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D’Addario XS APB Test

Mit den D’Addario XS APB präsentiert der weltgrößte Saitenhersteller seine neueste Version beschichteter Premiumsaiten. Herkömmliche Metallsaiten verlieren bekanntlich schon nach relativ kurzer Zeit ihren ursprünglichen Glanz und klingen dann vergleichsweise matt und stumpf. Keine Frage, dass eine Beschichtung in der Lage sein kann, das Leben einer Saite unter Umständen sogar um Monate zu verlängern. Ein Grund, weshalb inzwischen fast jeder namhafte Hersteller beschichtete Saiten produziert, die sich allerdings nicht nur durch ihr Coating, sondern auch durch ihre materielle Beschaffenheit und Fertigungsmethoden unterscheiden. Der amerikanische Traditionshersteller D’Addario mit Sitz in Farmingdale/Long Island, folgt seit Jahren einer eigenen Mission, indem er auf Saiten mit einer speziellen Beschichtung setzt, die dem Wickeldraht seine natürliche Rillenstruktur bewahren soll.

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Die D’Addario XS-Saiten schaffen es trotz Beschichtung das Spielgefühl unbeschichteter Saiten zu vermitteln und belohnen ihren Einsatz mit einem obertonreichen und ausgewogenen Ton.


Entsprechend dieser Zielsetzung wurden die Produkte im Lauf der Zeit kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert. Zuerst gab es XL, EXP, NYXL und dann vor zwei Jahren den Produktlaunch der XT-Reihe. Jetzt präsentiert D’Addario stolz nach mehrjähriger Entwicklungszeit ein nochmals verbessertes Produkt: die XS-Saite. Das neuartige hauchdünne Coating soll – laut Hersteller – nicht nur die Lebensdauer der Saite verlängern, sondern auch den “besseren Ton” mit dem “Spielgefühl einer unbeschichteten Saite” verbinden. Immerhin gibt es speziell bei den beschichteten Saiten für Akustikgitarre einen etablierten Konkurrenten, und der heißt Elixir. Um so neugierig waren wir und wollten wissen, ob hier wirklich der ganz große Wurf gelungen ist, und haben die XS-Saiten auf die Zerreißprobe gestellt.

Details

Die XS-Saiten gibt es vorerst nur in der Geschmacksrichtung Phosphorbronze (APB). Der Saitensatz XS APB enthält – wie üblich – zwei blanke Diskantsaiten und vier umwickelte Saiten. Wir schauen uns den Aufbau einer umwickelten Saite genauer an und richten den Fokus auf den Kerndraht, die Umwicklung und das Coating. Schließlich wenden wir uns noch den aktuell verfügbaren Sätzen aus dem XS-Portfolio zu.

Der Kerndraht – Querschnitt und Material

Die umwickelten XS-Saiten kommen mit einem sechseckigen Stahlkern aus der hauseigenen Manufaktur. Bereits in den 30er Jahren entwickelte der Vordenker John D’ Addario Sr. den Kerndraht mit hexagonalem Querschnitt, der dem Wickeldraht zu einem sicheren Halt verhilft. Der Rundkern ist dagegen inzwischen (fast) vollständig vom Markt verschwunden, da die Umwicklung bei mangelhafter Fertigungsqualität abrutschen bzw. sich ablösen kann.
Die Kerne der XS-Saiten bestehen aus dem gleichen Stahl, aus dem auch die Drahtseile der Brooklyn Bridge in New York hergestellt sind, selbstverständlich “etwas” bescheidener im Durchmesser. Der Stahl der Brooklyn Bridge verbindet Stabilität mit Langlebigkeit und wird deshalb im Brückenbau inzwischen überall in New York eingesetzt. Das Kernmaterial der XS-Saiten firmiert aufgrund seiner Herkunft auch unter der Bezeichnung New York High Carbon Steel. Im Übrigen durften auch schon die XT-Saiten von der hohen Reißfestigkeit dieser Legierung profitieren.
Der Kerndraht der umwickelten XS-Saiten wird abschließend noch verzinnt, um auch diesen vor Korrosion zu bewahren, obwohl er ja schon durch Wickeldraht und Coating reichlich geschützt wird. Dazu später mehr. Die dünnen blanken Diskantsaiten – natürlich mit rundem Querschnitt – bestehen aus dem gleichen Material.

