DPA 4466 CORE und 4488 CORE Test

Headsets DPA 4466 CORE und DPA 4488 CORE im Test – Wer unauffällige Kopfbügelmikrofone mit höchster Klangqualität sucht, der wird sich ganz bestimmt auch mit dem Portfolio von DPA aus Dänemark auseinandersetzen.

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 Es gibt viel auszuwählen: Da wären zum Beispiel unterschiedliche Kapseln (5mm-Rechteckkapseln oder die neuen Subminiaturkapseln) in unterschiedlichen Richtcharakteristiken (Kugel oder Niere) und verschiedene Kopfbügel. Neben Flex-Bügeln für ein Ohr oder beide und einem zuverlässigen, altgedienten Bügel, der zum Beispiel in abgewandelter Form im Binaural-Mikrofon DPA 4560 CORE zum Einsatz kommt, gibt es auch die jüngste Entwicklung. Dieser Mechanismus, der für das winzige DPA 6066 entwickelt wurde, beruht auf einem äußerst dünnen, leichten Drahtgestell.
Weil viele User mit der 4000er-Serie und ihren im Vergleich zur 6000er etwas größeren Rundkapseln bislang sehr zufrieden waren und sie auch weiterhin anschaffen wollen, aber nicht ohne Neid auf das neue Befestigungssystem geschielt haben, hat man sich bei DPA dafür entschieden, den Wünschen der Kunden zu entsprechen. Außerdem gibt es in der 6000er-Serie ausschließlich eine Kugel-, nicht aber eine Nierenkapsel. Mit dem DPA 4466 Core gibt es also ein Mikrofon mit der Kugelkapsel in 5mm-Technik und mit dem DPA 4488 das richtende Pendant in Nierencharakteristik mit dem neuesten Kopfbügel. Die beiden brandneuen Headsets standen für uns zum ausgiebigen Test bereit.

Details

Rekombiniert

DPA 4466 CORE und 4488 CORE nutzen also wie alle Headset-Mikrofone der 4000er-Serie die Elektret-Kondensatorkapseln mit Rechteckmembran, die sich tausendfach und jahrelang bewährt haben. Das Headset 4466 nutzt dabei die Druckempfänger-Kugel, als 4488 ist das Kopfbügel-Mikrofon richtend, da mit einer Niere ausgestattet. Es gibt weitere Varianten, die man bei einer Bestellung angeben muss: Als Farben sind zunächst Beige und Schwarz verfügbar, in Kürze wird es auch einen Braunton geben. Zudem sind zwei unterschiedliche Steckerformate ab Werk lieferbar. Die wohl häufigere Variante wird die an viele Sender und auch das hauseigene Audio-Interface(chen) DPA MMA-A passende MicroDot-Variante sein, die LEMO-Version der Headsets ist ein wenig teurer.

Fotostrecke: 2 Bilder Kugelkapsel des DPA 4466 CORE

Bügelkonstruktion

Der Bügel – „Mit-Neuerung“ beim 6066 und Highlight der beiden Testmikrofone in diesem Artikel – beruht auf einem Drahtgestellprinzip, welches unter den Ohrmuscheln über den Nacken verbindet, und einen Teil des Gewichts mit ummanteltem Draht um die Pinna herum bis auf die obere Vorderseite der Ohren führt. Der Boomarm unter dem rechten Ohr kann mit einer Klammer im Winkel eingestellt werden. Das Kabel in seinem Inneren wird separat zu einem Verbindungspunkt im Nacken geleitet. Dieses schildförmige Stück Plastik verbindet auch die beiden Bügelteile und erlaubt durch simples Aufziehen und Zusammenschieben von beiden Seiten die Größenänderung der gesamten Konstruktion. Das Kabel wird mittig herunter geführt, etwa zu einem Beltpack.

Diese Konstruktion hat sich beim 6066 bewährt – und findet mit den beiden getesteten Headsets Einzug in die 4000er-Serie.
Diese Konstruktion hat sich beim 6066 bewährt – und findet mit den beiden getesteten Headsets Einzug in die 4000er-Serie.

