Violinen und griechische Lauten. Den Name Epiphone leitete er von seinem Sohn Epaminondas ab, der 1893 geboren wurde. 1903 wanderte die Familie schließlich in die USA aus und stellte in New York zunächst die zu dieser Zeit angesagten Mandolinen her, erst Ende der zwanziger Jahre begann man mit der Produktion von Gitarren. 1941 entwarf Les Paul in der Epiphone Factory mithilfe einer durchgesägten Epiphone Halbakustik den ersten Prototypen seiner Vision einer Solidbody-Gitarre. Das Ergebnis taufte er zunächst “The Log”, später wurde daraus die Les Paul. Neben Les Paul, der in den 40ern hauptsächlich Epiphone Gitarren spielte, gehörten John Lennon, Georg Harrison und Paul McCartney zu den bekanntesten Usern. Harrison und Lennon spielten die Epiphone Casino bei den letzten offiziellen Konzerten der Beatles im Jahr 1966 und auf dem Album Revolver. 1957 wurde Epiphone für 20000 Dollar an den Konzern Chicago Musical Instruments verkauft, zu der auch die Firma Gibson gehörte.
Auch unsere Testkandidatin, die Epiphone 1984 Explorer EX, füllt eine der Rollen aus, die der Konzern der traditionsreichen Tochter zugedacht hat. Nämlich die klassischen Instrumente statt mit dem Gibson-Logo unter dem Namen Epiphone anzubieten, in guter Qualität und deutlich preisgünstiger als die Originale.

Details

Gibson brachte die Explorer gemeinsam mit der Flying V erstmals1958 auf den Markt. Die Menschheit entdeckte den Weltraum und zusammen mit der aufkommenden Science-Fiction-Welle wurden auch die Gitarren immer spaciger. Zielgruppe der Explorer waren übrigens Jazzgitarristen, die damals als besonders ausgeflippt und extravagant galten. Der Schuss ging aber gewaltig daneben, und nachdem der Kelch an der Jazzelite Ende der 50er vorbeigegangen war, gab es für die Explorer so gut wie keinen Absatzmarkt. Bis in die 70er Jahre verkaufte man nur minimale Stückzahlen, und erst im Zuge der Hardrock-Ära wurde die Gitarre populär und inspirierte zahllose Hersteller von Heavy-Äxten zu ähnlichen Formen. Die eishockeyschlägerförmige Kopfplatte ist ebenso wie ihre hervorragende Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen legendär.

Der Korpus

Der Body der Explorer erinnert an die parallelogrammartige Form der Firebird, wobei die Ecken hier wesentlich spitzer ausfallen. Ebenso wie beim Original von Gibson besteht der Korpus aus Mahagoni. Die Zargen sind relativ ausladend und spitz, sodass man sowohl einen speziellen Koffer als auch einen speziellen Gitarrenständer benötigt, wenn man mit dem Teil unterwegs ist und die Gitarre auf der Bühne griffbereit haben möchte. Im Gegensatz zur Flying V lässt sich die Gitarre übrigens auch im Sitzen hervorragend bespielen. Aber fast noch besser im Stehen, weil so alle Positionen des Halses noch bequemer erreichbar sind. Ich habe selten eine Gitarre gespielt, bei der sich die höchsten Lagen so komfortabel greifen lassen wie bei dieser abgefahrenen Konstruktion. Allerdings muss man ständig auf die obere rechte Zargen achten, um nicht ständig irgendwo hängenzubleiben und sich dabei fette Dellen einzufangen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Body der Explorer erinnert an die parallelogrammartige Form der Firebird…

Die Gitarre ist deckend schwarz lackiert, passend dazu ist auch die gesamte Hardware inklusive der beiden aktiven EMG-Humbucker, dem Toggle-Switch und den Potiknöpfen in Schwarz gehalten – die Farbe heißt hier übrigens Ebony. Am Steg befindet sich eine LockTone Tune-O-Matic Bridge mit Stoptailpiece – alte Bekannte, die man auch von der Les Paul her kennt. Rückseitig erhält man Zugriff auf das Batteriefach und das ebenfalls mit einer schwarzen Kunststoffabdeckung verschlossene Elektrofach.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Gitarre ist deckend schwarz lackiert, ebenso die passende Hardware

