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Crane Song Syren 500 Test

Crane Song Syren 500 im Test bei bonedo – Dem ungebrochenen Sog des 500-Formats kann sich auch der amerikanische Hersteller Crane Song nicht entziehen. Nachdem der Falcon-Kompressor im bonedo-Test für Begeisterung sorgte, folgt nun der nächste Streich in Form eines Preamps – welcher abermals auf Röhrenbasis arbeitet.

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Silbrige, gebürstete Frontplatte, quietschgrünen Knöpfe: Ein Crane-Song-Gerät erkennt man auf Anhieb. Dieses eher ungewöhnliche Farbschema ist jedoch gut gewählt, stellt es doch eine optische Entsprechung der Technik dar, die in diesem Look verpackt wird: Crane-Song-Geräte sind sehr eigenständige Designs eines „Autoren-Ingenieurs“ mit Mut zu unkonventionellen Ideen abseits ausgetretener Pfade. Nun ist ein Mikrofonvorverstärker in technischer Hinsicht eine relativ einfach aufgebaute Gerätegattung. Dass hier das Rad noch einmal komplett neu erfunden wird, zumal auf dem engen Raum eines 500-Moduls, davon ist wohl eher nicht auszugehen. Aber dennoch darf man gespannt sein, denn oft sind es ja Nuancen, die einem Studiogerät dann doch noch einen ganz eigenen Dreh verpassen. Das müssen nicht immer plakative Spezialfunktionen sein, besonders, wenn es sich um ein Gerät aus der Feder von Dave Hill handelt. Der Crane-Song-Mastermind hat Erfahrung genug, um sozusagen vor lauter Kür nicht die Pflicht zu verpassen. Man darf hier also einen Prozessor erwarten, der sich als Studio-Arbeitspferd auf professionellem Niveau keine Blöße geben wird, und bei dem es an der einen oder anderen Ecke einen interessanten Kniff geben wird. Mal sehen, wie das im Detail so aussieht!

Details

65 Dezibel Gain – für einen Tube-Preamp ausreichend viel

Als API-500-Modul mit einer Slotbreite verfügt der Syren über nicht viel Raum, aber dieser wurde gut genutzt. Immerhin finden sich in der kleinen Kassette Ein- und Ausgangsübertrager sowie eine Verstärkerschaltung, die auf den beiden Triodenelementen einer 12AX7-Röhre basiert, welche hier in Form zweier Gain-Stufen in Reihe geschaltet sind. Aus diesem Arrangement zieht der Syren ein maximales Gain von +65 dB – nicht im Preamp-Spitzenfeld, aber für einen Röhrenpreamp sehr ordentlich und in der Praxis in den allermeisten Fällen mehr als ausreichend.

Der Syren bietet zwei Gainstufen auf Basis einer 12AX7B-Doppeltriode
Der Syren bietet zwei Gainstufen auf Basis einer 12AX7B-Doppeltriode

Sehr steiles Hochpassfilter

Bei den funktionalen Basics gibt sich der Crane-Song-Preamp keine Blöße. Er verfügt über ein Pad mit 15- und 25-dB-Settings, das im Signalweg bereits vor dem Eingangsübertrager liegt und deswegen die gesamte Preampschaltung vor Übersteuerungen durch ein extrem heißes Eingangssignal schützt. Dazu kommt die unvermeidliche Phasendrehung sowie Phantomspeisung, letztere leider ohne Status-LED. Eingangsseitig kann zwischen dem Mikrofon-Input auf der Lunchbox-Rückseite und dem DI-Input auf der Frontplatte gewählt werden. Dazu bietet der Preamp auch noch ein Trittschallfilter, das bei 90 Hz mit einer relativ großen Flankensteilheit von 24 dB/Oktave greift. Ein zweistufiger Preamp erlaubt schon aufgrund seiner grundsätzlichen Struktur Klangvariationen. Diese werden aber beim Syren mit Hilfe des Color-Schalters über das normale Maß hinaus erweitert. Dieser deaktiviert die Gegenkopplung der zweiten Röhrenstufe und lässt damit deren klangfärbenden Eigenschaften erst recht von der Leine. Gegenkopplung (englisch „negative feedback“) bedeutet, dass ein Teil des Ausgangssignals einer Stufe mit invertierter Phase wieder auf deren Eingang gegeben wird. Das drosselt zwar den maximal erreichbaren Ausgangspegel, lässt den Klang aber sauberer werden, da sich die klanglichen Eigenheiten der fraglichen Baugruppe auf diese Weise zumindest bis zu einem bestimmten Grad auslöschen.

