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Electro-Harmonix B9 Organ Machine Test

Das B9 Organ Machine Effektpedal von Electro Harmonix im bonedo-Test – Lediglich der Herstellername weist auf den ersten Blick darauf hin, dass die Electro Harmonix B9 Organ Machine ein Gerät für Saitenartisten sein könnte. Dass die Kombination aus Gitarre und Orgel in der Popularmusik sehr gut harmoniert und eine lange, gerne gehörte Tradition aufweisen kann, dürfte hinlänglich bekannt sein. Auch haben Gitarristen in der jüngeren Musikgeschichte des Öfteren versucht, mithilfe ihres Tremoloeffekts orgelähnliche Sounds zu imitieren. Die Gitarrenlegende Danny Gatton beispielsweise hat sich in diesem Sektor einige Lorbeeren verdient.   


Nun wartet der in New York ansässige Effektgerätehersteller Electro Harmonix mit einem Gitarrenpedal auf, das sage und schreibe neun verschiedene Orgelsounds polyphon produzieren soll. Ob sich der Wunsch mancher Gitarristen, mit ihrem Sound dem einer Orgel besonders nahekommen zu können, mit diesem Pedal erfüllt?

Details

Wie von EHX gewohnt, wird auch die handliche Orgel in einem mit dem Logo und Design des Pedals verzierten Karton geliefert. Beim Öffnen finde ich auf der Innenlasche des Kartons den Satz „Your key to Booker, Jimmy and Ray“ vor. Dieses selbstbewusste Versprechen legt die Messlatte des Herstellers an die Sounds des Pedals um einiges nach oben. Das B9 Pedal ist schlicht in Weiß gehalten und macht einen robusten Eindruck. Auf der Oberseite finden wir auf einem mit einer Orgel-Grafik verzierten Bedienfeld vier Regler. Diese sind zuständig für die Lautstärke des trockenen und des Orgelsignals sowie für den Modulations- und Click-Anteil. Näheres dazu später. Mit einem weißen Drehschalter lassen sich die voreingestellten Orgelsound auswählen. Neben dem Eingang für die Gitarre an der rechten Seite entlässt das Pedal an einem Ausgang links das Orgeleffektsignal, an einem anderen die trockene, unbearbeitete Gitarre. Der On/Off-Fußschalter schließlich geht seinem Job nicht nur deutlich spürbar, sondern auch hörbar nach. 

Fotostrecke: 5 Bilder Was mit dem Modulationsregler eingestellt wird, hu00e4ngt von den jeweiligen Presets abu2026

In der auf Englisch mitgelieferten Beschreibung werden die Orgelpresets sowie die genauen Funktionen der schon erwähnten vier Regler genauer erläutert: Mit dem DRY-Poti lässt sich das unbearbeitete Signal zum jeweiligen Orgelsound hinzumischen, dessen Lautstärke wiederum das ORGAN-Poti bestimmt. MOD- und CLICK-Poti (perkussiver Effekt beim ersten Anschlag) übernehmen abhängig vom Preset zum Teil unterschiedliche Funktionen, wie man in den folgenden Beschreibungen erfahren kann:
Preset 1: Fat & Full
Addiert eine Oktave auf- und abwärts hinzu und ist dadurch sehr breit. 
Mod Regler: Chorus 
Preset 2: Jazz
Imitiert laut Hersteller den typischen Sound Jimmy Smiths. 
Mod Regler: Chorus
Preset 3: Gospel
Addiert zum Sound die „upper octave drawbars“ (Zugriegel an einer Hammond) und soll so den typischen soulartigen Ton simulieren. 
Mod Regler: Chorus
Preset 4: Classic Rock
Procol Harums „Whiter shade of pale“ wird hier als Vorbild genannt. 
Mod Regler: Chorus
Preset 5:  Bottom End
Hebt den „lower draw bar sound“ hervor und eignet sich gut für Basslines. 
Mod Regler: Chorus
Preset 6: Ocatves
Eine Oktave über dem Ton wird addiert und soll so z.B. den Orgelsound aus Led Zeppelins „Your time is going to come“ imitieren. 
Mod Regler: Chorus / Click Regler: kontrolliert neben der Perkussion auch die Obertöne 
Preset 7: Cathedral
Hier wird für typische „psychedlic rock tones“ zusätzlich ein starker Reverb empfohlen. 
Mod Regler: Tremolo / Click Regler: Geschwindigkeit des Tremolos 
Preset 8: Continental 
Simulation der typischen „Combo“-Orgel. Der Song „House of the rising sun“ wird als Vorbild genannt. 
Mod Regler: Vibrato / Click Regler: Tiefe des Vibratos
Preset 9: Bell Organ
Kreuzung aus E-Piano und Orgel Mod
Regler: Tremolo / Click Regler: Anteil der „Glocken“ am Gesamtsound 
Nachdem wir uns nun über die Grundfunktionen des B9 Pedals informiert haben, wird es Zeit für den Praxis-Check.   