Der Hals

Im Gegensatz zum Korpus setzt sich der Hals aus zwei Materialien zusammen: Die Basis bildet hier ebenso wie beim Korpus Mahagoni. Die Halsform entspricht übrigens einem typisch D, nicht klobig, sondern dezent abgeflacht. Das aufgeleimte Griffbrett besteht aus Palisander und beherbergt 22 perfekt abgerichtete und polierte Medium-Bünde. Die Verarbeitungsqualität der Bünde ist im Großen und Ganzen ok, kann aber mit dem Gibson-Standard nicht mithalten. Aber ich will nicht meckern, denn für den Preis dieser Gitarre kaufen sich manche Gitarristen, so wie ich, schon mal ein Pärchen Tonabnehmer. Bei den Tunern handelt es sich um gekapselte Grover-Mechaniken, die ihren Job zuverlässig und präzise erledigen. An der Kopfplatte befindet sich auch der Zugang zum Halsstab.

Fotostrecke: 6 Bilder Mahagoni-Hals mit Palisander-Griffbrett

Die Elektronik

Die Epiphone Explorer 1984 ist mit einer aktiven Elektronik ausgestattet, die von einem 9-Volt-Block mit Energie versorgt wird. EMG-Pickups liegen bekanntlich besonders bei Metallfacharbeitern weltweit hoch im Kurs und so kommen auch hier zwei Vertreter der EMG-Familie zum Einsatz, die auch von Zakk Wylde, Kirk Hammett und Steve Lukather gespielt werden. In der Stegposition arbeitet der EMG 81, während der EMG 85 am Hals die Stellung hält. Geregelt werden die beiden Kraftpakete von je einem Master-Volume- und einem Master-Tone-Poti, die Schaltvorgänge übernimmt ein klassischer Toggleswitch. Hier hat man es also im Grunde genommen mit einer abgespeckten Les-Paul-Schaltung zu tun.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein EMG 81 in Stegposition…
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Praxis

Die Verarbeitung und die Bespielbarkeit sind für ein Instrument in diesem Preissegment völlig ok. Die Gitarre ist weder zu schwer, noch ist sie kopflastig, ihr unverstärkter Primärklang ist in den oberen Höhen leicht bedeckt, aber nicht matt. Meine Gibson Firebird Studio, die aus einem fast identischen Holzmix besteht, klingt zwar wesentlich knackiger und hat auch ein weitaus besseres Sustain, aber irgendwie muss sich der nicht unerhebliche Mehrpreis auch bemerkbar machen. Die EMG-Pickups sind sehr kräftig und färben den Klang, was aber kein Manko sein muss. Sie eignen sich in erster Linie für High-Gain-Sounds, aber auch clean kann man durchaus brauchbare Ergebnisse erzielen, wobei es immer leicht komprimiert klingt. Mit dem Steghumbucker lassen sich so anständige Pickings realisieren, die im Gegensatz zu klassischen und leistungsschwächeren Humbuckern etwas undynamischer und hochmittiger wirken.

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Steg Pickup Clean

Die Zwischenposition hat etwas von einer mittigen und leicht komprimierten Telecaster. Erstaunlicherweise klingen beide Pickups, gleichzeitig gespielt, klassischer als der Steghumbucker alleine, aber auch hier fehlt mir der gewisse Glanz, der dem Ganzen mehr Definition verleihen würde.

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Beide Pickups Clean

Der Hals-PU präsentiert sich unverzerrt mit einem runden Klangbild, warmen Mitten, aber nicht allzu großem Tiefgang. Trotzdem klingt der Clean-Kanal mit ihm erstaunlich jazzig. Wegen der hohen Ausgangsleistung der Pickups ist es je nach verwendetem Gitarrenamp schwer, die Vorstufe nicht in die Sättigung zu fahren. Aber auch das hat seinen Reiz, und wenn man auf einen etwas rotzigeren Jazzsound steht, kommt man durchaus auf seinen Kosten.