Fotostrecke: 3 Bilder Standards: Syren bietet ein zweistufiges Input-Pad, Phasendrehung und Phantomspeisung

Zwei Lundahl-Transformer

In klanglicher Hinsicht verspricht der Syren also, ein recht weites Feld abzudecken. Die Ein- und Ausgangsübertrager des schwedischen Herstellers Lundahl, die hier zum Einsatz kommen, gehören zu den transparenter und offener klingenden Varianten ihres Faches. Dies gilt insbesondere für den Ausgangsübertrager des Typs LL1585: Es handelt sich hier um ein Wicklungsmonster mit extrem hohem Headroom. Diese Übersteuerungssicherheit sorgt dafür, dass das Teil auch heiß gefahren nicht in die Knie geht: Eher wird das nachfolgende Gerät in die Sättigung getrieben. Auf der anderen Seite stehen eben die beiden Triodenstufen, mit denen eine prinzipiell sehr saubere Schaltung aufgebaut werden kann, die aber ebenso ein sehr schönes Sättigungsspektrum mit großen Anteilen der zweiten Harmonischen zur Verfügung stellen – insbesondere, wenn dieses Klangverhalten durch Abschaltung der Gegenkopplung in der zweiten Gainstufe forciert wird. 

Fotostrecke: 4 Bilder Robuste Fertigung: Crane-Song-Kassette mit geschlossener Bauform, Abwärme wird über Lochbleche nach draußen geführt

Guter Aufbau ist Ehrensache 

Kleine Details wie die Overdrive-LEDs an beiden Preamp-Stufen runden den professionellen Eindruck ab, auch innerhalb des Gehäuses spiegelt sich dieser ausgesprochen saubere Approach wieder. Hier gehen SMD- mit konventionellen Bauteilen einträchtig Hand in Hand, verschiedne Schaltfunktionen sind mit Relais realisiert, und Lochbleche an den Schmalseiten des Gehäuses sorgen für ausreichend passive Kühlung durch Luftzirkulation. Dazu vermitteln die Bedienelemente ein sehr wertiges Gefühl. Die beiden Potis drehen sich angenehm schwergängig, die Schalter fühlen sich ausgesprochen solide an. In der Hardware-Konzeption gibt sich Crane Song also keine Blöße. Das sollte in dieser Preisklasse selbstverständlich sein, aber die vielen kleinen makellosen Details verraten, dass der Hersteller viel Erfahrung im High-End-Segment besitzt. Solch ein Hardware-Aufbau scheint demnach für Dave Hill nicht nur eine Sebstverständlichkeit, sondern Ehrensache zu sein.

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Praxis

Das knapp gefasste, aber informative Manual weist bereits darauf hin, dass der Syren mit Klangfärbung im Blick konzipiert wurde. Man sollte sich hier also nicht zu sehr an technischen Werten entlanghangeln (welche bei einem Hersteller wie Crane Song einen gewissen Standard zu erfüllen haben und dies auch in diesem Fall tun), sondern mehr mit der rechten Gehirnhälfte zu Werke gehen. Klar ist, dass auch dieser Preamp gewisse Standards erfüllen sollte, wie beispielsweise eine Aufnahme so sauber durchzuführen, dass im wesentlichen der Charakter des Vokalisten und des Mikrofons transportiert und auf Line-Pegel angehoben werden. Aber jenseits davon scheint hier das Tor zu einer wahren Spielwiese geöffnet zu werden, und die sollte man intuitiv erforschen.

Wie clean und wie dreckig kann der Syren verstärken?
Wie clean und wie dreckig kann der Syren verstärken?

Doch trotz all der Optionen zu Klangfärbung ist die interessante Frage zunächst, wie der Syren in seiner cleansten Einstellung klingt, beziehungsweise ob sich schon in dieser ein gewisser Charakter ausmachen lässt. In der Praxis bedeutet dies: den Color-Schalter in die Neutralposition bringen, das Gain-Poti der zweiten Preamp-Stufe voll aufdrehen und dann das Gain-Poti der ersten Preamp-Stufe so justieren, dass der gewünschte Ausgangspegel erzielt wird. Das alles geht sehr einfach und bequem übe die Bühne. Obwohl nicht weniger als sechs Schalter, zwei Potis und eine Klinkenbuchse auf der Frontplatte liegen, bleibt die Bedienung übersichtlich. Dank des cleveren Layouts dürfte die Nutzung des Syren auch für Grobmotoriker keine Schwierigkeit darstellen. Zudem fühlen sich die Bedienelemente ganz einfach wertig an – die Hardwarequalität lässt sich also auch haptisch erspüren.