Fotostrecke: 5 Bilder Die XS Serie beinhaltet Phosphorbronzesaiten in vier unterschiedlichen Stärken, der Test-Satz hat die Saitenstärken: .012, .016, .w024, .w32, .w042, .w053.

Der Wickeldraht – Material und Oberflächenbeschaffenheit

Phosphorbronze-Saiten befinden sich überall auf der Überholspur und haben im Ranking zumindest bei D’Addario die 80/20 Bronze-Saiten überholt. Der Wickeldraht der XS-Saiten besteht aus einer Bronzelegierung mit einem sehr hohen Kupferanteil (über 92 %) und einem entsprechend geringeren Zinnanteil (8,0 %). Der Legierung wurde noch im geschmolzenen Zustand – während des Veredlungsprozesses – eine Prise Phosphor beigemischt. Die Saiten werden dadurch härter und widerstandsfähiger, obwohl der (weiche) Kupferanteil doch recht hoch ist. Am Ende nimmt man auch noch einen wesentlich obertonreicheren Klang mit, der sich substanziell von Saiten mit einem materiell andersartig beschaffenen Wickeldraht unterscheidet. Phosphorbronze-Saiten sind aufgrund des höheren Kupfergehaltes sichtlich dunkler als zum Beispiel 80/20 Bronze-Saiten mit einem geringeren Kupferanteil (80 %).
Die Stahlkerne werden mit dem rundgeschliffenen Wickeldraht (round wound) umwickelt. Erst durch die Wicklung entsteht eine ausgeprägte Rillenstruktur, die mit einem obertonreichen Klang einhergeht. Doch leider verlieren herkömmliche Saiten – wie schon erwähnt – nicht selten schon nach relativ kurzer Zeit ihre ursprüngliche Strahlkraft, vor allem dann, wenn sie oft bespielt werden, da sich in den Tälern die meisten beeinträchtigenden Schmutzpartikel absetzen. An dieser Stelle kommt die Beschichtung ins Spiel.

Coating

Der Hersteller legt nach eigenen Worten großen Wert darauf, dass auch nach der Beschichtung die Rillenstruktur des Wickeldrahtes intakt und fühlbar bleibt. Mit der mikroskopisch feinen Membran, die im Durchmesser kaum stärker als ein 10tel eines menschlichen Haares ist, wird die Saite wirksam versiegelt. Der Kunststoff Polytetrafluorethylen (ePTFE) punktet mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Er ist beständig gegen das Eindringen von Flüssigkeiten und zudem biokompatibel. Günstig wirken sich auch andere Eigenschaften des Materials aus, z.B. die hohe Zugfestigkeit, die UV-Beständigkeit u.v.m. Die ePTFE Membran wird erhitzt und legt sich “nach einem schonenden Verfahren” beim Abkühlen vollständig um die komplette Saite.
Dabei handelt es sich offensichtlich um ein ähnliches Verfahren wie bei Elixir, denn zumindest unter dem Mikroskop sind sich die beiden Saiten zum Verwechseln ähnlich. Die XS-Beschichtung umschließt die Saite komplett und überspannt wie bei Elixir die Wicklungszwischenräume.
Die blanken XS-Diskantsaiten werden auch weiterhin wie die blanken XT-Saiten, mit einer mikroskopisch feinen und korrosionsbeständigen Beschichtung oder Metalllegierung (“extended lifespan treatment”) behandelt, da die ePTFE-Membran an den dünnen glatten Saiten nicht haftet. Welches Gemisch in der Soundküche in Farmingdale hier zur Veredelung angerührt wird, bleibt aber weiterhin ein Firmengeheimnis. Jedenfalls hält sich der Hersteller mit weiteren Details bedeckt.