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Hals Pickup Clean
Für Flitzefinger und Speedrocker bestens geeignet
Für Flitzefinger und Speedrocker bestens geeignet

Im High-Gain-Bereich kann die Epiphone Explorer 1984 absolut punkten. Man merkt, dass sie auf die Bedürfnisse von Metal und Heavyrock ausgelegt ist. Die verzerrten Sounds klingen brachial und fett, aber gleichzeitig auch sehr ausgewogen, denn die aktiven EMGs kommen mit viel Gain bestens klar. Der Ton ist wegen der knackigen Obermitten schnell und griffig, wodurch sich die Gitarre im Bandgefüge gut durchsetzt. Hier sehe ich auch die eigentliche Stärke der Epiphone Explorer 1984, und das war konzeptionell auch sicherlich so beabsichtigt. Der Bridge-Humbucker legt ein solides Fundament für rockige Gitarrenriffs mit viel Punch.

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Steg Pickup High Gain

Zum Schluss gibt es noch ein Soundbeispiel mit dem Halspickup im Zusammenspiel mit dem High-Gain-Kanal. Der Ton wirkt trotz der hohen Verzerrung nicht überbraten, sondern wie auch beim Stegpickup definiert und knackig. Für Flitzefinger und Legato-Fusion-Virtuosen eine sehr gute Wahl, denn die Pickups tendieren wegen ihres leicht komprimierten Sounds zur Schönfärberei. Jede Note klingt fett und gleichmäßig, ohne irgendwelche Störgeräusche.

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Hals Pickup High Gain
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Fazit

Wer knallharte Riffs oder heftigen Metal fabrizieren möchte, sollte sich die Epiphone Explorer 1984 unbedingt einmal vor den Bauch schnallen. Bei ihr hat man es mit einer sehr guten Einsteigergitarre zu tun, die vorwiegend Rocker begeistern wird. Auch Fusion-Flitzefinger und Speedrocker kommen auf ihre Kosten. Mit den EMG-Pickups ist man dafür auch bestens gerüstet, denn besonders in Kombination mit hohen Verzerrungen bringen die beiden Kraftpakete einen wuchtigen und brachialen Sound. Die Verarbeitung der Gitarre ist völlig in Ordnung und das Preis-Leistungsverhältnis ausgezeichnet.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis-Leistung
  • High-Gain-Sounds
Contra
  • Cleansounds
  • etwas bedeckter Ton in den oberen Lagen
Artikelbild
Epiphone 1984 Explorer EX Test
Für 579,00€ bei
Clean ist nicht ganz ihr Ding...aber Zerren mag sie dafür um so mehr!!
Clean ist nicht ganz ihr Ding…aber Zerren mag sie dafür um so mehr!!
Technische Spezifikationen
  • Epiphone 1984 Explorer EX
  • Farbe: Ebony
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrettradius: 12“
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbretteinlagen: Dot Inlays
  • Bünde: 22
  • Mensur: 628 mm
  • Mechaniken: Grover
  • Pickups: aktive EMG-81 (Steg) und EMG-85 (Hals)
  • Schalter: Toggleswitch
  • Potis: 1 x Master Volume, 1 x Master Tone
  • Brücke: Tune-o-Matic
  • Preis: 579,00 Euro
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Profilbild von Robert G

Robert G sagt:

#1 - 03.02.2015 um 20:19 Uhr

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Ha ha,das da kein JH im Namenskürzel ist. Das ist eine 1a Kopie der schwarzen ESP-Explorer die James Hetfield in den 90ern gespielt hat, über die Farbe, EMG-Pickups bis zu den Potis und dem Toggle Switch. Das klassische Gibson-Eplorer Layout der Potis und Schalter ist ja anders (Dreis Potis hintereinader und Schalter an der unteren Spitze.)Hätte es die als ich 15 war (vor 15 Jahren) gegeben, wäre es damals wohl nicht die Epiphone Korina Explorer geworden.

Profilbild von Robert G

Robert G sagt:

#2 - 04.02.2015 um 12:33 Uhr

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(zweiter Versuch)Na das da kein "JH" im Namenskürzel drin ist. Die Klampfe ist ne 1A Kopie der ESP-Explorers die James Hetfield Anfang der Neunziger gespielt hat (Sogar das Poti/Schalterlayout ist gleich).
Hätte es die (vor 15 Jahren) als ich fünfzehn war schon gegeben, wäre es wohl nicht die Epi 58 Korina Explorer geworden sondern die.

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