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Praxis

Für den Test benutze ich eine Squier Classic Vibe Telecaster. Das Signal der B9 Orgel geht direkt in den Preamp meiner Motu Ultralite. Um verschiedene Amps und Effekte schnell zur Verfügung zu haben und vergleichen zu können, kommt Guitar Rig 5 von NI zum Einsatz. Der Hersteller rät übrigens davon ab, das Pedal im Effektweg zu benutzen.

Latenzfrei arbeitet der Effekt nicht.

Schon beim Warmspielen fallen mir einige Dinge auf, die ich gleich vorweg beleuchten möchte, bevor wir zu den Hörbeispielen kommen. Da das Signal der Gitarre umgewandelt werden muss, entsteht beim Spielen eine spürbare und mit dem hinzugemischten direkten Gitarrensignal auch leider hörbare Latenz. Das beeinträchtigt ohne Frage die Spielfreude. Da eine Gitarre verständlicherweise ganz andere Spieleigenschaften als eine Orgel mit sich bringt, muss man seine Spielweise anpassen. Bendings und Akkordslides beispielsweise sollte man eher vermeiden, wenn man einen möglichst authentischen Sound generieren möchte.

Leider reagiert das Pedal auch sehr stark auf Dynamik, was bei einer echten Orgel bekanntlich nicht der Fall ist. Bei ausklingenden Akkorden lässt das Tracking bzw. das Sustain zu wünschen übrig. Auch bei Melodiebewegungen in bereits klingenden Akkorden rutschen immer mal Töne weg oder – noch gravierender – ändern ihre Tonhöhe. Im Klartext bedeutet das, dass man die eigene, gewohnte Spielweise komplett in den Dienst des Pedals stellen muss, weil ansonsten das Ergebnis meist anders als erwartet ausfällt. Und genau unter diesem Gesichtspunkt werde ich mit ihm jetzt auch den Praxistest absolvieren.  

Schauen wir uns zuerst die einzelnen Presets an:
Los geht’s mit dem Fat & Full Sound. Als Amp nutze ich eine Fender Tweed Simulation, angereichert mit einem klassischen Federhall. Auch wenn der Sound natürlich Charakterzüge einer Orgel besitzt, wirkt der Gesamteindruck doch eher steril und erinnert an einen Harmonizer-Effekt. Ich tausche den Tweed gegen eine Plexi-Simulation und schalte einen Rotor-Effekt hinzu. Das Signal wird nun etwas schmutziger und bekommt, dank des Rotor-Effekts, einen authentischeren Charakter. 

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121212Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
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Fat and Full 1
DryOrganModulationClickAmpsim
Off121212Plexi Amp + Spring Reverb + Rotator Effekt
Audio Samples
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Fat and Full 2

Weiter geht’s mit dem Jazz Preset und einer Walking Bass Line, gespickt mit Akkordvoicings. Dieses Preset wirkt etwas leiser. Im zweiten Beispiel drehe ich das Gitarrensignal hinzu. Erst jetzt kommt auch der Click-Sound zum Tragen, der trotz weit aufgedrehtem Regler vorher nicht hörbar war. Im ausklingenden Schlussakkord ist das mangelnde Sustainverhalten der Orgel gut hörbar. 

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121415Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
0:00
Jazz 1
DryOrganModulationClickAmpsim
12121415Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
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Jazz 2

Das Gospelpreset wirkt recht authentisch, ist aber auch sehr dynamikempfindlich. Bei weicherem Anschlag bekommt der Sound die typische „Atmung“, die man von Holzpfeifen kennt.   