Datenlage

Die Richtwirkung der Niere bleibt laut Polardiagramm bis in den Präsenzbereich hinein konstant und besitzt erst bei 16 kHz ausgeprägte Keuleneigenschaften mit einer Rejection der Rear Lobe von dann etwa 6 dB. Aufgrund der kleinen Bauform bewegt sich die Entfernung von der Idealkugel beim DPA 4466 im nicht nennenswerten Bereich. Die Kugel ist bis 4 kHz bretteben, während die Niere auf dem Pegelfrequenzgang einen leichten Anstieg oberhalb von 1 kHz vermerkt – axial, wohlgemerkt. Auch ist der Boost oberhalb von 10 kHz bei der 4488 etwas deutlicher als bei der 4466, doch kann letztere mit einem anderen Gitteraufsatz hier noch stärkere Höhen produzieren. Zu 20 kHz fallen die Frequenzschriebe kontinuierlich ab, durchkreuzen aber selbst die 40 kHz mit etwas weniger als -10 dB.
6 mV/Pa beträgt die Empfindlichkeit beider Kapseltypen, 1% THD+N ist bei 134, 10% THD+N bei 144 dB SPL erreicht. Diesen als maximalen Schalldruck interpretierten Peak-Wert wird man aber mit der Stimme so schnell nicht erreichen können… Auf der anderen Seite des dynamischen Spektrums stehen jeweils 26 dB(A) EIN. Das ist ein Rauschwert, der in Anbetracht an die winzigen Änderungen, aus denen der Kondensator seinen Spannungsabgriff erhält, absolut top ist.

Die technischen Daten von 4488 und 4466 (hier im Bild) sind weitestgehend identisch.
Die technischen Daten von 4488 und 4466 (hier im Bild) sind weitestgehend identisch.

Beiwerk

Wie gewohnt, kommen auch DPA 4466 und DPA 4488 nicht nackt: Sie werden geliefert in einer Reißverschlusstasche mit kleinem Spiegel zum Selbstanlegen der Headsets und drei Schaumstoffaufsätzen. XLR-Adapter werden nicht kostenfrei beigelegt, wer einen solchen benötigt, schafft den DPA DAD6001-BC an.

Praxis

„Stück Draht“

Schon beim Test des DPA 6066 wurde deutlich, dass der neu entwickelte Kopfbügel, mit dem nun auch die beiden Testmikrofone DPA 4466 CORE und DPA 4488 CORE ausgestattet sind, eine absolute Meisterleistung sind. Ein Stück Draht? Ganz recht: Durch das geringe Gewicht der Konstruktion (und natürlich auch: der Kapsel) und die hervorragenden ergonomischen Eigenschaften ist es problemlos möglich, die Headsets einen kompletten Arbeitstag zu tragen. Es ist davon auszugehen, dass dies für die breite Vielfalt an Ohrmuschel- und Kopfgrößen sowie weiteren Dimensionen gilt, denn die Bügel lassen sich einfach und schnell in der Größe anpassen. Sie passen selbst Kleinkindern. Die Kabelführung im Nacken erlaubt es, Personen unauffällig zu mikrofonieren – die Kapsel ist dabei noch das auffälligste Bauteil. In lauteren Umgebungen oder solchen, die eine starke Direktverstärkung nötig machen, wird der visuelle Footprint ein wenig größer sein, weil dann die Nierenversion 4488 genutzt werden sollte, die zur Vermeidung von Popplauten mit dem beigefügten Schaumstoffschutz verwendet werden sollte. Schon an dieser Stelle sei verraten, dass auch die bei Headsets als deutlich diffiziler einzurichtende Niere schon beim ersten Aufsetzen ein perfektes Klangbild lieferte. Stellt man den Winkel des kleinen Boomarms so ein, dass er etwas unter den Mundwinkel zielt, bekommt man das ausgewogenste Klangergebis mit der Niere. Die Kugel ist diesbezüglich nachgiebiger als die ohnehin schon recht problemlose Niere.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bügelkonstruktion erfüllt so gut wie alle Anforderung an ein Headset-System: leicht, flexibel, lange tragbar, kaum sichtbar.

Bedenkt man, dass 4466 und 4488 sicher oft an (fach-)fremden Personen installiert werden wird, ist es gut zu wissen, dass die Anpassung und Ausrichtung nicht nur in Windeseile gemacht ist, sondern auch, dass etwaige ruppige Korrekturen durch den Träger nicht zu Defekten führen wird: Trotz der grazilen Konstruktion sind Metallbügel und Plastikverbinder von sehr hoher Qualität.

Klang: DPA halt.