XS-Sätze in vier Stärken

Phosphorbronze-Saiten aus der XS-Reihe gibt es in vier Stärken. Der Durchmesser einer Saite wird in Inch (=2,54 cm), einer angloamerikanischen Maßeinheit angeben. Die Summe der Einzeldurchmesser wäre dann der Indikator für die Stärke des Satzes. Die umständlichen Satzbezeichnungen, die auch zu Irritationen führen können, treten nun in den Hintergrund. An den üblichen Satzstärken hat sich aber nichts geändert.
Darüber hinaus gibt es noch jeweils einen Satz für die Freunde der 12-saitigen Gitarre und der Mandoline. Mischsätze (z.B. Light Top/Medium Bottom) befinden sich (noch) nicht im Portfolio.
Die Wahl der Saiten- und Satzstärken hat großen Einfluss auf den Ton, aber auch auf die Zugkräfte, die auf Decke, Steg, Kopfplatte und Hals lasten. Die dicke E-Saite mit einem Durchmesser von 1,35 mm (.053″) entwickelt bei entsprechender Stimmung (82,41 Hz) und einer Mensur von 648 mm (25.5″) eine Zugkraft von 11,32 kg (= 24.95 lbs). Summa summarum lastet dann eine Zugkraft i.H.v. 72,82 kg (= 160,51 lbs) auf der Gesamtkonstruktion. Die Zugkraft einer Phosphorbronze-Saite ist zwar größer als die einer 80/20 Bronze-Saite, aber es gibt bei unseren Testsaiten kaum Unterschiede im Vergleich mit anderen Phosphorbronze-Saiten.

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Praxis

Die XS-Saiten sind hermetisch abgeriegelt in einem recycelbaren Beutel (im “Sixpack”) mit wiederverschließbarem Zip-Verschluss untergebracht, und zwar nicht “eingetütet”, sodass die nicht benötigten Saiten dort auch wieder einlagert werden können. Zuordnen lassen sich die Saiten leicht an den eingefärbten Ball-Ends: E und G (Brass), A und B (Black) sowie D und e (Silver).
Und so kommt zusammen, was zusammengehört: Gitarre und Saiten. Bei den Aufnahmen habe ich eine Taylor Jumbo 615 (Fichtendecke/Body aus Ahorn) verwendet.
In die Auswahl hat es der Satz mit der Bezeichnung XS APB 1253 geschafft. In dieser Stärke kann ich vor allem die Wirkungsweise der Saiten mit Pickings und Strummings demonstrieren. Ich darf mich im Folgenden auf Erfahrungen beziehen, die ich in einem Zeitraum von 14 Tagen gemacht habe.
Nach dem Aufziehen der Saiten dehne ich die Saiten, damit sie die Stimmung halten.Und dann gehts endlich los und die ersten Akkorde machen sofort Lust auf mehr. Ich entdecke den Sound meiner Gitarren neu. Die Saiten spielen klanglich auf einem hohen Niveau.

Die D’Addario XS-Saiten liefern einen runden und obertonreichen Klang mit ausreichend Druck im Mittelbereich.
Die D’Addario XS-Saiten liefern einen runden und obertonreichen Klang mit ausreichend Druck im Mittelbereich.