Der Grundklang des Syren, welcher sich in Reinform mit den eben genannten Einstellungen abrufen lässt, präsentiert sich mit einem sehr körperlichen, natürlichen aber dichten Signal. Der Klang hat Substanz und einiges Gewicht, bleibt aber stets akkurat und offen. Auf diese Weise hat der Sound der Quelle Vorrang, derPreamp lässt den Charakter des angeschlossenen Mikrofons in all seinen feinen Nuancen unangetastet. Das ist toll, wenn man ein gutes Mikro verwendet (im Falle unseres Klangbeispieles kam ein Neumann U67 zum Einsatz), aber wenn die Signalquelle Schwächen aufweist, dann gibt’s hier nichts geschenkt. Das ist kein Nachteil und spricht höchstens für die Ehrlichkeit und Sauberkeit des Preamps. Ein wenig kann man dessen Charakter aber doch auch bereits in der Neutralstellung erahnen, denn ein klanglich völlig „unsichtbarer“ Preamp müsste erst noch erfunden werden. Der Syren ist beileibe kein warmer Preamp im Sinne von dumpfem Klang, aber es fällt schon in der transparenten Einstellung auf, dass Transienten schön eingebunden, kleine Signalspitzen sanft verrundet werden – genau das macht den körperlichen und dichten Klang aus. Hier steht am Ende ein sehr solides Signal zur Verfügung, dass in der Weiterverarbeitung niemals für Schwierigkeiten sorgt welche dem Preamp angelastet werden könnten.

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Vocals, clean Vocals, clean mit Low-Cut

Auch das Trittschallfilter reiht sich nahtlos in den bislang guten Eindruck ein. Es arbeitet aufgrund der hohen Flankensteilheit extrem effektiv, macht sich klanglich aber zum Glück kaum bemerkbar. Die Ansatzfrequenz ist mit 90 Hz allerdings so hoch gewählt, dass sie in manchen Fällen bereits dem Nutzsignal in die Quere kommt. Eine zusätzliche Option von 40 oder 50 Hz wäre schön gewesen.

Soweit die Pflicht – nun zur Kür. Wie bereits erläutert, bietet der Syren vielfältige Möglichkeiten zur Signalverbiegung über die neutral-smoothe Vorverstärkung hinaus. Hier sind Experimente erforderlich, da gerade der Open/Color-Schalter nicht immer exakt vorhersagbar reagiert. Generell kann man sagen, dass die Abschaltung der Gegenkopplung um so deutlicher wird, je heißer man die zweite Preampstufe fährt. Tendenziell sorgt die Color-Option für einen noch dichteren, etwas mittig-wärmeren Klang, dem in den Höhen die bissigen Komponenten der Sättigungsprodukte etwas gezogen werden. Man könnte diesen Ton auch als „sweeter“ bezeichnen. Hier wird dann ein stärkerer Eigensound deutlich, der sich wie ein Bilderrahmen um das Eingangssignal herum legt. Um in diesem Bild zu bleiben: Er ist eher golden als silbern lackiert…

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Vocals, clean Vocals, zweite Röhrenstufe heißer Vocals, zweite Röhrenstufe heißer, Gegenkopplung aus Rhodes, clean Rhodes, Sättigung

Es ist durchaus überraschend, was für Sättigungsreserven der Syren anbietet. Man muss durchaus ein bisschen aufpassen, dass man eine Vocal-Aufnahme nicht durch satt angezerrte Pegelspitzen unwiderbringlich ruiniert. Hier ist Fingerspitzengefühl gefordert, was aber abermals kein Nachteil des Gerätes st, sondern einfach in der Natur der Sache liegt. Auf der anderen Seite öffnet dies dem Syren Tür und Tor für veritable Ensätze als Distortion-Box, wobei dem Sound das „singende“ Zerrspektrum der Triodenröhre mit großen Anteilen der zweiten Harmonischen sehr gut zu Gesicht steht.

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Fazit

Machen wir uns nichts vor: Der Crane Song Syren rangiert am oberen Ende des Preisspektrums von 500-Preamps. Für dieses Geld bekommt man aber einiges geboten. Als da wären die hochwertige Hardware mit edlen Übertragern und haptisch wie optisch ansprechenden Bedienelementen, die vielseitige Konzeption, die transparente und heftig angesättigte Klangergebnisse gleichermaßen ermöglicht, sowie die in allen Betriebssituationen äußerst ansprechenden Klangresultate. Dass eine Status-LED für die Phantomspeisung sowie eine zusätzliche Hochpassfilter-Frequenz die einzigen unerfüllten Wünsche darstellen, spricht nur für die Qualität des Gerätes. Keine Frage, der Syren ist nicht billig, aber sein Geld allemal wert!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • Klangfärbungsmöglichkeiten
  • Vielseitigkeit
Contra
Artikelbild
Crane Song Syren 500 Test
Für 1.549,00€ bei
Crane Song Syren: Röhrenpreamp im Lunchbox-Format
Crane Song Syren: Röhrenpreamp im Lunchbox-Format
Technische Spezifikationen
  • Röhrenpreamp auf Basis der 12AX7-Doppeltriode
  • maximal 65 dB Gain
  • Aufbau mit zwei Gainstufen erlaubt vielseitige Klangfärbung
  • übertragersymmetrierte Audio-Anschlüsse
  • Trittschallfilter
  • hochohmiger Instrumenteneingang
  • Preis: € 1178,– (UVP)
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