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121412Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
0:00
Gospel

Den Classic Rock Sound füttere ich hauptsächlich mit Powerchords. Am Ende lässt sich wieder deutlich das mangelnde Tracking wahrnehmen. Ich bearbeite diese Aufnahme auch noch einmal mit dem schon zuvor eingesetzten Rotor-Effekt. Auch hier wirkt das Signal nun im Nachhinein etwas authentischer. 

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121512Plexi + Spring Reverb + Rotator
Audio Samples
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Classic Rock

Der Hersteller empfiehlt das Bottom End Preset als Oktaver. Daher drehe ich mein Gitarrensignal wieder hinzu. In den Akkorden klingt die Orgel recht authentisch. Leider wird aber auch die Latenz zwischen Gitarren- und Orgelsignal sehr deutlich. 

DryOrganModulationClickAmpsim
12121515Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
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Bottom End

Das Octaves Preset kommt sehr fett daher. Ich mische hier ebenfalls die Gitarre hinzu. 

DryOrganModulationClickAmpsim
12121212Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
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Octaves Preset

Für die Cathedral Variante drehe ich den Reverb-Regler deutlich weiter auf und nutze einen völlig clean eingestellten Amp. Leider schafft es der Sound nicht, meine gespielten Dreiklänge sauber und deutlich aufzulösen. 

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121512Jazz Chorus + Digital Reverb
Audio Samples
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Cathedral

Das Continental Preset reagiert ebenfalls sehr empfindlich auf meinen Anschlag, erinnert aber sonst sehr an die typischen damaligen Heimorgeln. 

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121212Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
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Continental

Der Glockensound im letzten Preset reagiert leicht verzögert zum sonstigen Sound, der übrigens eher wie eine Gitarre mit geschlossenem Tone-Poti als ein „electric piano“ wirkt. Auch ist dieses Preset deutlich leiser als seine Vorgänger und ebenfalls sehr empfindlich im dynamischen Verhalten. 

DryOrganModulationClickAmpsim
Off121512Tweed Amp + Spring Reverb
Audio Samples
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Bell Organ
Die Bell-Organ ist eines der dynamisch recht empfindlichen Programme.
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Fazit

Das Versprechen, die eigene Gitarre in neun verschiedene authentische Orgeln zu verwandeln, ist unter realistischen Bedingungen nur sehr eingeschränkt machbar, weil beide Instrumente insgesamt extrem verschieden sind. Dennoch hat EHX mit seinem B9 Pedal einige Sounds parat, die im Ansatz klanglich an bestimmte Orgeltypen erinnern. Allerdings lässt die weitere Umsetzung zu wünschen übrig. Besonders störend empfand ich die Latenz des Orgelsignals zum eigentlichen Gitarrensignal. Aber auch das Sustain- und Trackingverhalten der Orgelpresets mindern die Spielfreude. Authentischer gestalten lassen sich die Sounds auf jeden Fall mit weiteren Effektgeräten und einem auf das jeweilige Preset zugeschnittenen Amp. Da die Orgeltypen im Lautstärkeverhalten und in der Ansprache sehr unterschiedlich sind, ist es empfehlenswert, sich bei einer Session eher auf einen Sound einzuschießen. Auch ist eine gewisse Eingewöhnungszeit vonnöten, da typische gitarristische Spielweisen der Authentizität in keinem Falle förderlich sind.   

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • klanglicher Ansatz bei einigen Sounds
  • einfache Bedienung
  • robuster Aufbau
Contra
  • Latenzverhalten der Orgelsounds
  • Tracking und Sustain unzureichend
  • teilweise steril wirkender Klang
Artikelbild
Electro-Harmonix B9 Organ Machine Test
Für 222,00€ bei
Wird den Hammondspieler nur bedingt ersetzen können, hat aber auch seine Vorteile: EHX B9.
Spezifikationen
  • Electro Harmonix B9 Organ Machine
  • erzeugt aus dem Gitarrensignal verschiedene typische Orgelklänge
  • 9 Presets der bekanntesten und klassischen E-Orgeln
  • Regler für Dry (Vol), Organ (Vol), Mod und Click
  • Klinkeneingang, je ein Ausgang für Orgel- und trockenes Signal
  • inklusive Netzadapter
  • Preis: € 211,– (UVP)
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Latenzfrei arbeitet der Effekt nicht.

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