Das Coating der umwickelten Saiten macht sich nicht bemerkbar und ich habe fast das Gefühl, herkömmliche Saiten zu spielen. Die Fingerkuppe erhält vergleichsweise mehr Grip, auch bei einem Glissando. Das Obertonspektrum wird, wie mir scheint, durch die Beschichtung nicht negativ beeinflusst. Durch die ausgeprägte Rillenstruktur der Saite lassen sich Schleifgeräusche kaum vermeiden, doch bleiben sie im üblichen Rahmen. Leider haben sich nach dem Wechsel (unerwartete) leichte Schnarrgeräusche eingestellt, die aber am nächsten Tag und nach einer kurzen Einspielzeit verschwunden sind. Auch hat die dünne E-Seite ihre Zerreißprobe mit Bravour gemeistert. Die zusätzliche Belastung, die entsteht, wenn sie eine große Terz (auf gis) höher gestimmt wird, hat sie nämlich schadlos überstanden.
Was hat sich noch verändert? Ich meine, dass die XS APB (im Vergleich mit den XT-Saiten in der Phosphorbronze-Version) mit einem stärker ausgeprägten Obertonspektrum erklingen, das aber dezent im Hintergrund bleibt und nicht vordergründig aufdringlich wirkt. Bei den XT-Saiten war dieses zu meiner Überraschung relativ schwach ausgeprägt. Darüber hinaus habe ich das subjektive Gefühl, das die XS-Saiten im tiefen Mittenbereich mehr Volumen bieten, während die XT-Saiten dort etwas schwächer “besaitet” waren. Der “dickere Bauch” käme mir zumindest bei meinen Solospielstücken entgegen. Einer Bewertung möchte ich mich aber entziehen. Den Test der XT-Saiten könnt ihr hier nachlesen. Die Hörbeispiele bieten sich aber wegen der unterschiedlichen Mikrofonieren nicht unbedingt für einen objektiven Vergleich an.

Mit zwei kleinen Neumann-Mikrofonen kann man den Sound aus zwei verschiedenen Perspektiven erleben, da beide Signale extrem gepannt wurden.
Mikro 1 (linker Kanal)
Position: am 12. Bund
Abstand: 15 – 30 cm
Mikro 2 (rechter Kanal)
Position: am Steg
Abstand: 15 – 30 cm

Audio Samples
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Beispiel 1: Plektrum Beispiel 2: Ballade Beispiel 3: Chords

Bei diesem Beispiel kamen zwei Gitarren zum Einsatz. Ein Mikrofon befindet sich in der Halsposition (Gitarre 1) und ein Mikrofon in der Stegposition (Gitarre 2). Die Signale wurden extrem gepannt.

Audio Samples
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Beispiel 4: Rhythm

Alle Aufnahmen wurden mit unterschiedlichen “Räumen” ausgestattet. Ein Kompressor wurde nicht eingesetzt.

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Fazit

Die D’Addario XS-Saiten bieten mit ihrer hauchdünnen Beschichtung einen schönen runden und obertonreichen Klang mit dem nötigen Druck im Mittelbereich. Das Coating nimmt man nicht wahr, sodass man nahezu das Gefühl hat, eine unbeschichtete Saite zu spielen. Die Diskantsaiten lassen sich stark dehnen bzw. ziehen, ohne zu reißen. Leider sind beschichtete Saiten auch etwas teurer und D’Addario macht auch in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Wie sich der Klang nach Wochen entwickelt oder verändert, werden wir noch eruieren. Der Langzeittest hat nun begonnen und ich melde mich dann mit einem Update.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Spielgefühl einer unbeschichteten Saite
  • ausgeprägter Grip
  • obertonreicher, ausgewogener Ton
Contra
  • keins
Artikelbild
D’Addario XS APB Test
Für 17,30€ bei
Die D’Addario XS-Saiten schaffen es trotz Beschichtung das Spielgefühl unbeschichteter Saiten zu vermitteln und belohnen ihren Einsatz mit einem obertonreichen und ausgewogenen Ton.
Die D’Addario XS-Saiten schaffen es trotz Beschichtung das Spielgefühl unbeschichteter Saiten zu vermitteln und belohnen ihren Einsatz mit einem obertonreichen und ausgewogenen Ton.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: D’Addario
  • Bezeichnung: XS
  • Typ: beschichtete Saiten für Akustikgitarre
  • Saitenstärken: .012, .016, .w024, .w32, .w042, .w053
  • Material Wicklung: Phosphor Bronze
  • Material Kern: NY High Carbon Steel
  • Beschichtung: ePTFE Coated Polymer
  • Ladenpreis: 18,90 Euro (Mai 2021)
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Die D’Addario XS-Saiten schaffen es trotz Beschichtung das Spielgefühl unbeschichteter Saiten zu vermitteln und belohnen ihren Einsatz mit einem obertonreichen und ausgewogenen Ton.

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