Die Überschrift liest sich vielleicht wenig euphorisch für den Fall, dass man mit DPA-Mikrofonen noch keine Bekanntschaft machen durfte. Es ist aber so, dass Schallwandler von DPA unzweifelhaft zu den besten zählen, die auf der Welt aktuell gebaut werden. Es gibt mit Schoeps, Microtech Gefell, Earthworks und einigen anderen noch starke Konkurrenten im Bereich der Kleinmembranmikrofone, doch im Bereich der Miniatur- und Subminiaturmikros wird die Luft wirklich sehr dünn.– die Dänen gelten vielen Tontechnikern als Spitzenreiter. Ganz der eignen Tradition verpflichtet, sind auch 4466 und 4488 besonders neutral klingende Wandler. Die Höhenboosts und der Abfall im Air Band entsprechen dem, was man mit dem EQ andernfalls nachziehen würde, wenn man ein frisches, direktes und verständliches Klangbild haben will. Einen Schärfedip unterhalb von 10 kHz besitzen beide Typen nicht. Das sollte aber nicht verwundern, denn schließlich ist die Mikrofonposition außerhalb des Bereichs, in dem die spitzen Konsonantenanteile den Mund verlassen.

Audio Samples
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4466 Sprache 4488 Sprache 4466 Sprache mit Umgebungsgeräuschen 4488 Sprache mit Umgebungsgeräuschen

Auch wenn es sich „nur“ um die älteren 4000er-Kapseln handelt und nicht um die neueren 6000er, spielt sich das Geschehen in der höchsten Qualitätsstufe ab. Sicher: Das kann man auch erwarten für den Betrag, der für eines der Mikrofone fällig wird. In jedem Fall zeigen sich die Mikrofone sehr transparent und schnell. Die Sprachdynamik wird nicht verringert, auch technisch decken beide Mikrofone das dynamische Spektrum so gut ab, dass auch leiseste Sprache noch ohne zu starkes Rauschen übertragen wird.

Angenehm ist auch, dass Niere und Kugel sich klanglich sehr ähnlich sind. Das ist vorteilhaft, wenn man bei sich ändernden Umgebungspegeln und Nebengeräuschen von der Kugel auf die Niere wechseln will. Insgesamt klingt die Kugel im Grundtonbereich etwas natürlicher, zeigt also typische Eigenschaften eines Druckempfängers. Allerdings ist der Nahbesprechungseffekt der 4488 verhalten, sodass auch tiefe Stimmen nicht verbassen. Für die Audiobeispiele wurde das Audio-Interface DPA MMA-A verwendet.

Die Kugelkapsel des 4466 (im Bild) und die Nierenkapsel des 4488 sind sich klanglich trotz unterschiedlichen Empfängerprinzips klanglich recht ähnlich.
Die Kugelkapsel des 4466 (im Bild) und die Nierenkapsel des 4488 sind sich klanglich trotz unterschiedlichen Empfängerprinzips klanglich recht ähnlich.

Fazit

Sowohl DPA 4466 CORE als auch DPA 4488 CORE sind hervorragende Kopfbügelmikrofone. Sie klingen beide hervorragend, die Bügelkonstruktion ist schlichtweg genial. Man könnte also prinzipiell höchst zufrieden sein, wenn es nicht noch eine Steigerung in Form der 6066 gäbe. Da wären wir schon bei einem nicht unwichtigen Gedanken: Der Preisunterschied von 4066 zu 6066 ist eher überschaubar, die 6066 ist bei prinzipiell gleicher Leistung vor allem eines: kleiner. Sehr positiv ist aber, dass mit dem DPA 4488 CORE nun eine der besten richtenden Miniaturkapseln (wenn nicht die beste!) mit einem der besten erhältlichen Kopfbügelsystem (vielleicht auch: dem besten) kombiniert wurde. Kurzum: Dass es nun ein 4466 gibt, ist sehr nett, dass es ein 4488 gibt, ist hingegen grandios.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragende Klangergebnisse
  • sehr guter Sitz
  • hohe Flexibilität und einfache Einstellung
Contra
  • keins
Artikelbild
DPA 4466 CORE und 4488 CORE Test
DPA_4466_Core_Headset_Test_5
Features & Spezifikationen
  • Miniatur-Kondensatormikrofone mit Kopfbügelhalterung
  • 5mm-Rechteckkapsel
  • Kugelversion: 4466 CORE
  • Nierenversion: 4488 CORE
  • Empfindlichkeit: 6 mV/Pa
  • 1% THD+N: 134 dB (SPL)
  • 10% THD+N: 144 dB (SPL)
  • Ersatzgeräuschpegel: 26 dB(A)
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Anschluss: MicroDot (LEMO-Version gegen Aufpreis)
  • Lieferumfang: Etui mit Spiegel, Ersatzschaumstoff
  • Preis DPA 4466 CORE: € 595,– (UVP, Straßenpreis noch nicht etabliert)
  • Preis DPA 4488 CORE: € 645,– (UVP, Straßenpreis noch nicht etabliert)
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